von Grietje van der Veen
Haslach an der Mühl ist eine kleine Ortschaft in Obererösterreich am Südrand des Böhmerwaldes, nahe der tschechischen Grenze. Der Ort und seine Umgebung waren jahrhunderte lang ein wichtiges Zentrum für die Leinenindustrie und sind es teils noch heute.
Die ehemalige Textilfabrik Vonwiller, in der früher Hunderte Menschen beschäftigt waren und die das gesamte wirtschaftliche und soziale Leben der knapp 3000-Seelen-Gemeinde maßgeblich prägte, musste 1999 schließen. Darauf erwarb die Gemeinde das Gebäude. Heute beherbergt die Fabrik Veranstaltungssäle, ein Restaurant, eine Musikschule, das Museum Mechanische Klangfabrik, Sozialeinrichtungen und verschiedene Firmen. Mit dem Ankauf einer zweiten Textilfabrik in unmittelbarer Nachbarschaft wurde das Areal noch erweitert.
Im Textilen Zentrum Haslach befindet sich ein beeindruckendes Webereimuseum, in dem wir anlässlich einer Führung die Leinenweberei in allen Verarbeitungsschritten der Flachsaufbereitung und die Entwicklung der Handwebstühle kennen lernen durften.
Der 1991 gegründete Verein „Textile Kultur Haslach“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Textilkultur in ihren vielen Ausprägungen zu fördern. Jedes zweite Jahr findet die "Textile Kultur Haslach", ein großes Sommersymposium statt. Während der 14-tägigen Veranstaltung finden Kurse rund um das Weben am Handwebstuhl statt. Es werden aber auch andere textile Techniken von anerkannten KursleiterInnen aus mehreren Ländern vermittelt. Workshops, Ausstellungen und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm sind hervorragend organisiert.
Kurs "Glasperlenschmuck"
Kurs "Stricken"
Jährlich veranstaltet der Verein auch den weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten Webermarkt. Rundum den Marktplatz präsentieren von einer Jury ausgewählte Textilschaffende aus ganz Europa hochwertige Produkte und individuelle Kreationen. Da fällt es schwer, sich nicht verführen zu lassen. Ich jedenfalls habe bedeutend mehr gekauft, als ich mir vorgenommen hatte.
In der ersten Woche besuchte ich den Kurs „Metall begegnet textile Techniken“ bei Eszter Mayer und in der zweiten Woche „Papier – das Buch als Medium“ bei Beatrix Mapalagama. Am kommenden Freitag werde ich über den ersten Kurs berichten, vier Wochen später über den zweiten.
Wir laden Sie herzlich ein, unserem Blog zu folgen! Wir öffnen hier eine Plattform, wo Gedanken, Informationen, Diskussionen, Inspirationen rund um die Textilkunst in der Schweiz ausgetauscht werden können.
Mittwoch, 31. Juli 2013
Freitag, 26. Juli 2013
Inspirations-Reigen
von Cécile Trentini
Ich werde immer wieder mal gefragt, woher ich die Inspiration für meine Arbeiten nehme: da gibt es so viele Möglichkeiten! Ausgangslage für ein Werk können ein besonderes Material oder eine bestimmte Technik sein, oder einer meiner selbstbedruckten Stoffe, oder ein Wettbewerbsthema, oder ein Bild in der Zeitung, oder eine gedankenlos hingeworfene Kritzelei, oder... Manchmal ist es aber auch ein Werk selber, das mich zu weiteren Arbeiten inspiriert.
Vor etwa zwei Jahren habe ich damit begonnen, die Reste zu sammeln (jeder Stoffschnipsel und jeder abgeschnittene Faden), die bei der Arbeit an grösseren Werken anfallen und diese Reste dann als Ausgangsmaterial für eine Serie von Miniaturen zu nutzen. Aus einer Restesammlung entsteht an jeweils einem Arbeitstag in drei aufeinanderfolgenden Woche eine Serie von drei Miniaturen.
Bei der Arbeit "Daily Thoughts"
fielen sehr viele Reste an und vor allem sehr unterschiedliche in ihrer Art. Deshalb entschied ich mich drei Miniaturen Serien zu erstellen. Aus den grösseren Stoffresten entstanden:
Die überzähligen Dreiecke wurden zu:
und die dünnen Stoffschnipsel, die beim Zurechtschneiden der Dreiecke angefallen waren, verarbeitet ich in
Diese letzte Serie gefiel mir besonders gut, und inspirierte mich wiederum zu weiteren grösseren Arbeiten.
