Freitag, 1. Dezember 2017

10 Jahre künstlerisches Schaffen als Fotomaterial wiederentdeckt

 Gästeblog von Ursula Suter

In der Reihe der Gästeblogs möchte ich ihnen heute Marianne Vogler vorstellen. Marianne war Teilnehmerin bei Teximus 2. Ihr Atelier befindet sich in der Ziegelei Oberwil. Es hätte den Rahmen in meinem Novemberblog die "offenen Ateliertüren" gesprengt, über eine einzelne Künstlerin zu berichten, darum haben Sie heute das Vergnügen, sich ausführlicher mit ihrem künstlerischen Werk zu  befassen. Das Bild "Wordless Wednesday" ist bereits das Titelbild vom Heft „Ordnerleben" von Marianne Vogler, die nun das Wort hat.
  
Erste Seite des Hefts
  Im letzten September war ich zwei Wochen in Berlin; ganz ohne Atelier, Werkzeuge, Material, aber 
  ausgerüstet mit viel Zeit und meinem Laptop. Ich durchforstete die unzähligen Ordner, die sich dort seit Jahren
  eingenistet hatten und holte alte und auch neuere Bilder aus ihrem Schlummer. Daraus entstand das Heft
  „Ordnerleben, Zusammenspiel 2007 – 17“, das ich in diesem Blog durchblättere.

  Seit vielen Jahren begleiten mich folgende Gedanken zur Arbeit:

  Lesen Schreiben Zeichnen Musik
  Mit Stoff umgehen
  Etwas mit dem Stift auf den Punkt bringen
  Schauen was kommt. Im Heft täglich
  Ein kurzer Moment von Konzentration
  Es entstehen Zeichnungen
  Ist zeichnen wie denken
  Material und Zeichen
  Ausgewählt bearbeitet gestaltet.

  Beim Auswählen der Zeichnungen wurde mit klar, dass es in meiner Arbeit eine eigentliche Chronologie nicht 
  gibt. Themen, die mir wichtig sind, tauchen immer wieder auf und verbünden sich miteinander. Ich komme 
  mir vor, als ob ich an einem unendlichen Zopf flechten würde.


 Über Jahre kämpfte ich mit dem Aquarellieren auf grosse Japanpapiere, die nass ihre Festigkeit  verlieren, aber 
 trocken wieder fest werden und sich sogar bügeln lassen. Hier die Schermäuse, die mich an den Feldmauser
 meiner Kindheiteit erinnern.
   

 

  Das Frauen – Männer Thema taucht immer wieder auf und damit die Frage, wo wir heute stehen, im Leben und 
  in der Kunst.

 Schneiden ist eine Leidenschaft! Bei der Papiergrösse von 150 x 230 cm wie hier,  wird sie zur Reise in 
 unerforschte Gebiete.


  Dieses wunderbare Japanische Seidenpapier, welches sich gut färben, schneiden und formen lässt inspiriert
  mich immer wieder zu neuen Objekten.


  Licht, Schatten und Räumlichkeit sind wesentlich beim Papierschnitt. Diesmal reduziert wie ein 
  Maschendrahtnetz.



  Manchmal ist das Spiel mit dem Material die spannendste Tätigkeit.

  Da weiss ich was zu tun ist.
  Diese rund herausgeschnittenen Papiere aneinander zu knüpfen
  mit einem  dünnen Nylonfaden, den ich fast  nicht sehe,
  den ich fast nicht spüren kann zwischen meinen Fingerbeeren,
  ja, meine Augen anstrengen muss,
  weil der Faden sich wegdreht in meinen Händen,
  volle Aufmerksamkeit nötig wird,
  wenn ich das dünne Papier mit Daumen und Zeigfinger festhalte,
  ins Licht halte, um die Fäden miteinander zu  verschlingen,
  zugleich versuche meine Schultern nicht zu verspannen,
  Beschleunigung völlig unmöglich bleibt,
  langsam ein Netz entsteht.
  Ja, das macht mich zufrieden, fast glücklich. Warum?


  Ich liebe es, mit Papierseiten ein Objekt  zu kreieren, das seinen Inhalt erst freigibt, wenn man es öffnet und 
  Seite um Seite umblättert. In diesem Buch aus Transparentpapier spielt das Zusammenspiel durch verschiedene 
  Schichten eine wichtige Rolle.


  Die Technik der Monotypie (einziges Bild) bietet unendlich viele Variationsmöglichkeiten.
  Die Druckfarbe wird dabei auf einer Platte oder einem Glastisch ausgewalzt, in die man mit Stiften, Spachtel etc.,
  oder direkt auf das darüber gelegte Papier hinein zeichnet und durch Handabzug oder mit der Druckpresse 
  druckt. Es entsteht immer ein Original, d.h. das Bild kann nicht wiederholt werden. Indem man mit den 
  Farbresten weiterarbeitet ergeben sich positiv/negativ Effekte, die sich wiederum weiter variieren lassen.
  Mich reizt an dieser Technik besonders das Experimentelle, Spontane, Atmosphärische. Es entstehen 
  Schichtungen, Netz-Strukturen, aufgebrochene oder glatte, geschlossene Texturen.
  Japan- und Transparentpapiere lassen sich besonders gut auf Vorder- und Rückseite
  bedrucken, so dass Farben und Formen durchscheinen und an ein feines Gewebe erinnern.

Waldobjekt, ausgestellt in der Tonwerkhalle in Lausen
  „Waldobjekt“ entstand für die Ausstellung in der grossen, ehemaligen Tonwerkhalle Lausen. Das stabile 
  Fabriano - Rollenpapier (150 x 1000 cm, geschnitten und einseitig grün gespritzt) steht auf einem 
  handgeknüpften Netz aus Blumendraht 300 x 400 cm.


  Viele Ordner habe ich geöffnet und manchmal überraschende Entdeckungen gemacht. Da aber dieses Heft nur 
  einen kleinen Teil zeigen kann schliesst sich der Rundgang mit  Ausschnitten aus
  „an dich hab ich immer gedacht“, von 2010 und der Serie „Maschenzeichnungen“,  2013.

Blumenschaukel
Mit der „Blumenschaukel“ von 2015, sag ich Adieu...

 Wer gerne noch mehr Arbeiten von Marianne sehen findet ihre Website HIER
 Es gibt noch viele nicht erwähnte Werke zu bestaunen.


    


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