Freitag, 31. Oktober 2014

C.A.R.

von: Gabi Mett


Dieses Kürzel weist auf eine internationale Kunstmesse hin, die zweimal im Jahr in Essen auf dem Gelände vom Weltkulturerbe Zollverein stattfindet. Im Sommer werden in den ehemaligen Hallen der Zeche in erster Linie die neuen Medien und ihre Ausdrucksformen vorgestellt. Im Oktober zeigt seit einigen Jahren die Contemporary Art Ruhr - C.A.R.- neben dem gesamten Spektrum der klassischen Künste wie Malerei, Zeichnung und Bildhauerei auch Installationen, Performances und andere Bereiche der modernen Kunst. Die Messe ist international ausgerichtet. Es sind in jedem Jahr Gastländer eingeladen, die oft sehr interessante und überraschende Kunstströmungen zeigen. Im Oktober versuche ich immer, die Messe zu besuchen und so vielleicht ein wenig auf dem laufenden zu bleiben, was aktuelle Kunstströmungen angeht. Besonders interessiert es mich natürlich, ob es textile Kunst zu entdecken gibt. Bisher bin ich immer fündig geworden.Vor zwei Jahren war es mir möglich, meine Arbeiten ebenfalls dort zu präsentieren. Es gab gute Gespräche mit einem sehr starken Interesse an der textilen Ausdrucksform. Der Platz, an dem ich ausstellen durfte, lag in einem alten Fabrikgebäude, dass seit langem ein renommiertes Designmuseum beherbergt und in dem immer der red dot award vergeben wird, der Preis schlechthin für gutes Design. Eine runde Sache.

In diesem Jahr hatte ich mich zur Vernissage angemeldet und am Freitagabend war ich pünktlich zur Stelle. Im sogenannten Sanaagebäude begann für mich der Rundgang. In dem sehenswerten Gebäude ist es immer ein Genuss, die Werke zu sichten und für sich entdecken.


Das Sannaagebäude auf dem Weltkulturerbe Zollverein

Neben Südkorea lag der Länderschwerpunkt auf Rumänien. Meinen absoluten Favoriten habe ich in folgenden Bildern festgehalten.









Im ersten Moment fühlte ich mich an Textilien erinnert. Es stellte sich aber heraus, dass es sich durchgängig um Keramik handelte. Ich kam mit einem Künstler ins Gespräch. Er erklärte mir die Idee zu der gesamten Installation. Der Titel lautet: The sound of ceramics - imaginary sounds for ceramic art, performers and publish.Die Künstler, alle aus Rumänien, setzten sich in erster Linie mit Keramik als künstlerischem Ausdrucksmittel auseinander. Es entstand die Idee, Keramik als Klangkörper zu entdecken und zu entwickeln und gleichzeitig daran zu denken, diese Klangkörper in einer Performance ertönen zu lassen. Ich fand diese Idee großartig, zudem sie in dem Überfluss aus Bildern eine dem Auge wohltuende Insel darstellte. Leider konnte ich die Lifeperformance nicht miterleben, aber eine DVD habe ich mir dann zu Hause in aller Ruhe angeschaut. An diesem Beispiel zeigt sich, dass eine neue Sicht auf das eigene Material zu bemerkenswerten Ergebnissen führen kann.
Gleich um die nächste Ecke wurde es dann wesentlich bunter - und textiler? Im ersten Moment war ich auch hier geneigt, an die Weichheit des Materials zu denken, aber es handelte sich um geschmolzenes und so verändertes Plastikmaterial.







Beim genaueren Hinschuaen konnte man zum Teil sehr gruselige Masken erkennen. Ich hoffe, der oder die Künstlerin verzeiht es mir, dass ich die Bilder ohne Namensnennung hier zeige. Ich habe leider kein Schild gefunden.


Der Weg führte mich dann weiter in die nächste Halle.





 Auf dem sogenannten Camp, dem innovativem Marktforum, stach mir schon von weitem folgende große Arbeit ins Auge. Ich schätze sie auf 2 x 2m.



