Von Ursula
Suter
Nach dem ich
in den vergangenen Wochen möglichst viel im Freien war, das herrliche
Herbstwetter genossen habe ist dieser
erste, regnerische Sonntag wie gemacht für den Besuch der offenen Ateliers in der
Ziegelei Oberwil.
Blick aus dem Fenster in ein verregnetes „Naturparadies“ mit Storchenschwarm und Hochlandrindern. |
Die erste
offene Türe die ich betrete ist die vom Atelier von Grietje
van der Veen.
Da Grietje
seit diesem Jahr keine Kurse mehr gibt, hat sie ihr Atelier auf ihre Bedürfnisse
umgestaltet. Gleich nach dem Eingang stehen zwei grosse Tische auf welchen ihre
Kunstwerke entstehen.
Im mittleren Teil mit einem grossen Tisch und
der gut eingerichteten Küche, hat es Platz um gemütlich zu sitzen, zu plaudern,
zu essen. Hier finden auch unsere TAFch – Sitzungen statt.
Zuhinterst
ist der Büroteil. Ihre ganze Computerarbeit erledigt Grietje hier.
Über Ihre
Arbeit schreibt Grietje: „ Natur = Kunst Nach kleinen Ausflügen in andere
Bereiche komme ich doch immer zur Natur zurück. Stand anfänglich deren
Schönheit im Zentrum, so verschiebt sich der Fokus meines Interesses mehr und
mehr auf den Einfluss der Menschen auf die Umwelt, sei dieser negativ oder
positiv. Wichtige Themen sind Wasserverschmutzung und die Renaturierung der
Landschaft nach deren Ausbeutung.
Meine
Ausdrucksmittel sind textile Materialien die gefärbt, bemalt, verformt,
geschichtet, genäht und bestickt werden, je nach Projekt schlicht, üppig oder
grell.“
Und immer
wieder staune ich über ein Bild von Grietje das ich noch nicht kenne.
Amazonas Rodungen |
Mehr
über Grietje van der Veen auf ihrer Webseite www.textileart.ch
Selina Baumann
Vor dem
Eingang in Selina‘s Atelier werden die Besucher von einem grossen Objekt
empfangen.
Ein Rohr
ohne Anfang und Ende windet sich um sich selbst, weitet sich, stülpt sich aus und wieder ein
und findet zurück zu seinem Anfang.
1988 *in Wattwil
2007 - 2008 Gestalterischer Vorkurs, Zürcher
Hochschule für bildende Kunst
2008 - 2011 Bachelorstudium Bildende Kunst, ZhdK
2011 - 2014 Masterstudium Bildhauerei, Hochschule für bildende Künste
2014 - Bezug eines Ateliers in der
alten Ziegelei
Schon der
erste Blick ins Atelier lässt erraten mit welchem Material sie aktuell Arbeitet.
Im hinteren Atelierteil
ist Raum zum Entwerfen und Zeichnen.
Auf die
Noten und den Instrumentenkoffer angesprochen erzählt sie, dass sie auch noch
in einem Orchester musiziert.
Sie erzählte,
dass sie sich aktuell mit dem Thema
„Säulen“ beschäftigt und bedauert, dass sie bei der Grösse ihrer Objekte
auf das Volumen ihres Brennofens und auf die Masse ihrer Türe Rücksicht nehmen
muss.
Ihre
aktuellen Projekte sind Ausstellungen im „Kasko Basel“ und im Haus für Kunst
Uri
Hier ist ihre Webadresse. www.selinabaumann.com
Beartrice Portmann’s Atelier ist wunderbar
hell und grosszügig.
Auf ihrer Webseite beschreibt Beatrice ihren Lebenslauf kurz und bündig:
1956 *in Binningen BL
2007 Wieder zurück in
Binningen.
In Stadt und Land
bin ich vielen Menschen begegnet. Überall war ich zunächst die
Fremde. Diese
Erlebnisse haben mich geprägt und bereichert.
Nach 30 Jahren
kehre ich zurück zu meinen Wurzeln.
Beim weiter nach
unten Scrollen erfahre ich das zwischen 56 und 07 nicht einfach das Leben angehalten hat. „Die
Jahre dazwischen“ zeigen eine
Frau, die engagiert und vielseitig ihr Leben gestaltet hat. Im Gespräch erfahre
ich, dass sie durch eine Lebenskrise zum Malen gefunden hat.
2004 Farbexperimente Zitat: „ Für mich selbst ist das Atelier ein Ort der Muss und der Inspiration für meine Malprojekte.“ |
Raum für atemtherapeutische Einzel - und Gruppensitzungen |
Gleichzeitig
mit mir waren viele Besucher in Beatrices Atelier die sich konzentriert mit der
Bilderausstellung befassten. Eine
auffällig lebendige Zone ihres Ateliers war der
Bereich in welchem, so glaube ich, die „ Schreibwerkstatt“ stattfindet.
Dort sassen Leute im regen Austausch miteinander.
Wer mehr
über die verschiedenen Arbeitsbereiche von Beatrice Portmann wissen möchte, besucht ihre Webseite. www.porta-nuova.ch
Marianne Vogler
Vielleicht
erinnern Sie sich an Teximus 2. Marianne Vogler war mit ihren Arbeiten „leichte
Quadrate“ und Kleid in der Ausstellung präsent
Marianne arbeitet
seit 15 Jahren in der Ziegelei. Ihr Arbeitsmaterial ist mit wenigen Ausnahmen
Papier.
Sie
schneidet, bedruckt, bemalt, reisst, klebt, faltet, beschreibt Papier.
Ihr grosses
künstlerisches Spektrum lässt sich nicht so rasch, rasch aufzeigen, darum freut
es mich, dass sie sich und ihre Arbeiten nächstens einmal in einem Gästeblog
vorstellen wird.
Wer aber
schon jetzt mehr wissen möchte findet sie unter www.mariannevogler.ch
Syrill Weber
Beim
Betreten von Syrill Weber‘s Atelier springt mir als erstes die sorgfältig
angeordneten Werkzeuge auf. Unglaublich diese Vielfalt, wofür werden sie wohl alle gebraucht?!
Nach seiner
Lehre bei „Meister Silber“ machte Cyrill sich selbständig und arbeitet als Silberschmied
seit 2014 in seiner Werkstatt in der Ziegelei.
Sein “Brot“
verdient er mit Auftragsarbeiten und Reparaturen.
Zunft und Taufbecher |
Die kostbaren Schalen sind freien
Objekte. Sie wirken als würden sie für Zeremonien gebraucht.
Der
Silberschalenrohling wartet auf seine weitere Verarbeitung nach einem Vorbild
aus der Bronzezeit.
Die
Webadresse von Cyrill Weber: www.diesilberschmiede.ch
Die
wunderschöne Löffelkollektion ist eine Gemeinschaftsarbeit von Cyrill Weber und
Jenny Scheidegger die sich seit etwa
einem Jahr in Cyrill‘s Werkstatt eingemietet hat. Die Unikate sind aus einem
Stück gearbeitet, die gegossenen Knospen sind von Jenny Scheidegger, der
geschmiedete Teil ist von Cyrill Weber.
Nach ihrer Ausbildung an der
Schule für Gestaltung machte Jenny Scheidegger eine Lehre als Silberschiedin.
Zurzeit
unterrichtet sie an der Berufsschule für Goldschmiede, an der Schule für
Gestaltung in der Grundbildung und gibt an diversen Orten Giesskurse (zB. Kurszentrum
Ballenberg)
Im Atelier
verfolgt Jenny eigenen Projekte. Diese Arbeiten umschreibt sie Folgendermassen:
Nach ersten Ideen und Skizzen passiert die definitive Formbildung während der
Umsetzung.
Es entsteht
ein Dialog zwischen der Idee, dem Material und dem Handwerk.
Ich
habe auch einige kleine Probestücke aus feinem Kupfergeflecht gesehen. Wer findet eines davon auf dem letzten Bild? Obschon sie aus Metall sind, sind sie weich und wirken erstaunlich textil. Wer weiss vielleicht sehen wir in einer weiteren
Teximus – Ausstellung ein Werk in dieser Art von Jenny Scheidegger!
Irene Spörri malt seit mehr als 20
Jahren. Am Anfang war die Aquarellmalerei im Vordergrund, zurzeit verwendet sie Acrylfarben. Sie malt, zeichnet, macht
Druckgraphiken und Collagen.
Ihre Themen
sind Wasser, Spiegelungen, Luft und die Natur.
Momentan
freut Irene sich auf Bologna, und auf ihre erste Ausstellung im Ausland.
Sie selber
bezeichnet sich als strukturiert – spontan.
Auch bei
Irene lohnt sich ein Besuch auf ihrer Webseite. www.irenespoerri.com
Eine Drehung
um 1800 und schon stehe ich im Arbeitsbereich von Stephan Udry.
Er arbeitet
seit seinem Abschluss der Kunstgewebeschule als Lehrer. Seit zwei Jahren teilt
er sich ein Atelier mit Irene Spörri.
Einige Beispiele zu seinen Bildthemen
Menschen |
viel / wenig, oder wann ist ein Bild ein Bild |
Er übernimmt Motive von andern Gemälden und übersetzt
sie in seine Bildsprache.
Er verwendet
verschiedene Malmittel je nachdem was er als passend empfindet.
Bei diesem
Bild zB. verwendete er Gouache. Der Vorteil dabei ist, dass die Farbe wasserlöslich ist. Dadurch, dass Stephan Teile der Farben aus
der ursprünglichen Farbfläche auflöst und abträgt, entstehen verschiedene Bildebenen.
Oft beginnt Stephan ein Bild und stellt die Leinwand auf die Seite. Zu einem späteren Zeitpunkt malt er weiter, mit neuen Ideen und so entsteht unter Umständen ein Bild mit einem neuen Bildinhalt.
Seine Webseite: www.stephanudry.ch
Tami Komai
In Tami
Komai‘s Atelier hängen grosse dünne, zartbemalte Papierbögen von der Decke und
bilden eine Art Labyrinth.
Gleich nach
dem Fotografieren füllt sich ihr Raum mit Besuchern und Tami hat keine Zeit für
ein kurzes Interview. Sie verweist mich
auf ihre Webseite www.tamikomai.ch Ein Besuch dort ist absolut lohnenswert.
Eveline Gmelin
Es ist nicht
schwer zu erraten, dass für Evelyne Gmelin die Literatur eine grosse Rolle
spielt.
In ihrem
Atelier stehen die Bücher aus dem Nachlass ihres Vaters. Gemeinsam mit ihm hat
sie ein Buch herausgegeben. Er war verantwortlich für die Geschichten und sie
für die Illustrationen. (Leider habe ich mir den Titel nicht aufgeschrieben.)
Evelyne malt
seit Kindertagen. Die neueren Arbeiten
haben einen geometrischen Aufbau, die älteren
eher freier abstrakte Formen.
Auf mich
wirken ihre Werke nuancenreich, durchdacht und vielschichtig.
Für das „Regenbogendomino“, ihre jüngste Arbeit sucht, sie nach einem Verlag.
Eveline
zeigt auch ihre Tongefässe. Die Formen sind im Gegensatz zu den Bildern rund,
bauchig und erinnern an Pflanzen oder Tiere.
Oh was für
ein interessanter Tag! Ich bin so vielen interessanten Menschen begegnet. Wenn
doch Oberwil nur nicht so weit von meinem Wohnort entfernt wäre……..
Was mir auf
diesem Atelier-Rundgang besonders
aufgefallen ist, ist die gegenseitig wertschätzende Atmosphäre. Jede/r kann
konzentriert für sich arbeiten und doch sind
„die Ateliertüren immer offen für
einander“. Die Ziegelei ist definitiv ein guter Ort für kreative Menschen.
Liebe Ursula, das ist wirklich eine kreative Stätte. So viele Menschen, die wunderbare Kunst machen, dort muss es ja eine besondere Energie geben. Sicher ein wunderbare Ort für Grietje. Vielen Dank, dass du uns mitgenommen hast. Herzliche Grüße Anette
AntwortenLöschenLiebe Anette
LöschenVielen Dank für deinen Kommentar.
Ich finde es so schön, dass du unseren Blog so treu verfolgst und Rückmeldungen gibst.
Herzliche Grüsse Ursula
Liebe Ursula, da ich eine Woche in den USA unterwegs war, habe ich erst jetzt deinen Blogbeitrag gelesen. Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht über unsere Tage der offenen Ateliers und die vielen tollen Fotos. Du hast einiges aus den KünstlerInnen herausgekitzelt von denen ich (noch) nichts wusste. Super.
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse
Grietje