Mittwoch, 11. November 2020

Gästeblog Sabina Schwaar

 von Ursula Suter

An der Ausstellung Teximus 3 in der Altstadthalle in Zug wurde Sabina Schwaar Gewinnerin des Juriepreises.

Mit diesem Blog stellt sie ihr Werk  "GEFANGEN", ein 3-teiliger Ausstellungsvorschlag, vor


WERK GEFANGEN

 Teil C Horizont X 41 Boxen zu einem X gestaltet an der Wand oder auf dem Boden

Acrylglasrahmen 650 x 650mm x 180mm Innenmass mit Spiegelrückwand (Gewicht 14 kg) 93 Pusteblumen / rotes Polstereigarn / Buchbinderkleister Goldpigment / Acrylbinder / Gesso weiss rotes Häkelgarn 

Detailansicht  Pusteblume

Spiegel

ARBEITSPROZESS

Dem Informationsüberfluss zu Corona und Covid 19 entfliehend, versuchte ich meine Gedanken in der Natur zu befreien. Doch da waren sie wieder diese Kugeln, die Pusteblumen des verblühten Löwenzahns, im Aussehen und Verhalten wie Corona. Fehlende Physische Distanz lässt die Schirme fliegen und sich völlig ungehindert verbreiten. Penetrant standen sie da, Tag für Tag! Wegschauen und wegdenken ging nicht. Gefangen im Thema! 

Mit diesem hochvirulenten Naturmaterial wollte ich arbeiten: Mich den Lockdown – Bedingungen stellen und mit diesen in einen künstlerischen Prozess eintauchen. Die Arbeitsweise mit den Pusteblumen spiegelt die Gefahr der Ausbreitung .Höchste Sorgfalt war gefragt. Auf allen Ebenen wollte ich mit dem Istzustand gehen und dem Material arbeiten, das ich bereits im Atelier hatte oder ich mir einfach im Lebensmittelmarkt holen konnte. Keine Bestellung beim überlasteten Onlinehändler sondern aus dem Moment und aus den Gegebenheiten heraus arbeiten. Ich liess mich durch die aktuellen Bedingungen führen. 

Die erste grosse Hürde war die «Coronas» vom Feld im offenen Zustand (volle Ausbreitungsgefahr) zu pflücken und mit Haarspray zu fixieren. Den Trick, die verblühten Löwenzahnblumen zu schneiden und zu warten bis sie aufgehen, zu Nutze zu machen. In meiner Sorgfalt lag der Schlüssel, ob sich die Pusteblumen ausbreiten oder nicht. Verantwortungsvolles bewusstes Arbeiten war gefordert. Für den Transport und die sichere Aufbewahrung der Pusteblumen steckte ich diese in Reagenzgläser und die wiederum in einen feinen Maschenzaun, den ich über Kisten gespannt hatte. Auf diese Weise war der Abstand gewährleistet.

 – Corona einfangen in einer Form ohne Anfang und ohne Ende ein zu schliessen – Der Kreis drängt sich auf, zwei Kreise werden daraus. Symbol für die parallelen Bedingungen im sozialen Leben. Die Kreisformen, die mir vorschwebten, musste ich auf einen Träger bringen. Zur Verfügung hatte ich nur grosse Bogen von festerem Zeichnungspapier. Schicht um Schicht trug ich goldene Pigmentfarbe (Gold als Symbolfarbe für Sieg, Corona die Krone) auf, bis eine Stabilität als Träger für die Arbeit gegeben war. Das bewegliche Papier liess ein Aufkleben der Pusteblumen nicht zu. Sie würden bei der kleinsten Bewegung auseinanderbrechen und sich ausbreiten. Die Stempel auf das Papier zu nähen, schien mir eine passende Lösung. Dies ging jedoch nur, wenn ich es schaffte, die Haube der Pusteblume vom Stempel zu lösen. Allerhöchste Sorgfalt war gefragt! 

