Freitag, 7. Juli 2017

FOurtextilER

von Grietje van der Veen


Nach vielen Jahren Abstinenz bin ich wieder mal zu den Patchworktagen der Deutschen Gilde gegangen. Sie fanden dieses Jahr Anfang Juni in Fürth statt, einer schönen Kleinstadt in der Nähe von Nürnberg. Ich wollte alte Bekannte treffen und zugleich auch Nürnberg kennen lernen. Wir haben tatsächlich alles Sehenswerte dieser Stadt in einem Tag geschafft. Das Wetter war auch ein Traum. Ja, wenn Engel reisen …

Ich will hier nicht über alle Ausstellungen, die ich in Fürth gesehen habe, schreiben. Das überlasse ich Gudrun Heinz, die immer kompetent die Presse repräsentiert. Ich picke mir – wie schon in Birmingham und Val d’Argent - immer eine Ausstellung raus, die mich aus irgendeinem Grund gefällt und berührt.

Diesmal ist es die Ausstellung der Gruppe FOurtextilER, bestehend aus vier Quilterinnen, von denen ich eine kannte, weil sie schon mal einen meiner Kurse besucht hatte. Die Damen haben sich alle Zeit genommen, uns die Exponate in ihrer Ausstellung zu erklären.

Wie sie zu ihrem Gruppennamen gekommen sind, erklären sie auf ihrer Website: „weil zwei von uns in/bei FO (= Autokennzeichen Forchheim) wohnen, four = weil wir vier Frauen sind, textil = weil wir mit Stoffen arbeiten, weil die anderen beiden in/bei ER (= Autokennzeichen Erlangen) wohnen.“

Die Mitglieder sind: Sabine Aly, Dozentin für textile Kunst; Bärbel Breuninger, Lehrerin Textiles Gestalten; Maria Kreiss, aktiv in mehreren Textilkunst-Gruppen wie „Alküns“, der Herzogenauracher Gruppe „Quilting Bee“; und Elfi Martschinke, meine ehemalige Kursteilnehmerin.

Was mich beeindruckt, ist die Zusammenarbeit der Gruppenmitglieder. Es werden Gemeinschaftsarbeiten gezeigt, die aber trotzdem die Individualität der einzelnen Künstlerinnen zum Ausdruck bringen. Unter dem Thema „Urlaubserinnerungen“ wurden Fotos von Urlaubsreisen als Grundlage genommen. Jede Teilnehmerin wählte ein Foto aus ihrer Sammlung aus und bestimmte einige Vorgaben zur Umsetzung, damit zum Schluss ein harmonisches Ganzes entsteht. Zitat: «Nach Fertigstellung gingen diese vier Arbeiten an die ursprüngliche Initiatorin zurück. Somit hatte jede am Ende des Projektes eine Gemeinschaftsarbeit seiner Urlaubserinnerung.“

Als Bedingungen für die Arbeiten galten:
- das Teil musste bis zu einem festgelegten Termin fertiggestellt sein
- die Erstellung erfolgt nach den Wünschen jeder Einzelnen.
Die Teilnehmerreihenfolge wurde per Los bestimmt.

Das erste Werk zeigt die Urlaubserinnerung von Sabine Aly. Sie wählte ein Bild aus Schweden, schnitt es in vier Teile und verlangte, dass alle den ihnen zugeteilten Abschnitt in einer Grösse von 75x 27 cm umsetzt. Die Technik wurde freigestellt, aber das Teil sollte ohne Bindung an Sabine zurückgegeben werden.


Die Vorlage
Das Ergebnis: Von links: Maria, Bärbel, Elfi, Sabine
Die Arbeit von Maria Kreiss
Die Arbeit von Bärbel Breuninger
Bärbel Breuninger schickte ihren Kolleginnen eine Postkarte aus Norwegen und verlangte von ihnen ihre persönliche Interpretation des Motivs.
Sie wünschte sich:
- ein Endmaß von 59 x 26 cm,
- freie Technik, aber die abgebildete Person musste mit drauf!
- Binding und Monogramm

Die Vorlage

Das Ergebnis. Von links Sabine, Bärbel, Maria, Elfi

Arbeit von Elfi Martschinke
Sabine hat eine weitere - schwarzweisse -  Interpretation gemacht. Sie wurde aber nicht in die Gemeinschaftsarbeit integriert, sondern einzeln in der Ausstellung gezeigt.
Vorlage Peru
Nun der Vorschlag von Maria Kreiss, ein Foto aus Peru 
Ihre Wünsche lauteten:
- Endmaß 40 x 40 cm
- freie Wahl der Umsetzung
- unsichtbares Binding


Das Ergebnis.
die einzelnen Werke:
Elfi Martschinke
Maria Kreiss
Sabine Aly
Bärbel Breuninger
Hier zeigen sich die unterschiedlichen Handschriften der Künstlerinnen am deutlichsten.

Auch Elfi Martschinke schnitt ein Foto aus ihrem Urlaubsort "Spreewald" in vier gleiche Abschnitte.
 Sie wünschte sich
- ein Endmaß von 80 x  90 cm
- dass die Umsetzung aller vier Teile zusammen harmonieren und ein einheitliches Ganzes ergeben sollen, daher keine sehr freien und extravakanten Techniken, sondern eine möglichst naturgetreue Nacharbeit des Fotos
- eine Binding

Die Vorlage



Das Ergebnis. Von links:
Elfi
Maria
Nebst den Urlaubserinnerungen gab es noch einige weitere Gemeinschaftsarbeiten. So „Vasenvariationen“ und „Gärten der Fantasie“. Für Letztere wurde Stoff mit Procion MX über Schnee gefärbt und danach in vier Teile geschnitten. Jede betonte die Formen, die sie in ihrem Teil entdeckte, mit dichten Quiltlinien.
"Gärten der Fantasie" von oben links nach unten rechts:
Bärbel, Maria, Elfi, Sabine
"Vasenvariationen", von links: Maria, Bärbel, Elfi, Sabine
Zur Abrundung gibt es noch von jeder Künstlerin ein Einzelwerk:
"Fernweh" von Bärbel Bräuninger, eine "threadpainting"- Arbeit
"Fränkische Schweiz" von Sabine Aly
"Hektik in der Grossstadt" von Elfi Martschinke
"Herbst im Park" von Maria Kreiss
Die Gruppe ging Mai 2016 erstmals mit einer Ausstellung an die Öffentlichkeit und fand auch in der Presse eine gute Resonanz. Die Artikel kann man auf ihrer Website www.fourtextiler.de nachlesen

Sie wurde im Patchwork Professional 03/2016, S. 54 – 57, sowie zweimal im Patchworkgildeheft dargestellt: Patchworkgilde Nr. 110, S 34 + 35 und Nr. 121, S 45 - 47. Ein toller Erfolg für eine so junge Gruppe.










3 Kommentare:

  1. Liebe Grietje,

    vielen Dank für den Bericht. Und meinen Glückwunsch an die Gruppe, deren Mitglieder mir ja auch gut bekannt sind: Ihr habt da wirklich ein tolle Sache auf die Beine gestellt.

    herzliche Grüüße Gabi

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  2. Schön, dass dir die Ausstellung auch gefällt, Gabi. Ich spürte förmlich die Begeisterung und die Harmonie der vier Frauen.
    Liebe Grüsse
    Grietje

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  3. Liebe Grietje, das scheint eine tolle Gruppe zu sein. Vielen Dank für die Vorstellung. Es ist schön zu sehen, welch schöne Werke eine solche Gemeinschaft schaffen kann. Das ist wirklich sehenswert. Herzliche Grüße Anette

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