Freitag, 30. Oktober 2015

TEXTile Bilder

von Judith Mundwiler

Letzte Woche waren in einem neuen Ausstellungsraum in Sissach die Werke von der Sissacher Künstlerin Pirkko Bircher zu sehen. Zusammen mit ihren beiden Söhnen, welche auch künstlerisch tätig sind, hat sie die neu eröffneten Räume in der "alten Metzg" mit ihren  Werken, die in den letzten Jahren entstanden sind, belebt.

Ausstellungsraum "alte Metzg"






Pirkko Bircher wohnt in Sichtweite am Hügel über meinem Atelier. Kennengelernt haben wir uns aber erst vor etwa 2 Jahren.
An der Ausstellung hier sagte sie mir, dass dies nun ihre letzte Ausstellung sei. Da machte ich zuerst mal grosse Augen.....
Sie präzisierte aber, dass es die letzte "textile" Ausstellung in dieser Art sei. Grund dafür sei die Tatsache, dass sie jetzt pensioniert sei und die Arbeitsweise mit dem Sticken mit der Nähmaschine sehr zeitaufwendig sei. Für eine neue Ausstellung müsse sie mindestens drei Jahre arbeiten. Und in Anbetracht der verbleibenden Lebenszeit wolle sie sich nach einer anderen Möglichkleit, sich künstlerisch auszudrücken, umsehen.

Pirkko Bircher

Die 1951 in Vammala, Finnland geborene und aufgewachsene Textilkünstlerin lebt und arbeitet seit 1970 in der Schweiz. Sie schloss 1976 eine 3-jährige Ausbildung zur Innenarchitektin an der Kunstgewerbeschule Basel mit einem Diplom ab. Die folgenden fünf Jahre übte sie ihren Beruf in Basel und Sissach aus. Nach einer mehrjährigen Babypause (zwei Söhne) kehrte sie 1994 ins Berufsleben zurück.
Für die Textilen Bilder entwickelt sie seit über 30 Jahren ihre eigene Technik, eine Mischung aus Applikation und Stickerei.

Ich zeige Ihnen hier ein paar Werke, welche diese Kombination von Applikation und Stickerei gut ersichtlich ist.

Baselbieter Kirschen 65x65cm, eines der ersten Werke von Pirkko


Herbstspaziergang 105x85cm


Im Ruhestand , 85x85cm



Im Jahr 2004 entstand eine Serie von Werken, welche in einem Zeitungartikel in der Basler Zeitung so beschrieben wurde:

"Die Tageszeitungen sind am Puls der Zeit. Sie erlauben den Einblick ins weltweite Geschehen. Jeden Tag erscheinen Meldungen aus Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Sport. Jeden Tag werden Schicksale aufgezeigt von einfachen Leuten und Prominenz. Kommerz ist so selbstverständlich wie etwa Religion oder Prognosen für die Zukunft. Ich kann mir die Zeitung aussuchen, die ich lesen will. Ich habe die Wahl, daraus genau das auszuwählen, was ich erfahren will. Ich kann, je nach persönlichem Interesse und momentaner Stimmung, abhängig vom Faktor Zeit, über Qualität und Quantität frei entscheiden. Während mich noch das Erfahrene beschäftigt, sind neue Meldungen in Bearbeitung oder bereits unterwegs zu mir. Papier ist geduldig. Es ist einfach, mir eine Ausgabe, Teile davon, Seiten, Ausschnitte, aufzubewahren, um mir später die Zeit dafür zu nehmen, daran erinnert zu werden, was einmal in Text und Bild festgehalten wurde. Der Rest landet dann -wie üblich -im Altpapier. Irgendwann vor Jahren habe ich angefangen, mir eine Sammlung von Zeitungsausschnitten anzulegen, die mich ganz persönlich emotional und ästhetisch beeindruckt haben. Um mir die Erinnerung und die Erfahrung einzuprägen, beuge ich mich stunden und tagelang über meine Nähmaschine und überarbeite meine Sammlung. Stich für Stich festige ich die Erinnerung daran, was einmal in der Zeitung stand: Meine persönliche Antwort im Kampf gegen das Vergessen und die Kurzlebigkeit unserer Zeit. Mit der Bilderreihe «TEXTile Bilder» zeige ich individuelle Schwerpunkte meines Zeitunglesens. Mein Werk gedeiht sehr langsam, aber ich wünsche mir, dass es dafür den Anspruch auf Langlebigkeit bekommt. Pirkko Bircher, Sissach, im Juni 2004 "

Hier nun einige Werke aus dieser Zeit:

Zeitungsartikel....

.......Textile Umsetzung









"Erdbeben in der Türkei" 70x80cm




"Ausfahrt im Nebel" 80x70cm


"Jakarta" 80x80cm


"Statisten" 70x50cm


"Totmacher" (Georg Götz) 62x70cm

"Chrützi" 60x42cm

Détail
Und dann hier noch ein paar neuere Werke, die unglaublich realistisch wirken. Pirkko hat sehr viel Aufmerksamkeit auf die Détails gelegt , die total faszinierend sind.....


Sehen Sie sich diese Stickerei an.....

"Explosion in Tianjin" 75x50cm







Hier kommen Sie zur Webseite von Pirkko Bircher. Ich bin gespannt, wie ihre Arbeit weitergehen wird!

