von Ursula Suter
Im Letzten Jahr bin ich immer wieder über das Thema Seide gestolpert. Das Seidenraupenprojekt im Museum Ballenberg, Reiseberichte von Verwandten und Freunden, der hauchzarte Roman von Alessandro Barico „Seide“ und eigene handwerkliche Erfahrungen. In meinen nächsten Blogs wird die Seide immer im Mittelpunkt stehen.
Im Letzten Jahr bin ich immer wieder über das Thema Seide gestolpert. Das Seidenraupenprojekt im Museum Ballenberg, Reiseberichte von Verwandten und Freunden, der hauchzarte Roman von Alessandro Barico „Seide“ und eigene handwerkliche Erfahrungen. In meinen nächsten Blogs wird die Seide immer im Mittelpunkt stehen.
Die Reihe beginnt mit
Laos entdecken durch Textilien
Gästeblog von Rosmarie Hammer
Eigentlich wollten wir nur zwei Tage in Luang Prabang bleiben, doch es
fühlte sich so gut an hier zu sein und das Hotel - wie ein Paradiesgarten. Wir
waren müde. Die Wochen in Vietnam waren anstrengend gewesen. Und hier schon am
ersten Tag begegneten wir wunderschönen Textilien und am Abend gingen wir in
ein Gartenrestaurant, um eine ganz besondere Modeschau zu erleben. Junge Laotinnen
und Laoten präsentierten ihre traditionellen Kleider.
Mit Stolz und Grazie bewegten sie sich über die Bühne! Was für eine
Vielfalt! Was für eine Farbigkeit! Was für zauberhafte Stoffe!
Aus den zwei Tagen wurde eine Woche. Wir entdeckten „Ock Pop Tok“ – eine
Fair Trade Organisation mit dem Ziel:
-
laotisches Handwerk und insbesondere
das textile Handwerk, das droht in Vergessenheit zu geraten, wieder beleben
-
die Qualität heben
-
die ökonomischen Bedingungen der
Handwerkerinnen verbessern
-
die pädagogische und kreative Zusammenarbeit in Laos und weltweit
ermöglichen und fördern
Um das Konzept „ Ost begegnet West“ zu leben, gibt es im
Handwerkszentrum, das am majestätisch dahinfliesenden Mekong liegt, die
Möglichkeit, durch kürzere oder längere Kurse einen praktischen Einblick in die
Arbeit zu bekommen. Wir entschieden uns für`s Färben und Weben, je einen halben
Tag.
Färben
Die Seidenproduktion hat in Laos seit über 1000 Jahren Tradition. Das
Zentrum braucht verschiedenste Färberpflanzen für seine Farben. Je nach dem
welcher Teil der Pflanze verwendet wird (Wurzel, Stängel, Blatt, Blüte, Rinde etc.)
und der Art der Vorbehandlung der Seide (Alaun, Eisen, Natron, Aschewasser
etc.), ergeben sich unterschiedliche Farbnuancen.
Jede Teilnehmerin durfte drei Farben wählen. Ich entschied mich für:
Sappanbaum (Caesalpina sappen linn), Annattostrauch (Bixa Orellano,
Annettogewächse) und Turmeric (Gelbwurz).
Vom Sappanbaum verwendeten wir das Holz. So musste ich erst mit
Spaltmesser und Beitel das Holz in kleine Scheite spalten. Dieses wurde dann
ausgekocht. Die kurz mit Alaun vorbehandelte Seide wurde dann ins Färbbad
getaucht. Eine rotgoldbraune Farbe war das Resultat. Durch die Beigabe von
Aschewasser kann man diese Farbe zu Pink-purpur weiterentwickeln.
Sappanholz zum Spalten |
Der Annattostrauch ist eine wichtige Färberpflanze und stammt
ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Es war der wichtigste Farbstoff für
die Körperbemalung der Indianerstämme und trug ihnen die abschätzige Bezeichnung
Rothaut ein.
Ich verwendete die Samen, die ich erst im Mörser zerstampfen musste. Sie
wurden eingeweicht, aufgekocht und dann abgesiebt. Die mit Natron vorgebeizte
Seide nahm ein leuchtend goldenes Orange an.