Die Stoffschnipsel in Nr. 67 erinnern unweigerlich an Krawatten:
Ursprünglich von einer rein visuellen Übereinstimmung inspiriert, wurde diese Arbeit einiges vielschichtiger. Eine Reflexion über Macht- (Geld) und Geschlechterverhältnisse (Krawatten, Hemdenstoff und Knopflöcher für die Männer, der Molton (unsichtbar) auf dem das Ganze aufgenäht ist für die Frauen (diejenigen die sprichwörtliche hinter jedem erfolgreichen Mann stehen?) in unserer Gesellschaft und die Notwendigkeit diese ab und zu in Frage zu stellen (das Geld ist durch die Verarbeitung wertlos geworden, die Krawatten sind abgeschnitten).
Dabei fielen natürlich wieder Reste an, die zu einer Miniaturen Serie verarbeitet wurden:
Die Miniature Nr. 68, schien mir auch das Potential für eine grössere Arbeit zu beinhalten. Nach einer ersten Skizze mit Überlegungen zu Verarbeitungsmöglichkeiten und einer Arbeitsprobe verwarf ich die Idee aber wieder.
Auch die Miniature Nr. 69 faszinierte mich. Ob dies wohl auch in gross funktionieren würde? Mein Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, um zu entscheiden, ob das, was auf 15 x 15 cm gut aussieht, dies auch auf 150 x 150 cm tun würde.
Ausser ein paar Arbeitsproben, um festzulegen welche Stoffe / Farbpalette, ich verwenden wollte und wie breit/lang oder regelmässig/unregelmässig die Streifen geschnitten werden müssen, war es in diesem Fall auch nicht möglich mit Skizzen die Wirkung vorab auszuloten. Ich musste es einfach ausprobieren:
Einen Quadratmeter weit bin ich gekommen und nun reicht meine Vorstellungkraft, um zu entscheiden, dass ich nicht die ganze Fläche so füllen will. Die Wirkung überzeugt mich nicht (das sieht doch aus wie ein bunter Badezimmerteppich!), aber ich habe ein paar Ideen, was ich ausprobieren könnte... und irgendwann wird auch diese Arbeit, die inspiriert ist von einer kleinen Arbeit, die inspiriert ist von einer grossen Arbeit, zu Ende geführt sein.
Und auf jeden Fall wird es Reste geben
die ich für eine Miniaturen Serie verwenden werde, die mich dann vielleicht wiederum zu einer weiteren Arbeit inspiriert, die inspiriert ist von einer Arbeit, die inspiriert ist von einer Arbiet, die inspiriert ist von... und so könnt der Reigen endlos weitergehen.
Ich werde immer wieder mal gefragt, woher ich die Inspiration für meine Arbeiten nehme: da gibt es so viele Möglichkeiten! Ausgangslage für ein Werk können ein besonderes Material oder eine bestimmte Technik sein, oder einer meiner selbstbedruckten Stoffe, oder ein Wettbewerbsthema, oder ein Bild in der Zeitung, oder eine gedankenlos hingeworfene Kritzelei, oder... Manchmal ist es aber auch ein Werk selber, das mich zu weiteren Arbeiten inspiriert.
Vor etwa zwei Jahren habe ich damit begonnen, die Reste zu sammeln (jeder Stoffschnipsel und jeder abgeschnittene Faden), die bei der Arbeit an grösseren Werken anfallen und diese Reste dann als Ausgangsmaterial für eine Serie von Miniaturen zu nutzen. Aus einer Restesammlung entsteht an jeweils einem Arbeitstag in drei aufeinanderfolgenden Woche eine Serie von drei Miniaturen.
Bei der Arbeit "Daily Thoughts"
Daily Thoughts, 2011, 196 x 148 cm |
Nr. 61, Umwege, 28 x 13 cm |
Nr. 62, Wo die Wege uns hinführen 21,5 x 9 cm |
Nr. 63, Nicht nur zufällig, 25 x 11,5 cm |
Die überzähligen Dreiecke wurden zu:
Nr. 64, Amalgame 21 x 19 cm |
Nr. 65, Under Control, 27 x 15 cm |
Nr. 66, Verbotene Gedanken, 11 x 27 cm |
und die dünnen Stoffschnipsel, die beim Zurechtschneiden der Dreiecke angefallen waren, verarbeitet ich in
Nr. 67, Ob es sich lohnt?, 15 x 15 cm |
Nr. 68, Neue Wege, 15 x 15 cm |
Nr. 69, Chaos, 15 x 15 cm |
Die Stoffschnipsel in Nr. 67 erinnern unweigerlich an Krawatten:
In God We Trust, 2012, 149 x 147 cm |
Dabei fielen natürlich wieder Reste an, die zu einer Miniaturen Serie verarbeitet wurden:
Nr. 88, Too Many Title, 17 x 20 cm |
Nr. 89, Lucky Number, 20 x 12 cm |
Nr. 90 Land of Plenty, 14,5 x 25,5 cm |
Die Miniature Nr. 68, schien mir auch das Potential für eine grössere Arbeit zu beinhalten. Nach einer ersten Skizze mit Überlegungen zu Verarbeitungsmöglichkeiten und einer Arbeitsprobe verwarf ich die Idee aber wieder.
