Freitag, 15. August 2014

Der Färbergarten auf der Zeche Zollverein

von Gabi Mett

Seit einigen Jahren dürfen wir hier in Essen stolz auf das Weltkulturerbe Zeche Zollverein sein. Bis 1986 wurde hier in Europas größtem Steinkohlebergwerk noch Kohle gefördert. Seit der Schließung hat sich hier unglaublich viel getan. 1990 beginnen die Sanierung- und Umbaumassnahmen zu einem internationalen Standort für Kunst und Kultur. 1997 wird das Designzentrum Nordrhein Westfalen im ehemaligen Kesselhaus eröffnet, umgebaut von Norman Foster. Hier hat das red dot designmuseum seinen Platz gefunden. Das Ruhrmuseum wird 2010 eröffnet. Die Zeche steht im Zentrum des Kulturhauptstadtjahres 2010. Tanz, Theater, Musik, Kunst haben hier ihren Standort gefunden. Es ist eine beeindruckende Kulisse und es lohnt sich immer wieder, diesen besonderen Ort zu besuchen. 1,5 Millionen Besucher verzeichnet Zollverein jedes Jahr.

Ich habe dieses Mal etwas anderes vor an diesem Ort. Ich habe mich zu einem 6-stündigen Workshop angemeldet. Ich möchte mehr über Färbergärten erfahren und lernen, wie man Pflanzenfarben herstellen kann. Auf dem Gelände erinnert nichts an einen Färbergarten. Statt dessen Betonplatten.


 Lange Flure mit Künstlerateliers lassen auch noch nicht zwingend an Farben denken.


Keine Pflanzen unter den Füßen, statt dessen Industriegerät.



Läßt man den Blick schweifen, tauchen im Hintergrund Birken auf, die immer schnell auf einer Brache zu finden sind.


Auch zwischen den Betonplatten und den ehemaligen Schienensträngen findet sich ein zartes Pflänzchen.


Kunst oder Maschine, was stellt das dar?



 Hier müsste man doch wunderbar seine Stoffe rosten können. Unter meinen Füßen weiteres Grün.



Ändert man die Blickrichtung, wird das Grün in seiner Vielfalt und Menge schon überzeugender.



Eine Gruppe von 13 Frauen und 3 Männern hat sich zusammengefunden, um gemeinsam mit dem Künstler Peter Reichenbach die Welt der Pflanzenfarben näher kennenzulernen. Peter Reichenbach ist ein sehr sympatischer Mensch aus Essen, der mit seinem Projekt sevengardens think global - act local etwas sehr Beeindruckendes geschaffen hat. (www.sevengardens.eu)Dieses inzwischen weltweite Projekt soll das informelle Lernen für eine globale Welt mit der Eigenverantwortung und Entwicklungsmöglichkeit des Einzelnen verknüpfen. Ich möchte Sie auffordern, sich auf der Webseite ausführlich zu informieren, denn es ist sehr schwierig, diese Arbeit in wenigen Sätzen vorzustellen. Nach einer kurzen Einführung in die Arbeit des Projektes wird praktisch gearbeitet. Ein Teller, eine kleine Schüssel oder ein Mörser, ein Stößel, ein kleines Stück Baumwolle und schon kann man anfangen. Wir suchen aus mitgebrachten, getrockneten Pflanzenteilen unsere gewünschte Pflanze aus, geben sie in den Mörser und zerstoßen sie mit viel Mühe und Energie. Hier ist uns schon schnell klar, dass wir Leistung bringen müssen, um den Saft zu ernten. Ein wenig Wasser wird dazugegeben, alles weiter zerstoßen, bis eine homogene Masse entsteht, die nun durch ein Tuch gepresst, die flüssige Farbe preisgibt. Das ist schon beeindruckend und es funktioniert relativ schnell. Mit Pinsel wird auf Büttenpapier mit dieser selbst hergestellten Farbe gemalt, Notizen dazu gemacht und auch von den anderen Teilnehmerinnen um etwas Farbe für die eigene Sammlung gebeten.



Ich hatte mir getrocknete Walnussblätter ausgewählt.


Sie ergaben ein wunderschönes Grün. Man sieht es auf dem Teller links. Durch die Zugabe von Alaun, Kalk oder Asche veränderte sich die Farbe in Richtung braun - Teller rechts.

Nach der Mittagspause wurden wir von Peter Reichenbach in den Färbergarten geführt.





Er erklärte uns die einzelnen Pflanzen sehr genau und machte deutlich, dass in jedem Land und auf jedem Kontinent das Wissen um das Färben mit Pflanzen zu immer neuen Erkenntnissen führen würde. Oft wären es die kleinsten Teilchen einer Pflanze, z.B. die Samen, die die spektakulärsten Ergebnisse zeigen würden. Mich hat sehr beeindruckt, was er von einer Schule erzählt hat, in der alle Farben für den Kunstunterricht, Aquarellfarben, Wachsmalstifte, Gouachefarben aus dem eigenen Färbergarten der Schule hergestellt werden. Das muss doch für die Schüler phantastisch sein. Andersherum können aber auch Kosmetika von den Schülerinnen selbst hergestellt werden. Was für ein Anreiz!

Die Tische mit den Proben sahen phantastisch aus.




Überzeugend auch die Demonstration mit Granatapfel und einem Eisenmesser.


In kurzer Zeit wurde aus dem Pflanzensaft eine wunderbar schwarze Tinte. Diese feine Kästchen mit gefärbten Stoffstückchen kann man auch auf der Webseite entdecken. Hier wird der Farbsud mit dem Läppchen aufgewischt, getrocknet und dieses Stoffstückchen steht nun bereit um, angefeuchtet, ihre Farbe aufs Papier oder im Ganzen zum Färben von Stoff abzugeben.


Und zum Schluß in toller Farbsud aus dem ganz gewöhnlichen Rotkohl.



Es waren sehr kurzweilige Stunden, die mir allerdings deutlich gemacht haben, dass der Weg zum Pflanzenfärben von Stoff ein sehr weiter und zeitintensiver Weg ist. Es ist eine Wissenschaft für sich, die entdeckt werden will. Im Moment sehe ich mich nicht auf diesem Weg, um aber auf dem Laufenden zu bleiben, habe ich auf jeden Fall den Newsletter von sevengardens abonniert.

3 Kommentare:

  1. Welch ein interessanter Bericht. Färbergärten, eine schöne Idee und mir bisher vollkommen unbekannt.Hätte ich eher auf dem platten Land vermutet als im Ruhrgebiet. Man lernt eben nicht aus und das ist ja auch schön so.Es wäre toll gewesen, wenn ich das Färben anhand solch eines Gartens in der Schule gelernt hätte.Aber es ist gut, dass die Kinder jetzt die Möglichkeit haben.
    Vielleicht sehen wir ja doch noch planzengefärbte Stoffe?Ich lasse mich überraschen. Liebe Grüße Anette

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  2. Liebe Anette,
    ja es wäre schön gewesen, wenn so etwas schon zu unserer Schulzeit vermittelt worden wäre. Aber da war das Wissen und Wollen noch nicht so weiT.
    Aber was nicht ist, kann man ja noch lernen

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  3. Ein toller Beitrag. Sind diese Pflanzenfarben wasserfest? Oder wenigstens teilweise? Vielen Dank für den Bericht! Kirsten

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