Freitag, 14. Juli 2017

Tapisserien



                                          

Gästeblog aus der Reihe von Teximus 2 von Catherine Labhart


Ich habe ursprünglich Biologie studiert und anschliessend etliche Jahre in der universitären Grundlagenforschung mitgearbeitet.
Als Tapisserie-Weberin bin ich Autodidaktin.
Vor 30 Jahren zeigte mir eine damals über 80 jährige Handarbeitslehrerin wie ein Flachwebstuhl eingerichtet wird. Anschliessend durfte ich meinen ersten Tapisserie-Entwurf  auf dem Hochwebstuhl einer ausgebildeten Handweberin realisieren. Von ihr habe ich viele Grundbegriffe gelernt. Weiteres Wissen holte ich mir durch das Studium von Büchern und Zeitschriften, durch Ausstellungsbesuche und in wenigen Freizeitkursen.

 
Relief VII       22 x 22 cm

Das Wichtigste für meinen Werdegang als Tapisserie-Weberin waren neben dem Selbststudium von Anfang an das Arbeiten am eigenen Hochwebstuhl und das Gespräch mit den Weberinnen einer Regionalgruppe der Schweizerischen Interessengemeinschaft Weben, IGW. In dieser Gruppe war ich zwar fast immer die einzige, die am Hochwebstuhl arbeitet, aber ich erhielt dort die Möglichkeit, meine Tapisserien in Gruppen-Ausstellungen zu zeigen. Da dies meist thematische Ausstellungen waren, wurde ich immer wieder durch nicht selber gewählte Themen herausgefordert, was sehr lehrreich war. Über diese Ausstellungen lernte ich auch andere Tapisserie-Weberinnen persönlich kennen. Der Austausch mit ihnen, und weiterhin mit meinen Kolleginnen aus der Regionalgruppe, ist mir nach wie vor sehr wichtig.

 
Weiss mit Schatten I       65 x 65 cm


Mich fasziniert das Spiel des Lichts auf der Oberfläche meiner Tapisserien, besonders auch die feinen Schatten, welche technisch bedingte Unebenheiten im Gewebe werfen. So ist eine Serie roh-weisser Studien in verschiedenen Tapisserie-Webtechniken entstanden.

Ebenso gern arbeite ich mit Farben und lote dabei die Möglichkeiten aus, die meine Technik mir eröffnet, auf die sie mich aber auch beschränkt in ihren Anklängen an den Pointillismus in der Malerei. Gerne gestalte ich subtile Farbübergänge und versuche so, eine Tiefenwirkung im Bild zu erzielen.

 
Kalenderblatt II       47.5 x 21 cm

Ich arbeite heute praktisch ausschliesslich mit Seide und verwende mehrfache, feine, meist farblich gemischte Schussgarne.
Ich setze mehr oder weniger klassische Tapisserie-Webtechniken ein, nehme mir dabei aber Freiheiten heraus, wo immer dies der Bild-Gestaltung dient oder mir die Arbeit erleichtert. So webe ich meine Tapisserien z.B. nicht von der Rückseite her.

 
Vals IV       65 x 65 cm

Ich habe auch schon auf Auftrag gearbeitet, ziehe es aber vor, meine ganz eigenen Ideen zu verwirklichen. Noch nie habe ich nach fremdem Entwurf gewebt und auch noch nie an einem Gemeinschaftsprojekt mit gearbeitet. Ich gebe auch keine Kurse, da mir dazu jegliche Ausbildung und Legitimation fehlt.

 
Vals V       65 x 65 cm

Ich habe das Gefühl, dass manche Tapisserie-Weberinnen eher Einzelgängerinnen sind. Vielleicht hat das damit zu tun, dass man während der langsamen Arbeit am Hochwebstuhl überhaupt nicht mobil ist, und dass die Arbeit hohe Konzentration erfordert, während sie gleichzeitig etwas sehr Stilles und Meditatives an sich hat.

 
Schwarz       65 x 65 cm

Durch die folgende, roh-weisse Tapisserie bin ich aufmerksam geworden auf die feinen Schatten, welche technisch bedingte Unebenheiten im Gewebe werfen.


Weiss       65 x 65 cm



Immer wieder habe ich erlebt, dass meinem Arbeitsgebiet mit Skepsis begegnet wird. Sicher liegt dies teilweise daran, dass der Begriff "Tapisserie" so wenig geläufig ist. Durch die erklärende Umschreibung "gewebte Bilder" wird man dann sofort in den Bastel-Handarbeits-Bereich abgedrängt und nicht mehr ernst genommen. Dies ist mir ansatzweise sogar mit der Kunstkommission einer Gemeinde passiert, als ich mich für eine Ausstellung bewarb, die für ortsansässige Hobby(!)-Künstler ausgeschrieben war.
Heute scheint mir, dass Interesse und Verständnis für textile Kunst langsam zunehmen, und ich stelle auch fest, dass der Begriff nicht nur von professionellen Veranstaltern recht weit gefasst und eher als eine eigenständige Kunstgattung gewertet wird, als dies früher der Fall gewesen sein mag.


 
Reflexion III       65 x 65 cm


Titel des Bildes vom Wordless Wednesdy Reflexion II       65 x 65 cm 

Weiter Tapisserien finden Sie auf meiner Homepage       labhart-tapisserien.ch

2 Kommentare:

  1. Liebe Catherine,
    ich freue mich, hier mehr von Deinen Werken zu sehen. Es ist wirklich ein Genuss.
    herzliche Grüße Gabi

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  2. Liebe Catherine
    Ich schliesse mich dem Votum von Gabi an! Deine Werke sind sehr eindrücklich. die Farbwahl und die feinen Nuancen, die Tiefenwirkung...einfach toll!!
    Herzliche Grüsse
    judith

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