Mittwoch, 30. Oktober 2013

Freitag, 25. Oktober 2013

Dorothy Caldwell - eine faszinierende Textilkünstlerin

von Judith Mundwiler


Das Bild vom Mittwoch hat Grietje für mich gepostet. Ich springe hier mit meinem Bolgbeitrag für sie ein.
Ich war letzte Woche bei Drorthy Caldwell in einem Workshop. Zuerst habe ich mir vorgenommen, einen Bericht über diese Woche zu machen und zu erzählen, was wir mit Dorothy gelernt haben.
Doch nun habe ich mich kurzfristig anders entschieden!
Ich finde die Werke von Dorothy viel spannender, als die Workshopresultate.
Deshalb stelle ich hier Dorothy in den Mittelpunkt. Ich habe sie als eine wunderbare,  in sich ruhende Frau mit einer, warmherzigen  Ausstrahlung kennengelernt.


Dorothy stellte uns ihr Werk mit dem Beamer vor und ich war überwältigt von ihrer Kunst, ihrer Lebenseinstellung, ihrem Lebenswerk! Sie hat ein enormes Wissen über alte textile Techniken aus verschiedenen Kulturen. Sie kennt viele TextilkünstlerInnen und ihr Schaffen und sie gibt ihr Wissen mit viel Herzblut weiter.
Bevor ich mich für den Workshop bei ihr anmeldete, kannte ich sie nicht. Ich hatte wohl einige ihrer Werke irgendwo in einem Ausstellungsbericht gesehen. Aber wer da genau damit verbunden war, war mir nicht bewusst.
Ich habe nun im Nachhinein etwas über Dorothy recherchiert. Leider sind die meisten Informationen zu ihrer Person und Ihrem Werk in Englisch.
Da ich erst vorgestern aus der Workshopwoche zurückgekommen bin, blieb mir nicht so viel Zeit, alles genau durchzulesen und zu übersetzen. Deshalb schreibe ich Ihnen heute nur eine kurze Zusammenfassung und gebe Ihnen andere Webseiten an, wo Sie mehr Informationen und Fotos  über Dorothy finden.

Dorothy Caldwell lebt und arbeitet in Ontario, Kanada abgeschieden auf einer Farm.
Sie hat die Tyler School od Art in Philadelphia absolviert. Sie unterrichtet weltweit und ihre Ausstellungen sind international anzutreffen. Auf ihren unzähligen Reisen erforscht sie in Indien, Japan und Australien alte Näh- und Fäbretechniken und bekommt dafür auch immer wieder  Stipendien für ihre Projekte. Das neuste war ein Zweijahresstipendium für die Unterstützung einer Arbeit im australischen Outback (Färben mit Erde) und in der kanadischen Antarktis.
Sie hat einige Auszeichnungen erhalten und ihre Werke hängen in Museen, Kunstsammlungen und Universitäten.
Alle diese Erfolge sind der zarten, stillen Frau  mit den strahlenden blauen Augen nicht anzumerken. Sie scheinen für sie auch nicht vordergründig zu sein, weil sie sich für die Materie TEXTIL interessiert, für die Menschen, die sich damit beschäftigen und für die Natur, aus der ihre Kunst hervorgeht.
Ich werde Ihnen nun ein paar Fotos von ihren Werken zeigen und fordere sie auf, im Internet nach mehr Infos zu dieser faszinierenden Persönlichkeit zu suchen! Oder vielleicht schaffen Sie und ich es einmal an einer Ausstellung die grossen Werke in Natura zu bestaunen!

Webseite von Dorothy: www.dorothycaldwell.com

Das war die Pinwand von Dorothy mit ihren Samplern





Dorothy beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Kanthastickerei, was in diesem Werk gut zu sehen ist. In einem früheren Bolg von Gabi können Sie mehr über diese Stickerei erfahren.




Der See bei ihrem Haus in Kanda inspirierte sie zu dieser Form als Gefäss von Wasser






Dorothy's Studio

 Hier finden Sie einen Youtubefilm zu Dorothys Arbeit

Hier finden Sie Ausstellungsfotos und -berichte

Wenn Sie den Namen googeln, finden Sie auch unzählige Bolgs und Berichte zu ihren Workshops. Auch im TAFch-Blogbeitrag von Grietje vom 30.August 2013 können Sie mehr erfahren über das Workshopthema "Human Marks" mit Dorothy.
Ich hoffe, dass ich Ihre Neugier für die Entdeckungstour über Dorothy Caldwell geweckt habe!

