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Freitag, 14. Mai 2021

NAMAD

die antike Filzkunst aus dem Iran und Zentralasien

Von Bea Bernasconi, Fotos Bea Bernasconi


MUSEC; Museum der Kulturen Lugano, Villa MalpensataRiva Antonio Caccia 5Lugano 

28.01-03.10.2021

 


«In Persien erzählen sich die Menschen die Geschichte von dem Königssohn, der den Filz erfunden haben soll. Ein Sohn des Königs Salomon war Hirte. Er zog mit seinen Tieren durch das Land. Als er so dahinzog, kam ihm die Idee, die Wolle der Schafe, ohne einen Webstuhl zu verarbeiten. Er wolle Matten und Teppiche herstellen! Er bemühte sich die Fasern der Wolle miteinander zu verknüpfen. Viele verschiedene Arten probierte der Hirte aus. Unablässig versuchte er die Fasern miteinander zu verbinden. Doch er bemühte sich vergebens. Es wollte ihm nicht gelingen, eine Matte herzustellen.  Schließlich verlor er die Geduld. Der Hirte war sehr verzweifelt und weinte viele Tränen. Dabei stampfte er auf der geschorenen Wolle herum. Nach einiger Zeit war der Hirte ganz erschöpft und sank zu Boden. Verwundert merkte er, dass er mit seinen Tränen und seinem Gestampfe die Wolle verfilzt hatte. So war seine erste Filzmatte entstanden.»

 



Die im MUSEC ausgestellten Filze stammen alle aus der Sammlung der Stiftung Sergio Poggianella, sie kommen aus dem IRAN und verschiedenen Ländern Zentralasiens (Turkmenistan, Uzbekistan, Kasachstan, Afghanistan und Kirgisistan).

Bodenfilz wird im Iran allgemein als NAMAD bezeichnet. Ein Begriff der wahrscheinlich indischen Ursprungs ist und aus dem Sanskrit Namen für Filz «NAMATA» abgeleitet wurde.

Filz wurde seit der Antike von Nomaden in Asien verwendet für Kleider, Kopfschmuck, Werkzeuge und Votivfiguren aber vor allem, um die Oberflächen Ihrer traditionellen Filzhäuser zu bedecken und zu dekorieren.





Vielfach sind die Filze bestickt, manchmal fast unsichtbar und manchmal sehr auffällig und dekorativ.


Es ist interessant die vielen verschiedenen Motive zu entdecken, oft sind sie so abstrahiert dass man sie fast nicht erkennt.









Die ältesten Filzfragmente stammen aus der eurasischen Steppe aus dem 4.-3. Jahrhundert vor Christus. Anfänglich wurden stilisierte menschliche Figuren und Tiere als Motive verwendet,  welche im Laufe der Jahrhunderte nach und nach durch Zierelemente ersetzt wurden, welche die kulturellen Werte grosser geografischer Gebiete Asiens weiterhin zum Ausdruck bringen.








Die Lichtverhältnisse und die spärliche, aber gezielte Beleuchtung der alten Filze (sicher um die Ausstellungsstücke zu schützen) waren nicht ideal zum Fotografieren, also habe ich vor allem Details fotografiert. 

Ich hoffe trotzdem euer Interesse geweckt zu haben für einen kleinen Abstecher nach Lugano.

Freitag, 21. Juni 2019

Helidon Xhixha

Text: Bea Bernasconi

Fotos: Bea Bernasconi


Da mir langsam die textilen Ideen ausgehen gibt’s heute mal was anderes:

Helidon Xhixha ist ein kontemporärer Künstler welcher aus Durrës in Albanien.

Xhixha ist für seine Skulpturen aus rostfreiem Stahl bekannt welche er öfters mit Marmor oder Messing kombiniert.
Geboren in eine Künstlerfamilie, sein Vater war unter anderem staatlicher Porträtist, studierte Xhixha an der Akademie der Künste in Tirana, wo er Teil der aufkommenden albanischen Kunstszene war. Er ist 1991 nach Italien gezogen, um an der Kunstakademie Brera in Mailand weiter zu studieren. 1998 erhielt Xhixha eine Studienbörse mit welcher er an der Kingston University in London seine Gravur-, Skulptur- und Fotografie Techniken weiterentwickelte.
Er graduierte 1999 in Brera mit Arbeiten aus Muranoglas, Skulpturen aus rostfreiem Stahl bei welchen er innovative und spezialisierte Techniken verband.