Auch die Miniature Nr. 69 faszinierte mich. Ob dies wohl auch in gross funktionieren würde? Mein Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, um zu entscheiden, ob das, was auf 15 x 15 cm gut aussieht, dies auch auf 150 x 150 cm tun würde.
Ausser ein paar Arbeitsproben, um festzulegen welche Stoffe / Farbpalette, ich verwenden wollte und wie breit/lang oder regelmässig/unregelmässig die Streifen geschnitten werden müssen, war es in diesem Fall auch nicht möglich mit Skizzen die Wirkung vorab auszuloten. Ich musste es einfach ausprobieren:
Einen Quadratmeter weit bin ich gekommen und nun reicht meine Vorstellungkraft, um zu entscheiden, dass ich nicht die ganze Fläche so füllen will. Die Wirkung überzeugt mich nicht (das sieht doch aus wie ein bunter Badezimmerteppich!), aber ich habe ein paar Ideen, was ich ausprobieren könnte... und irgendwann wird auch diese Arbeit, die inspiriert ist von einer kleinen Arbeit, die inspiriert ist von einer grossen Arbeit, zu Ende geführt sein.
Und auf jeden Fall wird es Reste geben
die ich für eine Miniaturen Serie verwenden werde, die mich dann vielleicht wiederum zu einer weiteren Arbeit inspiriert, die inspiriert ist von einer Arbeit, die inspiriert ist von einer Arbiet, die inspiriert ist von... und so könnt der Reigen endlos weitergehen.
Mittwoch, 24. Juli 2013
Freitag, 19. Juli 2013
Vorsicht, Kunst!
von Gabi Mett
Vorsicht Kunstauseinandersetzung! muss es wohl besser heißen, wenn ich im folgenden ein interessantes Buch vorstellen möchte.
Sich mit den Grundlagen der Gestaltung zu beschäftigen, beinhaltet die Auseinandersetzung mit den Gestaltungselementen Punkt, Linie, Fläche, Raum, Form, Farbe sowie Komposition. Im Bereich Design arbeitet man mit den gleichen Gestaltungselementen wie auf der bildnerische Ebene. Allerdings hat man andere Ziele. Design versteht sich im weitesten Sinne als angewandtes Gestalten. Ein Logo, ein Plakat, ein Broschüre, ein Buchumschlag oder das Layout eines solchen , das alles unterliegt dem Design. Das bildnerische Gestalten hat eine anderen Ansatz. Man möchte mit dem Bild eine persönliche Botschaft, eine Idee ausdrücken und nutzt dazu die elementaren Gestaltungselemente. Wenn man sich deren Wirkung allerdings nicht bewusst ist, kann es sowohl in Designbereich als auch im bildnerischen Ausdruck zu Fehlinterpretationen kommen. Die Botschaft, die man vermitteln möchte, wird durch die Auswahl der Mittel nicht unterstützt.
Darum ist es wichtig, sich immer wieder mit diesen Grundlagen auseinanderzusetzen, um so nach und nach ein Gefühl für die Ausdruckskraft der einzelnen Elemente zu erhalten. Im besten Fall sind diese Elemente und ihre Wirkung so in unserem Gehirn verankert, dass wir bildnerisch arbeiten können, ohne immer wieder über ihren Einsatz reflektieren zu müssen.
Dann kann man auch improvisieren und aus dem Bauch heraus arbeiten, denn das Wissen um diese Zusammenhänge wird in die künstlerische Auseinandersetzung mit einfließen.
Im Bereich der Kunst findet man viele Bücher zur Gestaltung. Sie beziehen sich in der Regel aber nie auf den ganzen Komplex, sondern verhandeln einzelne Aspekte, wie zu Beispiel das Thema Komposition. Das ist selten hilfreich, einfach weil man nicht den Gesamtzusammenhang versteht. Dazu kommt, das diese Veröffentlichungen für den Hobbymarkt herausgegeben werden. Gerade in diesem Bereich fehlt es oft an der Ernsthaftigkeit und am Tiefgang in der Beschreibung, was dann nur zu einem schlechten Halbwissen führt.
