Gästeblog aus der Reihe von Teximus 2 von Catherine Labhart
Ich habe ursprünglich
Biologie studiert und anschliessend etliche Jahre in der universitären
Grundlagenforschung mitgearbeitet.
Als
Tapisserie-Weberin bin ich Autodidaktin.
Vor 30 Jahren
zeigte mir eine damals über 80 jährige Handarbeitslehrerin wie ein
Flachwebstuhl eingerichtet wird. Anschliessend durfte ich meinen ersten
Tapisserie-Entwurf auf dem Hochwebstuhl
einer ausgebildeten Handweberin realisieren. Von ihr habe ich viele
Grundbegriffe gelernt. Weiteres Wissen holte ich mir durch das Studium von
Büchern und Zeitschriften, durch Ausstellungsbesuche und in wenigen
Freizeitkursen.
Das Wichtigste für meinen Werdegang als Tapisserie-Weberin waren neben dem Selbststudium von Anfang an das Arbeiten am eigenen Hochwebstuhl und das Gespräch mit den Weberinnen einer Regionalgruppe der Schweizerischen Interessengemeinschaft Weben, IGW. In dieser Gruppe war ich zwar fast immer die einzige, die am Hochwebstuhl arbeitet, aber ich erhielt dort die Möglichkeit, meine Tapisserien in Gruppen-Ausstellungen zu zeigen. Da dies meist thematische Ausstellungen waren, wurde ich immer wieder durch nicht selber gewählte Themen herausgefordert, was sehr lehrreich war. Über diese Ausstellungen lernte ich auch andere Tapisserie-Weberinnen persönlich kennen. Der Austausch mit ihnen, und weiterhin mit meinen Kolleginnen aus der Regionalgruppe, ist mir nach wie vor sehr wichtig.
Mich fasziniert das Spiel des Lichts auf der Oberfläche meiner Tapisserien, besonders auch die feinen Schatten, welche technisch bedingte Unebenheiten im Gewebe werfen. So ist eine Serie roh-weisser Studien in verschiedenen Tapisserie-Webtechniken entstanden.
Ebenso gern
arbeite ich mit Farben und lote dabei die Möglichkeiten aus, die meine Technik
mir eröffnet, auf die sie mich aber auch beschränkt in ihren Anklängen an den
Pointillismus in der Malerei. Gerne gestalte ich subtile Farbübergänge und
versuche so, eine Tiefenwirkung im Bild zu erzielen.
Ich arbeite heute praktisch ausschliesslich mit Seide und verwende mehrfache, feine, meist farblich gemischte Schussgarne.
Ich setze
mehr oder weniger klassische Tapisserie-Webtechniken ein, nehme mir dabei aber
Freiheiten heraus, wo immer dies der Bild-Gestaltung dient oder mir die Arbeit
erleichtert. So webe ich meine Tapisserien z.B. nicht von der Rückseite her.
Ich habe auch schon auf Auftrag gearbeitet, ziehe es aber vor, meine ganz eigenen Ideen zu verwirklichen. Noch nie habe ich nach fremdem Entwurf gewebt und auch noch nie an einem Gemeinschaftsprojekt mit gearbeitet. Ich gebe auch keine Kurse, da mir dazu jegliche Ausbildung und Legitimation fehlt.
Ich habe das Gefühl, dass manche Tapisserie-Weberinnen eher Einzelgängerinnen sind. Vielleicht hat das damit zu tun, dass man während der langsamen Arbeit am Hochwebstuhl überhaupt nicht mobil ist, und dass die Arbeit hohe Konzentration erfordert, während sie gleichzeitig etwas sehr Stilles und Meditatives an sich hat.
Durch die folgende, roh-weisse Tapisserie bin ich aufmerksam geworden auf die feinen Schatten, welche technisch bedingte Unebenheiten im Gewebe werfen.
Weiss 65 x 65 cm |
Immer wieder
habe ich erlebt, dass meinem Arbeitsgebiet mit Skepsis begegnet wird. Sicher liegt
dies teilweise daran, dass der Begriff "Tapisserie" so wenig geläufig
ist. Durch die erklärende Umschreibung "gewebte Bilder" wird man dann
sofort in den Bastel-Handarbeits-Bereich abgedrängt und nicht mehr ernst
genommen. Dies ist mir ansatzweise sogar mit der Kunstkommission einer Gemeinde
passiert, als ich mich für eine Ausstellung bewarb, die für ortsansässige Hobby(!)-Künstler
ausgeschrieben war.
Heute scheint
mir, dass Interesse und Verständnis für textile Kunst langsam zunehmen, und ich
stelle auch fest, dass der Begriff nicht nur von professionellen Veranstaltern recht
weit gefasst und eher als eine eigenständige Kunstgattung gewertet wird, als
dies früher der Fall gewesen sein mag.
Titel des Bildes vom Wordless Wednesdy Reflexion II 65 x 65 cm
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Tapisserien finden Sie auf meiner Homepage labhart-tapisserien.ch
Liebe Catherine,
AntwortenLöschenich freue mich, hier mehr von Deinen Werken zu sehen. Es ist wirklich ein Genuss.
herzliche Grüße Gabi
Liebe Catherine
AntwortenLöschenIch schliesse mich dem Votum von Gabi an! Deine Werke sind sehr eindrücklich. die Farbwahl und die feinen Nuancen, die Tiefenwirkung...einfach toll!!
Herzliche Grüsse
judith