Strickarbeit von Nora Peters

Bei näherer Betrachtung entpuppte es sich als eine Maschinenstrickerei. Die Künstlerin Nora Peters hatte gleich die Strickmaschine mitgebracht. 



Auf ihrer Webseite www.norapeters.de habe ich folgende Erklärung für dieses Werk gefunden, in dem man Elemente des menschlichen Körpers entdecken konnte:

Ihr fotografiert euren Körper,
ladet das Bild anonym unter
www.exhibitionraw.de hoch
und werdet Teil der Strick-Installation
Lieblingsstellen und Leberflecken
Kanten und Kurven
Sommersprossen und Sehnen
Gänsehaut und Geweberisse
Augenringe und Altersflecken
Nabel und Narben
Schwielen und Schönheitsmale
Furchen und Falten
Wanst und Weichteile
Hüftgold und Haarkleid


Eure eingesendeten Körperbilder landen anonym in einem Pool mit allen bisher gesammelten Fotos. Aus dieser Sammlung werden per Zufallsgenerator Bilder ausgewählt und mit der elektronischen Strickmaschine gestrickt. Auf dem 55cm breiten, immer länger werdenden Textil sind die Ausschnitte der gescannten Körperteile nicht mehr voneinander zu trennen. Sie gehen nahtlos ineinander über, ergänzen sich. Sie ergeben in ihrer Kombination ein neues, abstraktes Bild, das sich zwischen fotografischem Dokument und schemenhafter Abstraktheit bewegt.
Der enthüllte Körper wird auf das Material seiner Verhüllung projiziert und verschmilzt mit ihm. Das Innere wird nach außen gekehrt. Das Verborgene ausgestellt.


Eine Provokation? Was denken Sie dazu?


eyes to see  -   Nora Peters

Detail: eyes to see - Nora Peters

Die zweite Arbeit wird von ihr so beschrieben:
 
Die interaktive Installation beschäftigt sich mit dem Thema Sehen und Wahrnehmen jedes Einzelnen und der Gesellschaft als Kollektiv. Im Auge spiegelt sich die Einzigartigkeit des Menschen wieder. Nicht umsonst ist der Iris-Scan der Fingerabdruck des digitalen Zeitalters.
Das Auge gilt als verlässlichstes Organ unserer Wahrnehmung. Und dennoch bleibt das Potential der Wahrnehmung oft ungenutzt. Schließt man die Augen, lassen sich beunruhigende Entwicklungen fern halten.Während der Ausstellung werden die Augen der Besuchern gescannt, gerastert und als digitales Strickmuster mit einer Strickmaschine gestrickt. Auge reiht sich an Auge. Im Kollektiv verschwimmen die Grenzen zwischen Individualität und Anonymität.

Diese Arbeiten haben mich dazu veranlasst, wieder einmal über den Begriff Textilkunst nachzudenken und zu versuchen, das Thema aus einen anderen Blickwinkel zu betrachten.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Freitag, 24. Oktober 2014

Herbstfarben

von Cécile Trentini



Vor zwei Wochen war ich wieder einmal in den USA, im Midwest, und konnte einen "Indian Summer" in seiner ganzen Farbenpracht geniessen - die sich sowohl bei Sonnenschein, wie auch bei Regenwetter entfaltet. Beim Durchschauen, der zahllosen Fotos, die ich gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich einen ganzen Farbkreis damit gestalten kann!






Der sich aus Ausschnitten dieser Fotos zusammenstellt:

Zitronengelb

Sonnengelb

Orange


Rot

Magenta

kann als violett durchgehen...

im Regen schimmerten diese Blätter wirklich dunkel violett,
was auf dem Foto leider durch den Lichteinfall verfälscht wird.
 
Blau
für mich immer wieder beindruckend, dies ist nicht
etwa das Meer, sondern ein See, der Lake Michigan

Grün
genau diese Farbe stelle ich mir unter einem "saftigen grün" vor.

ein "grüner" Farbkreis...
Grüngelb

Gelb-grün

Eine solche Farbpalette lässt sich an einem schönen Herbsttag auch in unseren Breitengraden finden. 
Machen Sie sich auf die Bilderjagd!
Man könnte sich auch vom Post vor zwei Wochen meiner Kollegin Gabi Mett inspirieren lassen und sich überlegen, wie man diese Farbenpracht und Strukturenreichtum textil umsetzen könnte - das gäbe sicher auch eine schöne Herbstserie.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Freitag, 17. Oktober 2014

Seit einigen Tagen gehöre ich dazu...



 Von:
 Ursula Suter


Im letzten März konnte ich an der Ausstellung Teximus 1 teilnehmen und lernte dabei die Mitglieder von TAFch kennen. Die Gruppe der Künstlerinnen beeindruckte mich sehr durch ihr Engagement. Einerseits zeigten sie ihre eigenen beeindruckenden und vielschichtigen Werke und andererseits stellten sie ihre Zeit und eine Plattform für die Werke anderer Künstlerinnen zur Verfügung. An dieser Ausstellung konnte ich zwei Arbeiten ausstellen. Es wäre möglich, sie frei hängend zu präsentieren, denn durch das Verflechten der Filzbänder ist farblich eine Seite jeweils das Gegenstück der andern. Die Inspirationsquelle für beide Bilder ist der Ausstellungstitel Teximus.

Der philosophische Ansatz, meine Gedanken dazu: Im Leben ist Alles mit Allem verwoben, in einem beschränkten Raum treffen Gegensätze aufeinander und fügen sich trotzdem zu einem Ganzen. Der technische Ansatz meiner Gedanken: Filz trifft auf Geflecht; Chaos auf Struktur.


Land und Wasser

Leben und Lieben

Anfangs Juli reiste ich nach Gotland Schweden. 



Impressionen aus Gotland

Die Vereinigung „Gotlands läns Hemslöjdsförening“ organisiert dort alle zwei Jahre das Filzsymposium „Kreatov“. Ich war erfreut, dass ich dort schon zum zweiten Mal einen Workshop anbieten konnte, denn die gute Organisation, die freundlichen Leute, und die motivierten Kursteilnehmerinnen sind eine Reise wert!
 
Bildstein

Gotland, die Insel in der Ostsee, ist vor allem bekannt für ihre Bildsteine aus dem 5. Jahrhundert. Was mich an Gotland jedoch besonders fasziniert, sind nicht die Zeitzeugen aus der Späteisen- und Wikingerzeit, sondern die Fossilien aus der Zeit, als Gotland noch Meeresboden in der Nähe des Äquators war. Neben den Workshops räumte ich mir darum extra Zeit ein, um zusammen mit einer Freundin an den Stränden rund um die Insel Versteinerungen zu finden. Wir nannten es Fossiliensafari.






 
Teile von Korallenbänkenn

Wenn ein Stück Fels abbricht, kommen hunderte von Fossilien zum Vorschein, die langsam verwittern, und sich mit der Zeit aus dem Felsen lösen. Das Arbeiten mit Hammer und Meissel ist nicht erlaubt. 

große Fundstücke


Auch diese Fundstücke sind noch zu gross um in einer Jackentasche Platz zu haben. Dies ist das erlaubte Mass an Fossilien, welches man mitnehmen darf.
 
meine kleine Sammlung

 Ich bin gespannt zu welchen Formen und Strukturen sie mich in meinen Filzarbeiten inspirieren werden.





Mittwoch, 15. Oktober 2014

Freitag, 10. Oktober 2014

Diese Richtung >>> !

von: Gabi Mett

Nach den vielen Ereignissen, Ausstellungen und Workshops in diesem Jahr ist es schön, eine Auszeit zu nehmen, um wieder im Alltag anzukommen. Was wäre gescheiter, als einen Spaziergang zu machen? Folgen Sie mir doch einfach.

Der kleine Ausflug führt mich und meinen Mann in eine Nachbarstadt. Hier wollen wir zuerst eine Museum besuchen und dann an der Ruhr - der Fluß gibt dem Ruhrgebiet seinen Namen - zurück nach Hause laufen. Gesagt, getan, nach dem Museumsbesuch und einem kleinen Imbiss machen wir uns auf den Weg. Ich habe meine Kamera in der Hand und lasse meinen Blick schweifen. Was fällt mir sofort ins Auge? Von einer kleinen Brücke schaue ich auf einen Seitenarm. 
 
Seitenarm der Ruhr

Üppig grün, wild bewachsen mit unterschiedlichsten Bäumen, Gräsern und mir unbekannten Pflanzen. Ja, dass muss ich festhalten. Daraus könnte man sofort eine Stickerei entwickeln. Das Bild gibt bereits vor, wo man dichter und weniger dicht Stiche setzen könnte, Die Blätter der einzelnen Pflanzen zeigen eine schöne Differenzierung. Der Blick wird von links unten nach oben diagonal durch das Bild geführt, ohne es in zwei gleiche Hälften zu teilen. Eine Herausforderung für die Umsetzung in eine Stickerei. 
Auch der nächste Blick kann sofort als Vorlage herhalten. Hier wird die Diagonale oben durch die Waagerechte begrenzt. Die unterschiedlichen Strukturen sind nicht gnaz so wild
 
Blick auf die Ruhr

Holt man die Pflanzen ein wenig näher vor die Linse, kann man Inspirationen für eine Perlenstickerei entdecken. 


Das Grün wäre dann der Bereich, den ich mit Perlen gestalten würde. Die Perlen müssen dafür sehr üppig aufgearbeitet werden. Da darf nicht mit Material gespart werden. 

Denke ich an eine Serie? Es kommt mir tatsächlich in den Sinn. Es könnte mit der Flußlandschaft in der Ferne beginnen und mit jedem Bild mehr ins Detail gehen. So auch hier.



Die Pflanzen und das Wasser sind immer deutlicher zu erkennen. Sie bilden in jeder Hinsicht einen schönen Kontrast. Eine unsichtbare Diagonale teilt das Bild in zwei Hälften, zum einen die Wasserhälfte und zum anderen die Grashälfte. Die Gräser bringen noch einmal die Vertikale ins Spiel. Die Horizontale wird durch das Bildformat eingebracht. 
 
Gras und Wasser

Diese Bild wähle ich für ein kleines Training. Wie kann ich diesen Eindruck textil übersetzen? Geschichtete transparente Stoffe gepaart mit Applikation...? Was fällt Ihnen dazu ein? Vielleicht doch ein Ausgangspunkt für eine neue Siebdruckschablone? Oder für den Versuch einer Abstraktion? Was ist interessant am Gras? Sind es die unterschiedlichen Farbtöne? Sind es die unterschiedlichen Richtungen, die mein Auge verweilen lassen? Richtung ist in jedem Bild immer eine wichtiges Gestaltungselement. Hier kann ich es im kleinen üben. Mit der Digitalkamera hat man unbegrenztre Möglichkeiten, sein Seh- und Gestaltungsvermögen zu schulen, natürlich mit Spaß und Freude. 

Die Richtung kann natürlich auch ganz anders ins Bild gebracht werden und sei es durch eine Verkehrsschild für die Schifffahrt oder durch den Wellengang und die Spiegelungen im Fluß. Auch eine Person im Bild gibt eine Richtung vor, oder? 

Verkehrsschild im Fluß

leichter Wellengang

 
Ausblick aufs Wasser

Natürlich bleibt es bei der Suche nach Linie und Richtung nicht aus, dass mir solche Dinge sofort ins Auge fallen. 
 
Parkbank


Parkbank bei ganz naher Betrachtung

Brückengeländer aus Holz

Stahlbrücke
Und zu guter Letzt kommen wir auf der Straße an, wo die Linien im Asphalt ebenfalls zur Inspirationsquelle werden. 



Es sollte nur ein kleiner Spaziergang werden. Bei näherer Betrachtung kann es dann doch schnell auch wieder zu einem Training in Gestaltungsfragen werden. Aber keine Angst, ich habe die übrigen Kilometer ohne eine solche Übung auch genossen.