In meinen Kursen werde ich immer wieder nach Büchern gefragt, die diese Grundlagen der Gestaltung gut erklären. Ich habe nun endlich ein Buch entdeckt, das sehr ausführlich diese Dinge in Augenschein nimmt.
Es handelt sich um das Buch:
Sprache der Bilder - Kunst verstehen: Form, Farbe, Komposition
Gutschi Meyer
E.A. Seemann-Verlag
ISBN: 978-3-86502-280-6
399 Seiten mit unzähligen Bildern und Grafiken
Was macht es so besonders?
Dieses Buch gibt keine Anweisungen, wie etwas zu arbeiten ist, damit diese oder jene Intention unterstützt wird. Es erfolgt eine Auseinandersetzung über die Bildbetrachtung. Ausführlich werden Malereien oder Zeichnungen analysiert und aus dem Blickwinkel der Gestaltungsgrundlagen erklärt. Man versteht die Wirkung und die Entscheidungen der Maler in Bezug auf die Bildgestaltung und man kann daraus für sich in der eigenen Gestaltung Kriterien erarbeiten und anwenden
Nach einer kurzen, aber äußerst interessanten Einführung zur Bildsprache in der Kunst werden die Gestaltungselemente und ihre Bedeutung vorgestellt. Das beginnt mit den Elementen der Komposition als da wären Bildfläche, Waagerechte, Senkrechte, Kreuz, Diagonale, geometrische Flächengliederung, Gleichgewicht, Proportion, Zahl, Ungleichgewicht, Harmonie.
Im Bereich der Farbe geht es Hell-Dunkel, Farbharmonie, Farbgruppenbeziehungen, Komplementärbeziehungen, kalt-warm und leuchtend-trüb Beziehungen sowie um die Auffassung der Farbe.
Im Bereich Form geht es um Punkt, Linie, Fläche, Raum, Struktur, Ornament, Symbol und Figur-Grund.
Diese genannten Bereiche werden ausführlich anhand von zahllosen Bildbeispielen erklärt und das in einer Sprache, die große Lust macht, sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen.
Dem Wandel der Bildsprache von der christlichen Kunst bis in die Gegenwart wird ein extra Kapitel gewidmet. Es macht Kunstgeschichte erfahrbar. Ein kurzer Ausblick rundet dieses wirklich zu empfehlende Buch wunderbar ab.
In einer sehr stark gekürzten Form habe ich versucht, in meinen Heften Tex-SIGN 1(2010) und TEX-SIGN 2 (2011)die Gestaltungselemente im textilen Bereich näher zu beschreiben und zu erklären. Mehr dazu auf meiner Webseite.
Mittwoch, 17. Juli 2013
Montag, 15. Juli 2013
Hotelzimmer in Birmingham zum halben Preis
von Judith Mundwiler
Vielleicht möchten Sie spontan nach Birmingham reisen zum "Festival of Quilts" vom 8. bis 11. August 2013?
Ich habe ein Doppelzimmer im Hotel IBIS, gleich beim Ausstellungsort zum halben Preis abzugeben.
Das Zimmer ist mit 2 Einzelbetten ausgestattet, inklusive Frühstück. Gebucht ist es ab 6.8.2013 bis 11.8.2013. (Auch für weniger Tage möglich!!)
Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich doch bei mir per Mail jmundwiler@bluewin.ch oder bei Gabi Mett Gabi.Mett@t-online.de
Vielleicht möchten Sie spontan nach Birmingham reisen zum "Festival of Quilts" vom 8. bis 11. August 2013?
Ich habe ein Doppelzimmer im Hotel IBIS, gleich beim Ausstellungsort zum halben Preis abzugeben.
Das Zimmer ist mit 2 Einzelbetten ausgestattet, inklusive Frühstück. Gebucht ist es ab 6.8.2013 bis 11.8.2013. (Auch für weniger Tage möglich!!)
Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich doch bei mir per Mail jmundwiler@bluewin.ch oder bei Gabi Mett Gabi.Mett@t-online.de
Freitag, 12. Juli 2013
Licht und Farbe
Von Judith Mundwiler
Ich knüpfe hier an den Bolgbeitrag von Cécile an und erzähle Ihnen in Bildern über meine Ausstellungsbesuche vom letzten Wochenende!
