von Ursula Suter
An der Ausstellung Teximus 3 in der Altstadthalle in Zug wurde Sabina Schwaar Gewinnerin des Juriepreises.
Mit diesem Blog stellt sie ihr Werk "GEFANGEN", ein 3-teiliger Ausstellungsvorschlag, vor
WERK GEFANGEN
Teil C
Horizont X
41 Boxen zu einem X gestaltet
an der Wand oder auf dem Boden
Acrylglasrahmen 650 x 650mm x 180mm Innenmass mit Spiegelrückwand (Gewicht 14 kg)
93 Pusteblumen / rotes Polstereigarn / Buchbinderkleister
Goldpigment / Acrylbinder / Gesso weiss rotes Häkelgarn
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Detailansicht Pusteblume
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Spiegel
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ARBEITSPROZESS
Dem Informationsüberfluss zu Corona und Covid 19 entfliehend, versuchte ich meine Gedanken in der
Natur zu befreien. Doch da waren sie wieder diese Kugeln, die Pusteblumen des verblühten Löwenzahns,
im Aussehen und Verhalten wie Corona. Fehlende Physische Distanz lässt die Schirme fliegen und sich
völlig ungehindert verbreiten. Penetrant standen sie da, Tag für Tag! Wegschauen und wegdenken ging
nicht. Gefangen im Thema!
Mit diesem hochvirulenten Naturmaterial wollte ich arbeiten: Mich den Lockdown – Bedingungen stellen
und mit diesen in einen künstlerischen Prozess eintauchen. Die Arbeitsweise mit den Pusteblumen spiegelt
die Gefahr der Ausbreitung .Höchste Sorgfalt war gefragt. Auf allen Ebenen wollte ich mit dem Istzustand
gehen und dem Material arbeiten, das ich bereits im Atelier hatte oder ich mir einfach im Lebensmittelmarkt holen konnte. Keine Bestellung beim überlasteten Onlinehändler sondern aus dem Moment und aus
den Gegebenheiten heraus arbeiten. Ich liess mich durch die aktuellen Bedingungen führen.
Die erste grosse Hürde war die «Coronas» vom Feld im offenen Zustand (volle Ausbreitungsgefahr) zu
pflücken und mit Haarspray zu fixieren. Den Trick, die verblühten Löwenzahnblumen zu schneiden und zu
warten bis sie aufgehen, zu Nutze zu machen. In meiner Sorgfalt lag der Schlüssel, ob sich die Pusteblumen ausbreiten oder nicht. Verantwortungsvolles bewusstes Arbeiten war gefordert. Für den Transport
und die sichere Aufbewahrung der Pusteblumen steckte ich diese in Reagenzgläser und die wiederum in
einen feinen Maschenzaun, den ich über Kisten gespannt hatte. Auf diese Weise war der Abstand gewährleistet.
– Corona einfangen in einer Form ohne Anfang und ohne Ende ein zu schliessen –
Der Kreis drängt sich auf, zwei Kreise werden daraus. Symbol für die parallelen Bedingungen im sozialen
Leben. Die Kreisformen, die mir vorschwebten, musste ich auf einen Träger bringen. Zur Verfügung hatte
ich nur grosse Bogen von festerem Zeichnungspapier. Schicht um Schicht trug ich goldene Pigmentfarbe
(Gold als Symbolfarbe für Sieg, Corona die Krone) auf, bis eine Stabilität als Träger für die Arbeit gegeben war. Das bewegliche Papier liess ein Aufkleben der Pusteblumen nicht zu. Sie würden bei der kleinsten Bewegung auseinanderbrechen und sich ausbreiten. Die Stempel auf das Papier zu nähen, schien mir
eine passende Lösung. Dies ging jedoch nur, wenn ich es schaffte, die Haube der Pusteblume vom Stempel zu lösen. Allerhöchste Sorgfalt war gefragt!
Jede Haube muss wieder ihren Stempel finden, Sicherheit, Ordnung, keine Vermischung, kein Pfusch darf
passieren. Ein laborartiger strukturierter Arbeitsteil beginnt. Es mir sehr wichtig diesen einzuhalten, damit
keine Schlamperei, im übertragenen Sinn eine Veränderung der Zusammensetzung des «Coronakörpers»
entsteht.
