Gästeblog
Einmal pro Monat erhält eine der Künstlerinnen welche für Teximus 2 nominiert war, die Gelegenheit sich und ihre Werke vorzustellen.
Die erste in dieser Reihe ist:
Die erste in dieser Reihe ist:
Bea Bernasconi
Ich bin ausgebildete Krankenschwester und
habe ein Diplom in Management von klinischen Studien. Ich arbeite Teilzeit als
Studienkoordinatorin.
Genäht habe ich eigentlich schon immer, das hat angefangen als Kind wo
ich aus den weissen Vorhängen in unserem Wohnzimmer das Hochzeitskleid für
meine Puppe rausschnitt, sehr zum Ärger meiner Mutter. Meine erste Nähmaschine
habe ich mir während der Ausbildung zur Krankenschwester gekauft. Auf ihr habe
ich mir meine ersten Kleider selber genäht, später waren es dann eher
diejenigen für meine drei Kinder.
1996 bin ich durch Zufall in London auf ein Buch von Kaffee Fasset
gestossen. Ich war begeistert! Anfangen hat es also wie bei vielen mit eher
traditionellem Patchwork. Ich war dann aber schnell einmal frustriert, alles
was ich da nähte, war oder wurde von Anderen in verschiedener
Farbzusammenstellung oder Kombination genauso genäht. Ich beschloss meine eigenen Werke zu kreieren.
Ich besuchte Workshops mit verschiedenen international
bekannten Künstlerinnen bei welchen ich die
verschiedensten Techniken und Materialen kennenlernte und begann zu
experimentieren. Eine wichtige
Station in meinem künstlerischen Werdegang war sicher eine Masterclass mit
Linda Colsh in der ich nicht nur viel über Design erfuhr sondern auch den Mut fand
meinen eigenen Weg zu finden und ihn auch zu gehen. Dazu kommen die vielen
Kontakte mit Personen die sich mit Textilkunst befassen.
Ich habe mich neben der Textilen Kunst auch immer wieder
für andere Kunstrichtungen interessiert, hier und da mal was ausprobiert, mich
auch begeistert, aber schlussendlich bin ich immer wieder zum Textilen
zurückgekommen. Nähen ist für mich eine Notwendigkeit geworden, eine Art Sucht.
Alle
meine Arbeiten sind vorwiegend aus Stoff. Ich benutze mittlerweile fast nur
noch weisse alte Bettlaken als Basis. Diese werden gefärbt, entfärbt,
gebleicht, gerostet, bedruckt, bemalt mit den verschiedensten Techniken.
Kommerziell bedruckten Stoff brauche ich selten mehr. Dazu kommen Organza,
Seide, und allerlei gesammeltes Zeug. Papier ist ein wichtiger Bestandteil
meiner Arbeiten. Ich sammle allerhand Material, dazu gehören Zeitungen aus
allen Ländern die ich bereise, aber auch rostige Nägel und Bierdosen oder
andere Fundstücke die in meine Arbeiten integriert werden.
Die
Inspiration finde ich in meiner Umwelt, alte verwitterte Mauern, abblätternde
Farbe, Graffitis, interessante Begegnungen, Geschehen die mich beschäftigen.
Ausser
die Umstände erfordern es, habe ich selten ein Projekt, meine Werke entstehen
spontan, intuitiv, ohne vorheriges Konzept. Einer Idee folgend experimentiere
ich, verbinde Teile, schichte, nähe und sticke bis mir das Resultat gefällt. In
vielen von meinen Werken findet man Texte, teils reduziert auf einzelne Worte
oder sogar nur Buchstaben; es sind Fragmente geheimnisvoller Geschichten zu
welchen sich der Betrachter seine Gedanken machen und seine eigene Geschichte
schreiben soll. Meistens arbeite ich in Serien, im Moment an „Faces“ inspiriert
haben mich dazu Fotografien von Gesichtern von welchen ich Zeichnungen
anfertige diese nähe und sie mit Papier und Stoffresten ergänze.
Sicherlich
wäre es wünschenswert wenn die Textilkunst in der Öffentlichkeit besser
anerkannt würde. Wenn ich erzähle ich sei eine Textilkünstlerin haben die
wenigsten Leute eine Ahnung was das heisst. An gemeinsamen Ausstellungen mit
Künstlern von Anderen Kunstrichtungen sind die meisten Besucher erstaunt was
man mit Stoff oder anderen textilen Fasern alles machen kann. Hier im Tessin
ist es eher schwierig auszustellen; bevorzugt werden Malerei, Fotografie oder
Skulptur.
Die
Herausforderung an Projekten mit anderen Künstlern zu arbeiten nehme ich
regelmässig an. Es ist immer wieder faszinierend mit Anderen, mir vorher meist unbekannten
Personen, Themen auszuarbeiten und sich dabei zum Beispiel an gewisse Vorgaben
zu halten. Der konstruktive Austausch ist eine bereichernde Erfahrung und ich
lerne immer wieder neue interessante Leute kennen.
Ich
könnte mir zwar vorstellen Anderen eine Technik zu vermitteln, ich wüsste aber nicht
wie ich ihnen erklären könnte was in mir vorgeht während des kreativen
Prozesses welcher schlussendlich zum Endresultat eines Werks führt.
Es
gibt ein reiches Angebot um sich verschiedene Techniken und Grundwissen
anzueignen, was jemand mit dem Gelernten macht ist dann die persönliche
Kreativität, welche aus meiner Sicht nicht weitergegeben oder studiert werden
kann.
Und übrigens, das Bild vom Wordless Wednesday ist ein Bildausschnitt von „Akina Mame“
Ja diese Intuition aus dem Innersten lässt sich schwer erklären. Sie lässt aber die Kunstwerke aufleben und macht sie einzigartig.
AntwortenLöschen»Eine Intuition ist Wissen, das auf Erfahrung beruht und durch direkten Kontakt mit dem Wahrgenommenen erworben wird, ohne dass der intuitiv Wahrnehmende sich oder anderen genau erklären kann, wie er zu der Schlussfolgerung gekommen ist.« Definition von Berne
Liebe Bea, vielen Dank für den Einblick in deine Arbeiten, die mir ausgesprochen gut gefallen.Ich finde es immer spannend, ein wenig hinter die "Kulissen" schauen zu können und etwas mehr über die Schöpferin zu erfahren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
anette