von Gabi Mett
Judith hat so eindrucksvoll von unserem Abenteuer in Birmingham erzählt. Wir haben viel Interessantes und Berührendes erlebt. Da taucht dann in ruhigeren Momenten, wo man alles nachwirken läßt, die Frage auf, wie denn alles angefangen hat vor 38 Jahren. Der eigentliche Wusch von mir, Malerei zu studieren, wich mit dem Veto meiner Eltern und es folgte die Entscheidung, Kunsterzieherin zu werden. Ich hatte im Gymnasium tolle Lehrer in diesem Fach, die mich sehr unterstützt und auch den eigenen Weg bereits gefördert hatten. Ich bin ihnen heute noch zu großem Dank verpflichtet. Neben dem Fach Kunsterziehung stellte sich die Frage nach einem weiteren Fach. Philosophie wäre ein Wunschfach gewesen, aber dafür war meine Durchschnittsnote nicht gut genug. Es blieb eine kleine Auswahl, unter anderem Textilgestaltung. Dieses Fach hatte ich in der Schule aus Mangel an Interesse abgewählt. Und nun sollte das mein zweites Studienfach sein? Mit langen Zähnen und kleinen Schritten begab ich mich vor Semesterbeginn zu einer Ausstellung des Fachbereichs. Was es dort zu sehen gab, hat mich umgeworfen und meine Richtung total verändert. Um Ihnen eine Eindruck davon zu geben, was ich in diesen Studienjahren aufgesogen habe, möchte ich Ihnen Bilder von Arbeiten zeigen, die in dieser Zeit entstanden sind. Sie sind leider nicht alle von guter Qualität und manche kann ich nur sehr klein wiedergeben, ich denke aber, dass ich einen interessanten Eindruck vermitteln kann. Die Bilder und zum Teil auch der zitierte Text stammen aus dem Katalog: „textilgestalten 2“ aus dem Jahr 1980, herausgegeben von der Universität Essen gemeinsam mit dem Goetheinstitut zu einer Ausstellung im Essener Rathaus. Der Katalog ist eine kleine Rarität und wird unter den Ehemaligen des Studiengangs hoch gehandelt.Prägend für den Fachbereich waren zu meiner Zeit Eva Thomkins, Martel Wiegand und Ulrich Heecks-Boggemes. Eva Thomknis war als Kunsterzieherin tätig, bevor sie an die Pädagogische Hochschule berufen wurde. Sie hat in der Schule sehr viel mit Kindern mit textilen Materialien gearbeitet. Sie sah es als ihre besondere Aufgabe an, zukünftigen Lehrern in diesem Fach eine gute künstlerisch-gestalterische Ausbildung zukommen zu lassen. Sehr überzeugend waren ihre eigenen Beispiele klassen- und fächerübergreifenden Lernens. „Der große Fischfang“ ist eine Gruppenarbeit von 1964 unter Mitwirkung von 5 Schulklassen.
Martel Wiegand kam mit einem großen Erfahrungsschatz in textilkünstlerischer Hinsicht aus dem Düsseldorfer Werkseminar. Bei ihr habe ich meine ersten Erfahrungen mit textiler Kunst machen dürfen. Das Besondere an meiner Ausbildung war, dass es nicht nur darauf ankam, Techniken um der Technik willen zu lernen, sondern dass man gefordert war, immer auch mit einem künstlerischen Anspruch an die Sache zu heranzugehen. Ulrich Heeks-Boggemes kam aus dem Bereich Kunst-Kunsterziehuing in den textilen Fachbereich.
Nun aber zu den versprochenen Werkabbildungen:
Elke Denda, Schmetterling, 27 x 22 cm, Baumwollkettgarn, Sticktwist |
Gerne würde ich noch die Reflektion zu diesem Werkstück hinzufügen, aber das würde dann doch den Rahmen sprengen. Vielleicht hole ich es noch einmal an anderer Stelle nach, denn ich denke, dass eine Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit sehr wichtig ist.
Ulrike Klein, Selbstporträt, 28 x 20 cm fefärbtes Leinen, Sticktwist |
Im Bereich Stoffdruck wurden selbst Muster entworfen und mit Hilfe der Linoldrucktechnik umgesetzt.
