Freitag, 31. August 2018

Malen auf einer textilen Arbeit? Warum?

 von Isabelle Wiessler
 
 

Mit ist während meiner letzten Ausstellungen aufgefallen, dass ich oft danach gefragt wurde, wie ich Farbe auf der textilen Oberfläche auftrage und welche Farbe ich verwende.

Hier möchte ich mich der Frage, warum ich auf gequiltete Oberfläche male widmen, welche Hintergründe haben mich dazu bewegt so zu arbeiten, wie war meine Entwicklung bis dorthin?

Ich habe als Kind und Jugendliche sehr viel gemalt und gezeichnet. Schulisch bin ich auch diesen Weg gegangen und habe ein Kunst Abitur. Gemalt habe ich eigentlich nur mit Ölfarbe – es gab damals noch keine Acrylfarbe. Mit gefiel an der Ölfarbe, dass ich Schicht für Schicht arbeiten konnte und auch wieder etwas entfernen konnte, da diese Farbe langsam trocknet. Zu eigenen Kompositionen kam es jedoch nicht; ich habe dafür leidenschaftlich Bilder anderer Maler kopiert!





 


Mit Beruf und Kinder habe ich das Malen beiseitegelegt und angefangen mich dem Patchwork zu widmen. Sehr schnell bekam ich das Bedürfnis den Stoff als Ausgangspunkt und Träger zu betrachten und mit einem künstlerischen Anspruch zu bearbeiten; ich begann jedoch erst 2009 damit etwas Acrylfarbe auf einen Quilt aufzutragen. Ich war mir von Anfang an sicher, dass ich die Farbe zuerst auf die gesteppte Fläche Farbe auftragen würde. Der Stoff konnte zuerst gefärbt werden, Acrylfarbe auf den Stoff direkt aufzutragen wäre für meine Bedürfnisse zu steif und uninteressant gewesen. Ich wollte die Dreidimensionalität der Quiltoberfläche nutzen, um eine komplett neue Struktur zu erzielen.


Spuren der Zeit - 2009
 


Da mir das Resultat gefiel, habe ich mich immer mehr und mit immer größerer Freude an dieses neue „Experiment“ gewagt.


Die Spur der Steine, Detail - 2009

 


Es fasziniert mich zu sehen, wie meine Bilder nach und nach entstehen. Dabei spielt das Quilten eine ganz entscheidende Rolle. Die gesteppten Linien geben Bewegung, Rhythmus und sind ganz entscheidend für das gesamte Bild.

Golf von Mexico, April 2010, 2010



Hier wurde in Echoquilting (parallel wiederholende Stepmuster) gearbeitet um die Formen zu verstärken.

Golf von Mexico, April 2010 Detail

 

Urban 4, 2011

 Hier entsprechend die Stepplinien die jeweiligen Elemente (Wasser, Himmel, Gebäude). Einer Gefühl der Ruhe soll aufkommen.


Horizonte 2 - 2015
Hier wird durch zirkulare Stepplinien die Ruhe unterbrochen.


Japanische Impressionen, Abendlicht - 2015
 
Hier wurden weniger Stepplinien verwendet, dafür sehr gezielt.

Ich habe mit der Zeit einen großen Erfahrungsschatz angesammelt. Baumwollstoff reagiert ganz anders als Leinwand. Die gequiltete Linien sind auch eine Herausforderung, aber auch eine große Chance plastisch zu arbeiten. Auch das Auftragen verschiedener Farbschichten bereitet mir immer große Freude. Sie können sich anhand verschiedener Details selbst ein Bild machen.


Mongolei 2 - 2013


Mongolei 2 - Detail
 

Horizonte 1 - 2015 - Detail



Surface 1 - 2014 - Detail

Urban 5 - 2012 - Detail

Die Künstlerin Gabi Mett hat meine Arbeit wie folgt beschrieben:
„Bei genauer Betrachtung wird klar, warum erst der gequiltete Untergrund geschaffen wurde. Er gibt der Oberfläche Struktur und Rhythmus, bindet Licht und Schatten in die Gestaltung mit ein. Dies wäre bei einer Malerei auf Leinwand nicht so ohne weiteres möglich. Der Einsatz von Acrylfarbe nimmt dem Werk das weiche Stoffliche und führt so zu einem interessanten Kontrast“

Mehr über diese Arbeiten können Sie auf meine Website sehen: www.isabelle-wiessler.de

Mittwoch, 29. August 2018

Wordless wednesday

von Isabelle Wiessler
 

Freitag, 24. August 2018

The Festival of Quilt Birmingham



von Bea Bernasconi


Ja, es sind schon wieder 2 Wochen ins Land gezogen seit ich in Birmingham am Quilt Festival war.

Die Zeit war bemessen: Donnerstag und Freitag, dann musste ich wieder zurück in die Schweiz, andere Aufgaben hatten Vorrang.

Ich war schon seit langer Zeit nicht mehr persönlich in Birmingham, darum war ich gespannt was mich erwartete.

Die grosse Frage: was schreib ich denn über Birmingham? Schon während meiner Anwesenheit waren die Socialmedia über und über gespickt mit Beiträgen, Videos und Fotografien vom und über das Festival.

Auf die Gefahr hin sich zu wiederholen oder über eine einzige Ausstellung zu schreiben möchte ich mich nicht einlassen, also habe ich mich über meine Anforderungen ans Quilt Festival befragt: was wollte ich dort und was interessierte mich in Birmingham.

Ich werde also bewusst keine Gewinner, Preisträger oder Werke von mit bekannten Künstlern publizieren. 


Meine Ziele: 

gute Textilkunst zu sehen, 

neue Künstler, die ich noch nicht kannte entdecken,

neue, mir unbekannte interessante Techniken

neues, interessantes Material

gute Begegnungen



Unter guter Textilkunstverstehe ich persönlich gut gearbeitete, harmonische Werke, interessante individuelle Umsetzung von allenfalls gegebenen Themen, verschiedene Materialien und Techniken.

Ich habe viele sehr schöne traditionelle Quilts gesehen, besonders gefallen haben mir aber die ausgestellten Werke der Nihon Quilt exhibition, im Speziellen diejenigen von Shizuko Kuroha.

Michiko Inaba

Yuko Eguchi


Tomoko Tanabe


Shizuko Kuroha


dieses Detail fand ich einfach fantastisch

Shizuko Kuroha

Detail

Shizuko Kuroha

Detail

mein absoluter Favorit


Die Japaner machten übrigens mit denjenigen die mitmachen wollten, interessante Origami und der Tisch war immer voll besetzt, querfeldein durch die Generationen und Kulturen.





Daneben gab es wunderschöne traditionelle Quilts mit viel Geduld und Perfektion genäht.






In den Kategorien Art Quilt und Contemporary Quilt ist mir aufgefallen das viele Werke von mir ausgesehen in der falschen Kategorie hingen. Es ist ja auch schwierig: Art Quilt, Contemporary Quilt und Modern Quilt, das tönt für manche ähnlich.

Ethelda Ellis
Eunyoung Choi
Yoke Buursma

Es hatte interessante Werke dabei aber ich habe auch viele Werke gesehen wo ich mich fragte was machen die da? Da gab es Falten wo es keine haben sollte, (ich meine nicht Fältchen sondern FALTEN!) Nähte mit schlecht eingestellter Faden Spannung, Fusel über den ganzen Quilt verteilt,   Brr!



In Birmingham ist es so, dass alle eingegebenen Werke ausgestellt werden. Das hat zur Folge, dass auch Arbeiten ausgestellt sind, die ich nie im Leben eingeben würde.

Ich bin mir bewusst das es sehr arbeitsaufwendig wäre alle Quilts (mehr al 7000) vorher zu besichtigen und zu entscheiden ob sie am Quilt Festival ausgestellt werden können oder nicht. Ausserdem ist die Entscheidung nur anhand von den Fotografien des Werkes sehr schwierig und keine Garantie für gute Qualität. Ausserdem waren viele Arbeiten eher zerknittert aber wo würde man all die Helferinnen hernehmen, die die Arbeiten sorgfältig bügeln und dämpfen bis sie ohne Falten hängen?

Ich bin aber der Meinung, dass die Qualität des Festivals gehoben werden könnte, wenn die Ansprüche ein wenig höher wären. Manchmal ist weniger mehr.

Es könnte dann auch vermieden werden 2 Werke im selben Ausstellungsraum aufzuhängen die einander richtig beissen oder weisse Quilts auf weissem und dunkle auf schwarzem Untergrund auszustellen.
Ich find sowas schade, die passen überhaupt nicht zusammen.

Die Galerien: es gab viele kleinere, mittlere und vor allem eine riesige: Nancy Crow.

Ein wenig entäuscht war ich von SAQA denn es waren wieder einmal hauptsächlich Arbeiten aus den USA zu besichtigen, ich hätte mir mehr «Europa» erwartet.

Unfold



Neue Künstler, die ich noch nicht kannte entdecken:

Ein gutes Beispiel dafür ist Louise Baldwin aus der Ausstellung «Art textiles made in Britain» mir haben ihre farbigen Bilder auf Anhieb gefallen.






Auch Edwina Mackinnon mit ihren ecoprint Kleidungsstücken hat mich sehr angesprochen, 






oder Christine Restall’s, wunderschöne Farbzusammenstellungen.







In der Kategorie «Quiltinstallations» hat mir der Mantel on Julie Shakleton sehr gefallen, sowas würde ich glatt anziehen!







Interessante Techniken:

Pojagi aus Korea. iIch hatte schon von Pojagi gehört aber nie ein Werk so genau betrachten können, Magenta Kang habe ich persönlich kennengelernt und sie hat mir sehr zuvorkommend Auskunft gegeben über Ihre Arbeiten, unheimlich die Perfektion!

Vor- und Rückseite eines Demonstrationsstückes

Magenta Kang

Dazu gehört Jaritsu embroidery minutiöse Stickerei auf Pojagi Untergrund Am selben Stand wie Magenta Kang befand sich Kim Il-Han Abigail eine liebenswerte Koreanerin die sich alle Mühe gab mir ihre Kunst zu erklären leider hat sie keine homepage aber hier gibt es Bilder von Ihren Arbeiten.


Jaritsu Stickerei


Neues Interessantes Material habe ich keines gesehen aber ehrlicherweise auch nicht gesucht. Meine Schränke zu Hause sind immer noch voll mit Material, dass ich mal ausprobiert habe aber schlussendlich zu aufwendig oder zu teuer befunden habe oder es schlichtweg nicht nötig habe.
ich werde mich sicher aber mal noch näher mit dem Färben mit Pflanzen befassen sobald ich die Zeit dazu finde.

Interessante Begegnungen habe ich viele gemacht manche sehr spontane, während dem betrachten eines Quilts kommt man ins diskutieren mit wildfremden Leuten, da ist es nicht nötig sich vorzustellen man begegnet sich man diskutiert und grüsst sich dann wieder....

Man begegnet Künstlerinnen, die einem mit Ihrer Persönlichkeit und Spontaneität schlicht vom Hocker hauen, andere sind eher zurückhaltend...

Und dann kann man sich auch einfach auf einen der Stühle oder Bänke setzen und mal in die Runde schauen, was da alles an einem vorbeigeht ist besser als jeder Theaterbesuch: Damen bekleidet mit den fantasievollsten Outfits, mit rosa oder blauen Haaren. Elegant mit weissen Handschuhen bewaffnet sind die Quilt Angels. Eifrige Jurorenkurs Frauen die werke bewerten für die Abschlussprüfung. Herren die geduldig hinter den Damen hinterhertrappen oder diese auf Rollstühlen durch die Ausstellung stossen und mit ergebener Miene darauf warten die Angetraute zum nächsten Quilt zu fahren. Besucherinnen die mit Ihren Rollatoren, Rollstühlen und Elektrorollern sich mühsam durch die Menge quetschen. Manchmal hatte ich das Gefühl mitten im Luganer Verkehrschaos zu stehen.

Jüngere Generationen, die an den Wettbewerben für Schulen mitgemacht haben, die Stolz vor ihren Werken posierten. Elegant gekleidete Männer, zuständig für die Näh- und Quilt Maschinen (ich hab’ mich gefragt warum das immer Männer sind), eifrige Verkäufer und Verkäuferinnen an den Ständen wo tausende kauflustige Damen Ihre Geldbeutel erleichterten und dann vollbepackt und befriedigt durch die NEC Hallen schlenderten. In den verschiedenen Verpflegungspunkten wurden Tonnen von Sandwiches, Torten, Tee und Kaffee konsumiert. Nicht zu vergessen, sind die eifrigen Workshop Besucherinnen und Künstler, die ihre Techniken vorführten.

Ganz ehrlich, schon nur dieses Spektakels wegen ist Birmingham ein Besuch wert, das muss man einfach einmal gesehen haben.






















