Urte Hanke hat zwei mal hintereinander bei der Quilttriennale in Heidelberg, Deutschland den Preis für Innovation im großen Format gewonnen. Ich finde persönlich Ihre Arbeiten so großartig, sie reflektieren eine ganz eigenwilliger und persönlicher künstlerischer Weg und wollte deshalb gerne über diese Künstlerin wissen. Ich bat Sie deshalb um einen Gastbeitrag den Sie sehr gerne angenommen hat.
Lesen Sie selbst ihre Werdegang und Entwicklung:
Aufgewachsen bin ich in Ostdeutschland in der Bauhausstadt Dessau. Wesentliche Einflüsse kommen von dort her und nach wir vor beeindrucken und beeinflussen mich die bahnbrechenden Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler des Bauhauses in ihrer Konsequenz und Radikalität.
In meiner Familie sind viele Frauen mit der Arbeit mit Textilien vertraut, nähen, sticken, stricken und häkeln habe ich daher schon als Kind gelernt. Den kreativen Prozess und die damit einhergehende Erfüllung lernte ich schon früh kennen.
Eine künstlerische Ausbildung habe ich nicht gemacht, ich wurde Buchhändlerin.
Für mich ist Kunst eines der wichtigsten menschlichen Ausdrucksmittel überhaupt.
Vielleicht hatte ich deshalb schon immer den Drang, mich künstlerisch auszudrücken und daraus wurde mit der Zeit ein inneres Muss. Ich begann meine Vorstellungen darüber, was ich ausdrücken wollte, konkreter zu formen.
Da ich die Arbeit mit Textilien liebe, begann ich vor ungefähr 15 Jahren mit Stoff zu arbeiten. Als Kind war mir Patchwork schon begegnet, jetzt fand ich die Technik in Büchern wieder und begann, damit zu experimentieren. Zunächst kannte ich keine Gruppe, ich arbeitete allein und eignete mir die Techniken selbst an. Auch jetzt arbeite ich überwiegend allein.
FRAGMENT 11, 2015, 45 x 37 cm |
Einige Jahre gehörten dem Experiment, ich habe Berge von Proben genäht. Viele
davon sind bis heute wichtig für mich, aus ihnen speist sich meine Arbeit auch jetzt noch. Sie sind wichtige Ideengeber für weitere Experimente und wie ein Skizzenbuch aus Stoff, das auch Erinnerungen an Lerneffekte in sich birgt. Zusätzlich zeichnete ich sehr viel, was ein wichtiges Übungsfeld war und ist.
Die textilen Arbeiten nahmen mittlerweile immer mehr Zeit in Anspruch und ich entschied mich dafür, ausschließlich als Künstlerin zu arbeiten.
STRUKTUR UND RAUM 4, 2014, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 180 x 180 cm |
STRUKTUR UND RAUM 4, 2014, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, Detail |
STRUKTUR UND RAUM 5, 2017, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 53 x 51 cm |
Oft nutze ich dunkle Stoffe und ganze Stoffstücke.
Mit der Zeit habe ich begonnen, außer in kleinen auch in mittleren und großen Formaten zu arbeiten. Alle Größen stehen für mich gleichwertig nebeneinander, nicht jedes Motiv ist geeignet für das große Format.
FRAGMENT 14, 2016, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 45 x 18 cm, Detail |
FRAGMENT 15, 2017, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 26 x 10 cm, Ausschnitt |
STRUKTUR UND RAUM 3, 2013, +Ölfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 149 x 170 cm, Detail |
Ich beginne grundsätzlich mit kleinen Proben. Die Arbeiten, die ein Potential zum größeren Format haben, versuche ich größer zu fertigen. Das ist nicht immer unproblematisch. Mit zunehmender Größe verändert sich die Wirkung oft völlig und auch technisch ergeben sich andere Herausforderungen.
Ich arbeite an mehreren Teilen gleichzeitig und kann so zwischen den Stücken wechseln, wenn ich Abwechslung oder Erholung brauche oder der Prozess aus anderen Gründen stockt.
Die Arbeit ist für mich nach der Fertigstellung eines Quilts nicht immer zu Ende, sondern es ergeben sich manchmal neue Fragen und ich habe das Gefühl, wieder am Anfang zu stehen.
Im Laufe der Zeit habe ich viele Ideen angesammelt, die darauf warten, bearbeitet zu werden. Dennoch gibt es meiner Arbeit Kontinuität, mich für eine gewisse Zeit auf ein Thema zu konzentrieren.
STRUKTUR BLAU 11, 2018, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 97,5 x 125cm |
Verschiedene Facetten einer Thematik werden mir nur zugänglich, wenn die scheinbare Wiederholung zur tieferen Betrachtung zwingt. Bis auf wenige Ausnahmen arbeite ich deshalb in Serien und versuche Impulse aufzunehmen und sichtbar zu machen, die sich aus der kritischen Betrachtung meiner Umwelt oder auch aus der Auseinandersetzung mit mir selbst ergeben.
Auf diesen Prozess konzentriere ich mich im Wesentlichen und das Ziel, individuelle und doch zeitlose Abstraktionen zu finden, steht für mich im Vordergrund.
STRUKTUR BLAU 3, 2016, Acrylfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 198 x 61,5 cm, Detail |
LINEAR, 2017, Ölfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 196 x 177 cm |
LINEAR, 2017, +Ölfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 196 x 177 cm Detail |
LINEAR 4, 2017, Ölfarbe und Polyesterfaden auf Baumwolle, 41 x 45 cm |
Mehr können Sie über Urte auf Ihre Homepage sehen: https://www.urtehanke.de/
Vielen herzlichen Dank Urte für diesen ausführlicher Beitrag!
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