Von Cécile Trentini
Diesen Spruch habe ich immer von mir gegeben, wenn meine
Kinder, als sie noch klein waren, z.B. ein Bilderbuch einem Geschwister nicht ausleihen
wollten. Und ich denke ihn immer wieder, wenn ich in Wettbewerbsbestimmungen
lese, dass man nur Werke einreichen darf, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. Warum? frage ich mich immer; ist ein
Werk denn weniger sehenswert, wenn es schon mal gesehen wurde? Nimmt ihm jeder
Blick von seiner Attraktivität? Würden Textilkunstbegeisterte nicht mehr in die
Ausstellung gehen, wenn sie die gezeigten Werke schon mal irgendwo in echt oder
abgebildet gesehen hätten? Ist es nicht eher so, dass Werke, die ich hie und da
schon gesehen habe, erst recht meine Neugierde wecken, und Lust darauf machen, sie
in einem würdigen Rahmen zusammen mit anderen Arbeiten ausgestellt zu sehen? Davon
bin ich eigentlich überzeugt.
Und dennoch. Schaut man sich meine Webseite an www.stoffwerke.ch , datiert das neueste
Werk, in der chronologisch geordneten Galerie von 2011. Habe ich denn seither
nichts gearbeitet? 2012 kein einziges Stoffwerk genäht? Ganz im Gegenteil; ich
war letztes Jahr ziemlich fleissig und hatte viel Zeit zum Nähen, da ich mein
Kurspensum etwas reduziert hatte. Die erste Arbeit wurde bereits anfangs Februar
fertiggestellt und am EAQ VII Wettbewerb eingereicht, wo es auch angenommen
wurde
Diese für mich völlig neue Vorgehensweise, ganz ohne Planung
einfach drauflos zu nähen hat mich total fasziniert und ich habe die
Möglichkeiten des "automatischen Nähens" in vielen verschiedenen
Varianten erforscht und 6 weitere Arbeiten in diesem Stil gemacht,
Blue circonvolutions - Ausschnitt |
Bending the rules - Ausschnitt |
Une sorte d'ivresse - Ausschnitt |
Red circonvolutions - Ausschnitt |
Talk to me - Ausschnitt |
wovon eine 12-teilige, die eben letzten Monat fertig wurde.
Daily circonvolutions, Juli - Ausschnitt |
Das siebte Werk
ist gerade unter der Nähmaschine und ca. weitere 10 Ideen warten darauf realisiert
zu werden.
In der Zwischenzeit hat sich die Serie zu einem
Gesamtkonzept entwickelt, mit geplanten Derivaten der grossen Arbeit,
Querbezüge und ergänzenden Werken. Und gerade darin liegt die Krux: ich plane
dieses gesamte Konzept in einer eigenen Ausstellung zu zeigen. Dies wird aber
erst in einem oder eventuell gar erst in zwei Jahren möglich sein; so lange brauche
ich mindestens noch, um alle Ideen umzusetzen. Und bis dahin scheue ich mich
davor, die Arbeiten zu zeigen. Ich will die Serie vollständig haben, bevor ich
damit, quasi mit einem Paukenschlag, an die Öffentlichkeit gehe. Der
Überraschungsmoment soll erhalten bleiben. Und deshalb hat bisher keines dieser
Werke Eingang in die Galerie auf meiner Webseite gefunden.
Ich bin mir des
Widerspruchs zu meiner oben beschriebenen Überzeugung bewusst und habe mich
deshalb auch entschlossen, ein paar Arbeiten aus dieser Serie an der NADELWELT
(26. - 28. April 2013 www.nadel-welt.de) in Karlsruhe zu zeigen. Wobei die Besucher
in Karlsruhe nicht die gleichen sein werden, wie diejenige, die meine geplante
Ausstellung in Zürich besuchen würden - so gesehen, habe ich die Werke dann
trotzdem noch nicht wirklich "meinem" Publikum gezeigt...
Und ich bin
mir immer noch unschlüssig, ob ich die neu entstehende Werke
fortlaufend auf meiner Webseite präsentieren soll, oder ob ich alle Arbeiten
"geheim" halte, bis die ganze Serie vollendet ist oder zumindest die
gewünschte Ausstellungsreife erreicht hat. Befürchte ich gar am Ende doch, dass
sie mir weggeschaut werden?
Was meinen Sie? Sollten Werke in einer Ausstellung immer zum
ersten Mal gezeigt werden, oder würden Sie eine Ausstellung auch besuchen, um
"alte Bekannte" wieder zu sehen?
liebe cécile
AntwortenLöschenfür mich als besucherin habe ich mittlerweile akzeptiert: wettbewerbs-arbeiten sehe ich zum ersten mal, in ausstellungen treffe ich auf liebe alte bekannte, an denen ich mich beim ersten mal unter umständen noch nicht sattgesehen habe. wenn ich gewisse arbeiten wiedersehe, finde ich meistens neue interessante aspekte.
deshalb: ich kann dir deine zerrissenheit nachfühlen. mach das, was für dich stimmt. als betrachterin bin ich immer interessiert, ob beim ersten oder zig-sten mal.
liebe grüsse
dolores
Sali Cécile, diese Frage habe ich mir auch schon öfters gestellt. Ganz klar ist für mich, dass man Quilts an Ausstellungen zeigen darf, die bereits schon einmal gezeigt wurden resp. Veröffentlicht wurden. Ich geniesse es schon bekannte Werke nocheinmal zu sehen, denn man schaut diese ja immer wieder anders an und entdeckt wiederum ganz neue, andere Sachen. Bei Wettbewerben ist meine Meinung nicht ganz so eindeutig. Meine Bedenken dazu sind, wie stark lassen sich Juroren beeinflussen, wenn man die Werke schon einmal gesehen hat? Auf der anderen Seite ist es auch schade ein gelungenes Werk nur einmal zu zeigen. Ich denke mir, dass es sehr schwierig ist darauf eine definitive Antwort zu erhalten, denn es gibt ja auch Wettbewerbsausstellung wo die Bedingung des noch nie gezeigten nicht aufgeführt ist. Diies sind meine Gedanken zum ganzen Thema und könnten noch lange weitergesponnen werden.
AntwortenLöschenLg Edith
Liebe Cécile,
AntwortenLöschenEs hat mich riesig gefreut, dich in Karlsruhe kennenzulernen. Vielen Dank nochmals an Dich für das schöne Buch, das ich gewonnen habe. Und in "echt" sieht der Quilt noch viel besser aus! Mir haben auch deine Arbeiten zum automatischen Nähen sehr gut gefallen und ich könnte sie immer wieder bei einer Ausstellung betrachten. Überhaupt bin ich immer so überfrachtet bei den Ausstellungen, dass ich alle Quilts nochmals und immer wieder betrachten könnte. Und wie Du schon sagst, keiner schuf es dir weg!!!!
Viele liebe Grüße, Sabine