Freitag, 28. März 2014

Filigrane Kostbarkeiten

von Gabi Mett



In der vergangenen Woche lockte ein wunderschöner Vorfrühlingstag zu einem kleinen Ausflug in das Bergische Land. Eine Freundin packte mich kurzerhand ein und steuerte uns sehr schnell zum Haus Herbede. 

Haus Herbede
Hier sind in der sogenannten Vorburg eine ganz Reihe von KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen angesiedelt mit Ateliers und Galerien. 

Die Ateliers

Zu ihnen gehört auch der Glaskünstler Jörg Hanowski mit seinen aussergewöhnlichen Werken. Vor einigen Jahren hatte ich bei ihm einmal die Möglichkeit, Glasperlen vor der Lampe zu arbeiten. Das hat sehr viel Spaß gemacht, mir aber auch gezeigt, wieviel Disziplin, Wissen und Geduld selbst bei den einfachsten Fertigungen von Nöten sind. Die Glaskunst ist genauso eine aussergewöhnliche und von der klassischen Kunst wenig akzeptierte Kunstsparte wie die textile. Sie hat ihre besondere Ausschreibungen, Wettbewerbe und auch ihr spezielles Publikum. Jörg Hanowski ist in diesem Bereich einen sehr unabhängigen Weg gegangen. Er hat verschiedene Ausbildungen absolviert. Er darf sich Glasapparatebauer, Glasmacher und Leuchtröhrenglasbläser nennen. Diese drei Professionen beinhalten nicht nur ein enormes Wissen und Verständnis für das Material und seine Möglichkeiten. Es sind ganz unterschiedliche Vorgehensweisen, Maschinen und Werkzeuge von Nöten, um die eigenen Ideen umzusetzen. Die Voraussetzungen dafür hat er sich nach und nach erarbeitet. Das Atelier mit Galerie bietet ihm nun die besten Möglichkeiten, seinen Ideen Raum zu geben.

Atelier von Jörg Hanowski
Blick in die Galerie und auf einen Arbeitsplatz




ein weiterer Arbeitsbereich

Der Künstler hat es in den vergangenen Jahren verstanden, die Fertigkeiten aller drei Berufe technisch zu kombinieren, sodass  eine völlig neue Ausdrucksweise im Bereich der Glaskunst durch seine Pionierarbeit entstanden ist. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Arbeiten in Museen, im öffentlichen Raum und in Sammlungen zeugen von seinem Können, ebenso  eine Reihe von Kunstpreisen. Was mich an seinen Arbeiten fasziniert, ist der Umgang mit der Linie. 




Dies sind nur Abfallstücke
Er schafft filigrane, zarte, zum Teil farbige Objekte und Skulpturen, inspiriert durch die Natur. Als wir ihn besuchen, ist er gerade in den Vorbeitungen zu einer Präsenation, sodas wir in den Genuss kommen, die breite Palette seiner Kunst sehen zu können. Von der Decke hängen wunderbar zarte Gebilde, die, was man bei dem Werkmaterial Glas fast nicht für möglich hält, mit einem kleinen Stups federnd ins Schwingen kommen. 

ein Flugobjekt?




Objekte im Raum

Diese Arbeiten werden vom Künstler bei Kauf angeliefert. Einfach in die Tasche packen, ist hier nicht möglich. Die Vorbereitungen für seine kommende Ausstellung hat mir auch noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt, wie einfach wir es haben mit unseren textilen Werken. Rollen, falten, verpacken und verschicken. Hier muss für jedes Objekt eine Kiste gebaut werden, damit die Werke auch heil am Ausstellungsort ankommen.Wir sehen weitere überzeugende  Arbeiten, die an Zellstrukturen erinnern. 



Zellstrukturen?




Im Galerieraum entfalten sich dann die Leuchtröhrenskulpturen in ihrer Einzigartigkeit. Elegant, auf das Wesentliche reduziert, haben sie eine faszinierende Ausstrahlung. Sie sind teilweise mannshoch, sehen so schlicht aus und doch möchte ich nicht wissen, welche Erfahrungen in gestalterischer und technischer Hinsicht notwendig sind, um diese Ergebnisse zu erzielen. 






















Gleich neben dem Atelier von Jörg Hanowski hat die Künstlerin und Partnerin Angelika Pietsch Atelier und Galerie. 


Ihr Thema „ Der Mensch und seine Interaktion“ wird von ihr seit Jahren in vieler Hinsicht ausgelotet. Auch bei ihren Werken findet man die Reduktion auf das Wesentliche. 

Metallskulpturen
 Sie setzt sich mit vielen unterschiedlichen Materialien auseinander. Zeichnungen auf Papier, Malerei auf Holz und die Arbeit mit Metall erfährt immer wieder auch eine Erweiterung durch die Zusammenarbeit mit Jörg Hanowski.In den Beispielen sehen wir Zeichnungen auf Glas, die eine räumliche Wirkung entfalten, die so mit keinem anderen Medium erzielt werden kann.

















Ich hoffe, Ihnen hat dieser Ausflug genauso viel Spass gemacht wie mir. Er hat doch deutlich gemacht, dass nicht nur in der klassischen Kunst tolle KünstlerInnen zu entdecken sind.



Ich werde heute mit den anderen Frauen von TAFch unsere Ausstellung in der Schweiz begleiten. Auch da gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Wir hoffen auf sehr viel Besuch und einen regen Austausch. Bis dann!



Mittwoch, 26. März 2014

Freitag, 21. März 2014

Spielobjekte - Die Kunst der Möglichkeiten

von Judith Mundwiler

"Spielobjekte - die Kunst der Möglichkeiten" ....das ist der Titel der aktuellen Ausstellung im Tinguely Museum in Basel, welche noch bis zum 11. Mai dauert.
Nebst der permanenten Ausstellung über Jean Tinguelys Lebenswerk sind Ausstellungsstücke von anderen Künstlern zu sehen. Künstler, die Skulpturen erschaffen haben, welche sich verändern können, transformierbar sind.
Man findet bewegliche Reliefs, ein Drehrasterbild oder ein Gummibandbild welches immer wieder neu gestaltet wird durch den Besucher und die Besucherin, welche die Gummis neu aufspannen. So werden sie selbst zum Künstler.
Künstler wie Le Corbussier, Dieter Roth, Hans Erni und viele mehr sind hier vertreten. Und auch ganz junge KünstlerInnen, wie die Japanerin Yayoi Kusama. Von ihrem Werk ist das Bild vom Wordless Wednesday. Das heisst, sie ist nur die Initiatorin. Die Kunst entsteht durch die BesucherInnen, welche farbige Punkte in einem zuerst weissen Raum kleben. Das finden nicht nur Kinder toll!!



Sie finden auf der Webseite vom Museum Tinguely näheres zur Spielobjekteausstellung. Und auch Fotos, wie der Raum ganz am Anfang ausgesehen hat und wie er immer bunter wird!

Diese Ausstellung hat mich so fasziniert, dass ich im Web auf die Suche ging nach anderen KünstlerInnen, welche so einen spielerischen Ausdruck haben mit ihrer Kunst. Vor allem die Farbigkeit die Buntheit hat es mir angetan. Vielleicht sind das diese prachtvollen Frühlingstage...??!!


Da bin ich zuerst auf Katharina Hinsberg gestossen.
Geben Sie doch einfach mal den Namen der Künstlerin ein und schauen sich an den spannenden Fotos ihrer Werke satt. Die Leichtigkeit ihrer Werke ziehen mich richtig in ihren Bann!




Ein anderer Künstler ist Günther Uecker. Seine Nagelbilder sind einfach toll!


Hier ein Video von einer Installation von ihm.

Die Punktebilder von Herbert Egl nehmen wieder die Punkte vom Raum im Tinguelymuseum auf. Wenn sie auf seiner Webseite sind, müssen Sie ganz rechts auf den Bildausschnitt klicken, dann geht die Galerie weiter.


Und bei Beat Zoderer kommt wieder ganz die Spielfreude mit Farbe und Form zum Zug. Mit Alltagsgegenständen, wie Aktenordner, Klebebändern oder mit Fundstücken kreiert er zum Teil raumgrosse Objekte und Bilder.
Sie finden HIER einen kleinen Film über sein Werk.


Zu guter Letzt kommt mir natürlich bei all diesen Punkten und Linien das Heft von Gabi Mett in den Sinn, welches sich mit dem Thema "Punkt und Linie" auseinandersetzt.



So, nun lasse ich Sie stöbern auf all diesen Webseiten. Vielleicht weckt das ja bei Ihnen schlummernde Bilder von Farben und Formen, die Sie in Ihre eigenen Werke umsetzen können?

Ich werde mich nun ganz auf die letzten Vorbereitungen für die Ausstellung "teximus 1" konzentrieren und hoffe, einige BlogleserInnen in Zug begrüssen zu können.
Ab Donnerstag nächster Woche können Sie den Ausstellungskatalog zu "teximus 1" über meine emailadresse bestellen. jmundwiler@bluewin.ch
Ich werde ihn mit Rechnung zu Ihnen schicken. Preis: Fr. 32.-- plus Porto. Total Fr. 35.--

Mittwoch, 19. März 2014

Freitag, 14. März 2014

Nostalgie



von Grietje van der Veen

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
…..
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

Dieses Gedicht von Eduard Mörike spricht mir heute aus der Seele. Während ich dies schreibe, scheint draussen die Sonne, die schon toll wärmt. Ich höre frühmorgens beim Aufwachen Vögel singen. Manche Bäume knospen schon. Das Herz geht mir auf.

Auch der ohrenbetäubende Baulärm in der Ziegelei hat nach vielen Monaten Tortur allmählich ein erträgliches Mass angenommen. Jetzt gerade ist es ganz ruhig, denn in Basel ist Fasnacht. Alles wird jetzt anders.

