Land Art Pfad in Engelberg, Schweiz
14. Juni bis 30. Oktober 2021
im Hungerbodenwald auf der Gerschnialp
Text und Fotos: Christine Läubli
Die Gerschnialp ist von Engelberg aus mit einer nostalgischen Standseilbahn zu erreichen. Die Bergstation grenzt an den Hungerbodenwald, einem mystischen Ort: Betritt man ihn, meint man, sich in einem Märchen zu befinden. Der Land Art Pfad 2021 führt über zwei Kilometer und zehn Installationen; eines der Werke durfte ich selber aufbauen.
im Hungerbodenwald |
Während der Vorbereitung und Entwicklung der Installation suchte ich ein «Bild» für mein Märchengefühl. Seit langem spielen Märchen in meinem Leben eine wichtige Rolle. Immer wieder beschäftige ich mich mit ihnen, lese sie und über sie, mehrfach besuchte ich Kurse und Workshops. Märchen sind voller Lebensweisheit und Symbole.
Auf den ersten Blick langweilige Tätigkeiten wie das Zählen von Linsen, die Arbeit in der Küche oder bei einem Köhler, das Hüten von Schafe oder Gänse, tauchen im Märchen immer dann auf, wenn die Protagonisten Raum brauchen, um zu reflektieren, sich selber zu finden und an ihrer Aufgabe zu wachsen. Dies benötigt Zeit, oft sieben Jahre, bis sie bereit sind für den nächsten Schritt.
am Spinnrad |
Im Grimmmärchen «Die Nixe im Teich» beispielsweise wird ein Jäger von einer Nixe verhext und in einen Weiher gezogen. Seine Frau ist verzweifelt und möchte ihn erlösen. Nach einem dornigen Aufstieg zu einer alten Frau erhält sie zuerst einen Kamm, dann eine goldene Flöte und das dritte Mal ein goldenes Spinnrad, mit denen sie sich bei Vollmond jeweils an den Weiher setzt und arbeitet, bis sie mit ihrem Mann entfliehen kann. Es braucht dann aber noch einmal viele Jahre, in denen die beiden Schafe hüten, bis sie einander erkennen und wieder zueinander finden.
Der Prototyp wird im Garten getestet |
Elemente aus diesem und ähnlichen Märchen finden sich wieder in meiner Installation: Die Wolle für die «gedankenwaldgewächse» stammt von Schafen. Bevor ich sie spinnen konnte, musste sie gekämmt werden. Färben und Spinnen erlebe ich als meditative Tätigkeit.
In der Reflexion erkennen wir, woraus wir selber, die Gesellschaft und Menschheit Kraft schöpfen können. Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Worauf kann ich verzichten? Antworten zu finden, braucht Zeit. Die blumenhaften Objekte verdeutlichen das Wachsen noch einmal in sich.
gedanken spinnen
gedanken ordnen
reflektieren
wachsen
auf meinem weg –
aushalten
was kommt
Der Land Art Pfad auf der Gerschnialp oberhalb von Engelberg ist bis am 30. Oktober frei zugänglich. Kuratiert wurde er von Claudia Häusler. www.kultur.spuur.ch/aktuell
Rahmenprogramm auf www.engelberg.ch/landart
Ausser den Gedankenwaldgewächsen sind zu sehen
(die Fotos sind von Claudia Häusler und entstanden teilweise während dem Aufbau):
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen