Freitag, 31. Januar 2014

Haarige Zeiten

von Gabi Mett

In den letzten Wochen waren alle TAFch - Mitglieder in die Vorbereitung für die kommende Ausstellung auf die ein oder andere Weise eingespannt. Cécile hat den professionellen Ablauf der Jurierung geplant und sich um eine gute Durchführung gekümmert. Grietje hat zur Zeit alle Hände voll zu tun mit der Pressearbeit und Judith springt ein, wo Not am Mann und Hilfe unabdingbar ist. Bei ihr fand auch in der vergangenen Woche eine ausserordentliche Sitzung statt, bei der es hauptsächlich darum ging, den Katalog zu begutachten und ggf. Änderungen vorzunehmen. Die Gestaltung des Katalogs lag in meinen Händen, besser gesagt, in meinen und denen meines Mannes. Wie bei allen anderen Aufgaben gehen viele Stunden und Tage ins Land, bis das Layout steht, alle Angaben korrekt eingegeben und Texte geschrieben sind. Bilder müssen stimmen, ggf. Angaben zu den Werken überprüft werden. Der gesamte Katalog wird mehrfach Korrektur gelesen und ich wundere mich immer wieder, wie oft doch noch nachgebessert werden muss.

Nicht selten schwirrt uns allen der Kopf, weil wieder einmal eine Email rund geht, die beantwortet werden muss, weil gemeinsame Entscheidungen anstehen, die nicht immer oder erst mit weiteren Absprachen möglich sind. So läuft die Zeit und das, was sonst im Mittelpunkt unserer Arbeit steht, das eigene gestalterische Tun, gerät in den Hintergrund. So war und ist es auch bei mir. Eigentlich wollte ich in diesem Monat mit der Ausarbeitung eines neuen Heftes beginnen, aber da war im Traum nicht dran zu denken. Man sollte doch nicht unterschätzen, wie sehr wichtige und die ganze Konzentration fordernde Arbeiten keine Nebenschauplätze zulassen. Das gilt auch für die praktische Arbeit. So warten die roten Stoffstreifen auf dem Bild vom Mittwoch schon seit einigen Wochen auf die Verarbeitung. Auch die Ideen wollen nicht fließen oder erweisen sich manchmal als gestalterisch nicht haltbar. Man stellt sich selbst und seine Arbeit in Frage, will aber im Grunde etwas erzwingen, was im Moment nicht machbar ist. Ich bin dann einfach mit dem Kopf nicht hundertprozentig bei der Sache, nähe zum Beispiel Elemente zusammen, die ich dann wehmütig wieder auftrennen muss. Ich will ein Ergebnis übers Knie brechen. Wenn ich dann den Verstand einschalte und mir klar mache, welche Gründe hinter diesem „Nichtkönnen“ stehen, suche ich nach Wegen, um auf andere Gedanken zu kommen, aber trotzdem mit einem Bein beim Gestalten zu bleiben.

Eine wunderbare Ablenkung ist die, in Kisten und Kästchen zu stöbern. Dabei taucht dann Material auf, dass schon etwas in Vergessenheit geraten ist wie diese Garne.



Es handelt sich um Webgarne, mit denen ich sticken wollte, die bisher aber noch nie zum Einsatz gekommen sind. Der Anblick der Farben tut meiner Seele gut. Könnte ich da nicht einfach mal etwas ganz Simples, Einfaches mit machen, so eine halbe oder ganze Stunde am Abend? Gesagt, getan! Ich habe nicht gestickt, sondern gehäkelt. Immer das gleiche Element: sechs Luftmaschen, zur Runde geschlossen und drumherum zwölf feste Maschen.




Da steht jetzt eine Tüte mit gehäkelten Elementen, die bei Bedarf weiter verarbeitet werden können. Auf die Frage von erstauntem textilkundigem Besuch, „Was machst du denn da?“, kann ich dann nur sagen, „Weiß ich noch nicht, ich mach es einfach“.

Ich habe nicht nur eine Schachtel, die solche Halbfertigteile enthält. In dieser Stiftedose ist alles bereit für briefmarkengrosse Teile, die noch auf ihren Einsatz warten, aber auf jeden Fall schon mal bestickt werden.

 
Ich habe festgestellt: je länger man an solchen Miniserien arbeitet, desto freier wird die Gestaltung und desto interessanter die Variationen. Der Blick in eine weitere Box zeigt Einzelstücke, die schon für eine große Arbeit geplant sind, aber in diesem Format erst einmal von Hand bestickt werden können.



So entwickeln sich langsam kleine oder größere Projekte wie nebenbei und wenn dann wieder mehr Platz im Kopf ist, kann an der weiteren Verarbeitung „gestrickt“ werden.

Am vergangenen Wochenende gab es noch eine gute Gelegenheit, etwas Abstand zum Projekt zu bekommen. In meinem Ort gibt es einen Künstlerverein, der immer wieder interessante Ausstellungen in einer alten Fabrik zeigt. Am vergangenen Samstag wurde Bettina Zachow vorgestellt, eine Künstlerin, die in Essen lebt und arbeitet. Sie setzt sich seit mehr als 10 Jahren mit der Verarbeitung von menschlichem Haar auseinander. Dabei greift sie in erster Linie auf ihr eigenes verlorenes Haar zurück, das jeden Morgen in der Bürste zu finden ist. Das Material wird in Haarnetze geknüpft, zu kleinen Spiralen gedreht und auf subtile und fast unglaubliche Art miteinander verbunden. Diese Objekte haben eine ganz besondere Ausstrahlung, deren Wirkung man sich nicht entziehen kann. Die beiden „Haarkleider“ , die Sie im Folgenden sehen, sind 1998 entstanden. Sie haben eine Größe von 140 x 30 x 5cm und 160 x 35 x 5cm.



Das Werk „Beinkleid“ wurde im Jahr 1999 gefertigt und zeigt einen Perlonstrumpf, der mit Haaren der Künstlerin durchzogen ist.





Drei filigrane Körperhüllen entdeckt man in diesem Objektkasten, ebenfalls aus eigenem Haar gefertigt, der Titel „Leibbinden“, ein Werk aus dem Jahr 2002/2003.




Bei der Installation „Kulturbeutel“ kommt man ein wenig ins Schmunzeln: Kleine Täschchen in Teebeutelgröße sind mit gewaschenen Seifenstückchen gefüllt.




Bei dem folgenden Objekt konnte ich leider den Titel nicht ausmachen, möchte es aber ob seiner Zartheit und spielerischen Leichtigkeit mit in den Bilderzyklus aufnehmen.


Die „Reifungen“ aus dem Jahr 2000 zeigen ergrautes Haar in seinen wunderschönen Farbnuancierungen.



Und zum guten Schluss sehen Sie noch zwei neue Werke.






Diese Ausstellung war sehr beeindruckend und hat mich auf andere Gedanken gebracht, mir „Zeit“ neu vor Augen geführt und Langsamkeit fühlen lassen.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Montag, 27. Januar 2014

Eine tolle Neuigkeit:

Die Ausstellung "teximus 1" rückt näher. Zu unserer großen Freude ist ein Preisgeld in Höhe von 500CHF gestiftet worden. Der Stifter möchte nicht genannt werden. Wir bedanken uns auf diesem Weg aber noch einmal ganz herzlich bei ihm. Dieser Publikumspreis wird die Künstlerin erhalten, deren Werk von den Besuchern die meisten Stimmen erhält. Unter allen abgegebenen Stimmen wird ausserdem jeweils ein Kunstwerk der vier TAFch-Mitglieder verlost. Also noch ein Grund mehr, die Ausstellung in der Altstadthalle in Zug zu besuchen.

Um Sie schon ein bisschen „gluschtig“ zu machen, zeigen wir Ihnen hier eine Seite der Einladungskarte mit Ausschnitten einiger Werke.



Freitag, 24. Januar 2014

Eine Spielerei


von Grietje van der Veen

Seit Jahren bin ich  in einer stillgelegten Ziegelei zuhause. Hier befinden sich meine Ateliers. Und ich wage zu behaupten, dass sie die schönsten des weitläufigen Gebäudekomplexes sind, denn beide befinden sich unter dem Dach und bieten atemberaubende Ausblicke auf die ständig mit den Jahreszeiten wechselnde Landschaft, da zusätzlich auf dem höchsten Punkt in der Umgebung gelegen. Vom einen Atelier aus blicke ich auf ein Biotop und den Allschwilerwald, vom anderen – dem Kursraum - überblicke ich fast das ganze Dorf Oberwil und die dahinter liegenden Hügelketten des Baselands.
Aussicht Richtung Allschwilerwald
Blick über Oberwil
Der Kursraum
Ich fühle mich auch deshalb dort so wohl, weil nichts perfekt ist. Alles wirkt irgendwie improvisiert, was meinem Naturell sehr entgegenkommt. Oder habe ich mich im Laufe der Jahre der Umgebung angepasst? Regelmässig halte ich mit meiner Kamera neue Eindrücke fest. Hunderte von Bildern sind es inzwischen.