Freitag, 17. August 2018

Der Baum als heilendes Element - Ernesto Neto

von Grietje van der Veen (Text) und
Bea Bernasconi (Bilder)

Dieser Beitrag kommt zu spät, um Kunstliebende in die Bahnhofshalle von Zürich zu locken, damit sie Ernesto Netos "Gaia Mother Tree" bewundern und begehen können. Aber ich vermute, die halbe Schweiz hat die Installation ohnehin schon gesehen.

Ernesto Neto ist ein brasilianischer Künstler, der fest in der Tradition seiner Vorfahren verwurzelt ist. Das hat mich immer fasziniert: Anknüpfen an die Kreativität der Ahnen. Nichts entsteht aus dem Nichts. Seine Werke sind als Gesamtkunstwerke zu betrachten. Alle Sinne werden aktiviert, vor allem Sehen, Riechen, Fühlen. Man darf in die Installationen hineingehen und die Oberflächen berühren, Kiloweise gemahlene Gewürze verbreiten einen betörenden Duft.

Auf Bitten der Fondation Beyeler in Riehen entwarf Neto eine Baumskulptur, die er nach der griechischen Göttin Gaia benannte, die in der Mythologie die Personifizierung der Mutter Erde darstellt.

Mit gemahlenen Gewürzen gefüllte Behälter
Netos Installationen sind offen, durchsichtig und luftig. Von aussen sieht man vage die Personen, die sich innerhalb der Skulptur befiinden. Die Farben deren Kleidung vermischen sich mit denen der Installation und geben immer wieder ein anderes Bild ab.

Mit Erde gefüllte Säcke als Gegengewicht. Im Hintergrund der Eingang
Zum Technischen:

Der Grundstoff besteht aus Baumwolle. Gemäss der Co-Kuratorin von der Fondation Beyeler waren dies 10222 Laufmeter. Diese wurden in 3 cm breiten Streifen geschnitten. Drei Monate lang wurden diese Streifen von 27 HelferInnen geschnitten, verschieden eingefärbt, zusammengefügt und zu Einzelelementen fingergehäkelt. Diese Elemente wurden dann nach Europa verschifft, mit Brandschutzmittel behandelt und nach dem Trocknen zusammengehäkelt.

Der Aufbau:

Die Installation kommt völlig ohne Nägel und Schrauben aus. Mit Erde gefüllte Säcke (insgesamt 800 kg) halten die Konstruktion am Boden fest. Behälter, gefüllt mit gemahlenen Gewürzen (insgesamt 600 kg) hängen von der Decke und stabilisieren das Ganze.


Kulturhistorisch ist der Baum ein Symbol für Kraft und Langlebigkeit. Von jeher stehen Bäume für den ewigen Kreislauf des Lebens, für Unsterblichkeit. Bäume sind die höchsten, grössten und ältesten Lebewesen der Welt. Der Lebensbaum stellt den Inbegriff all dessen dar, was Leben bedeutet. Nach jedem Winter ergrünen die Bäume aufs Neue. Ein ewiger Lebenszyklus.



Für Neto steht der Baum für Weisheit, für Spiritualität. Der Wald ist ein Ort zum Teilen. Er fühlt sich zuhause im Amazonasgebiet bei den indigenen Völkern, die vom Urwald und im Einklang mit der Natur leben, Es gibt kein Mein und Dein, sondern sie besitzen und tun alles gemeinsam. Die Institution Familie wird beschützt.

Gaia ist die Kraft des Lebens, der Erde. Sie bietet einen Ort zum Teilen. Hier kann man atmen, in sich gehen, meditieren, sich selber fühlen, alle negativen Gedanken los werden  und sich selber so heilen. Für Neto ist die Natur unsere Mutter, die für alles sorgt.


Der Eingang zur Skulptur in Form eines Schlangenkopfes.
Gaia Mother Tree ist begehbar. Die Besucher sind eingeladen, sich im Inneren aufzuhalten, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten oder zu meditieren. Wie man in dem Gewusel meditieren kann, ist mir ein Rätsel. Aber auf jeden Fall kann man ein Moment entschleunigen. Im Vorraum werden die Schuhe ausgezogen, wie in einer Moschee.

Der Eingang ist - im Gegensatz zum Baum - in Weiss gehalten und stellt einen Schlangenkopf dar. Ein Hinweis auf den Sündenfall von Adam und Eva, die vom Baum der Erkenntnis genascht haben und seitdem dafür verantwortlich gemacht werden, dass wir auf ewig in Sünde leben (müssen). Für meinen Geschmack wird hier ein bisschen zuviel Spiritualität bemüht.


