von Gabi Mett
Objekt, Rahmen und Raum!
Mein Vorsatz, an dieser Stelle wegweisende Textilkünstlerinnen aus Europa vorzustellen, wird von aktuellen Ereignissen und Ausstellungen immer wieder überrollt. So auch dieses Mal.
Im nächsten Beispiel mit dem Titel „Erinnerungen“, habe ich einen Keilrahmen bemalt, dann einen Stoff darüber gespannt und diesen weiter textil differenziert.
Die folgenden zwei Arbeiten haben nur eine Größe von 10 x 10 cm.
Kann ein Rahmen auch ein Werk erschlagen? Ich habe ein Experiment gewagt. Drei Rahmen aus hochwertigen Modellleisten fanden den Weg von der Rahmenwerkstatt zu mir. Ein schönes Geschenk! Aber wie werde ich diesen opulenten Rahmen gerecht? Ich suchte nach Material, das der Präsenz etwas entgegensetzen konnte. Stark strukturiertes Papier, Fundstücke wie Briefmarken aus Indien oder einer Lochkarte für die Jaquardweberei fügten sich problemlos zusammen und können sich meiner Meinung nach auch durch den Einsatz sehr dunkler Farbtöne in den Rahmen behaupten. Sie sehen hier die Hängung in der Treppenhausgalerie. Auch hier würde ich gerne Ihre Meinung hören, besser gesagt lesen.
Ist das Format größer, stellt sich die Frage nicht mehr so dringend nach einem Rahmen. Beim Quilt ist in der Regel ein Tunnel gefordert, durch den eine -möglichst flache- Leiste geführt wird. Damit die Arbeit gut hängt, muss der Tunnel breit genug sein und der Leiste noch Spielraum lassen. Oft ist es auch nötig, einen weiteren Tunnel an das untere Ende des Quilts zu nähen, dort ebenfalls eine Leiste einzulegen und so die Präsentation an der Wand zu verbessern. Leider sieht man immer wieder auch von professionellen Quilterinnen eine schlechte Hängung der eigenen Arbeiten.
Es würde hier zu weit führen, auf alle nur erdenklichen Möglichkeiten der Präsentation einzugehen. Gehen wir lieber einen Schritt weiter und schauen uns die Ausstellung im öffentlichen Raum genauer an. Bei einer Einzelausstellung können die Werke chronologisch gehängt werden, sie können in Werkgruppen präsentiert oder nach Themen geordnet werden, je nach dem, ob es sich zum Beispiel um eine Retrospektive oder um die Präsentation neuer Arbeiten handelt. Die Gestaltung obliegt der Künstlerin und/oder auch der Galeristin oder der Museumskuratorin. Die Räume spielen allerdings eine große Rolle, wenn es darum geht, den einzelnen Werken einen adäquaten Rahmen zu bieten. Wir haben in unserem Blog über die Ausstellung von Großquilts in der Kunststation Kleinsassen berichtet. Das Thema der Ausstellung lautete „Konzepte in Stoff - 22 textile Positionen“. Alle, ob Künstlerinnen, Besucher oder die Fachpresse, waren begeistert von den Räumen und der Darbietung der hochwertigen künstlerischen Arbeiten. Endlich war es gelungen, der textilen Kunst einen adäquaten Rahmen zu bieten. Würde es möglich sein, diese Qualität zu halten? Die nächste Station ist die Textilsammlung Max Berk in Heidelberg, bekannt durch die hochrangigen Quittriennalen. Wer einmal das Museum besucht hat, weiß um die schwierigen Räumlichkeiten, die sich besonders mit großen Formaten schwer tun können. Bereits bei der Ausstellung von Inge Hueber wurde ich eines besseren belehrt. Die Quilts, fast alle in der Größe von 170 x 170 cm, konnten gut ihre Wirkung entfalten. Hier handelte es sich aber um eine Künstlerin, um einen Stil. Wie würde sich das mit 22 unterschiedlichen Ausdrucksweisen gestalten? Ich gebe zu, meine Skepsis war groß. Um so überraschter war ich dann doch am Sonntag, als ich in einem ersten Rundgang die Ausstellung auf mich wirken lassen konnte. Es war von Frau Dr. Scherer, der Leiterin des Museums und von Vertreterinnen des Vereins Quiltkunst e.V., u.a. Gisela Hafer, der ersten Vorsitzenden des Vereins, von jeder Künstlerin mindestens eine Arbeit ausgewählt und gehängt worden. Für alle reichte der Platz nicht. Damit man aber trotzdem einen Überblick über die gesamten Arbeiten bekam, war eine Powerpointpräsentation im oberen Stockwerk installiert. In diesem Raum waren in einigen Vitrinen ebenfalls die Mappen einzelner Künstlerinnen präsentiert. Ich war und bin nach wie vor beeindruckt, wie gut die Werke gehängt wurden. Die Ausstellung hatte eine andere Ausstrahlung für mich. Sie wirkte wärmer, persönlicher, näher. Keine Arbeit verlor an Ausdruckskraft. Im Gegenteil, es gab Beispiele, die ich mit völlig neuen Augen gesehen habe, die auch einen viel positiveren Eindruck hinterließen als in Kleinsassen. Das war wirklich faszinierend. Dies bestätigten mir auch andere Künstlerinnen und Besucher, die die erste Ausstellung auch gesehen hatten. Mindestens zwei Ausstellungsorte stehen für diese Ausstellung noch an. Schon jetzt hat sich die ein oder andere Künstlerin vorgenommen, ein weiteres Mal zur Eröffnung zu kommen um persönlich zu sehen, wie der Raum die Werke verändert. Die folgenden Bilder zeigen Impressionen aus der Eröffnungsveranstaltung.