Nachtrag:
Zur Frage in der Kommentarbox über das Wordless Wednesday-Bild hier eine Ergänzung:
Dorothy zeigte uns diese Kanthastickereien. Es ist immer das selbe oder ähnliche Thema, aber in unterschiedlichen Farben auf unterschiedlichen Stoff gestickt. So kommt eindrücklich die  Wirkung der Stickerei zur Geltung!
Im TAFch Blog von Gabi vom 17.Mai finden Sie auch noch Infos zur Kanthastickerei.
Weiss gestickt auf schwarzen Stoff

Schwarz gestickt auf weissen Stoff

Farbige Stickerei auf schwarzen Untergrund

Farbige Stickerei auf weissem Untergrund

schwarz auf weiss

weiss auf schwarz

farbig auf farbigem Untergrund

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Wordless Wednesday

von Judith Mundwiler




Freitag, 18. Oktober 2013

Roten Fäden folgen


Ein Ausstellungsbericht von Cécile Trentini

Ich hatte letzte Woche das Glück eine bemerkenswerte Ausstellung im Aarbergerhus in Ligerz (am Bielersee) zu sehen. Unter dem Titel "Kunst-Textil - Roten Fäden folgen" zeigte diese kleine aber feine Ausstellung Werke von 6 Schweizer Künstler und Künstlerinnen: Lilly Keller, Verena Lafargue Rimann + Cristin Wildbolz, Fraenzi Neuhaus, Verena Welten und Jürg Benninger. Die Ausstellung dauerte leider nur 10 Tage vom 3. bis 13. Oktober, so dass sie nicht mehr besichtigt werden kann; ich hoffe aber Ihnen mit diesen Bildern einen "virtuellen" Rundgang durch die Ausstellung zu ermöglichen.

Schon der Eingang in das Aarbergerhus mit dem "Torbogen" von Lilly Keller versprach Witziges und Überraschendes

Um dann gleich mit einem Feuerwerk an verblüffenden Impressionen im ersten Raum weiterzugehen

Wo soll man zuerst genauer hinschauen?

Zum skurrilen, organisch anmutenden Werk von Fraenzi Neuhaus, das aus bestimmt tausenden von Kabelbindern besteht, die um dünne Plastikschläuche geschlungen ein faszinierendes Geflecht entstehen lassen?
Fraenzi Neuhaus, SaitenKörper (2003)

Oder zur Figurengruppe von Jürg Benninger?


Diese Arbeit trägt den Titel "Les Bonnes Hommes" (2012). Ein Wortspiel mit dem Begriff "bonhomme", was so viel wie " das Männchen" bedeutet, im französischen aber männlich ist und der "verweiblichten" Form dieses Begriffes, der wörtlich übersetzt in etwa "die guten Menschen" bedeutet. Im Ausstellungstext wird diese Gruppe als "Männerchor" bezeichnet





Auf mich wirkten diese androgynen gehäkelten Figuren eher beklemmend mit ihren rätselhaftem augenlosen Gesichtsausdruck mit offenem Mund. Männlein oder Weiblein? Gut oder böse? Friedlich oder bedrohlich? Schwer zu sagen.

Witzig und verblüffend die Figur "Prinz Nr. 5" (2002) ebenfalls von Jürg Benninger. Was man auf den ersten Blick für einen blühenden Baum halten könnte,

 

entpuppt sich schnell als kopfüber hängende (Frauen?)figur.


Der Ausstellungstext löst das Rätsel auf und gibt eine Erklärung zu diesem Werk: "In einer seiner älteren Arbeiten greift Jürg Benninger (1966) auf das Märchen von Dornröschen zurück und wählt gewitzt einen jener Prinzen zum Motiv, die glücklos versuchten, zu der schlafenden Schönen durchzudringen und im Dornengestrüpp hängen blieben."

Faszinierend, wie die Blumen und Dornen gearbeitet sind:



Geradezu schlicht und meditativ wirkt im Vergleich das Werk "Verdichtung, 1./2.3." (2012) von Lilly Keller

Aus dem Ausstellungstext: "Lilly Keller (1929) gehört zu den grossen Wegbereiterinnen der Textilkunst in der Schweiz (…) In ihren neuesten Arbeiten hat sie die Beschäftigung mit Werkstoffen wie Polyurethan noch weiter vorangetrieben. In collagenhaften Materialbildern, deren Oberflächenstruktur zum Teil an Webwaren erinnert, integriert sie auch Lichteffekte mit LED-Leuchten."

Weniger meditativ sondern eher witzig, nicht zuletzt wegen dem Titel, fand ich die Arbeit "Mäuse" (2012)



Weiter geht’s in den ersten Stock dieses wunderbaren Gebäudes.

Im Gang trifft man auf ein eindrückliches Werk von Fraenzi Neuhaus. Ich zitiere nochmals aus dem Ausstellungstext: "Fraenzi Neuhaus (1957) hat mit ihrem "Wandlauscher" eine faszinierende Arbeit geschaffen, die beispielhaft zeigt, wie technische Materialien sich mit textilen Techniken zu aussagekräftiger und vielschichtiger Kunst verarbeiten lassen. (…) ein Geflecht aus unbelichteten Filmbändern, das in ohrmuschelartigen Windungen die Wand bedeckt und das theoretisch alles, was im Raum gesagt wird, aufnimmt."


Ebenso faszinierend, wie das Geflecht an sich


Sind die Schatten, die dieses auf die Wand wirft.






Zart, fragil und zugleich kraftvoll in ihrer Präsenz wirkt die "Transparente Gestalt" von Verena Welten


Über dem Türrahmen in den nächsten Raum hängt eine witzige und skurrile Figur von Jürg Benninger
Jürg Benninger, Wir lachen euch zu Tode (2013)

Eine Ankündigung auf die nächste Überraschung: Nur staunen kann man über die Fantasie, den Ideenreichtum und den Witz im Werk "Gloria und ihre Hundchen" (2007) vom gleichen Künstler


Die verschiedenen Gesichter der Gloria...
...und ihre Hunde
Um den farbenfrohen Körper rankt sich der Spruch

"Als ich als Kind schon erwachsen war, lackierte ich meine Nägel rot. Ich war der Königssohn, legte mich in die Badewanne, hielt den Atem an und stieg in den Himmel auf."


Verena Lafargue Rimann (1951) präsentiert ebenfalls ein transparentes Gebilde: eine mit Luft gefüllte Folie, die den Versuch darstellt eben diese Luft einzufangen

Verena Lafargue Rimann, "Plastikfolie, Luft (2007)", "entre le dehors et le dedans il y a 72 possibilités" (zwischen dem Drinnen und dem Draussen gibt es 72 Möglichkeiten )


Bei den Gemeinschaftsarbeiten von Verena Lafargue Rimann und Cristin Wildbolz wäre ich froh um mehr Hintergrundinformationen über die Inspiration bzw. die Intention der Künstlerinnen gewesen. In einem Raum befand sich eine Art Landschaft gestaltet mit von Zeitungspapier überdeckten Objekten


Verteilt auf dieser Landschaft fand man bestickte Stoffstücke, die z.T. wiederum in einer kleinen Installation inszeniert waren




Dem Austellungstext war zu entnehmen: "In ihren neuen Arbeiten ist es das Element Wasser, das die Künstlerin (Verena Lafargue Rimann) beschäftigt. Als Duo CoXFox bestickt sie gemeinsam mit Cristin Wildbolz Taufkissen mit Motiven, die die beiden Künstlerinnen in einer Werft in Island fotografiert haben. Damit greifen die beiden Frauen eine tradierte künstlerische Technik auf. Motivisch verweisen sowohl der Schiffsbau wie auch die Taufe auf das Wasser."

Dennoch blieb für mich die Präsentation der einzelnen Arbeiten, die alle den Titel "hirsch gschtickt" (2013) tragen, etwas rätselhaft und nicht besonders ansprechend.

Eine weitere Serie dieser kleinen Werke war in einem weiteren Raum als Installation an der Wand präsentiert, die ich schon eher zugänglich fand.


Die Kompositionen mit bestickten Stoffstücken und Alltagsgegenständen waren durchaus stimmig

Und von Nahem betrachtet, waren die Stickereien absolut faszinierend

 


Im gleichen Raum befand sich eine Arbeit von Lilly Keller, "Teppichpaket" (1991), die mit der Wahrnehmung und den Assoziationen des Betrachters spielt: eine textile Arbeit, bei der lediglich die Form (ein Teppich) textil ist, das Material (Kunststoff) aber alles andere als stofflich.




und ein weiterer faszinierender SaitenKoerper (2006) von Fraenzi Neuhaus, der mich in seiner leuchtenden Farbgebung und Form stark an eine Muschel erinnerte




Von Verena Welten zwei witzige ebenfalls nicht-textile Arbeiten, die erst durch die Anspielung an ein Werkzeug textiler Verarbeitung zur Textilkunst werden

Verena Welten, Herz-Schnittmuster


Verena Welten, Hirn-Schnittmuster


Die Thematik Herz und Hirn wird in einer eindrücklichen Installation mit dem Titel "Herz/Hirnverbindungen" vertieft. Dazu nochmals aus dem Ausstellungstext: "Verena Welten (1949) hat mit Nadel und Faden versucht, Denken und Fühlen zu einen. In einer älteren Arbeit hat sie Herz und Hirn aus Papier zu einem neuen Ganzen zusammen genäht."




Hinter dem Tisch, auf dem die Herz/Hirnverbindungen liegen, werden Diabilder, die den Arbeitsprozess des Zusammennähens dokumentieren auf eine weisse Styropor Kugel projiziert.


Dadurch entsteht eine Wirkung, wie der Blick durch eine endoskopische Sonde


Ich schliesse den Rundgang ab mit einer weiteren Arbeit von Lilly Keller "Art 4. und 5." (2012)
 





Ich habe nicht alle Exponate dieser faszinierenden Ausstellung fotografiert bzw. in diesem Beitrag gezeigt, aber Sie haben (wenn Sie bis hierher durchgehalten haben…) nun doch fast die gesamte Ausstellung gesehen.