Gästeblog von Ursula Suter
In der Reihe der Gästeblogs möchte ich ihnen heute Marianne Vogler vorstellen. Marianne war Teilnehmerin bei Teximus 2. Ihr Atelier befindet sich in der Ziegelei Oberwil. Es hätte den Rahmen in meinem Novemberblog die "offenen Ateliertüren" gesprengt, über eine einzelne Künstlerin zu berichten, darum haben Sie heute das Vergnügen, sich ausführlicher mit ihrem künstlerischen Werk zu befassen. Das Bild "Wordless Wednesday" ist bereits das Titelbild vom Heft „Ordnerleben" von Marianne Vogler, die nun das Wort hat.
Erste Seite des Hefts |
Im letzten September war ich zwei Wochen in
Berlin; ganz ohne Atelier, Werkzeuge, Material, aber
ausgerüstet mit viel Zeit
und meinem Laptop. Ich durchforstete die unzähligen Ordner, die sich dort seit
Jahren
eingenistet hatten und holte alte und auch neuere Bilder aus ihrem
Schlummer. Daraus entstand das Heft
„Ordnerleben, Zusammenspiel 2007 – 17“, das
ich in diesem Blog durchblättere.
Seit vielen
Jahren begleiten mich folgende Gedanken zur Arbeit:
Lesen Schreiben
Zeichnen Musik
Mit Stoff
umgehen
Etwas mit dem
Stift auf den Punkt bringen
Schauen was
kommt. Im Heft täglich
Ein kurzer
Moment von Konzentration
Es entstehen
Zeichnungen
Ist zeichnen wie
denken
Material und
Zeichen
Ausgewählt
bearbeitet gestaltet.
Beim Auswählen
der Zeichnungen wurde mit klar, dass es in meiner Arbeit eine eigentliche
Chronologie nicht
gibt. Themen, die mir wichtig sind, tauchen immer wieder auf
und verbünden sich miteinander. Ich komme
mir vor, als ob ich an einem
unendlichen Zopf flechten würde.
Das Frauen – Männer
Thema taucht immer wieder auf und damit die Frage, wo wir heute stehen, im
Leben und
in der Kunst.
Schneiden ist
eine Leidenschaft! Bei der Papiergrösse von 150 x 230 cm wie hier, wird sie zur Reise in
unerforschte Gebiete.
Dieses
wunderbare Japanische Seidenpapier, welches sich gut färben, schneiden und formen
lässt inspiriert
mich immer wieder zu neuen Objekten.
Licht, Schatten
und Räumlichkeit sind wesentlich beim Papierschnitt. Diesmal reduziert wie ein
Maschendrahtnetz.
Manchmal ist das
Spiel mit dem Material die spannendste Tätigkeit.
Da weiss ich was zu tun ist.
Diese rund herausgeschnittenen Papiere
aneinander zu knüpfen
mit einem
dünnen Nylonfaden, den ich fast
nicht sehe,
den ich fast nicht spüren kann zwischen meinen
Fingerbeeren,
ja, meine Augen anstrengen muss,
weil der Faden sich wegdreht in meinen Händen,
volle
Aufmerksamkeit nötig wird,
wenn ich das dünne Papier mit Daumen und
Zeigfinger festhalte,
ins Licht halte, um die Fäden miteinander
zu verschlingen,
zugleich versuche meine Schultern nicht zu
verspannen,
Beschleunigung völlig unmöglich bleibt,
langsam ein Netz entsteht.
Ja, das macht mich zufrieden, fast glücklich.
Warum?
Ich liebe es,
mit Papierseiten ein Objekt zu kreieren,
das seinen Inhalt erst freigibt, wenn man es öffnet und
Seite um Seite umblättert.
In diesem Buch aus Transparentpapier spielt das Zusammenspiel
durch verschiedene
Schichten eine wichtige Rolle.
Die Technik der
Monotypie (einziges Bild) bietet unendlich viele Variationsmöglichkeiten.
Die Druckfarbe
wird dabei auf einer Platte oder einem Glastisch ausgewalzt, in die man mit
Stiften, Spachtel etc.,
oder direkt auf das darüber gelegte Papier hinein
zeichnet und durch Handabzug oder mit der Druckpresse
druckt. Es entsteht immer
ein Original, d.h. das Bild kann nicht wiederholt werden. Indem man mit den
Farbresten weiterarbeitet ergeben sich positiv/negativ Effekte, die sich
wiederum weiter variieren lassen.
Mich reizt an
dieser Technik besonders das Experimentelle, Spontane, Atmosphärische. Es
entstehen
Schichtungen, Netz-Strukturen, aufgebrochene oder glatte,
geschlossene Texturen.
Japan- und
Transparentpapiere lassen sich besonders gut auf Vorder- und Rückseite
bedrucken, so
dass Farben und Formen durchscheinen und an ein feines Gewebe erinnern.
Waldobjekt, ausgestellt in der Tonwerkhalle in Lausen |
„Waldobjekt“
entstand für die Ausstellung in der grossen, ehemaligen Tonwerkhalle Lausen. Das
stabile
Fabriano - Rollenpapier (150 x 1000 cm, geschnitten und einseitig grün
gespritzt) steht auf einem
handgeknüpften Netz aus Blumendraht 300 x 400 cm.
Viele Ordner
habe ich geöffnet und manchmal überraschende Entdeckungen gemacht. Da aber
dieses Heft nur
einen kleinen Teil zeigen kann schliesst sich der Rundgang
mit Ausschnitten aus
„an dich hab ich
immer gedacht“, von 2010 und der Serie „Maschenzeichnungen“, 2013.
Blumenschaukel |
Mit der
„Blumenschaukel“ von 2015, sag ich Adieu...
Wer gerne noch mehr Arbeiten von Marianne sehen findet ihre Website HIER
Es gibt noch viele nicht erwähnte Werke zu bestaunen.
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