Auch die (Un)ordnung in meinen Ateliers. Ich möchte den alten Quilts eine neue Bleibe geben. Und so fielen mir längst vergessene Sachen in die Hände, oder solche, die ich sogar vergessen hatte, fertig zu stellen. Bei manchen muss ich schmunzeln, andere finde ich immer noch schön. Einige habe ich zum Ändern oder Fertigstellen auf die Tische verteilt. Jetzt habe ich schon wieder fünf Sachen zur gleichen Zeit in Arbeit. Ich lerne es wohl nie…

Die Arbeit, die ich am Mittwoch „wordless“ gepostet habe, war die erste, die ich je an eine mir unbekannten Person verkauft habe anlässlich eines „Tages der offenen Tür“. Der Käufer ist Hausarzt, und aus lauter Dankbarkeit bin ich seine Patientin geworden. Nicht, dass es sich für ihn gelohnt hätte, denn ich bin praktisch nie krank. Aber so habe ich meinen Quilt doch in seiner Praxis sehen können. Die auf der Spitze gestellten leuchtendroten Quadrate sehen aus wie Seerosen auf Wasser.

Statt mich nun strikt an meiner selbstgestellten Aufgabe zu halten, nämlich umräumen, begann ich in meiner Fotosammlung nach älteren Werken zu forsten und habe versucht, meine Anfänge als Quilterin zu rekonstruieren trotz meiner lausigen Dokumentation.



„Eternal Space“ :Für dieses ziemlich grosse Werk musste ich recht tüfteln wegen der flechtartigen Verarbeitung der Bänder. Da ich mir die Patchworktechniken autodidaktisch und aus Büchern beigebracht hatte, benutzte ich sicher nicht die effektivste Methode. Dies ist das erste Werk, das hauptsächlich in Grautönen gehalten ist. Momentan befinde ich mich wieder in einer Grauphase. Wie man mit Grau spielen kann… Herrlich!



„Im Pavillon“ :Hier mache ich schon einen Schritt vom Traditionellen weg.



„Manhattan Mania“ : In dieser Nine-Patch-Arbeit wird ein Motiv von Picasso variiert und mit kleinen Resten eines anderen Quilts verbunden.



„Secret Flights“ entstand nach „Nine Eleven“, als bekannt wurde, dass die CIA muslimische Gefangene nach Osteuropa transportierte, um sie dort in den Gefängnissen foltern zu lassen. Die „Flugzeuge“ sind mit Kupferdraht bestickt. Dieses kleine Werk spricht mich immer noch an. Rot wie Blut, schwarz wie die Nacht, grau wie die graue Eminenz, die geheimen Drahtzieher im Hintergrund.



„Twelve Bar Blues“ ist noch ziemlich traditionell angehaucht. Das Werk lebt von den Kontrasten: warm-kalte Farben, Rechtecke und Kreise, hell-dunkel Verteilung. Die Musikinstrumente sind mit Lederbändern angedeutet.

Eine zeitlang war ich hingerissen von Japan. Bin ich eigentlich immer noch, aber ich drücke meine Begeisterung nicht mehr in meinen Werken aus. Aber zu der Zeit verschlang ich Bücher über die japanische Kultur. Wir richteten einen Teil unserer Wohnung mit Tatami Matten und Shojis ein und hängten japanische Bildrollen an die Wand. Natürlich musste das auch in meinen Quilts verarbeitet werden. So entstanden u.a







„Prosperity“ und "Two Umbrellas“. Letzterer hängt zurzeit in meinem Atelier, in dem ich eine japanische Ruhe-Ecke eingerichtet habe.



„A Room wth a View“ entstand nach einem Workshop mit Charlotte Yde. Unter anderem lernten wir die Transfermethode, mit der Zeitungsbilder auf Stoff übertragen werden können. Das beinhaltet lang andauerndes Rubbeln. Damals fand ich die Methode viel zu aufwändig, und ich schwor mir, diese niemals mehr anzuwenden. Na ja, sag niemals „Nie“. Die gerubbelten Bilder habe ich sehr viel später als Plakatwand hinter ein Fenster gesetzt. Dieses Werk wurde an verschiedenen Wettbewerben in Frankreich und USA ausgewählt. Also hat das verhasste Rubbeln doch etwas gebrach. Und ein Käufer liess sich auch finden.



Die Initialzündung zu meiner Beschäftigung mit der Natur gab das kleine Werk „Am Waldrand“, für das ich 2005 den dritten Preis im Husqvarna Wettbewerb „Farb- und Fadenspiele“ erhielt. Es ist ein Foto, das ich üppig bestickte.


„Hortensien“ entstand ebenfalls nach einem Kurs, und zwar bei Heide Stoll Weber im Färben mit Procion MX. Nach dem Einordnen der Muster blieben unzählige kleine Streifchen in allen möglichen Farben übrig. Ich wollte sie nicht wegwerfen, und einige Kursteilnehmerinnen schenkten mir ihre Reste. Ich schnitt sie zu Quadraten und setzte jedes Stückchen mit einer Glasperle auf den Untergrund. Eine unendliche Geduldsarbeit. Lange konnte ich das Stück nicht geniessen, denn es wurde sofort verkauft.

Danach sind viele Naturbilder entstanden. Heute pendele ich hin und her, versuche Collagen, Shibori-Arbeiten, Stoffumwickelungen, etc. Irgend etwas Definitves wird sich schon noch herauskristallisieren.