Fakten:

Der Baum produziert Sauerstoff und bindet Kohlenstoff. Wälder sind die Lungen der Erde. Vor allem das Amazonasgebiet trägt wesentlich zu der Gesundheit des globalen Klimasystems bei.

Ein spannender Wirrwarr von Bändern
Die Humusschicht im Regenwald beträgt teilweise lediglich wenige Millimeter. Darunter befindet sich eine unfruchtbare Sand- oder Lehmschicht. Alle Nährstoffe sind hier - im Gegensatz zu anderen Wäldern - nur in den Pflanzen selbst gespeichert. Somit stirbt der Regenwald für immer, sobald er auf größeren Flächen abgeholzt wird: Der Boden hat keine Reserven, aus denen er schöpfen könnte, um neue Vegetation, entstehen zu lassen und sich zu erholen.

WWF schätzt dass über ein Viertel des Amazongebietes bis 2030 abgeholzt sein wird. Brazilien ist für die Hälfte dieser Abholzung verantwortlich. Der Rest geht aufs Konto der Nachbarstaaten Peru und Bolivien.

Dieses Foto zeigt den ganzen Aufbau deutlich

Die Baumkrone (Gaias Mütze?)
Ich persönlich sehe den Baum zwar auch als Ort der Entschleunigung, wo man zu sich kommen kann. Die mich kennen, wissen, dass ein Grossteil meiner Werke den Baum als Thema haben, neuerdngs mehr und mehr unter dem Aspekt Umweltschutz. Das Thema Abholzung fehlt in Netos U-Tubefilmen über die Natur und Gaia Mother Tree völlig. Er, der findet, die brasilianische Kultur sei der europäischen weit voraus, hat keine Worte über die Abholzung des Amazonasgebietes, einen Umstand gegen den die brasilianische Regierung herzlichst wenig tut.

In einem Interview über seine enge Verbindung zu den indigenen Völkern im Amazonasgebiet wird eine mögliche Zerstörung deren Lebensbedingungen nicht mal ansatzweise erwähnt.
Kissen im Innern, auf denen man sitzen oder liegen kann


Mein Lieblingsfoto, siehe acu Wordless Wednesday.
Ich habe den Eindruck, dass Neto immer mehr ins Spirituelle abdriftet. Bis zu Gaia Mother Tree habe ich ihn für seine riesigen skulpturale Landschaften bewundert. Begehbare Tunnel aus Stoff, versteckte Räumlichkeiten und Matrazen, gefüllt mit Styropor. Er sagte einst: "Ich umwickele Luft und verwandle die Atmosphäre in etwas Physisches". So wahr! Die neue Installation im Museum of Contemporary Art in Chacago, bestehend aus einer Liege im untersten Geschoss, die mittels eines gehäkelten Netzes mit dem obersten Stockwerk verbunden ist, hat mir sehr gefallen. Wenn sich jemand unten auf der Liege bewegt, setzt sich die Bewegung bis nach oben fort. Ich dachte, dies sei eine politische Metapher, die zeigt, dass Bewegungen von unten nach oben durchaus erfolgreich sein können. War wohl nicht so gemeint.

Kissen im Inneren, auf denen man sitzen oder liegen kann
Die Installation im unteren Stockwerk
Einige frühere Werke von Ernesto, aus dem Buch: FIBER SCULPTURE 1960 - PRESENT
2014, The Intitute of Contemporary Art/Boston and Prestel Verlag AG, Munich, London, New York
ISBN 978-3-7913-5382-1

SoundWay, 2012, 292 x 681 - 89 cm

The Island Bird, 2012, 427 x 960 x 655 cm

SoundWay, 2012, Detail

The Sun Lits Life, Let the Son, detail 2012

Hier noch einige Links zu YouTube Filme mit Interviews und Statements von Ernesto Neto: (die meisten sind auf Englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=qnXmGkoqEEM&t=21s

Beyeler info (auf Deutsch und Englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=Hbt9Kc-J2PA

Neto bei den Indigenen:

Ernesto Neto and the Huni Kuin ~ Aru Kuxipa | Sacred Secret - YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=M4wr5ktQhds

https://www.youtube.com/watch?v=rHy6luikM-U

https://www.youtube.com/watch?v=qnXmGkoqEEM https://www.youtube.com/watch?v=v7_7vI3dLbE