Freitag, 9. November 2018

Bert Drop, ein Sticksoftware Designer


von Grietje van der Veen

In der ehemaligen Ziegelei in Oberwil (BL), in der sich mein Atelier befindet, lernt man immer wieder  neue, interessante Leute kennen,  z.B.solche, die die Atelierbewohner besuchen.

So auch vor einigen Monaten, als mein Ateliernachbar, ein ehemaliger Herzchirurg, der uns in der Ziegelei tagtäglich mit Klaviermusik erfreut, mir einen Besucher vorstellte, Dieser entpuppte sich als Niederländer, Bert Drop, vor vielen Jahren in die USA ausgewandert, um sich dort als Anästhesist zu betätigen und jetz ebenfalls in Rente gegangen ist. Er zeigte sich recht bewandert im textilen Bereich und erzählte mir, er hätte sich auf das Entwerfen von Sticksoftware spezialisiert. Das hat mich bei mir Klick gemacht und ich bin sofort auf die Idee gekommen, einen Blogbeitrag über ih zu schreiben.

Wie kommt ein Arzt zu einem solchen Hobby? Die zwei Bereiche haben nun witrklich nichts mit einander gemein. Der eigentliche Anlass war, dass Berts erste Frau vor acht Jahren an einer schweren Krankheit starb. Ihm wurde empfohlen, sich ein Hobby zu suchen, das ihn von seinem Kummer ablenken könnte. Und da zeigte sich, dass die Vergangenheit einen nie loslässt. Nähen hat er gelernt von seiner Mutter, die unter einer angeborenen Augenkrankheit litt, aber trotzdem ihre Vorhänge selber nähen wollte. Nur das Einfädeln wollte nicht gelingen. So sprang klein Bert ein, kümmerte sich auch um Ober- und Unterfadenspannung und andere Kleinigkeiten wie Fadenstärke. Das gefiel ihm. Sport war ohnehin nie sein Ding.

Gegenwart und Vergangenheit verschmolzen im Projekt "Sticksoftware".  Berts Mutter hatte vor ca. 40 Jahren ein Handstickpatron für Berts Kinder entworfen, eine sehr altmodische Geschichte über Zwerge, die die heutigen Kinder wahrscheinlich kaum noch beeindruckt. Aber Bert nahm diesen Entwurf als Startprojekt. Das Muster enthält ca. 250 000 Stiche ind 42 Farben, teilweise auch zweifarbig. Wobei eine Fadenfarbe mit einer andersfarbigen Faden überstickt wurde. Das  Design wurde im Programm von "Embroidery Designs" aufgenommen. Hier könnt ihr die einzelnen Schritte nachlesen:
http://www.embroiderydesigns.com/emb_learning/project/935/gnome-landscape-wall-hanging.aspx


 







Insgesamt  80 Stickstunden sind veranschlagt.



Insgesamt 350 000 Kreuzstiche
Auch das nächste Projekt findet seinen Ursprung in der Vergangenheit. Berts Mutter war an der Herengracht in Amsterdam geboren. Zum (ca.) 400-jährigen Jubiläum der amsterdammer Grachten transferierte  Bert Drop eine kleine Handstickerei, die auf einem Foto von  ca. 5 bis 7 cm abgebildet war, in in ein Computerprogramm. Das Zeichnen des Musters ins Designprogramm nahm ein ganzes Jahr in Beschlag. Dann ging es aber zügiger: Nur drei Nachmittage brauchte Bert für  das Sticken mit der Maschine. Dabei musste er eine Lösung finden für die Tatsache, dass der Stickrahmen nur 25 cm breit ist. Das zu stickende Bild sollte hingegen 120 cm breit werden. So musste er den Stickrahmen sehr sorgfältig verschieben. Gebogene Linien können nicht mit Kreuzstichen gezeichnet werden  Aber auch hier fand er schliesslich eine Lösung.


Bert Drop

Hier sind die einzelnen Abschnitte zu sehen (auch beschrieben in:











Beim Designen kam Bert Drop gelegen, dass er schon während seiner wissenschaftlichen Arbeiten das Computerprogramm Corel Draw für Illustrationen verwendet hatte.

Seit Jahren pilgert er nun einmal monatlich zum Berninaladen, um Vorführungen über die Bernina Software zu geben. 

Aus dem allem geht hervor, dass Bert Drop sich den Niederlanden noch sehr nahe fühlt, wahrscheinlich auch wegen seiner glücklichen Kindheit. So hat er z.B. ein Schild gerettet,auf dem der Name der Strasse prangt, in der er aufgewachsen ist. Das Schild hängt nun an seinem Haus in
Boston, zusammen mit zwei Holzschuhen.







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