Roter Faden/Garn für Corona, die unsere Zeit prägt und bestimmt. Ich verwende den Faden als Kreuz
und bringe so das Rote Kreuz ins Spiel. Im Aussen war es schon längst gefordert und ist ein Symbol für
die Pflege im Allgemeinen. Ein weiterer Aspekt, ein persönlicher wird mit dem Kreuz angedeutet. Es ist
mein inneres Ringen, ob ich mich mit meiner Pflegeausbildung im Spital melden sollte oder nicht. Seit
Jahrzehnten weg von der Pflegeerschien mir meine aktive Präsenz für Botengänge in der Nachbarschaft
dienlicher und dennoch spürte ich die Verbundenheit zur Pflege und die Achtung und den Respekt für die
ausserordentliche Leistung der Menschen mittendrin.
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Das Aufnähen der Stempel stellte sich als leichtere Aufgabe heraus. Die 186 Fäden knüpfe ich in ein
gehäkeltes X auf der Rückseite. X als die grosse unbekannte Komponente. Bei allen Informationen und
Theorien wissen wir nicht mit Gewissheit warum, wieso, woher dieses Virus kommt. Es ist da und wir
müssen damit lernen umzugehen und damit zu leben.
Die ganze Arbeit wurde in einen fixen Acrylglasrahmen montiert mit einem Spiegel als Rückwand, worin sich das rote in den Fäden aufgespannte X spiegelt und sich so multipliziert wie auch die Fragen im
Raum rund um Corona
FOTODOKUMENTATION WORK IN PROGRESS
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11 Fotos 35 x 25 cm auf 280 g Laser weiss satiniert mondo color copy
Die Fotoaufnahmen stammen von Michael Klauser, Oberentfelden und Sabina Schwaar.
Die Fotos möchte ich als Gruppe nur mit Klemmklammern mit unterschiedlichen Abständen, wie eine Posterwand hängen. Sie sollen keinen Lehrbuchcharakter haben sondern Stationen der Arbeit aufzeigen und
auf den Betrachter wirken und ihn bewegen. Er darf selber aktiv die chronologische Abfolge der Arbeitsprozesse suchen und sich auf diese Weise in den Prozess dieser Arbeit integrieren. Er erlebt und arbeitet
quasi mit, wird zum Mitgestalter vom Werk GEFANGEN. Es entsteht eine Rückkopplung zum Titel. Durch
Corona sind wir alle in der einen oder anderen Form gefangen.
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Lösen der Haube vom Stempel
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Stempel präparieren zum Besticken
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Zuordnung
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Stickarbeit
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Stickmaterial
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Annähen der Stempel
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Fertige Näharbeit
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Rückseite X einknüpfen
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Aufkleben der Hauben zu den zugehörigen Stempeln
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HORIZONT X
Horizont X besteht aus 41 identischen Acrylglasboxen 10 x 10 cm Innen und 10 cm Aussen mit einer Spiegelrückwand.
Pusteblume / rotes Polstereigarn / Buchbinderkleister / Goldpigment / Acrylbinder / Zeichnungspapier
41 Boxen stehen für die 41 Tage bis zu den ersten Lockerungen.
In den Boxen befindet sich jeweils eine bestickte Pusteblume auf demselben Goldpapier wie das Werk gefangen mit rot gestickter Horizontlinie die aus den Pusteblumen hervorgeht.
Corona wird zum Horizont und bestimmt unser Leben. X das Ungewisse und das Unbekannte.
Die Boxen werden in einer X - Form an die Wand montiert oder als Bodeninstallation aufgestellt.
Die Installation braucht eine Fläche von 310 x 210 cm.
Bodenversion hätte eine grössere Wirkung auf den Betrachter, da er sich nochmals in den Lockdown-Raum
begeben könnte.
Alle Werke sind verkäuflich. Preis auf Anfrage bei der Kunstlerin. www.sabinaschwaar.ch