Ein weiterer Blick in den Raum. Hier erkennt man deutlich die Empore, an der eine Arbeit von Monika Sebert eine guten Platz gefunden hat.
Sehr schön in den Raum gehängt ist die Installation von Judith Mundwiler. Sie hat an diesem Platz sehr gewonnen.
Hier hat links im Bild eine Arbeit von Dörte Bach ihren Platz gefunden. Im Hintergrund sehen wir eine weitere Installation von Pascale Goldenberg.
Mein "Platz der Schamanin" entfaltet eine wunderschöne Wirkung. Ich habe mich gefreut, dass man die Details hier besonders gut studieren kann.
Ich hoffe, ih habe Ihnen eine interessanten Eindruck von dieser Präsentation vermittelt. Leider konnte ich nicht alle Arbeiten fotografieren. Da waren mir technische Grenzen gesetzt.
Ich bin nun gespannt, wie wir im kommenden Jahr in Zug die Wettbewerbsarbeiten präsentieren können. Das wird noch einmal eine besondere Herausforderung, meinen Sie nicht auch?
Hallo Gaby
AntwortenLöschenDanke für deine schöne und interessante Präsentation.
Gruss Doris
Was für ein Post! Danke für die ausführliche Präsentation.
AntwortenLöschenUnd zum Thema Rahmen: Den Keilrahmen finde ich persömlich ohne Fugenleiste besser (wenn ich ihn bei mir zuhause aufhängen sollte).
Mit den "mächtigen" Rahmen, so zusammen wirken die Arbeiten dann als Einheit, wobei ich finde, die Rahmen sind wirklich eine starke Konkurrenz für den Inhalt. Wäre spannend, sie ohne Rahmen zu sehen.
Für mich ist das Thema Rahmen immer ganz schwierig, deshalb bleiben auch viele "Kleinigkeiten" im Verborgenen, was ich jetzt schon wieder sehr schade finde, wenn ich deine Beispiele anschaue.
AntwortenLöschenDeine schlichten Rahmenvarianten gefallen mir sehr gut, obwohl ich sagen muss deine Treppenhausgalerie hat was. Wäre spannend die 3 Bilder auch mit einer schlichteren, nicht so dominanten Variante zu sehen.
Vielen Dank für die ersten Eindrücke aus Heidelberg, werde wohl doch früher fahren müssen.
Gruß Myriam
Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Ich denke, man muss immer wieder ausprobieren, was der eigenen Vorstellung von guter Präsentation am nächsten kommt. Ich versuche auch in Ausstellungen anderer Künstler oder Galerien, auf diese Dinge zu achten und so meine eigene Ansicht immer wieder zu überprüfen.
AntwortenLöschenIch wünsche euch eine schöne Woche Gabi
P.S. Ein Name ist zu korrigieren. Es handelt sich um eine Arbeit von Claudia Helmer.
Veieln Dank für diesen schönen Beitrag. Die Präsentation ist manchmal wirklich schwer und hängt immer wieder vom persönlichen Geschmack ab. Mal mag man es mehr, mal weniger und oft bin ich unschlüssig, welches die bessere Möglichkeit ist. Wie gut, dass es so verschiedenen Meinungen gibt, das macht das Ganze ja auch interessant.
AntwortenLöschenDiese "Frauensprache" finde ich sehr gelungen und gehört für mich auch in einen Rahmen.Auch der Keilrahmen mit der Fugenleiste passt für mich sehr gut zusammen. Es gibt dem Ganzen noch etwas mehr Ausdruck. Und diese kleinen Arbeiten kann ich mir gut mit vielen anderen an der Wand aber auch einzeln in einem Rahmen vorstellen. Auch die breiten Rahmen wirken auf der gelben Wand sehr gut, wenngleich ich es eher etwas schlichter mag. Die Arbeiten wirken trotzdem nicht erschlagen. Da ist eben eine Künstlerin am Werk!!!!!!
Dass die Ausstellung in Heidelberg so eine ganz andere Wirkung erzielt, kann ich nachvollziehen.Räume haben ja auch eine eigene Dynamik. Leider habe ich die Arbeiten noch nicht gesehen. Aber für Bocholt habe ich es mir fest vorgenommen, da muss ich hin. Außerdem erhoffe ich dann wieder einen so interessanten Artikel, wie dort die Werke wirken. Also nochmals DANKE. LG Anette
Danke für den Post und die Diskussion. In meinem Beitrag möchte ich nur von Bildern ausgehen, bei denen kein Rahmen mitgestaltet wird.
AntwortenLöschenMir fällt das Rahmen meiner textilen Arbeiten schwer, obwohl ich sie meist als Bilder anlege. Die Komposition verlangt die Beachtung des Formats und seiner Begrenzung. Prinzipiell brauche ich also keinen Rahmen, um die Arbeit nach innen abzuschließen.
Die Beschaffenheit der Wand und die Hängung mit anderen Bildern
können einen Rahmen notwendig machen mit der Funktion der Abgrenzung nach außen. Die wird aus meiner Sicht am besten durch Schattenfugenrahmen erfüllt; sie lassen das Bild für sich stehen, drängen sich durch ihre Schlichtheit nicht auf und grenzen nach außen ab.
LG Renate