Freitag, 5. April 2019

StrohGold - kulturelle Transformationen sichtbar gemacht im Museum der Kulturen, Basel


von Grietje van der Veen

Zweimal habe ich eine Studienreise mit dem Thema "Traditionelle Kostüme" nach China gemacht, Zwischen den beiden Reisen lagen drei Jahre. Schon in dieser kurzen Zeit zeigte sich ein Wandel an.

Die erste Reise zu der Povinz Guizhou war den Miao Kostümen gewidmet. Die Dörfer, die wir besuchten, lagen in schwer zugänglichen Tälern. Die Kostüme, die uns dort gezeigt wurden, waren authentisch und wurden noch getragen an grossen Festvals und teilweise auch im Alltag. Die Alltags- und Arbeitskleidung zeigte aber schon einen grossen Einfluss der westlichen Kleidung: man sah Jeans und teilweise moderne Jacken.

Die zweite Reise ging nach Tibet. Auch hier gab es traditionelle Kostüme, aber man konnte Zeichen erkennen, die auf eine Übernahme von Bekleidung anderer Bevölkerungsgruppen hinwiesen. Man trug sozusagen das, was einem gefiel.

Eine dritte Reise nach Vietnam bestätigte meinen Eindruck. Traditionelle Kleidung und Kunsthandwerk werden nur noch für die Touristen gemacht.

Dies geht in die Richtung des Themas der Dauerausstellung "StrohGold" im Museum der Kulturen in Basel.  Ich habe die Ausstellung zweimal besucht, durfte dort Fotos machen und ich erhielt die schriftliche Erlaubnis, über die Ausstellung einen Blog zu schreiben.


"Warum wird ein bayrisches Dirndl aus afrikanischen Waxprintstoffen geschneidert? Sind diese Stoffe überhaupt afrikanisch? (...) StrohGold, die zweite Dauerausstellung im Museum der Kulturen Basel, stellt kulturelle Aneignungs- und Umwandlungsprozesse ins Zentrum. Alltagsgegenstände, Techniken, Materialien, politische Konzepte und religiöse Vorstellungen verbreiten sich regional und global und werden immer wieder aufs Neue lokal aufgenommen, abgelehnt oder auf kreative Art und Weise in den eigenen Alltag sinnstiftend eingewoben.

Dirndl à l'Africaine; Baumwolle, Synthetik, Kauri-Schnecken, Spitze

Die Ausstellung greift in 10 Stationen unterschiedliche Themenkomplexe auf, von Upcycling zu Mode etwa, von religiösen Wechselbeziehungen zu globalen wirtschaftlichen Verflechtungsgeschichte(n) bis hin zu Übergangsriten.. "

Zitat Website Museum der Kulturen https://www.mkb.ch/de/programm/events/2014/strohgold.html

Eine Station ist dem Thema "Recycling" und "Upcycling" gewidmet. Da konnte ich etwas dazulernen. Ich kenne jetzt  den Unterschied zwischen den beiden Begriffen.  Beim Recycling werden die Materialien in ihre Bestandteile zerlegt, damit sie als Sekundärstoffe weiter Verwendung finden. PETflaschen werden wiederum zu PETflaschen.

Ein Grossteil der Petflaschen kann recyclet werden
Die 20% nicht recyclebaren PET-Flaschen, die die Umwelt pro Jahr verschmutzen, wiegen noch immer 9187 Tonnen (nur in der Schweiz!!)

Das nenne ich "bewusstes Hinterslichtführen der Menschheit"
Ich kaufe deswegen seit Jahren schon keine Nestlé Produkte mehr.

Beim Upcyclen bleiben die ursprünglichen Materialien in ihrem Zustand belassen und werden lediglich einem neuen Zweck zugeführt. Beliebte Gegenstände sind Kinderspielsachen. Anfänglich in Afrika hergestellt, sind diese Sachen nun auch  in westlichen Ländern heiss begehrt. Im Museum gibt es viele zu Spielzeug umgewandelten Konservendosen, zu bewundern.

Wer kennt nicht die Freitag-Taschen? Aus gebrauchten Materialien hergestellt, hauptsächlich aus alten Lkw-Planen
Lärminstrument, hergestellt in Benin; Konservendosen, Pflanzenfasernschnur

Nun zur Station Mode  - das Prinzip des ewig Neuen


Das Dirndl oben zeigt, wie die Mode von globalen Einflüssen lebt. Wachsdruckstoffe - ursprünglich aus den Niederlanden - fanden grossen Anklang in Afrika. und das berühmte Paisleymuster war bald   über die ganzen Welt verteilt und erfuhr lokale Veränderungen.

Wachsdruck

Wachsdruck
Wachsdruck
Paisleymuster, machinell in der Schweiz hergestellt für den Export nach Asien
Paisleymuster, wie oben



Umgekehrt versuchte man in Europa die aufwändigen asiatischen Batikstoffe machinell herzustellen, um sie billiger nach Indonesien zu re-exportieren. Die Feinheiten der indonesischen Batiken konnten machinell jedoch nicht exakt reproduziert werden, was den IndonesierInnen nicht gefiel. Die Afrikaner schätzten zum Glück jedoch die krakeligen Linien. Und so waren alle glücklich.  

Hufttuch aus Java
 Batiktuch
Musterbildung beim Weben
Rechts im Bild unten ein abgebundener Fadenstrang. Das Abbindmaterial ist hier ein alter Fahrradschlauch. Die Schläuche werden zum Abbinden heute nicht mehr gebraucht, weil diese mit der Zeit brüchig werden. Die abgebundenen Fäden werden zum Ikatweben verwendet. Auf dem Wordless Wednesday Bild ist ein Ikatmuster zu sehen (blau-braunes Muster links oben). Die Materialien auf diesem Bild sind aus meiner Sammlung asiatischer Stoffe und Gegenstände.


Rechts abgebundene Fäden, links Halsketten aus Fahrradschläuchen

Um Euch und mich nicht zu ermüden mit zuviel Informationen und Bildern, habe ich mich entschlossen, den Beitrag in zwei Teile zu publizieren. Im nächsten Teil kommen allerfeinste Shiboriknoten.zum Zug und noch einiges anderes. Bleibt am Ball.




















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