Diese Bilder sind mir in den Sinn gekommen, als ich meinen letzten Kurs – der erste in diesem Jahr – mit dem Thema „Inspiration Natur“ gab. Die Neftiquilters waren zwei Tage bei mir zu Gast. Eine besondere Freude, denn zwei der Kursteilnehmerinnen werden in der Ausstellung „teximus 1“ Ende März mit je einem Werk vertreten sein. Der Kurs hat zwar die Natur als Thema, aber hauptsächlich geht es um Techniken, vor allem um die vielseitige Verwendung von gemaltem Vliesofix und Tyvek. Es ist immer interessant zu sehen, wie verschieden die Interessen sind. Es entsteht oft eine Dynamik in der Gruppe, die sich umso stärker zeigt, wenn die Teilnehmerinnen sich gut kennen. Das war bei den Neftiquilters der Fall. Es zeigte sich bald, dass sie eine Vorliebe für Abstraktes haben, und so entwickelte sich der Kurs allmählich in diese Richtung.

Als ich die Fotos von den Proben  später betrachtete, hatte ich fast den Eindruck, die Frauen hätten sich von der Ziegelei inspirieren lassen. So habe ich sie mit meinen Fotos von der Ziegelei verglichen.

Die Arbeit
In Beton eingelassene Ziegel. Pflänzchen haben sich eingenistet



Die zweite Arbeit

Maschendraht vor irgendeiner Werkstatt

Arbeit Nummer drei
Stillleben vor der Autowerkstatt
Arbeit Nummer vier
Graffiti an der Mauer am Parkplatz

Arbeit Nummer fünf


Beim Steinmetz

Arbeit Nummer sechs
Der Boden im obersten Stockwerk, noch feucht vom Aufwischen
Arbeit Nummer sieben: Geschrumpfter Stoff
Ein Baumstamm vor dem Atelier eines Holzbildhauers. Der Stamm liegt schon lange da, wie man an der Bewachsung sehen kann  

Arbeit Nummer acht, Fadenbild mehrfach geschnitten und umgedreht



Betonwand am Parkplatz mit eingelassenen Dachziegeln
Diese Übung war eine Spielerei, aber für mich eine sehr interessante Entdeckung. Ich werde das bestimmt weiter verfolgen.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Wordless Wednesday

von Grietje van der Veen


Freitag, 17. Januar 2014

Ein Neujahrspaziergang und ein faszinierender Fotograf

von Judith Mundwiler

Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr verbrachten wir in der Ostschweiz. Auf einem Spaziergang an einem trüben Nachmittag entdeckten wir in einem Waldstück eine ausgediente militärische Einrichtung. Der ganze Berg ist ausgehöhlt und verbaut mit Bunkern, Schiess Scharten, Eingängen und Türen. Überall entdeckte ich Strukturen und Texturen, von Menschenhand gemacht....und ich begann zu fotografieren....das TEXTILE in dieser etwas grauen Umgebung war plötzlich omnipräsent.....meine Aufmerksamkeit wurde an jeder Ecke auf irgend etwas gelenkt, welches im weitesten Sinn mit Textilem zu tun hat.

 







Es wurde in diesen Ferientagen auf unseren täglichen Spaziergängen ein richtiges Spiel für mich, in der Landschaft nach TEXTILEM Ausschau zu halten. Und es ist unglaublich, was man da alles entdeckt! Sogar Nähmaschinenspulen, wie auf dem Foto vom Mittwoch, habe ich entdeckt. Alle diese  Bilder habe ich auf dem Land und im Dorf gefunden. Wie würden solche Fundstücke wohl in der Stadt aussehen?

Die Riesenkugeln mit eingepacktem Silofutter

Ein Stück Elektrozaunband

Wickeltechnik...

Knoten.....
.....nochmals Knoten
Vergessene Plastikschnüre und -Bänder.
Der Farbkontrast ist faszinierend!
Hier darf wohl keine Post mehr depnoinert werden..
Fransen.
Ein Baumstrunk Kleid aus Moossamt mit attraktivem Spray-Muster..
Maschenstich?
Kreuzstich?
Hexenstich?
Biesen oder Plisseé?

Zum Abschluss möchte ich Sie auf einen ganz speziellen Künstler aufmerksam machen. In der Januarausgabe vom GEO Magazin wird der Fotograf Kacper Kowalski vorgestellt. Er steigt selbst in ein Leichtflugzeug oder in einen Paragleiter und fotografiert die Zivilisation oder die Natur von oben. Seine Bilder faszinieren mich total! Er gewinnt der Umweltzerstörung gleich viel Schönes ab, wie der Herbststimmung in seiner Heimat Polen. Oft muss man zweimal hinschauen, um zu entdecken, woraus diese spannenden Muster, die Farben und Formen bestehen.





Hier kommen Sie zur Webseite von Kacper Kowalski!

Und hier eine Webseite mit vielen Fotos vom Künstler.

Vielleicht finden Sie ja ein  paar Anregungen für Ihre Kreationen. Oder Sie suchen mal nach TEXTILEM auf Ihrem Arbeitsweg oder bei Ihren Spaziergängen! Viel Spass dabei!