Angefangen mit Nadel und Faden hat es schon im meiner Kindheit: neben meiner Mutter am Boden sitzend vor einem Korb voller Fäden. Sie am Webstuhl, tschack-bum, tschack-bum, das Schiffchen saust von rechts nach links und von links nach rechts, ihre Füsse hantieren flink mit den Tritten, während sie mit den Armen die Lade kräftig vor und zurück schlägt. Unter meinen Händen entstehen Püppchen, Tiere und fremde Wesen, später dann gestrickte und gehäkelte Kleidchen und Accessoires für meine Puppen. Dazwischen die Katze, die allem Beweglichen nachrennt und sich auf meine Wollknäuel stürzt.
Dann wurde es lange Zeit still in meiner textilen Seele. Ich wurde Werklehrerin und tobte mich in verschiedenen Materialien aus. Bis dass mich der Filz zur Wolle führte und schlussendlich wieder zu den Fäden.
Hier bin ich nun und führe den Weg konsequent weiter, die Fäden bewegen und überkreuzen sich, werden zur Schrift geformt und bringen meine innersten Gedanken zum Vorschein.
Ein Spruch, ein Satz, der mich durch den Tag begleitet, sticke ich auf einen „Blätz“ eines ausgedienten Kleidungsstückes, umrande ihn mit Bänder, die ich auf der ganzen Welt gesammelt habe.
Wie ein Tagebuch reihen sich die Stücke aneinander und lassen meinen inneren (Heilungs-)prozess sichtbar werden.
Durch eine schwere Erkrankung wurde das Leben von Selma Berger, in den Grundfesten erschüttert und in Frage gestellt. Auf dem Weg zurück ins Leben fand sie, zu ihrer Unterstützung, diese Leitsätze. Sie sind zugleich Antworten auf die Frage: „ Was ist wesentlich in meinem Leben?“
Ursula Suter
Ursula Suter
Herzlichen Dank für diesen Gast-Blog verbunden mit den besten Wünschen für Selma Berger. Es ist sehr beeindruckend, wie so einfache und doch eindrucksvolle Worte heilend wirken können. Und die Beschäftigung mit dem textilen Material tut sicher ebenfalls gut. Ein für mich sehr einfühlsamer Blick in eine textile Seele. Herzliche Grüße Anette
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