Jede Haube muss wieder ihren Stempel finden, Sicherheit, Ordnung, keine Vermischung, kein Pfusch darf passieren. Ein laborartiger strukturierter Arbeitsteil beginnt. Es mir sehr wichtig diesen einzuhalten, damit keine Schlamperei, im übertragenen Sinn eine Veränderung der Zusammensetzung des «Coronakörpers» entsteht. 

Roter Faden/Garn für Corona, die unsere Zeit prägt und bestimmt. Ich verwende den Faden als Kreuz und bringe so das Rote Kreuz ins Spiel. Im Aussen war es schon längst gefordert und ist ein Symbol für die Pflege im Allgemeinen. Ein weiterer Aspekt, ein persönlicher wird mit dem Kreuz angedeutet. Es ist mein inneres Ringen, ob ich mich mit meiner Pflegeausbildung im Spital melden sollte oder nicht. Seit Jahrzehnten weg von der Pflegeerschien mir meine aktive Präsenz für Botengänge in der Nachbarschaft dienlicher und dennoch spürte ich die Verbundenheit zur Pflege und die Achtung und den Respekt für die ausserordentliche Leistung der Menschen mittendrin.

 Seite 5 / Teil A 4 Das Aufnähen der Stempel stellte sich als leichtere Aufgabe heraus. Die 186 Fäden knüpfe ich in ein gehäkeltes X auf der Rückseite. X als die grosse unbekannte Komponente. Bei allen Informationen und Theorien wissen wir nicht mit Gewissheit warum, wieso, woher dieses Virus kommt. Es ist da und wir müssen damit lernen umzugehen und damit zu leben. 

Die ganze Arbeit wurde in einen fixen Acrylglasrahmen montiert mit einem Spiegel als Rückwand, worin sich das rote in den Fäden aufgespannte X spiegelt und sich so multipliziert wie auch die Fragen im Raum rund um Corona

FOTODOKUMENTATION WORK IN PROGRESS
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11 Fotos 35 x 25 cm auf 280 g Laser weiss satiniert mondo color copy 

Die Fotoaufnahmen stammen von Michael Klauser, Oberentfelden und Sabina Schwaar.  

Die Fotos möchte ich als Gruppe nur mit Klemmklammern mit unterschiedlichen Abständen, wie eine Posterwand hängen. Sie sollen keinen Lehrbuchcharakter haben sondern Stationen der Arbeit aufzeigen und auf den Betrachter wirken und ihn bewegen. Er darf selber aktiv die chronologische Abfolge der Arbeitsprozesse suchen und sich auf diese Weise in den Prozess dieser Arbeit integrieren. Er erlebt und arbeitet quasi mit, wird zum Mitgestalter vom Werk GEFANGEN. Es entsteht eine Rückkopplung zum Titel. Durch Corona sind wir alle in der einen oder anderen Form gefangen.


Lösen der Haube vom Stempel


Stempel präparieren zum Besticken


Zuordnung


Stickarbeit


Stickmaterial


Annähen der Stempel

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Fertige Näharbeit


Rückseite X einknüpfen

Aufkleben der Hauben zu den zugehörigen Stempeln


HORIZONT X

Horizont X besteht aus 41 identischen Acrylglasboxen 10 x 10 cm Innen und 10 cm Aussen mit einer Spiegelrückwand. 

Pusteblume / rotes Polstereigarn / Buchbinderkleister / Goldpigment / Acrylbinder / Zeichnungspapier 

41 Boxen stehen für die 41 Tage bis zu den ersten Lockerungen. In den Boxen befindet sich jeweils eine bestickte Pusteblume auf demselben Goldpapier wie das Werk gefangen mit rot gestickter Horizontlinie die aus den Pusteblumen hervorgeht.

Corona wird zum Horizont und bestimmt unser Leben. X das Ungewisse und das Unbekannte. 

Die Boxen werden in einer X - Form an die Wand montiert oder als Bodeninstallation aufgestellt. Die Installation braucht eine Fläche von 310 x 210 cm. 

Bodenversion hätte eine grössere Wirkung auf den Betrachter, da er sich nochmals in den Lockdown-Raum begeben könnte. 




Alle Werke sind verkäuflich. Preis auf Anfrage bei der Kunstlerin. www.sabinaschwaar.ch

Sonntag, 1. November 2020

Teximus 3 15. bis 18. Oktober 2020

Von Ursula Suter


 Schon vor zwei Wochen fand die Ausstellung Teximus in der Altstadthalle in Zug statt. Dies ist ein Rückblick auf die 5  Tage voller guter Ereignissen und Begegnungen.
Am  14. Okt. früh morgens, luden  wir Kunstwerke, Werkzeuge, und was es sonst noch braucht um eine Ausstellung zu gestalten, aus.




Dank der guten Vorbereitung von Heidi Arnold, die die Ausstellung konzipierte, bekam jedes Kunstwerk seinen voraussichtlichen Platz. Am Abend hatte dann jedes Werk seinen definitiven und wir waren ziemlich müde vom Treppauf-Treppab in der wunderschönen Altstadthalle.


Im Auftrag von Swisslos kam am Donnerstagmorgen ein Filmteam vom SF und machte Aufnahmen der Ausstellung für einen kurzen Beitrag. Leider wissen wir noch nicht wann er ausgestrahlt wird.






Am Nachmittag, vor der Türöffnung besuchten die Jurymitglieder die Ausstellung und bestimmten nach einer intensiven Diskussion den Jurypreis. Den Namen der Glücklichen Künstlerin finden Sie auf unserer Webseite. 

Hier und jetzt möchte ich allen Künstlerinnen weiterleiten, dass die Vielfalt der Werke, die Umsetzung der Thermen, und die Materialität von allen Jurymitgliedern sehr beeindruckt haben.

Die nächsten Bilder, sind Detailansichten aller ausgestellten Werke. Zwei Künstlerinnen konnten wegen Corona nicht teilnehmen.


Anna Affolter mit der Werkgruppe „im Erdreich - dein Haar“


Leena Amin „Wir fliegen“

Katja Bächtold „Schicksalstuch“


Maja Andrey „Zeit“

Heidi König „Wellengang“

Gabriela Giger „Hommage an die Natur Grün 2“

Marianne Keel „Partnervorschläge“

Ursula Engler „white Garden“

Annette Wells Talsi „Inside Out/Outside In“

Sabine Mangold „Tausendfüsslerinseln“

Ciliale Unholz „Aufbruch“

Patricia Brunner „Flechtwerk 1“

Grietje van der Veen „Erosion“

Marianne Vogler „Sommerlandschaft im Relief“

Monika Künti „Eine Erzählung über Bänder und Farben“

Sabine Mangold „Gemütsnüsschen“

Catherine Labhart Werkgruppe „Schatten“

Ursula Engler „alles verhängt“

Eva Muff-Steiner „Eine Frage der Perspektive“

Nancy van Dijk Werkgruppe „Woman“

Dominique Girod „the only way is up“

Eveline Cantieni „Durchbruchstickerei“

Martine Edard „Soft Mosaik“

Filiale Unholz „fliessend“

Ruth Ingold-Wöhrle „ein Quadrat ist ein Quadrat ist ein Quadrat“

Noriko Steiner-Obata Werkgruppe „ungeformte Worte weiss“

Verena Vogelsanger „mittendrin allein“

Sabina Schwaar „Stoff des Grossen Vergessens - der Demenz“

Beatrice Streuli „des Kaisers neue Kleider“

Marianne Vogler Werkgruppe „Harnisch mit Kappe“

Ruth Ingold Wöhrle „Traumtuch“

Catherine Labhart Werkgruppe „Reflexionen“

Daniela Melberg „ohne Titel“

Marta Moser -Zulauf „I will See You Again - This Side Or The Other“

Sabine Bärtsch-Schnyder „ Holz“

Sonntag Abend  17 Uhr, eine Art Wirbelsturm erfasst die ganze Ausstellung. Unglaublich rasch ist alles eingepackt und aufgeräumt.
Wer gerne mehr Informationen über die Werke hätte kann gerne einen Katalog bestellen. info@ursula-suter.ch Kosten  25 Fr. plus Porto. 


Es waren sehr schöne Tage! Wir danken allen herzlich, die in irgendeiner Art dazu beigetragen haben!