von Grietje van der Veen
Anfang November dieses Jahres fand in Chicago die jährliche SOFA-Messe (Sculptures, Objects, Functional Art and Design) statt. Ich war eingeladen, einige meiner Werke in einer Galerie auszustellen. Dieser Einladung bin ich gerne nachgekommen, obwohl ich wusste, dass es ein finanzielles Abenteuer war. Im Gegensatz zu vielen anderen KünstlerInnen hatte ich aber den Vorteil, dass ich für den Transport nichts bezahlen muss. Ich wickle meine Sachen einfach über eine Kartonrolle und stecke sie in eine eigens für solche Gelegenheiten gefertigte Tasche. Die habe ich dann einfach als Gepäck aufgeben können. Andere geben ein Vermögen aus für den Transport in grossen Kisten. Ich muss nur die Tasche tragen, eine einfache Sache.
Ausser mir waren noch weitere 17 KünstlerInnen in der Galerie. Viele Kunstrichtungen waren vertreten: Glas, Treibholz, Marmor, Keramik, Schmuck, Weben, Multimedia und weitere. Ich werde sie hier nicht alle vorstellen können. Ich suche nur die aus, die mir am besten gefallen.
1. Textil
Ich hatte für diese Ausstellung ein paar neue Werke gemacht und mich an Skulpturen gewagt. In Absprache mit der Galeristin entschied ich mich für das Thema «Bäume und Wasser». Drei grössere Werke wurden im Ausstellungsraum gehängt, darunter standen auf einer Konsole die Baumstumpfskulpturen. Weitere sechs Arbeiten hingen ziemlich gedrängt im sog. «Backstage», wo ich interessierte Leute hinführen konnte.
Es stand mir frei, die verkauften Werke sofort zu ersetzen. Ich durfte sie auch komplett austauschen, als mir die Zusammensetzung nach dem Verkauf eines der Werke nicht mehr gefiel.
Die erste Hängung |
Nach dem Verkauf einer Arbeit |
Die letzte Version |
Neben mir im gleichen «booth» stellte Constance Old (USA) ihre Mixed Media Bilder aus. Sie verwendet textile Techniken, vor allem Teppichknüpfen und Sticken, arbeitet aber kaum mit Textil, sondern mit recyceltem Plastik, Papier oder Kasettenbänder. Sozialkritik ist durchaus mitgemeint. Constance arbeitet in mehreren Serien. In der Galerie waren zwei ihrer Serien vertreten: die eine bestand aus kleinen Bildern, welche sie «Filling the Void» (= «die Lücke (Leere) füllen») nennt. Alle haben ein rundes oder ovales Zentrum, mit einem schmalen Rand eingefasst. Der Rest wird dann zu einem Rechteck aufgefüllt. Die Materialien variieren von Bild zu Bild: Streifen aus Plastik, verschiedenen Papiersorten, Kasettenbänder oder Schuhbändel. Kurzum: alles, was so weggeworfen wird. Die Materialien sind mit einem Teppichhaken in eine Plastikunterlage eingeknüpft
Constance vor ihrer Serie "Filling the Void" |
Die andere Serie iin der Ausstellung zeigt ihre Leidenschaft für Texte. So schreibt sie Texte in Schreibschrift mit grafischen Zeichen übereinander. Zuletzt wird das Thema der Arbeit mit grossen farbigen Druckbuchstaben darüber gemalt.
Constance Old: Zwei Textbilder |
2. Keramik
Natasha Dikareva wurde in Kiev, Ukraine, geboren und studieerte Kunst in St. Petersburg. 1995 emigrierte sie nach den USA und studierte dort weiter. Sie gewann 2012 den grossen Preis am Museum of Ceramic Art und gewann im Verlaufe ihrer Karriere einige weitere Preise.
Natasha Dikareva |
Rene Murray (USA)
Rene lässt dich von der italienischen Landschaft mit ihrer pittoresken Städtchen inspirieren.
Rene Murray |
3. Glas
Ed Colberg (Canada) interessiert sich für Cellularbiologie und Cellulartechnologie und nimmt Zellstrukturen als Inspiration für seine Vasen.Zu seiner Website geht es HIER
Ed Colberg |
Edgaro de Bortoli’s (Argentinien) Werke sind aus Glasfasern gemacht. Glasfasern sind extrem fragil. So spiegelt für ihn das Material die Menschen, die konfrontiert sind mit Extremsituationen. Daher sind Obdachlose sein bevorzugtes Motiv.
Zu Edgardo's Website geht es HIER
Jerre Davidson ist in Schottland geboren und lebt heute in den USA. Musik und Tanz bestimmen ihr Leben und die Liebe dazu lässt sich in ihren fliessenden Glasobjekten wiederfinden.
Jerre Davidson |
Maria de los Santos (Argentinien) zeigt Glastorsos ihrer Serie „Woman“. Sie sagt: „Am I talking about myself? About me as a woman? About the ones who came before me, about those who came with me and the ones who will come after me … growing, changing, living, birthing, […] each one of them with their own shadow, their unique history and their wisdom – transmitted for generations.» (Spreche ich über mich selber? Über mich als Frau? Über die, die vor mir kamen und über die, die mit mir kamen und die, die nach mir kommen werden …wachsend, sich wandelnd, gebärend […] jede mit ihrem eigenen Schatten, ihrer ganz eigenen Geschichte und Weisheit – weitergeleitet über Generationen.)
Maria de los Santos vor ihren Glasskulpturen |
4. Marmor
Bob Clyatt (USA) ergründet mit seinen Wandreliefs die modernen Landschaften unserer Kultur, die Symbolik, den sozialen Diskurs und das Ausmass der Spaltung, denen wir täglich begegnen. Mehrere seiner Werke sind jetzt Teil der permanenten Kollektion von mehreren Museen.
Marmorreliefs von Bob Clyatt |
5. Holz
Jeffro Uitto (USA) wohnt in einer kleinen Stadt an der Küste von Washington. Was liegt näher als sich mit dem zu befassen, was der Ozean hergibt. Er ist mit den Jahren zu der Überzeuguung gelangt, dass er das Material nicht bearbeiten, sondern in seiner natürlichen Form belassen soll. Durch das Zusammenfügen von Schwemmholz entstehen imposante Tierfiguren, die eine enorme Energie ausstrahlen.
Pferd aus Schwemmholz |
Hirsch und Löwe |
Für mich war diese Messe ein tolles Erlebnis. Ob ich es wieder machen würde? Wer weiss....
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