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Montag, 26. Oktober 2015

In eigener Sache



von Ursula Suter

Ich möchte Sie gerne auf einen Kurs aufmerksam machen 




FILZ - MEHRFACH
TASCHEN BEUTEL OBJEKTE
28.11. - 29.11.2015

Durch das Vervielfachen und Aufreihen einer Schablone, umhüllt von Wollfasern, entstehen dreidimensionale Objekte. Die Grundtechnik lässt sich in vielen Bereichen anwenden und eröffnet neue gestalterische Möglichkeiten im Bereich Taschen, Beutel, Schmuck, Objekte.
Am ersten Kurstag werden sie mit verschiedenen geometrischen Grundformen experimentieren, am zweiten, auf der Basis Ihrer Experimente, ein eigenes kleines Objekt gestalten.
Wollmaterial ist am Kursort erhältlich, Sie können jedoch auch mit ihrem eigenen Material arbeiten.
Materialkosten nach Aufwand.





Der Kurs findet im Kurszentrum Ballenberg statt. 
Weitere Informationen finden sie auf der Webseite www.ballenbergkurse.ch


Freitag, 23. Oktober 2015

Ein Kursbesuch


Von Ursula Suter


Einmal mehr befinde ich mich im Kurszentrum Ballenberg. Diesmal werde ich jedoch als Kursteilnehmerin an zwei Kursen von Yvonne Habbe aus Gotland Schweden teilnehmen.
Vielleicht erinnern sie sich noch an den August Blog in welchem sie von der Reise mit ihren Studenten nach St. Petersburg und den ältesten Filzfunden erzählte.

Es gibt verschiedene Gründe warum ich die Kurse besuchen will.  Da wir uns selten sehen, will ich die Zeit nutzen, welche Yvonne in der Schweiz ist.
Zugleich ist so eine Woche  weit weg aus dem normalen Alltag, auch eine wunderbare Erholung.
Ich bin neugierig  ihre Arbeitsweise kennen zu lernen und hoffe Anstösse zu erhalten für meine eigenen Arbeiten.
Ich will wieder einmal selber in die Rolle einer Kursteilnehmerin schlüpfen, etwas Neues lernen und später herausfinden wie ich das Gelernte in die eigene Arbeit umsetzen kann.
Ich möchte schauen wie Yvonne den Kurs leitet, keine leichte Aufgabe, denn wir sind 13 Teilnehmerinnen, wie sie den Stoff vermittelt und wie sie die drei Tage gestaltet.

Ihre Werke waren schon in verschiedenen Ausstellungen zu bewundern. In den Büchern
 "500 felt objekts" und "Filz in Bewegung" sind einige ihrer Arbeiten vorgestell.


Der Kurs heist  „textile Bilder – Filz und Fasern“ 


Für den Anfang bekommen wir den Auftrag  zwei Kontrastfarben zu wählen, diese im Format A2 auszulegen und einen Vorfilz zu machen. Yvonne zeigt wie‘s geht.
Der Einstieg ist einfach und spielerisch. Wir sollen einfach tun und nichts denken.




Wir produzieren  Vorfilze, wählen dabei Farben die wir mögen, möglichst aus dem Bauch heraus ohne konkretes Ziel.



Von zu Hause brachten wir Bilder mit. Aus dieser Fülle wählen wir eines aus. Die neuen Vorfilze sollen sich an den Farben des Bildes orientieren. .


Meine Wahl ist das Bild „Genfersee“ von Hodler. Mir gefallen die sich überlagernden Farbklänge.

In einige der Vorfilze sticken wir Linien mit Vorstichen legen sie übereinander suchen nach Kombinationen.



Yvonne zeigt uns Möglichkeiten zur weiteren Verarbeitung 



Mit Leichtigkeit kombinier Yvonne ganz verschiedene Elemente zu einem Bild


Inspirationsqellen und Bild von Yvonne 



Es braucht richtig Mut „mal einfach so“ in ein Stück Material einzuschneiden oder mit Vorstichen eine Linie quer über alles hinweg zu ziehen.



Zwischen den einzelnen Verarbeitungsschritten wird die Wolle befeuchtet und die neuen Elemente angerieben.Die aufgelegten Seidenstoffe verändern die Farbe



Durch weiteres Schneiden und neu Zusammenfügen entfernt sich der Bildinhalt von der konkreten Vorlage.



Reste aus einem parallel entstehenden Bild werden eingefügt. Nun wird das Bild zu meiner eigenen Geschichte. 


Vom Ausgangspunkt, ist nichts mehr zu sehen nach dem Filzen.


Soll das Bild so oder so herum betrachtet werden?





Im Kursraum wird konzentriert gearbeitet. Yvonne‘s Ruhe wirkt sich aus auf die ganze Gruppe.  Es gelingt ihr jede Teilnehmerin individuell zu erfassen und sie in ihren eigenen Fähigkeiten zu unterstützen.


Da die Vorfilze vor dem nächsten Arbeitsschritt trocknen sollen entstehen parallel mehrere Bildkompositionen





Durch diese Arbeitsweise können die entstandenen „Reste“ in weiteren Bildern eingefügt werden.




Das Bild ist fertig gefilzt aber noch nicht ferig gestaltet. 
Die Rückseite erzählt eine andere Geschichte.


Eine schöne und lehrreiche Woche liegt hinter mir. Yvonne hat mich mit ihrem Führungsstyl sehr beeindruckt. Ich hoffe sehr, dass ich einiges davon in meinen nächsten Kursen übernehmen kann.