Freitag, 27. Juli 2018




Warum Graffiti?
von Bea Bernasconi


Diejenigen die mich kennen wissen sicherlich, dass ich mehr als eine Serie Graffiti-Quilts produziert habe. Aber wie kam ich dazu?

Eigentlich bin ich ja ganz normal, ich interessiere mich im Allgemeinen für Kunst, ich bevorzuge nicht die Malerei der Fotografie oder der Skulptur. Ich kann bei jeder Kunstform etwas Interessantes finden das mich anspricht. 

Ich müsste mindestens 300 Jahre alt werden um all das was mich anspricht auszuprobieren. Ich fotografiere viel und gern ich möchte auch Zeit haben zu Malen, zu Töpfern, Steinmetz wäre auch etwas das mich interessieren würde, Holzintarsien... von den textilen Künsten würde ich mich für Weben, Filzen und Spitzen Klöppeln auch noch begeistern können. 

Ich weiss auch nicht genau wie ich dazu kam Graffiti interessant zu finden. Wahrscheinlich als ich meine Masterclass mit Linda Colsh machte. Ich habe mich damals für das Thema «Walls» entschieden und durch die Arbeit mit Linda irgendwie meinen «Weg» gefunden. Ich habe gelernt meine Umgebung mit einem abstrakten Auge zu betrachten, das heisst ich sehe Details die jemand anderes gar nie beachten würde. Ich habe angefangen im «Unschönen» interessante Details zu sehen. Das kann eine alte Mauer mit Rissen, eine farbige Fläche die abblättert, Plakatwände mit verschiedenen Schichten und ja eben auch Graffiti sein. Habt Ihr schon mal versucht mit einem leeren Pass partout ein interessantes Detail aus einem grossflächigen Bild zu «filtern» genau so etwa funktioniert das bei mir, wenn ich eine Graffiti Wand vor mir habe. 

Es gibt da sehr unterschiedliche Stilrichtungen von Graffiti, eher poetische, politische, chaotische und dann gibt es noch diejenigen, die einfach Wände verschmieren. 

In Grossstädten wie New York, Bogota, Melbourn, London, Berlin, Hamburg und auch in Basel gibt es mittlerweile geführte Besichtigungen der Quartiere mit Graffitis. 

Das hat sicher Vorteile, ich verlaufe mich manchmal auf der Suche nach Graffitis in Quartiere wo es nicht so sicher ist. In San Franzisco hat mich mein Mann begleitet und auch so war es nicht unbedingt lustig über die verschiedenen «Persönlichkeiten» die auf den Gehsteigen lagerten zu steigen um zu den Graffitis zu kommen, alleine wäre ich sicher umgekehrt. In Barcelona, Valencia und Madrid befand ich mich plötzlich allein auf weiter Flur in Barrios die nicht gerade touristenfreundlich anmuteten.

Graffiti gibt’s auch in Museen zu besichtigen zum Beispiel in Berlin, München, WienParis um nur in Europa zu bleiben.

Es gibt wunderschöne Graffiti, die in Ihrer ganzen Fläche ihre Aussage haben aber es gibt auch solche da steht man davor und fragt sich was da wohl kommuniziert werden möchte. Mich interessiert meistens nicht das Bild als Ganzes, sondern mein Auge wird auf der Strasse oder aus dem vorbeifahrenden Zug eher von Details angezogen. Ich hätte schon viele Male am liebsten die Notbremse gezogen! Was meinen Blick einfängt, kann eine interessante Form, Farbkombinationen oder Schichten mit ihrer Tiefenwirkung sein. Diese fotografiere ich dann separat. 
                          





Einen besonderen Platz haben auch die Plakatwände oder zumindest was davon zurückbleibt. Manchmal hat es beeindruckend dicke Schichten, aber meistens wird ja was vorher angeklebt war weggerissen und dadurch, dass dann nicht immer das ganze Material entfernt wird, entstehen für mich interessante Strukturen und Bilder und ich muss zugeben, ich lass auch schon mal was mitlaufen das dann in meinen Werken wiederverwendet wird. Meine Familie findet das gar nicht lustig, aber ich habe Gott sei Dank eine Freundin die fast alles mitmacht.

Ich habe unzählige Fotos von ganzflächigen Graffitis und Details diese dienen als Inspiration, manchmal werden sie eins zu eins auch in meine Bilder aufgenommen.