Während meinem Ferienaufenthalt in der Ostschweiz nützte ich die Gelegenheit, Ausstellungsorte in dieser Region der Schweiz zu besuchen.
Es blieben eindrückliche Farben- und Formenbilder in meiner Erinnerung hängen, die sich vielleicht einmal in einem Textilen Werk von mir weiterentwickeln werden.
Gerne möchte ich Sie daran teilhaben lassen! Vielleicht ist es ja für Sie auch eine Inspirationsquelle für ein neues Projekt.
Der erste Ausstellungsort ist die geschichtsträchtige LOCKREMISE in St.Gallen.
Die Lockremise hat einen nahen Bezug zur Textilkunst: Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit der Textilhochblüte in der Schweiz, liefen in St.Gallen viele wirtschaftliche Fäden zusammen. Die lokalen Textilunternehmen beherrschten rund die Hälfte des Stickerei-Weltmarktes. Das filigrane Gewebe forderte massive Transportwege. Eine direkte Zuglinie verband damals St.Gallen mit Paris. In dieser Zeit entstand das grösste noch erhaltene Lokomotiv-Ringdepot der Schweiz und ist damit ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Es ist ein Pionierbau der Eisenbeton-Konstruktion mit aufwändiger Jugendstilfassade. Das Gebäude wurde 2009/2010 renoviert und in ein Kultur- und Kunstzentrum umgewandelt.
Die Ausstellung "Two Double Works" von Anthony McCall ist noch bis zum 21. Juli zu erleben. Es ist wirklich ein Erleben! Der in New York lebende Künstler hat hier zwei raumgreifende Lichtinstallationen realisiert. Im Zentrum stehen Doppelprojektionen, in denen sich zwei lineare Lichtzeichnungen in unterschiedlicher Konstellationen zueinaner bewegen. Zusammen mit künstlichem Nebel entstehen optische Räume, in welchen man sich bewegen kann. Es ist eine ruhige, sinnliche Athmosphäre und man wird Teil des Gesamtwerks, wenn man sich mit genug Zeit darauf einlässt.
Die zweite Ausstellung war "Lights" von Dan Flavin im KUNSTMUSEUM in St.Gallen.
Der Amerikanische Künstler schuf sich bereits in den 1960er Jahren eine unverkennbare Position innerhalb de Neoavantgarde mit seinen minimalistischen Lichtinstallationen unter Verwendung von handelsüblichen Leuchtstoffröhren.
Mit seinen Lichtwerken verwandelt er die Räume des Museums zu farbigen Riesenbildern.
Bei der Weiterreise durch die Ostschweiz kamen wir nach Appenzell. Dort steht ebenfalls ein geschichtsträchtiges Gebäude, die KUNSTHALLE ZIEGELHÜTTE.
Die Geschichte der alten Ziegelei geht bis ins sechzehnte Jahrhundert zurück. Wenn Sie genaueres zur Entstehung des Gebäudes wissen möchten, schauen sie doch auf die Webseite der Ziegelhütte.
Um 2000 wurde das historische Bauwerk mit einer Stiftung vom Abriss bewahrt und in ein Kunst- und Kulturzentrum umgewandelt.
Die laufende Ausstellung (noch bis zum 1.September) von Stefan Steiner mit dem Titel "EFACH, EINFACH" hat mich sehr fasziniert! Der Künstler beschäftigt sich seit 1991 mit "gemalten" Büchern, Künstlerbüchern. Eine Auswahl dieser Bücher sind auf Podesten, ohne Glas ringsum ausgestellt, sodass man die Werke sehr unmittlebar betrachten und auf sich wirken lassen kann. Mehr zu seiner Arbeit finden Sie auf der Webseite der Ziegelhütte.
Ich knüpfe hier an den Bolgbeitrag von Cécile an und erzähle Ihnen in Bildern über meine Ausstellungsbesuche vom letzten Wochenende!
Während meinem Ferienaufenthalt in der Ostschweiz nützte ich die Gelegenheit, Ausstellungsorte in dieser Region der Schweiz zu besuchen.
Es blieben eindrückliche Farben- und Formenbilder in meiner Erinnerung hängen, die sich vielleicht einmal in einem Textilen Werk von mir weiterentwickeln werden.
Gerne möchte ich Sie daran teilhaben lassen! Vielleicht ist es ja für Sie auch eine Inspirationsquelle für ein neues Projekt.
Der erste Ausstellungsort ist die geschichtsträchtige LOCKREMISE in St.Gallen.
