von Cécile Trentini
The City Quilter ist, nach eigener Aussage, ein "Paradies für Quilter" in New York City. Auf ca. 360 Quadrameter Verkaufsfläche bietet der Laden, alles was das Quilter Herz begehrt.
Geführt wird das Geschäft von Cathy Izzo und Dale Riehl. Die Geschäfts- und Ehepartner sind Quereinsteiger (beide arbeiteten ursprünglich beim Fernsehen), die vor 16 Jahren Cathys Hobby zu ihrem Beruf machten.
2011 erfüllten sie sich einen lang gehegten Traum und eröffneten zudem die Galerie "The Art Quilt Gallery", die einzige, wie Dale stolz erwähnt, von über 500 Kunstgalerien in New York, die ausschliesslich Art Quilts zeigt und sich der Förderung dieser textilen Kunst verschrieben hat.
Cathy Izzo und Dale Riehl,
hier bei einer der ersten Ausstellungen der Art Quilt Gallery
mit der japanischen Künstlerin Noriko Endo
Der Kontakt zu Cathy und Dale entstand über mein Buch "Daily Beauty", das Judith Mundwiler letzte Woche in ihrem
Beitrag auch vorgestellt hat (Danke Judith!). Der Verlag, C&T Publishing, bei dem das Buch erschienen ist, erwartet von seinen Autoren, dass sie auch Promotionsaktivitäten unternehmen, um den Verkauf ihres Titels zu fördern. Und so wandte ich mich, auf Anraten des Verlags, an Dale mit der Frage, ob The City Quilter möglicherweise daran interessiert wäre, bei einem meiner nächsten Besuche im Big Apple, eine Buch-Signierstunde mit mir anzubieten.
Und da ich ja schon am Schreiben war, fragte ich noch, ob ich bei dieser Gelegenheit auch mein Portfolio zeigen dürfte... "Mit einer Signierstunde kannst du keinen New Yorker anlocken, dafür ist das kulturelle Angebot in der Stadt einfach zu riesig" beschied mir Dale, aber ich könne gerne Cathy, der Kuratorin der Galerie, mein Portfolio präsentieren.
Und so kam es dazu, dass ich im November dieses Jahres, meine Arbeiten unter dem Ausstellungstitel "Daily Inspiration" in der
Art Quilt Gallery in New York zeigen durfte.
Die Abklärungen, wie meine 13 Werke auf möglichst legalem Weg nach New York gelangen würden, sowie der Reigen an ungenauen, widersprüchlichen und komplizierten Informationen, die ich zu diesem Thema erhielt, würden einen eigenen Blog Beitrag füllen - aber diese langwierige Schilderung erspare ich Ihnen. Kurz und gut, die Arbeiten trafen wohlbehalten und rechtzeitig an der 133 West, 25. Strasse ein, um in der Galerie gehängt zu werden.
Wenn ich zur Vernissage schon nach New York flog, war es naheliegend bei The City Quilter auch einen Kurs anzubieten. Und so hiess es dann "Die Arbeit kommt vor dem Vergnügen" und ich stand am Samstagmorgen, 2 Tage vor der Vernissage mit leicht klopfendem Herzen (immerhin würde ich zum ersten Mal einen Kurs auf Englisch geben) im Kursraum von The City Quilter. Meine Sorgen verflogen aber schnell als ich die sieben Kursteilnehmerinnen kennenlernte; eine davon war eine Deutsche, eine war Dänin, eine weitere war eine Neuseeländerin mit deutschen Wurzeln - ein typischer New Yorker Mix eben; ich war nicht die einzige "non-native speaker" in der Runde und mein Akzent fiel nicht weiter auf.