Was die meisten von euch wohl sehen und was ich sehe
eine total verwüstete Fensterblende
was ich gesehen habe..


graffiti wand in Madrid

Detail das mich interessierte

ganzes Bild

Detail

abblätternde Farbe



Plakatwand

Und wie die Fotografien oder Ideen umgesetzt werden in meinen textilen Graffitis.

graffiti

Umgesetzt sieht das bei mir so aus

Graffiti


meine Version


Fotografiert in Valencia

"Valencia"

fotografiert in Mendrisio
Affisso




mehr Bilder findet Ihr hier

Mittwoch, 25. Juli 2018

wordless Wednesday


Freitag, 20. Juli 2018



Graffiti
von Bea Bernasconi

Ein Graffito ist eine Zeichnung, eine grafische Inschrift, hauptsächlich auf steinerne, metallische oder auf Putz oder ähnliche Unterlagen graviert.

Schon früh wurden zum Teil rudimentäre Instrumente wie Skalpelle, Nägel, Ahlen, Stilette oder 
Ähnliches gebraucht um die Graffiti zu produzieren. Viele der Graffiti sind abstrakte oder symbolische Zeichnungen, welche wahrscheinlich eine Art Kommunikation darstellten bevor die Schrift aufkam. Graffito kommt aus dem Lateinischen «Graphium», Schraffur, etymologische Herkunft aus dem griechischen Graphèin was neutral mit, schreiben, zeichnen oder malen übersetzt wird.

Graffiti sind schon im Paläolithikum (Altsteinzeit) vorhanden, wie zum Beispiel die  Felszeichnungen des Val Camonica (I), UNESCO Vermögen seit 1979.







Phönizier Graffito, Grab von Ahiram von Byblos


                     


In der frühchristlichen Zeit und im Mittelalter erscheinen Graffiti auf Grabsteinen. 

In der Archäologie haben Graffiti eine grosse Wichtigkeit: sie gehören zu den epigrafischen Texten und den nicht schriftsprachlichen volkstümlichen Beweisen, die vielfach unveröffentlichte gesellschaftliche Aspekte offenbaren.

Diese antiken Graffiti erscheinen überall auf der ganzen Welt:

In Guatemala in Tikal, Vikinger Graffiti in Newgrange, in der Basilika Santa Sofia in Istanbul, im Laternenturm von La Rochelle in Frankreich aus dem 13-14 Jahrhundert.

Viele romanische Kirchen weisen Graffiti auf die allerdings mit einer Schicht Putz überdeckt wurden, die Kirche von Moings (F) ist nur ein Beispiel. In Marsilly gibt es sogar ein Graffiti Museum und wer hat nicht schon von der Grotte von Lascaux gehört. Hier ein Video. Das «Centre International d’Art Pariétal -Lascaux IV» in Montignac ist seit Dezember 2016 offen und präsentiert massstabgetreue Kopien sämtlicher Kunstwerke der Höhle. 

Man könnte unendlich viele andere nennenswerte Graffiti aus der Antike aufzählen, machen sie mal eine Recherche in Google, es ist eine faszinierende Welt.

Aber gehen wir einen Schritt weiter in der Geschichte des Graffito oder «Sgraffito».

 Sgraffito Dekoration, Guarda

Die Dekorationstechnik wird zur Bearbeitung von Wandflächen benutzt. Nach dem Anbringen von verschiedenfarbigen Putzschichten werden Teile der oberen Schicht weggekratzt und es kommt so die darunterliegende Schicht zum Vorschein, es entsteht ein Bild durch den Farbkontrast. Die Technik des «Sgraffito» wurde insbesondere in Italien und in Böhmen im 16. Jahrhundert benutzt und während der Renaissance nach Deutschland und Österreich gebracht. Vor allem in Bayern ist die Technik sehr verbreitet, aber auch im Kanton Graubünden, speziell im Engadin ist Sgraffito ein häufiges Element an historischen aber auch an neueren Gebäuden, in Guarda faszinierten mich diese schon als Schulmädchen. Es werden vorwiegend heimatliche Motive gebraucht aber auch grossflächige Hausfassaden für Reklamezwecke sind zu finden.

Sgraffito, Guarda
Guarda

Guarda

Ja, und jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter in der Geschichte. Heutige Graffiti sind Schriftzüge und Bilder die mit verschiedenen Techniken auf den unterschiedlichsten Oberflächen im öffentlichen oder privaten Raum erstellt werden, meist illegal und unter Pseudonym. Die Akzeptanz ist unterschiedlich aber meist, zumindest in der westlichen Welt, werden sie als Vandalismus betrachtet. Man kann die Graffiti aber auch als Form der Kunst anerkennen. Ich finde man kann sowohl das eine als auch das andere nicht ausschliessen.



Es werden viele Massnahmen getroffen um das illegale Anbringen von Graffiti zu verhindern, es gibt aber auch Gemeinden die Flächen frei geben.

Die Abgrenzung der vielen verschiedenen Arten von Graffiti ist oft nicht eindeutig möglich. 

Style-Writing/Graffiti-Writing oder kurz Writing ist die am weitesten verbreitete Form von Graffiti und deswegen von der Allgemeinheit auch am stärksten wahrgenommen.


Bekannte Writing-Künstler sind zum Beispiel der Deutsche DAIM der Deutsch-Franzose Darco oder auch der verstorbenen Schweizer Dare.

Unter Streetart werden künstlerische Graffiti, Stencils, die Stickerkunst, Plakatierung und auch Installationen im öffentlichen Raum zusammengefasst. Bei der Streetart spielen bildliche Motive die größere Rolle als die Schrift.



                             



Bekannte Graffiti Künstler: Bansky, Vhils, Basquiat, und eine unendliche Liste mehr!


Wisst Ihr was Gauner-Zinken sind?
Zinken sind Geheimzeichen, die von Landstreichern und Gaunern, oder “fahrendem Volk” angebracht werden um über die Situation vor Ort zu informieren. Diese grafische Kommunikationsart gibt es bereits seit dem 16. Jahrhundert, die Zeichen sind mit der Zeit schematisiert worden.


Also Graffiti gab es eigentlich schon immer, auch deren Zweck ist eigentlich immer noch derselbe, Kommunikation!

Aber warum erzähl ich euch das eigentlich? Warum Graffiti?

Das erzähl ich euch gern in meinem nächsten Blog Beitrag! Stay tuned!!

Mittwoch, 18. Juli 2018

wordless Wednesday


Montag, 16. Juli 2018

In eigener Sache
Errata Corrige

wir haben letzte Woche ein falsches Datum für Texius 3 publiziert.

Teximus 3 wir von 26. bis 29. März 2020 wiederum in der Altstadthalle Zug stattfinden.

Wir entschuldigen uns für den Fehler.

das TAFch team

Freitag, 13. Juli 2018

SCYTHIA the 12th international Biennial of Contemporary Textile Art

von Grietje van der Veen

Olesia Tkachenko, Ukraine, Behind the Horizon was Blue
Ende Mai dieses Jahres besuchte ich die oben genannte Biennale in Ivano-Frankyvsk in der Ukraine und war positiv überrascht von dem, was ich da sah.

Scythia wurde 1996 gegründet mit dem Ziel, in nichts dem europäischen Level, hinsichtlich Qualität, Ausstellungen, Künstler, Workshops und Textilsymposien nachzustehen. Was dem Gründerpaar, Ludmilla Egorova und Andrew Schneider ausgezeichnet gelungen ist. Scythia ist die erste privat organisierte Veranstaltung dieser Art in der Ukraine. Sie ist unabhängig von jeglicher staatlichen Kontrolle und daher frei von jeder Art von Druck. Inzwischen ist auch die Tochter des Paares, Anastasia Schneider, dem Team beigetreten.

Zuerst konzentrierte das Gründerpaar sich auf die kulturelle Region rundum dem Schwarzen und Mittelmeer und lud Textilkünstler nach der Ukraine ein. Seitdem gibt es in jener Gegend einen richtigen Aufschwung in der Textilkunst. Nach und nach wurde der Einflussbereich von Scythia auf Europe und die ganze Welt erweitert.

Magdalena Kleszynska, Polen, Journey
Bis 2016 fanden die Veranstaltungen in Kherson am Schwarzen Meer statt. 2018 ist das erste Jahr am neuen Veranstaltungsort Ivano-Frankyvsk. Haben wohl politische Überlegungen zu diesem Schritt geführt? Genau wollte man sich darüber nicht äussern. Mir hat die Stadt gefallen. Sie hat im Sommer ein ausgesprochenes Urlaubsflair. Viele Restaurants und Cafés mit Terrassen säumen die Strassen der Innenstadt.

Die Ausstellung war auf drei Orten verteilt. Zu sehen waren alle Arten der Textilkunst: Webkunst, Batik, Quilten, Patchwork, Filz, Stickereien, Papier, dreidimensionale Textilkunst und viele Werke, die nicht mehr definitiv einer Richtung zugeordnet werden konnten.
Maciej Mesznik, Polen, Drought III
Tatjana Mykytas, Ukraine, Dwingello

Dwingello, Detail
Das Symposium war gemütlich und sehr freundschaftlich. Es gab viel Zeit  für Fragen und zum Bewundern der vorgeführten Werke.