Die Lockremise hat einen nahen Bezug zur Textilkunst: Anfang des 20. Jahrhunderts, zur Zeit der Textilhochblüte in der Schweiz, liefen in St.Gallen viele wirtschaftliche Fäden zusammen. Die lokalen Textilunternehmen beherrschten rund die Hälfte des Stickerei-Weltmarktes. Das filigrane Gewebe forderte massive Transportwege. Eine direkte Zuglinie verband damals St.Gallen mit Paris. In dieser Zeit entstand das grösste noch erhaltene Lokomotiv-Ringdepot der Schweiz und ist damit ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Es ist ein Pionierbau der Eisenbeton-Konstruktion mit aufwändiger Jugendstilfassade. Das Gebäude wurde 2009/2010 renoviert und in ein Kultur- und Kunstzentrum umgewandelt.
Die Ausstellung "Two Double Works" von Anthony McCall ist noch bis zum 21. Juli zu erleben. Es ist wirklich ein Erleben! Der in New York lebende Künstler hat hier zwei raumgreifende Lichtinstallationen realisiert. Im Zentrum stehen Doppelprojektionen, in denen sich zwei lineare Lichtzeichnungen in unterschiedlicher Konstellationen zueinaner bewegen. Zusammen mit künstlichem Nebel entstehen optische Räume, in welchen man sich bewegen kann. Es ist eine ruhige, sinnliche Athmosphäre und man wird Teil des Gesamtwerks, wenn man sich mit genug Zeit darauf einlässt.
Die zweite Ausstellung war "Lights" von Dan Flavin im KUNSTMUSEUM in St.Gallen.
Der Amerikanische Künstler schuf sich bereits in den 1960er Jahren eine unverkennbare Position innerhalb de Neoavantgarde mit seinen minimalistischen Lichtinstallationen unter Verwendung von handelsüblichen Leuchtstoffröhren.
Mit seinen Lichtwerken verwandelt er die Räume des Museums zu farbigen Riesenbildern.
Bei der Weiterreise durch die Ostschweiz kamen wir nach Appenzell. Dort steht ebenfalls ein geschichtsträchtiges Gebäude, die KUNSTHALLE ZIEGELHÜTTE.
Die Geschichte der alten Ziegelei geht bis ins sechzehnte Jahrhundert zurück. Wenn Sie genaueres zur Entstehung des Gebäudes wissen möchten, schauen sie doch auf die Webseite der Ziegelhütte.
Um 2000 wurde das historische Bauwerk mit einer Stiftung vom Abriss bewahrt und in ein Kunst- und Kulturzentrum umgewandelt.
Die laufende Ausstellung (noch bis zum 1.September) von Stefan Steiner mit dem Titel "EFACH, EINFACH" hat mich sehr fasziniert! Der Künstler beschäftigt sich seit 1991 mit "gemalten" Büchern, Künstlerbüchern. Eine Auswahl dieser Bücher sind auf Podesten, ohne Glas ringsum ausgestellt, sodass man die Werke sehr unmittlebar betrachten und auf sich wirken lassen kann. Mehr zu seiner Arbeit finden Sie auf der Webseite der Ziegelhütte.
War meine Kleiderauswahl für den Museumsbesuch wohl Vorahnung? |
Mittwoch, 10. Juli 2013
Dienstag, 9. Juli 2013
In eigener Sache!
von Gabi Mett
Seit sechs Jahren gebe ich zusammen mit meinem Mann Hefte zur bildnerischen Textilgestaltung heraus. In diesen Heften werden schwerpunktmäßig Themen behandelt, die für Ihre eigene bildnerische Arbeit interessant sein könnten. In der vergangenen Woche ist Heft Nummer 8 erschienen. Es hat den Titel: Auf der Spur der Natur und gibt Anregungen, Inspirationen aus der Natur für die eigene Arbeit zu nutzen. Mehr zu diesem und anderen Heften und zu den Bestellmöglichkeiten finden Sie auf meiner Webseite.
Seit sechs Jahren gebe ich zusammen mit meinem Mann Hefte zur bildnerischen Textilgestaltung heraus. In diesen Heften werden schwerpunktmäßig Themen behandelt, die für Ihre eigene bildnerische Arbeit interessant sein könnten. In der vergangenen Woche ist Heft Nummer 8 erschienen. Es hat den Titel: Auf der Spur der Natur und gibt Anregungen, Inspirationen aus der Natur für die eigene Arbeit zu nutzen. Mehr zu diesem und anderen Heften und zu den Bestellmöglichkeiten finden Sie auf meiner Webseite.
Freitag, 5. Juli 2013
Eine Reise zu den Miao
von Grietje van der Veen
Der Höhepunkt des Jahres 2011 war für mich eine Reise nach China, genau genommen in die Provinz Guizhou, die als die ärmste Gegend Chinas gilt. Hier sind die Miao, eine ethnische Minderheit, zuhause. Die Bevölkerung von China besteht zu 97 Prozent aus Han Chinesen, die restlichen drei Prozent teilen sich unzählig viele Minderheiten. In Guizhou aber sind überdurchschnittlich viele Miao angesiedelt. Die Landschaft dort ist extrem gebirgig und die Dörfer waren lange vom Rest der Welt isoliert. So war es möglich, dass die kulturelle Identität lange in ihrer Reinheit bestehen bleiben konnte, was sich vor allem in der Herstellung der Festkleidung manifestiert. Batik, Spinnen, Weben und Sticken sind Handfertigkeiten, die seit Jahrhunderten jedes Mädchen schon sehr früh - meist im Alter von sieben bis neun Jahren - lernt.
Die textilen Arbeiten haben bei den Miao einen hohen Stellenwert. Da sie keine geschriebene Sprache haben, werden die Legenden mündlich überliefert und in Stickereien festgehalten. Für die Miao ist Sticken nicht eine Beschäftigung, die der Schönheit dient, sondern eine Huldigung der Vorfahren und Götter, also eine spirituelle Handlung. Dies mag erklären, weshalb die Frauen gerne bereit sind, über fünf Jahre an einem einzigen Kostüm zu arbeiten. Die Frauen versuchen, die bestmögliche Perfektion in ihren Stickfertigkeiten und -techniken zu erlangen, weil sie damit die Götter ehren.
In diesem Beitrag möchte ich auf eine einzige Stickerei eingehen, die mich fasziniert. Ich konnte damals ein typisches Beispiel einer Zinnstickerei kaufen, hatte aber keine Ahnung, wie so etwas gemacht wird.
Eines Tages hatten wir eine Stunde zur freien Verfügung und wir kämpften uns durch eine verschlammte Strasse, gesäumt von zur Schau gestellten Waren.
Der Zufall wollte, dass ich in dieser Strasse eine Frau entdeckte, die an einer Zinnstickerei arbeitete. Ich durfte zuschauen und Fotos machen. Metallstickereien werden in Guizhou lediglich in einer Region, Jianhe, hergestellt. Die Metallstickerei findet man an Jacken, aber meistens als eine schmale Dekorationsschürze, die entweder auf dem Rücken oder vorne getragen wird. Die Fertigung ist extrem zeitaufwendig und nichts für schlechte Augen. Ich gebe hier eine Anleitung für diejenigen unter Ihnen, die einige Monate nichts zu tun haben und Lust verspüren, etwas Ähnliches zu versuchen. Man muss dabei ja nicht unbedingt an die göttlichen Vorfahren denken. Aber die Arbeit hat sicher etwas Meditatives.
Der Basisstoff ist weiss. Dieses Beispiel habe ich dem Buch „One Needle, One Thread“ von Tomoko Torimaru (ISBN 978-1-60702-173-5) entnommen, da die freundliche Frau auf meinen Fotos diesen Arbeitsschritt schon gemacht hatte.
Auf dem weissen Stoff wird mit dunklem Garn das Muster vorgestickt (traditionsgemäss ohne es vorzuzeichnen!). Dann wird der weisse Stoff mit Indigo eingefärbt. Jetzt wird ein sekundäres Muster mit Plattstichen zwischen dem schon vorhandenen Primärmuster mit dunklen Farben eingestickt. Grösse der Stiche: ca. zwei mm. Leider ist das Foto ein bisschen verschwommen, aber da ich kein Makroobjektiv habe, sind Nahaufnahmen von den winzigen Stichen sehr schwierig.
Jetzt werden die Metallstreifen eingearbeitet. Von einer Zinnfolie wird ein schmaler Streifen abgeschnitten. Dieser Streifen wird an einem Ende mit der Schere zu einer Spitze geformt und am anderen Ende umgebogen.
Der Streifen wird jetzt durch die Stiche des ersten Musters bis ans umgebogene Ende geschoben und dann kurz abgeschnitten.
Das Ende wird jetzt mit dem Fingernagel fest angedrückt.
Eigentlich einfach. Das Metallmuster liegt oben auf dem Stoff und wird nur durch die vorgestickten Fäden des Primärmusters gehalten. Lediglich die Fransen und die Querstreifen werden - nach dem Entfernen einiger Schussfäden – um die Kettfäden des Basisstoffs gewunden und somit auch auf der Rückseite sichtbar.
Zum Schluss noch ein Beispiel mit Messingfolie und weiteren Stickereien. Auf einem Markt gekauft. Allem Anschein nach von einem Kleidungsstück abgetrennt. Die Touristen – und vor allem die Textilbegeisterten – hamstern solche Stücke ja, was das Zeug hält.
Der Höhepunkt des Jahres 2011 war für mich eine Reise nach China, genau genommen in die Provinz Guizhou, die als die ärmste Gegend Chinas gilt. Hier sind die Miao, eine ethnische Minderheit, zuhause. Die Bevölkerung von China besteht zu 97 Prozent aus Han Chinesen, die restlichen drei Prozent teilen sich unzählig viele Minderheiten. In Guizhou aber sind überdurchschnittlich viele Miao angesiedelt. Die Landschaft dort ist extrem gebirgig und die Dörfer waren lange vom Rest der Welt isoliert. So war es möglich, dass die kulturelle Identität lange in ihrer Reinheit bestehen bleiben konnte, was sich vor allem in der Herstellung der Festkleidung manifestiert. Batik, Spinnen, Weben und Sticken sind Handfertigkeiten, die seit Jahrhunderten jedes Mädchen schon sehr früh - meist im Alter von sieben bis neun Jahren - lernt.
Die textilen Arbeiten haben bei den Miao einen hohen Stellenwert. Da sie keine geschriebene Sprache haben, werden die Legenden mündlich überliefert und in Stickereien festgehalten. Für die Miao ist Sticken nicht eine Beschäftigung, die der Schönheit dient, sondern eine Huldigung der Vorfahren und Götter, also eine spirituelle Handlung. Dies mag erklären, weshalb die Frauen gerne bereit sind, über fünf Jahre an einem einzigen Kostüm zu arbeiten. Die Frauen versuchen, die bestmögliche Perfektion in ihren Stickfertigkeiten und -techniken zu erlangen, weil sie damit die Götter ehren.
Baby in einem reichbestickten Tragetuch |
In diesem Beitrag möchte ich auf eine einzige Stickerei eingehen, die mich fasziniert. Ich konnte damals ein typisches Beispiel einer Zinnstickerei kaufen, hatte aber keine Ahnung, wie so etwas gemacht wird.
Ein Freundin war so freundlich, Modell zu stehen |
Eines Tages hatten wir eine Stunde zur freien Verfügung und wir kämpften uns durch eine verschlammte Strasse, gesäumt von zur Schau gestellten Waren.
Es gab hier eben keine öffentlichen Toiletten |
Der Basisstoff ist weiss. Dieses Beispiel habe ich dem Buch „One Needle, One Thread“ von Tomoko Torimaru (ISBN 978-1-60702-173-5) entnommen, da die freundliche Frau auf meinen Fotos diesen Arbeitsschritt schon gemacht hatte.
Auf dem weissen Stoff wird mit dunklem Garn das Muster vorgestickt (traditionsgemäss ohne es vorzuzeichnen!). Dann wird der weisse Stoff mit Indigo eingefärbt. Jetzt wird ein sekundäres Muster mit Plattstichen zwischen dem schon vorhandenen Primärmuster mit dunklen Farben eingestickt. Grösse der Stiche: ca. zwei mm. Leider ist das Foto ein bisschen verschwommen, aber da ich kein Makroobjektiv habe, sind Nahaufnahmen von den winzigen Stichen sehr schwierig.
Breite der Metallstreifen: 1,5 mm, dazwischen das mit Plattstichen gestickte Sekundärmuster |
Der Streifen wird jetzt durch die Stiche des ersten Musters bis ans umgebogene Ende geschoben und dann kurz abgeschnitten.
Das Ende wird jetzt mit dem Fingernagel fest angedrückt.
Eigentlich einfach. Das Metallmuster liegt oben auf dem Stoff und wird nur durch die vorgestickten Fäden des Primärmusters gehalten. Lediglich die Fransen und die Querstreifen werden - nach dem Entfernen einiger Schussfäden – um die Kettfäden des Basisstoffs gewunden und somit auch auf der Rückseite sichtbar.
Rückseite der Schürze |
Zum Schluss noch ein Beispiel mit Messingfolie und weiteren Stickereien. Auf einem Markt gekauft. Allem Anschein nach von einem Kleidungsstück abgetrennt. Die Touristen – und vor allem die Textilbegeisterten – hamstern solche Stücke ja, was das Zeug hält.
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