Thema des Kurses war "How to Design a Quilt Around a Special Fabric", auf Deutsch geht's kürzer: "Vom Stoff zum Quilt". Diesen Kurs entwickelte ich als Anschluss an Druck- oder Siebdruck-Kurse, bei denen ich von den Teilnehmerinnen immer wieder zu hören bekam "dieser Stoff ist so schön, ich werde mich nie trauen hineinzuschneiden". Und dann bleiben diese Schätze jahrelang unbenutzt auf dem Regal, was ja wirklich schade ist.
Der Kurs beginnt mit einer Reihe von grundlegenden Gestaltungsübungen; danach versuche ich die Teilnehmerinnen anzuleiten, einen Quilt-Entwurf für ihren besonderen Stoff zu erarbeiten. Ich war sehr gespannt: wie würden die New Yorkerinnen auf diesen Kursinhalt reagieren, bei dem zwar viel entdeckt und gelernt wird, meist aber kein fertiges, vorzeigbares Werk entsteht. Aber auch hier verflog meine Nervosität sehr schnell, die Teilnehmerinnen waren begeisterungsfähig und offen für Neues und es wurde fleissig gearbeitet
skizziert
Farbpaletten evaluiert
und entworfen
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Quelle alle Kursbilder: The City Quilter Facebook Seite |
Interessant war die Stoff-Auswahl: Wo die Teilnehmerinnen in der Schweiz und Deutschland mehrheitlich selbstbedruckte Stoffe mitbringen, waren es hier ausschliesslich kommerzielle, meist sehr bunte Stoffe, die den Teilnehmerinnen am Herzen lagen. Zum Schluss des Kurses hatte jede von ihnen eine Vorstellung davon, wie sie ihren besonderen Stoff in einem Quilt integrieren konnte.
Nun war die Arbeit getan und ich konnte mich uneingeschränkt auf die Vernissage am Montagabend freuen. Für New Yorker Verhältnisse (bei, wie bereits erwähnt, über 500 Galerien hat der Kunstliebhaber die Qual der Wahl zwischen täglich mehreren Vernissagen) war die Eröffnung gut besucht.
Auch hier wurde "Daily Beauty" bestaunt
und interessierte Besucherinnen liessen sich erklären, wie ich die Schokoladen Papierchen für "Süsser Alltag" geschmolzen habe.
Dale ist ein Marketing Genie. Im Vorfeld der Ausstellung erhielt ich von ihm immer wieder Emails mit links zu
Blogs ,
Fachzeitschriften (McCalls Quilting),
Zeitungen und
Webseiten, in denen aufgrund seiner hervorragenden Pressearbeit ein Bericht über die bevorstehende Ausstellung erschien. Und nachdem er sich versichert hatte "are you a real Swiss?" (mein Geburtsort ist Den Haag, Holland, was seine Nachfrage erklärt) sandte er die Informationen über die Ausstellung auch an die Schweizer Botschaft, mitsamt persönlicher Einladung an den Kultur-Attaché! Die Information erschien im Newsletter, den alle interessierten, in New York wohnhaften Schweizer erhalten und tatsächlich beehrte mich Konsul Thomas Schneider, Head of Culture and Education Department, mit einem Besuch der Vernissage! Vor lauter Aufregung vergass ich mich mit ihm fotografieren zu lassen (ganz unamerikanisch von mir!) und so habe ich nur seine Visitenkarte, die er mir in die Hand drückte, als Erinnerung an diesen "hohen Besuch".
Aber, in einigem lasse ich mich gerne anstecken von der amerikanischen Lebensart und so beende ich diesen Bericht über diese aufregenden und ereignissreichen Tage in New York mit einem Bild, wie es auf amerikanischen Blogs immer wieder anzutreffen ist: Nach der Vernissage gingen wir zu viert mit meiner guten Freundin Rayna Gillman, die extra von New Jersey zur Ausstellung gekommen war, zum Abendessen und wir strahlten für den Fotografen um die Wette
PS: die Ausstellung ist noch bis am 28. Dezember zu sehen. Wer also für's Christmas Shopping nach New York geht...