Annattofruchtstand mit Samen |
Annattosamen im Mörser |
Die Turmericwurzel musste ich im Garten erst ausgraben und reinigen. Was
für ein zauberhaftes Bild erschien in den fein geschnittenen Scheiben und
knallgelb!
Die Wurzel schnitt ich in dünne Scheiben und zerstampfte sie im Mörser.
Das Mus wurde mit Wasser gekocht und abgesiebt. Die Seide wurde in einem Absud
von Tamarindenblättern vorbehandelt. Das Resultat war ein zartes Gelb.
Nun war Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause. Ein buntes, duftendes,
laotisches Essen mit Stickyrice wartete
schon auf uns.
Aus Bambusblätter gflochtener Behälter für Klebreis |
Wir genossen es an einem luftigen, gedeckten Platz. Was für ein Ort! In
mitten der Natur, mit Blick auf den Mekong, umgeben von einer Vielfalt von
kunstvollen Textilien! Der Ort lädt zum Verweilen ein – einfach sein!
Weben
Viel zu schnell mussten wir wieder an die Arbeit! Jede Teilnehmerin
bekam eine Helferin. Das Material hatten wir uns schon vor dem Mittagessen
ausgewählt. Es konnte also sofort losgehen.
Der Webstuhl hat zwei Schäfte und zwei Tritte. Hinter den Schäften ist
das Muster mit Fäden eingelesen.
Wir Anfängerinnen hatten kurze, einfache Muster. Meines war symmetrisch,
es spiegelt sich in der Mitte. Erst musste ich in Leinenbindung mit der
Grundfarbe, meine war zartrosa mit Lotus gefärbt, 20 cm weben. Dann kamen
Streifen in einer andern Farbe, dazwischen immer wieder die Grundfarbe.
Das Hauptmuster
Der unterste Faden der Musterfäden wird oben abgenommen, runter auf die
Kettfäden gezogen, ein Fach gebildet, ein Stab reingelegt, der Faden
rausgezogen und unter den Kettfäden wieder eingezogen und festgemacht, Muster
Schuss in rosa Farbe. Dann Leinenschuss
in Grundfarbe - nach jedem Musterschuss
– ein Schuss in Leinenbindung. Nächster Musterfaden wird oben gelöst, Fach
gebildet, Stab reingelegt, Faden rausgezogen, unter den Kettfäden wieder
eingezogen und befestigt usw.
Sind oben keine Musterfäden mehr, ist die Mitte erreicht. Nun folgt das
ganze Prozedere von unten nach oben. Der oberste Faden unter den Kettfäden wird
gelöst und zu den Kettfäden hochgezogen, Fach gebildet, Stab eingelegt, Faden
rausgezogen, über den Kettfäden eingezogen und oben befestigt etc. bis alle
Musterfäden wieder oben sind. Dann ist das Muster fertig. Es folgen wieder drei
Streifen wie vor dem Muster. In
Leinenbindung zu Ende weben.
Jede Kursteilnehmerin hatte eine Helferin neben sich und die jeden
Schuss aufmerksam begleitete und half wenn nötig. Obwohl wir nicht die gleiche
Sprache hatten, war die Verständigung kein Problem.
Neben dem kleinen Kursraum gab es auf dem Areal einen grossen Raum mit
vielen Webstühlen an denen Lehrfrauen und auch echte Webkünstlerinnen
arbeiteten. Die Töchter lernen von ihren Müttern meist nur ein bis zwei Muster.
Hier können sie ihr Repertoire erweitern und Feinheiten dazu lernen.
Wir konnten uns kaum trennen von diesem Ort. So fuhr der Fahrer schon
mal ohne uns los, weil wir im Laden zwischen all den wunderbaren Dingen nicht
wussten, was wählen und die Zeit ganz vergassen! Etwas später gelangten wir
dann doch noch heil zurück in unseren Paradiesgarten.
Spinnrad Werkstatt und Laden |
Weberin in einem Dorf |
Rosmarie Hammer