Das springende Pferd, inspiriert am Logo des Sportauto Produzenten Ferrari, wurde 2003 vorerst auf dem Grundstück «Galleria del Vento» ausgestellt und ist jetzt im Verkerhrskreisel in Maranello zu bewundern. 2007 folgten «Renaissance of the Twin Towers», ein Tribut an die Opfer der Attentate 9/11.
Es folgten Werke für die «Dubai Design Days», eine Kollaboration mit dem uruguayischen Architekten Carlos Ott in Sunny Isles Beach in Florida, «Vela» eine Skulptur für den Jachtklub in Monaco und, und, und....
2015 schuf Xhixha für die 56. Biennale von Venedig das Werk «Iceberg». Iceberg wurde in der Lagune vor Venedig installiert, das Werk reflektiert die Stadt Venedig, die bedrohte Wasserwelt, während dessen es gleichzeitig auf die globale Erwärmung und deren Effekt des anschwellenden Wasser Pegels aufmerksam macht.

Eiceberg, diesmal in Lugano!

Aber warum komme ich überhaupt auf Xhixha? Dieser Künstler hat ja mit Textilkunst absolut nichts am Hut.

Momentan sind in Lugano Xhixha's Skulpturen ausgestellt, überall in der Stadt kann man seine in der Sonne strahlenden und die Umgebung widerspiegelnde Werke betrachten. Als ich Anfang April fast in das erste Werk lief, das auf der Piazza Cioccaro in Lugano stand, war ich sofort hell begeistert.

Big data

Die Spiegelungen, die der blankpolierte Stahl produziert sind einfach fantastisch sie geben den Werken eine ganz neue Dimension, als wenn sie irgendwo in einem nüchternen Raum in einem Museum ausgestellt würden. Ausserdem sind die Wetterbedingungen, vorbeilaufende Fussgänger, Interessierte, die sich um die Werke tummeln, in ständiger Interaktion mit den Arbeiten von Xhixha. Ich könnte  das stundenlang beobachten und fotografieren. Allerdings muss ich zugeben dass es gar nicht einfach ist so reflektierende uns sich ständig verändernde Details zu fotografieren. 

fragments of light; Detail
Beethoven; Detail

torre di luce; Detail
Die Ausstellung heisst übrigens «Riflessi di Luce» «Reflections of light» (zu deutsch «Lichtreflexe») ich finde den Titel absolut treffend!
Hier einige Fotos die ich in Lugano gemacht habe. 

inner peace

riflesso lunare

infinito

la O di Giotto

luce divina

Beethoven

torre di luce

Ich lade euch ein in den Zug zu steigen und sie euch anzuschauen, macht einen Spaziergan entlang dem See, esst ein Eis und geniesst einen Tag Ferien! (ich werde übrigens weder von Lugano Tourismus noch von der Stiftung Braglia oder sonst jemandem bezahlt für dies Werbung).  

Aber entscheidet bitte selber, das ist meine Stadt:


Lugano; Parco Ciani am 1. Mai 2019

Die Werke sind noch bis im September zu besichtigen. Hier kann der Plan der ausgestellten Skulpturen besichtigt werden. 
Übrigens die Ausstellung ist gratis, organisiert durch die Stiftung Gabriele und Anna Braglia in Zusammenarbeit mit der Stadt Lugano. Falls jemand interessiert ist gibt es auch eine umfängliche Kunstsammlung, die in über 50 Jahren vom Ehepaar Braglia zusammengetragen wurde.

Wer noch nicht genug Bilder gesehen hat: klickt hier
oder schaut sich die anderen Werke von Xhixha auf seiner Website an: