Freitag, 19. April 2013

Gut präsentiert?!

von Gabi Mett

"Für Dich", 120 x 120 cm, - ca 700 Briefmarken, teilweise bis zu neunzig Jahre alt, habe ich zu langen Bändern zusammengenäht, diese dann zwischen transparentes Material gelegt und die Lagen mit der Hand in den freien Räumen mit einem großen Spannstich gequiltet. Jede Briefmarke erzählt eine Geschichte, die in wenigen Worten auf der Umrandung Platz gefunden hat. Ein Zeitdokument, das auf einer Veranstaltung der deutschen Patchworkgilde im Dortmunder Kongresszentrum frei hängend präsentiert wurde.



Immer wieder erstaunt es mich, wie Arbeiten ihre Wirkung in Ausstellungen entfalten, je nach dem, wie und wo sie im Raum plaziert werden. Das erste Mal ist es mir bei einer eigenen Arbeit sehr deutlich geworden. Ich hatte den Eindruck, dass es mir gelungen war, eine Stimmung von Ruhe und Stille herausgearbeitet zu haben. Auch die Größe schien zu stimmen. Die Arbeit wurde für eine Wanderausstellung ausgewählt und so hatte ich die Möglichkeit, sie gleich an mehreren Orten betrachten zu können. In einem Museum hatte sie eine guten Platz gefunden. Sie war überzeugend ausgeleuchtet und die Intention wurde durch Raum und Licht unterstützt. Einige Zeit später war sie auf einer Messe ausgestellt. Unauffällig, schlecht ausgeleuchtet und in einer großen Messehalle von den Dimensionen her verschwindend klein, konnte sie ihre Wirkung nicht entfalten.

Dieses Beispiel fiel mir wieder ein, als ich die Quilttriennale in Zons besuchte. Zur ersten Präsentation im vergangenen Jahr war ich nach Heidelberg gereist. Wie es in jeder Ausstellung ist, habe mich einige Arbeiten besonders angesprochen, andere fielen durch mein Betrachtungsraster einfach durch. In Zons, der zweiten Station, war ich dann doch sehr verblüfft. Beim Rundgang rückten Arbeiten in den Vordergrund, die ich Heidelberg nur am Rande wahrgenommen hatte. Lag es daran, dass sich im Kreismuseum nicht so viele Besucher um die Quilts scharten? Das war sicher ein Aspekt. Ein weiterer kam hinzu: Die Räumlichkeiten boten anderen Quilts als in Heidelberg einen starken Auftritt. Sie hatten eine guten Platz gefunden. Sie wurden dadurch interessanter und man widmete sich ihnen mit größerem Interesse.

Hatten Sie ein solches Gefühl auch schon einmal? Habe Sie beim zweiten Betrachten einer Arbeit in anderen Räumlichkeiten überzeugendere Elemente gesehen?

Die Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen, von deren Eröffung ich beim letzten Mal kurz gesprochen habe, ist großartig präsentiert. Da es sich ausschließlich um Großformate handelt, die größten sind 4m x 8m lang, braucht es viel Wandfläche und auch Raum für vereinzelte Installationen. Das alleine reicht aber noch nicht aus, wenn viele unterchiedliche Stile in einer Ausstellung gezeigt werden. Mit guter Hängung, einzelnen Kojen und verteilt in mehreren Räumen hat jede Arbeit für sich wirken können. Wirklich eine Kunstausstellung!










Kann eine solche Erkenntnis für uns Künstlerinnen von Nutzen sein? Ich denke, auf die ein oder andere Art schon.Wenn wir Einzelausstellungen planen, ist es hilfreich, die Räumlichkeiten zu kennen, in denen man ausstellen will. Eine erste Vorauswahl ist so besser möglich.

Meine Ausstellung mit Pascale Goldenberg in Orvault in Frankreich bot die Möglichkeit, die Arbeiten in den Räumlichkeiten selbst zu plazieren. Das war eine wunderbare Sache, denn so konnten wir aus einer Reihe von Arbeiten die auswählen, die für diese Räumlichkeiten hervorragend geeignet und untereinander stimmig waren. Das bedeutet aber auch, dass wir anreisen und ohne Plan beginnen mussten. So etwas kann schon sehr aufregend sein.




 
 
 



Die Gruppe TAFch ist die Ausstellung in der Altstadthalle in Zug im vergangenen Jahr genauso angegangen und wir alle waren hinterher ganz begeistert, wie gut das Hängen geklappt hat und wie stimmig die Ausstellung dadurch rüberkam.

 
 



 


Welche Erfahrungen habe Sie diesbezüglich gemacht? Das würde mich doch sehr interessieren.

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