Freitag, 14. September 2018

Interview mit Paola Zanda

von Bea Bernasconi


Die Tessinerin Paola Zanda ist ausgebildete Schneiderin und sie unterrichtete Handwerken in der Schule. Sie ist ganz frisch pensioniert.

Paola Zanda


Paola ist inmitten von Stoffen, Spitzen, Stickereien, gestricktem und gehäkeltem aufgewachsen. Die Grossmutter väterlicherseits war Modistin und ihre Mutter SchuIinspektorin für den Handarbeitsunterricht. Noch bevor das Paola zur Schule ging kleidete sie ihre Puppen mit grosser Aufmerksamkeit und Freude. Das Nähen hat ihr sofort Freude bereitet. Trotzdem hat Paola sich nach dem Schneiderdiplom für das Unterrichten an der Primarschule entschieden. Für sie war es immer eine Herausforderung den Kindern die verschiedenen Textiltechniken zu unterrichten, in der Hoffnung etwas von ihrer Leidenschaft weiterzugeben.

Dem Patchwork ist sie im Jahr 2000 begegnet, speziell interessierte sie der Country Stil um etwas frischen Wind in die Schule zu bringen.

Broderie d'antan


2008 ist dann der Funken gesprungen, am Patchwork Festival von Briançon und anschliessend in Morzine. Die Werke von Sophie Furbeyre und Silvie Ladame haben Paola mitgerissen. Sie hat die Welt der Manipulation der Stoffe, das Kreieren von Reliefen durch Stickerei, Perlen und Glasperlen, Tyvec, Solvon und Evo entdeckt, Materialien, die sich verbrennen, versiegeln, zerreissen, bemalen und nähen lassen. All das hat Paola über Jahre Freude bereitet aber es fehlte eine Handschrift.


Champs énergétiques ( prix du public 2015 Aiguilles en Luberon)


Um Ihren Weg, ihre Stimme zu finden, hat sie über ein Jahr eine Masterclass mit Linda Colsh besucht. Sie hat sich dem Abstrakten zugewandt und die neue Art und Weise die Natur mit anderen Augen zu betrachten hat ihr die Kurven und die wunderschönen Formen der Rinde der Bäume enthüllt. Ein Kurs mit Uta Lenk hat alte schlummernde Schneider Techniken wieder wachgerufen.

Ein Buch von Cédric Pollet “Cortecce” (Rinden) hat ihr viel Material zu den unzähligen Fotografien die Paola und Ihr Mann Paolo während den ausgiebigen Spaziergängen im Wald, hinter ihrem Haus oder in Pärken machen.

Paola zeichnet ihre Projekte zuerst und wenn sie damit zurieden ist vergrössert sie die Zeichnung bis zum gewünschten Mass. Sie schneidet die einzelnen Teile aus und braucht diese als Modell für die Stoffteile, die sie mit der Maschine zusammennäht. Es ist eine Geduld und Präzisionsarbeit. Disziplin und Strenge! Endlich mache sie etwas das sie kennzeichne, das sie von anderen unterscheidet.

Die Zeichnung

Vision



Paola arbeitet mit Satinbaumwolle, die sie mit Procion MX färbt, sie braucht prinzipiell satte Farben um einen guten Kontrast zu erhalten. Alle Formen sind genäht und nicht appliziert. Generell quiltet sie ihre Arbeiten mit der Maschine, mit degradierter Fadenfarbe um die Formen und die Farben zu aufzuwerten.

Paola sagt, dass auch wenn sie seit Jahren nähe, hätte sie nicht eine lange Künstler Erfahrung. Alles hat wie ein Spiel begonnen als Paolo im Jahr 2015 ein Werk von ihr nach Aiguilles en Luberon eingeschickt habe. Diese Arbeit wurde 2017 prämiert und Paola wurde eingeladen am Festival auszustellen.
Taxus Bark


2018 hat Paola in Beaujolais an der biennale der Textilkunst ausgestellt. Und sie hat in Birmingham in der Kategorie Art Quilt den 2. Preis geholt mit “Deep Blue”.

Deep Blue, 2 Preis, Art Quilt, Birmingham 2018


Um sich ihrer Kunst besser und intensiver zu widmen ist sie auf Schulende im Juni in Vorpension getreten. Ich bin mir sicher das war kein leichter Entscheid für Paola sie war mit Leib und Seele Lehrerin und ich bin mir noch eins sicher, die Schüler werden sie vermissen!

Jetzt will Paola intensiv ihr Atelier aufbauen, bis jetzt nähte sie in der Ecke der Küche, sozusagen zwischen Herd und Nähmaschine. Nun wird Paola in die helle Mansarde ziehen, die bis jetzt unbenutzt Ihr Dasein fristete.

Und vielleicht finde sie endlich die Zeit alle die Bücher, die sie und ihr Mann über die Jahre anhäuften, zu lesen. Kunstbücher, Biografien, Geschichte und Herkunft antiker Stoffe und Antiker Puppen.

Ja die Passion der Puppen ist ihr geblieben. Ausser denjenigen mit welchen sie als Kind spielte haben sich andere aus Antikmärkten dazu gesellt.

Paola's Kreationen
Hommage Giuseppe Pennone

das letzte Gericht
Ihr Lieblingsbuch «Il sarto di Picasso» von Luca Masia, eine andere Art das Leben des grossen Meisters kennenzulernen, wird sie wahrscheinlich nochmals lesen.

Auf die Frage was sie über das Interesse an Textiler Kunst denke antwortet Paola das dieses sicher zunehme, aber im Gegenteil zu Amerika wo die Textilkunst als solche wahrgenommen wird, ist diese in unseren Landen immer noch nicht dem Malen oder der Skulptur gleichgestellt.

Im Tessin ist nach QuiltArtLugano im 2007, zwei Momopatch Ausstellungen und vereinzelten Ausstellungen in Galerien keine Entwicklung zu sehen, es gibt keinen Markt, die Leute sind sich nicht gewohnt Stoff oder Textiles als Kunst anzuerkennen. Paola meint dies werde Zeit brauchen, wie ihre Zukunft, die sie gerade neu plane.

Sie habe vor Englisch zu lernen und Deutsch, dazu kommen zwei weitere Kurse mit Linda Colsh um ihre Kunst zu verfeinern, dann werde sie weitersehen…..

écorce de pin

Eukaliptus 2

Eukaliptus
Platane

Platane maculata
Arbre maculé


Arizona

Vielleicht gebe sie ein paar Kurse, diesmal nicht für Kinder, sondern für Erwachsene, die die Welt des Textilen erkunden möchten.



Ich wünsche Paola viel Mut und Geduld für all dies Projekte und ich bin sicher wir werden von ihr hören!











2 Kommentare:

  1. Paola Zanda`s arbeiten sind sehr inspirierend. Tolles Interview!
    Ursula

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    1. Liebe Ursula, vielen Dank für die Wertschätzung meiner Arbeit! Hallo Paola.

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