So zeigte Lis Korsgen, eine Weberin aus Schweden, Arbeiten, die mit der von ihr favorisierten Hernmarck Technik (vgl.: http://www.hernmarck.com/about.shtml#) angefertigt wurden.
Lis Korsgen, Sweden, Apple
Die indische Stickerin Sunrita Basu referierte über die Bedeutung, die das Sticken für sie persönlich hat. 
 
Sunrita bei ihrem Vortrag


Detail einer Stickarbeit auf grob Gestricktem

Reine Stickarbeiet

Sunrita Basu hat keine eigene Website, aber einige Werke sind unter diesem Link  https://artistscribbles.com/2014/08/01/184 zu finden

Antje Spychai, eine Filzerin aus Deutschland sprach über die Filzkunst als kreative Ausdrucksform.

Antje Spychai, Deutschland: Die Wand
Antje Spychai, Deutschland: Treetrunk
Mehr zu sehen unter: http://wendland-hautnah.de

Bogdan Hubal, Weber, Künstler und Professor an der Prekarpatischen Nationalen Universität  von Ivano-Frankivsk zeigte eine beeindruckende Sammlung seiner Webkunst.

Bogdan Hubal, Ukraine: These Holy Mountaiins
Nun zu den Preisen: Der erste Preis ging an eine kleine Skulptur «Weight of Human» von der Koreanerin June Lee.

June Lee, Korea: Weight of Human
Detail von "Weight of Human"

Was ein Mensch sein Leben lang so an Unnützem rumschleppt .....

Mehr zu sehen unter: http://junelee.kr/portfolio/weight-of-human/

Den zweiten Preis erhielt die Britin Sue Hotchkiss für ihr Werk «Two-faced». 150x52cm. Filz, Seide, Baumwolle, synthetisches Netz. Siebdruck, Entfärbung. Freies Maschinensticken, quilten und Heissluftbehandlung.


Sue Hotchkis, Two faced
Für weitere Informationen klicken Sie hier: https://www.suehotchkis.com/

und der dritte Preis wurde der polnische Stickerin Karoline Lizurej verliehen.




Weitere Werke sind zu sehen auf http://karolinalizurej.blogspot.com/

Es waren auch mehrere in der Schweiz wohnhafte Künstlerinnen vertreten. So Ursula Gerber-Senger. Das Wordless Wednesday Bild zeigt ein Detail ihres dort ausgestellten Werkes «Reflection».

Ursula Gerber-Senger, Schweiz, Reflection
Weitere Infos hieer: https://www.ursula-gerber.ch/

Eine alte Bekannte von mir, die mich vor vielen Jahren mit einer kleinen Farbenlehre bekannt machte, war zu meiner Freude mit einer tollen Patchwork-Arbeit vertreten: Ursula Kern mit "Swirls".

Ursula Kern, Schweiz, Swirls
Ursula's Website: www.ursulakern.ch/
Noriko Steiner Osata, Schweiz: Integration

Noriko's Website: https://www.atelierkirin.com/deutsch/textillien/
   
Anouchka Perez, Schweiz: No Title
Anouchka Perez hat keine eigenen Website. Es gibt abeer weitere infos auf: https://www.visartevaud.ch/artists_member/anouchka-perez

Und jetzt noch mein Beitrag:
Grietje van der Veen, Schweiz: Migration
meine Website: www.textileart.ch   

Hier eine Arbeit, die wegen ungünstigen Lichts im Museum nicht fotografiert werden konnte. Die Künstlerin, Constance Egger-Klee hat mir gute Fotos geschickt. Auf denen kommt das Filigrane des Werks viel besser zur Geltung.
Constance Egger-Klee, Österreich: Procreatation
Procreation installiert
https://www.constance-egger-klee.at

Wer Lust hat, auch mitzumachen bei Scythia, muss nicht so lange warten. Man kann es versuchen mit der 9. Biennale Mini Textile Art. Gefragt werden zwei- oder dreidimensionale Werke von 30 x 30 x 30cm  (=Mini) oder von 5 x 5 x 5 cm (=Micro)



Bewerben kann man sich hier:


http://www.scythiatextile.com/events-2018-2019.html
 



THE 9TH INTERNATIONAL BIENNIAL EXHIBITION
 June, 2019, Ivano-Frankivs'k, Ukraine

Viel Erfolg

In meinem nächsten Blog werde ich noch mehr Fotos posten. Diese allerdings ohne grosse Worte.
Bis dann.