Stoffdrucke |
Experiment war angesagt, Querdenken, neue Wege auspobieren. Dazu gehörte auch die Anfertigung von weichen Masken wie diese von Edith Beck.
Das ist die Rückenansicht. Höhe:34 cm, Breite 62 cm, Tiefe 28 cm aus Nessel, gefüllt mit Kappock zusammengesetzt mit Druckknöpfen. Selbstgefärbte Stoffe waren in diesem Studiengang Voraussetzung ! Sie wurden noch mit Simplicol-Batikfarben gefärbt.
Diese Arbeit von Birgit Völker zeigt eine Stoffinterpretation. Ich kann mich noch gut erinnern, dass diese Arbeit für mich sehr befremdlich war und ich erst später den Zugang zu solch freien Arbeiten gefunden habe.
Patchwork mit handgefärbten Stoffen findet sich auch.
Erika Schmidt, 52 x 37 cm, gefärbter Nessel |
Edith Beck, Stühle, je 70 x 56 cm |
Nun kommen meine Lieblingsobjekte:
Rosemarie Angermund, Salatköpfe |
Evelyn Zuchowski, Ein Spatenstich Erde mit Radieschen, 13 x 21 x 12 cm |
Ursula Hagemann, Erbsenschote, Länge 58 cm |
Marion Lavendel, zwei Zwiebeln |
Auch fächerübergreifend wurde gearbeitet. Es entstanden Aktionen mit Masken, Kostümen und Musik.
Standfotos einiger Masken und Kostüme |
Tja, so fing alles an. Und nach 38 Jahren ist von diesem Input nichts verloren gegangen. Das ist doch wirklich toll, nicht wahr?
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"Es war einmal" diesen Titel finden Sie auch auf meinem neuen Heft TEX-TOUR 9, das im Mai veröffentlicht worden ist. Es geht in diesem Heft darum, wie man Geschichten textil erzählen und Texte als Ausdrucksmöglichkeit mit einarbeiten kann.Das Heft kostet 18,80€ plus Porto und Verpackung und kann über meine Emailadresse bestellt werden.
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Am Ende möchte ich Sie noch auf interessante Ausstellungen aufmerksam machen:
Sophie Taeuber-Arp
Heute ist Morgen,
Aargauer Kunsthaus,
23.8.14 -16.11.14
www.aargauerkunsthaus.ch
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Farbe im Quadrat -
Amish Quilts und James Turell,
18.7.14 - 19.10.14,
neues museum nürnberg
www.nmn.de
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Inspiration Textil
Tribal art im Dialog mit zeitgenössischer Textilkunst,
12.9.14 - 2.11.14
Künstlerhaus, Wien,
www.k-haus.at
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Einmal mehr ein spannender und bereichernder Beitrag. Erinnerungen an meine eigene Ausbildung vor über 40 Jahren kamen hoch beim lesen.
AntwortenLöschenDie Austellung über Sophie Taeuber-Arp kann ich wärmstens empfehlen. Diese hat mich schwer beeindruckt!!!
Mit herzlichen Grüssen Simsamine
Liebe Simsamine,
AntwortenLöschenvieln Dank für die Rückmeldung. Mich würde mehr Informationen über deine Ausbildung interessieren. Wann und wo hast du eine Ausbildung in der textilen Richtung gemacht?
herzliche Grüße Gabi
Welch eine interessante Ausbildung. So etwas hätte ich auch gern gemacht.Aber vor 40 Jahren wusste ich nicht so recht, was ich werden wollte. Innenarchitektin wäre ein Wunsch gewesen,den ich leider nicht realisieren konnte.Trotzdem habe ich mich in meinem Beruf sehr wohl gefühlt. Während meiner "Arbeitsjahre" war ich aber immer irgendwie textil kreativ.Und dank eurer tollen Kurse, Ausstellungen und den Beiträgen hier kann ich jetzt noch vieles lernen.Das ist wirklich wunderbar. Vielen Dank dafür. Herzliche Grüße Anette
AntwortenLöschenLiebe Anette,
AntwortenLöschenich denke, es gibt für alle, auch für uns, noch so vieles zu entdecken. Und das ist richtig schön!
liebe Grüße Gabi