Freitag, 27. April 2018





Gold und Seide

von Bea Bernasconi


Palantaloom (Palanta: Webstuhl auf in Minangkabau Sprache;  loom: Webstuhl auf englisch) ist ein Webstudio das vom Berner Architekten Bernhard Barth und seiner Frau Erika Dubler Bart im Jahr 2005 in Batu Taba, in Westsumatara, ins Leben gerufen wurde.

Bernhard und Erika Bart

Als Bernhard Bart 1996 in Indonesien weilt um die Sprache zu erlernen und zu reisen, entdeckt er im Museum in Padang die Songketweberei. Interessiert, fertigt er eine Skizze des Musters an und bemerkt, dass die auf den lokalen Märkten angebotenen Songketwebereien nicht annähernd dieselbe Qualität und Komplexität an Mustern aufweisen.

Er begreift schnell das etwas getan werden musste, um das traditionsreiche Handwerk vor dem definitiven Untergang zu retten und es wieder auf den Stand seiner Blütezeit zurückzuführen.

Er begann Minangkabau Songket zu erforschen und weitete diese Recherche später auf ganz Sumatra aus.


Songket ist eine spezielle Webetechnik, auch als Brokatweberei bekannt. Diese speziellen Stoffe werden hauptsächlich in Indonesien, Brunei und Malaysia hergestellt. Sie werden ausschliesslich handgewebt in Seide oder Baumwolle mit Gold- oder Silberfäden. Es entstehen so faszinierende Muster die sich durch den schimmernden Effekt vom Hintergrund hervorheben.



Songket wurde früher nur an den Höfen der malaysischen Königsreiche, in Sumatra und in Indonesien getragen. Songkettücher waren Luxusprodukte die vorwiegend an wichtigen traditionellen Anlässen getragen wurden (Geburt, Hochzeit, Todesfeiern).





Details von Songket Tüchern

Die Geschichte der Songketweberei ist lückenhaft, man nimmt an, dass wahrscheinlich zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert die Technik dieser besonderen Weberei über das maritime Handelsimperium aus Indien und Arabien eingeführt wurde.






Songket Tücher; Bilder Bernhard und Erika Bart

Das Minangkabau Hochland war in früheren Jahren (ungefähr zwischen 1850 und 1920) ein blühendes Zentrum der Songketweberei. Nach dem ersten Weltkrieg kam die Songket Produktion durch den wirtschaftlichen Untergang praktisch zum Erliegen und die japanische Besetzung des Gebietes im Jahr 1942 brachte alles auf den Stillstand.

Dies hatte zur Folge, dass über mehrere Generationen die Mütter ihren Töchtern die Tradition der Songketweberei nicht mehr weitergaben. Es gab einen Unterbruch im Knowhow von Technik und Mustern. In den 60er Jahren wurde dann von einzelnen Frauen versucht die Weberei wieder zu beleben, aber zum Teil waren die Muster stark vereinfacht worden und die Qualität war weit entfernt von derjenigen früherer Songkettücher.


traditioneller Webstuhl

Die einfachen Webstühle die verwendet werden von den Songket Webern sind zum Teil nicht mehr als ein Querbalken an welchem der Zettel befestigt (aufgerollt) wird, der an zwei Pfosten aufgehängt ist. Die Weberin sitzt am Boden oder auf einem niedrigen Schemel. Die Muster werden mit Stäbchen die in den Zettel eingeführt werden eingelesen. Die Goldfäden werden mittels einer Zusatzbindung ins eigentliche Gewebe eingewebt. Zum Teil braucht es bis zu 180 Zusatzfäden um die Muster zu bilden.

So wie schon die Weberei die Bedeutung von Fleiss, Sorgfalt und Geduld hat, haben auch alle einzelnen der hunderten von Mustern ihre eigene Bedeutung. Vielfach sind diese mit Lebensphilosophien verbunden und symbolisieren Wünsche, Traditionen und Volksweisheiten.

Es brauchte früher vielleicht bis zu einem Jahr um ein Tuch von circa 2 Metern Länge und 60 bis 80 Zentimetern Breite herzustellen.

Wenn früher echte Goldfäden verwendet wurden sind diese heute durch Metallfaden und Lurex ersetzt worden, was das Endprodukt zwar etwas Preiswerter machen kann, aber schlussendlich ist der Arbeitsaufwand massgebender, denn es braucht immer noch viel Zeit und Handfertigkeit um ein qualitativ hochstehendes Songkettuch herzustellen.


Bernhard Bart begann alte Songket Muster von mehr als 1500 Textilien zu dokumentieren und setzte alles daran seine Ergebnisse in Praxis umzusetzen. Anfangs in Auftragsarbeiten mit Webern und jetzt in seinem Webstudio.

Er experimentierte mit Webstühlen, Fäden und Mustern. Schon 2006 waren genügend Songkets, alles Replikate von alten Minangkabau Songkets, produziert um diese in einer Ausstellung zu präsentieren. Die positive Reaktion auf die Ausstellung versprach eine erfolgreiche Zukunft. Bernhard Bart und seine Frau Erika bauen ein Wohnhaus mit angrenzendem Webstudio in Batu Taba, einem Dorf etwas ausserhalb der Stadt Bukittinggi im Hochland von Westsumatra, einst blühendes Zentrum der Songketweberei.

Schachspiel


Bereits im Jahr 2011 fand eine zweite Ausstellung statt und 2012 gewannen 2 von Bernhard Bart entworfene Schultertücher den UNESCO “Award of excellence” for Handicrafts, im South Asia Programme.


Ja genau, Bernhard Bart entwirft auch neue Muster, inspiriert von Holzschnitzereien oder filigraner Steinmetzarbeit die er auf Säulen oder Statuen entdeckt.


filigrane Steinmetz Arbeit....

...in ein Songket Muster umgesetzt



Er hat auch alle die alten Muster in Excel Muster umgesetzt auf dem Computer.

Mit sogenannten Einleseschäften, die er in Laos entdeckte, wird das Weben der verschiedenen Muster die sich wiederholen vertikal eingelesen und kann so von der Weberin wieder abgerufen werden und beschleunigt so die Arbeit.

vertikaler Einleseschaft

2016 begann eine neue Ära, in Zusammenarbeit von Frau Trini Tambu wurde die Firma «PT Studio Songket Palantaloom» gegründet. Trini Tambu, aufgewachsen in Sumatra, hat die gleiche Vision wie das Ehepaar Bart und wird als Eigentümerin von Palantaloom das Werk der Barts, die wie Bernhard Bart das augenzwinkernd ausdrückte, gerade mal 17 sind, weiterführen.


In Zusammenarbeit mit dem Modeschöpfer Adrian Gan wurde 2016 auch versucht Songkets modischer zu machen, Gan präsentierte Songkets von Palantaloom in seiner Kollektion «Eloquence of the eighties» in Jakarta. Bilder hier

Im Nationalmuseum von Kuala Lumpur (ASEAN Songket “Queen of textile: one root, one heritage») wurden Songkets von Palantaloom erstmals ausserhalb von Indonesien ausgestellt, und mit «Gold und Seide» ist zum ersten Mal in Europa eine Textil-Ausstellung zu sehen, die sich nur mit indonesischen Songkets befasst.

Palantaloom beschäftigt 11 junge Mitarbeiter aus dem Dorf, welche alle ausser dem Weben auch in die anderen mit dem Handwerk verbundenen Fertigkeiten eingeführt wurden. Dies ermöglicht es den ganzen Produktionsprozess unter einem Dach zu führen. Webstühle werden selbst gezimmert, Muster werden am Computer entworfen, die Seide wird mit Naturfarben eingefärbt und gespult. Die Zettelschäfte und das Einlesen der Muster, das Klöppeln oder Häkeln der Spitzen oder das Fertigen der Fransen wird ebenfalls im Webstudio erledigt. Nur die Seide und der Metallfaden werden auswärtig eingekauft.


Färben der Seide

es werden Naturfarben verwendet

Spinnen der Seide

der Zettel wird vorbereitet

Einlesen der Muster

Spitzen Klöppeln

oder Fransen drehen

Palantaloom Webstudio; Bild Bernhard und Erika Bart

Das ganze Team von Palantaloom hofft das dieses wunderschöne Kunsthandwerk auch in den kommenden Jahrzehnten weiterbestehen wird.


Ich persönlich bin beeindruckt von den Webereien und der Präsentation des Webstudios Palantaloom das während der Vernissage am 15 April vorgestellt wurde und empfehle allen die Ausstellung, die noch bis am 13 Mai 2018 offen ist, zu besichtigen.

