Letzte Woche hat Bea über Frida Khalo berichtet – wir bleiben in Mexiko!
Ich war im Februar beim 10. Patchwork Festival in Mexiko City als ausstellende Künstlerin und Kursleiterin eingeladen. Ich werde später darüber berichten.
Wir sind danach in die südliche Richtung weitergereist, dort, wo das Textile einen hohen Stellenwert hat. Heute möchte ich über die verschiedene Textilien in und um San Cristobal de la Casa berichten. San Cristobal ist eine historisch bedeutsame Kolonialstadt und liegt auf 2.100 Meter zwischen pinienbewaldete Berge im Bundesstaat Chiapas mit dem größten Indigenen Bevölkerungsanteil in Mexiko.
Dort wird immer noch sehr viel gewebt und gestickt. Ich denke, weil die Frauen hauptsächlich in den umliegenden Dörfer sich mit ihren Trachten kleiden, aber auch durch die Kaufkraft und das Interesse der Touristen. Es sind im Ort zwei Kunsthandwerk Märkte und dann noch unzählige Kunsthandwerk Geschäfte. Zudem laufen viele Indiofrauen mit ihren Kindern herum und versuchen einiges an den Mann zu bringen. Die Frage ist nur: was wird tatsächlich dort hergestellt und was kommt aus China?!
Anhand der verschiedenen Trachten, Farben und Webmuster kann erkannt werden, aus welchem Dorf die Frauen stammen. Ich war selbst in zwei Dörfer um San Cristobal: Chamula und Zinacantàn. Diese zwei Dörfer liegen nur ein paar Kilometer auseinander, aber die Frauen sind vollkommen anders angezogen.
Chamula ist ein 4.000 Einwohner großes Dorf und das religiöse Zentrum für die dort lebende Tzotziles. Chamula-Frauen tragen schwarze gefilzte Röcke, blaue oder weiße Blusen und in ihre langen Zöpfe flechten sie oft bunte Bänder ein. Der Rock wird meistens mit schönen gewebten Bändern zusammengehalten.
Manchmal tragen Sie auch sehr schön „gesmockte“ Blusen.
Die Männer tragen auch manchmal ärmellose Jacken aus roher gesponnener Schafswolle mit Gürtel über eine Hose. Ich habe jedoch nur ein Paar vor dem Kircheneingang stehen gesehen und vermute, dass Männer ihre Tracht eher nur bei Feierlichkeiten tragen.
In Zinacantàn tragen die Frauen blaue Wollröcke, weiße Blusen und darüber gestickte Poncho-Umhänge. Manchmal wird aber einfach die Bluse bestickt.
Andere umliegende Dörfer haben auch noch eigene Trachten.
Es werden auch eigewebte Motive und Ornamente, die meist uralte Maya-Sinnbilder darstellen eigearbeitet, wie auch das Rautenmuster der Frauen von San Andrés.
Ein meiner Highlights in San Cristobal de la Casa war der Besuch des Museums „Na Bolom“ (Haus des Jaguars). Auf dieser großzügigen Anlage mit Garten und Patio lebten der dänische Archäologe Frans Blom (1893-1963) und seine Frau Gertrude Duby-Blom (1901-1993) aus der Schweiz
Na Bolom ist heute eine gemeinnützige Stiftung und ein Maya-Studienzentrum mit Museum und Bibliothek. Das Museum ist voll mit Gebrauchsgegenstände, Schmuck, Fotos und Textilien der Lacandonen, eine indigene Volksgruppe aus Chiapas, den das Ehepaar Blom ihr Lebenswerk widmete. Die Lacandonen lebten und leben tief im Regenwald nah der Grenze zu Guatemala und wurden deshalb von Kolonisierung und Christianisierung weitestgehend verschont. Gertrude Duby-Blom, die bis zu ihrem Lebensende überwiegend in diesem Haus gelebt hat, machte es zu Ihrer Lebensaufgabe das Leben dieses Volkes zu dokumentieren und zu schützen.
Mich haben natürlich vor allem die Textilien interessiert. Diese Arbeiten sind älter, offensichtlich weben die Lacandonen jetzt nicht mehr. Man kann erkennen, wie die gewebten Stoffe einfach zusammengesetzt und reichlich bestickt wurden.
Hier hatte ich den Eindruck, dass der bestickte Stoff zum Teil aus Wolle bestand und sich mit der Zeit verfilzt hat.
Auch Taschen und Netze wurden gewebt bzw. geknotet.
Dieser Ort war für mich magisch. Ich spürte dort gleichzeitig Ruhe und große Kraft, als wenn der Geist von Frans und Trudi Blom über diesen Ort noch schweben würden.
Wenn ihr Interesse habt empfehle ich folgende Website:
https://www.nabolom.org/ (leider nur in Spanisch)
http://nabolom.ch/ Ich bin bei meinen Recherchen auf diese Seite gestoßen über ein Schweizer Kulturverein, der sich zum Ziel gesetzt hat Trudis Arbeit weiter zu führen.
Ich bin selbst von dieser Frau extrem beeindruckt!
Und wenn ihr in diese Gegend reisen solltet, würde ich euch empfehlen dort zu übernachten und zu essen. Man muss sich für beides voranmelden, was ich nicht wusste, aber unser kleines Mittagessen dort war viel versprechend!
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