Freitag, 28. September 2018

Die Quilttriennale in Heidelberg, Deutschland


von Isabelle Wiessler


Am 15. September fand die Vernissage der 7. Europäische Quilt-Triennale in Heidelberg statt. Dieser Wettbewerb kann als die bedeutendste, zeitgenössische Quiltausstellung Europas angesehen werden. Sowohl durch die Anzahl an Künstlern verschiedener Nationalitäten, als auch der hohen Qualität der eingereichten Arbeiten.

Die Juroren Elisabeth Bernner Remberg aus Schweden, Gabi Mett aus Deutschland, Leslie Morgan aus England, Cosabeth Parriaud aus Frankreich und Dr. Kristine Scherer Kuratorin der Textilsammlung May Berk, Heidelberg bildeten eine sehr internationale Jury, im Spiegel der ausgewählten Arbeiten. Sie wählten 41 Exponate aus 11 europäischen Ländern aus einer Gesamteinreichung von 161 Arbeiten aus. Die ausgewählten Künstler sind immer nur mit einer Arbeit repräsentiert.

Im Vorfeld waren die Preisgewinner sowie deren Quilts im Internet zu sehen – mehr nicht! Deshalb war meine Neugier sehr groß, bezüglich der gesamten Auswahl.

Foto freundlicherweise von Gudrun Heinz zur Verfügung gestellt

Foto freundlicherweise von Gudrun Heinz zur Verfügung gestellt

Die Vernissage war sehr schön und abwechslungsreich. Die Preisverleihung wurde von Musik. Der Doris-Winter-Gedächnispreis für Innovation im Bereich Material, Technik und Entwurf bekam Judith Mundwiler aus der Schweiz für Ihr Werk „Netzwerk im Fluss der Zeit“. Die Jury wählte Ihre Arbeit aufgrund seiner konzeptionellen Kraft aus. Es besteht aus drei Teilen, die dort als Leporello stehend installiert waren.

Ich selbst war sehr von der Aussagekraft dieser Arbeit angetan. Obwohl diese Arbeit, wie Judith selbst sagt „hauptsächlich aus Papier und mit wenig Chiffon genäht und mit einem Seidenfaden überstickt“ besteht. Das Werk zeigt, dass der Quilt sich von seiner ursprünglichen Form weiter löst und neue Wege geht. Ich kann Judith nur für Ihre Arbeit und Preis beglückwünschen!

Foto: Judith Mundwiler, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Preis für Innovation im großen Format bekam zum 2. Mal Urte Hanke aus Deutschland für Ihr Werk „Linear“.

Diese Arbeit von 196 x 177 cm wirkte gleichzeitig aussagekräftig, schlicht, stark und einfach auf mich. „Von kunstvoller Komplexität zu klingender Simplizität“ schrieb der Jury völlig zu Recht über dieser Arbeit.

Foto: Urte Hanke, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Preis für NachwuchsquilterInnen unter 40 Jahren wurde an Malou Cecille van Draanen Glismann aus Deutschland für Ihre Arbeit „Albtraum“ vergeben. Diese Arbeit überzeugte mich durch seine Gestaltung und seine Reife. Umso erstaunt war ich als ich hörte, dass Malou erst 17 Jahre alt ist! Wir können doch um den Nachwuchs hoffen?!

Foto: Monika Kirk, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Gabi Mett erwähnte in Ihre Einführung, dass die Jury entgegen der heutigen Trends, sich zwei Tage getroffen hatte um aus den eingegangenen Sendungen eine Auswahl zu treffen. So hatte die Jury die Möglichkeit, sowohl die Arbeitsproben zu sehen als auch zu diskutieren. Diese Ernsthaftigkeit in der Arbeit hat mich sehr positiv gestimmt und ich muss sagen, die Auswahl lässt sich sehen. Ich finde sie persönlich sehr ansprechend, inspirierend und vielseitig.

Es sind noch einige gepieced Arbeiten vertreten wie z.B. von Michaela Grigoleit oder Barbara Kämpfer.

MG-Q#G 113 von Michaela Grigoleit



Viele lösen sich jedoch von diesem Korsett und entwickeln neue Wege wie z.B. Jutta Kolbeck oder Fanella Davies.

Topogravity von Jutta Kohlbeck

Die Stoffe werden nach wie vor gerne mit Farbe bearbeitet wie z.B. bei Diana Harrison, Monika Sebert, Katriina Flensburg oder bei mir.

Am Scheideweg von Katriina Flensburg
 
A4-Serie von Diana Harrison (Detail)

Horizonte 5 von Isabelle Wiessler

oder Objekte werden einfach zugefügt; das Konzeptionelle wird sichtbar wie bei Cécile Trentini.

Manche Künstlerinnen hatten sogar den Mut sich von der Wand teilweise oder ganz zu entfernen wie eben Judith Mundwiller, Heide-Marie Mönkemeyer, Els van Barle oder Margaret Ramsay. Dies ist besonders zu erwähnen als das die Triennale sich immer noch dem Medium „Quilt“ widmet. Es ist jedoch klar zu sehen, dass die Grenzen des Quiltes aufgeweicht werden. Für mich stellt sich die Frage ob und wann diese Triennale als „Textilkunst“ Triennale gesehen bzw. benannt wird? Eine für mich wichtige Frage und ich freue mich über regen Austausch diesbezüglich! Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

Krieg und Hoffnung von Heidemarie Mönkemeyer


Es gäbe natürlich noch viel mehr zu sagen, über ausgewählten Themen der Künstlerinnen, über Material, Größe und Formen. Die Ausstellung lohnt sich anzusehen und sich ein eigenes Bild davon zu machen! Ich möchte jetzt weitere Arbeiten Zeigen – ohne jegliche Präferenz!

Kontakt von Susanne Klinke
 

Links: Sinnbild des Lebens von Trudy Kleinstein, rechts: Buch von Els van Barle



Kopenhagens Strassenleben von Rosie James (Detail)


Die 7. Europäische Quilt-Triennale ist noch in Heidelberg bis zum 06. Januar 2019 zu sehen. Besonders möchte ich auf ein Künstlergespräch mit Pascale Goldenberg und mir im Rahmen der französischer Woche am 17.10. um 16.00 Uhr hinweisen.

Danach wird die Ausstellung im Kreismuseum Zons, Dormagen, im Textiles Zentrum Haslach, Österreich, beim Knitting and Stiching Show in London und im Textilmuseum in St. Gallen, Schweiz zu sehen sein.

Informationen unter www.museum-heidelberg.de





1 Kommentar:

  1. I also wonder about the name Quilt triennial, we are having the same discussion here in the Netherlands. Why not call it Textile Art.

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