Bernhard Bart und seiner Frau Erika Dubler Bart wünsche ich das Ihr Werk weiterleben und blühen wird und bedanke mich für die Bilder die sie mir zur Verfügung gestellt haben.


Wordless Wednesday: sogar geflickt wird mit Gold und Silberfaden....


Ausstellung Gold und Seide
15. April – 13 Mai 2018
Im Garnlager
3421 Lyssach


Öffnungszeiten:
Montag -Freitag: 10:00-11:30 und 13:30- 17:00
Samstag Sonntag 13:30- 17:00
Auffahrt, 10 Mai 2018 13:30-17:00





Mittwoch, 25. April 2018

Wordless Wednesday




Freitag, 20. April 2018

Eine Reise in Südostasien


von Grietje van der Veen

Wieder mal zog es mich nach Osten. Zuerst ein Wochenende in Malaysia, wo mein Sohn seit bald 18 Jahren wohnt, dann weiter nach Vietnam. Zuerst ein Besuch in die erste Kletterhalle, die mein Sohn und sein Kollege in Kuala Lumpur 2005 eröffneten. Nichts für mich, da ich unter grosser Höhenangst leide. Aber zum Zuschauen ist es immer spannend.

 Im Vordergrund der kleine Boulder für die Kinder. Die Kleinsten – oft noch in Windeln - klettern wie die Hasen. Da kommt man sich schon ein bisschen blöd vor. Na ja, man muss nicht alles können.
Selbstverständlich standen für mich eher Textilien im Mittelpunkt. Ethnische Kostüme faszinieren mich nach wie vor. Ein Besuch zum Central Market ist immer wieder ein Erlebnis. Dicht bepackte Auslagen, farbenfroh und lautes Anpreisen. Ein Fest für die Augen – für die Ohren weniger.

Central Market
Schild am Eingang des Museums
Natürlich konnte ich nicht widerstehen und habe mir ein Ikatjäckchen gekauft mit Handstickereien an den Ärmeln. Gar nicht auffällig!! Aber immerhin weiss ich, was ich anziehen soll bei der nächsten Vernissage.

Praktischerweise befindet sich in der Nähe des Markts das «National Textilemuseum», das eine gute Kollektion ethnischer Textilkunst aufweist. Hier nun einige Exponate:

Verschiedene Batikstoffe übereinandergehängt
 . 
Ein recht grosser Batikstempel, der in heissem Wachs getaucht und auf den hellen Stoff gedruckt wird und so  das Muster reserviert, wenn Farbe aufgetragen wird.

Weitere Batikmuster

Die Batiker bei der Arbeit

Ein reich besticktes Jäckchen

Ein Kragen mit offenen Stickereien und Pompons

Noch so ein tolles Stück

Reich bestickte Pantoffeln
Ein Ikatwebsel in Arbeit

Hier sieht man deutlich, wie Ikat gewoben wird. Die Kettgarne sind dem Muster gemäss eingefärbt, die Schussgarnesind  jedoch einfarbig.
Plattstickerei

Hier wurde das Stickmuster aus Papier geschnitten, auf den Stoff gelegt und angefangen mit Goldfäden zu übersticken.

 
Wieder eine Plattstichstickerei
Jäckchen aus Baumrinde. Der Baum wird gekappt und in Stücke geschnitten. Der äussere Teil der Rinde wird abgeschabt und der innere Teil mit einem Holzstück bearbeitet, bis er ganz locker ist und dann von Hand auseinandergezogen.. Die Fasern werden eine Weile in Wasser gelegt und dann nochmals geklopft. Dann sind sie bereit für die Verarbeitung zu Kleidung
Bemalte Baumrinde


Hübsche Kopfbedeckung
Ein weitres Baumrindenkleid
Ein Kleid aud Schweinehaut
Ein traditionelles Kleid aud Baumrinde, die Accessoires sind aus Blättern geflochten.
Goldpapierstickerei
Teil eines Wandbehangs. bestickt mit Goldfäden. Vögel und Gewürznelken sind typische Motive verziert mit Perlen und Pailletten auf Baumwolle und Samt. Der Behang wird gebraucht als Dekoration für die Hochzeitszeremonie.
 PS: Das Bild vom letzten Mittwoch stellt eine zerbrochene Autoscheibe dar. Jemand hoffte, etwas in unserem leeren Wagen zu finden und versuchte eine Scheibe einzuschlagen.