Gabi Mett
Ich möchte in diesem Blog nicht von außergewöhnlichen Kimonos oder bedruckten Seidenstoffen berichten, sondern von einer Ausstellung mit einer besonderen Idee. Es geht um die sogenannten Katagami, die im Kreismuseum Zons zu sehen sind.
Aus einem Text des Museums:
„Katagamie sind Schablonen für die Bemusterung von Stoffen. Die Schablonen sind aus Papier gefertigt, das aus mehreren übereinander geklebten Bögen besteht. Für die Schablonen kam hochwertiges Papier, aber auch recyceltes Material zum Einsatz, das in mehreren Lagen zusammengeklebt und mit Pflanzensaft behandelt wurde. Nach dem Trockenen meist an der Sonne und anschließendem Räucherprozess war das Papier unempfindlich gegen Wasser und fertig für die eigentliche Bearbeitung. Mit feinen Messern bis hin zu filigransten Stempeln schnitzte und drückte der Handwerker die Muster in das Papier, die später den Stoff zieren sollten. Zu unterscheiden sind Färbeschablonen für Baumwoll- und für Seidenstoffe. Die Ornamente für die Letztere sind oft feiner bis feinst. Die Bemusterung erfolgte durch das Auflegen der Schablone auf den Stoff und dem Auftragen der Klebepaste auf dieselbe. Schablonen, deren Ornamente komplex sind oder freie Flächen aufweisen, bekommen eine Verstärkung mit einem Netz aus Seidenfäden, das auf der Rückseite der Schablone befestigt wird. Es verhindert das Verrutschen des Papiermusters, was beim Auftragen der Paste leicht passieren kann. Sehr aufwendig war die Herstellung von sehr kleinen Mustern (Edo komon), weshalb diese Schablonen auch die teuersten waren. Die Stempel dafür fertigte der Handwerker oft selbst. Die feinen Seidenstoffe zierten Seidenstoffe von höchster Qualität und waren in der Vergangenheit den Samurai, später auch sehr reichen Händlern und Handwerkern vorbehalten...“
Weltweit sind unbeschreiblich viele dieser Schablonen zu finden. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden zehntausende von Schablonen von ganz vielen Museen in Europa gesammelt. Das Kreismuseum Zons nennt über 30 Schablonen ihr eigen, wobei das Besondere dieser Sammlung darin besteht, dass das Museum sehr viele sogenannte Mutterschablonen besitzt, von denen weitere Schablonen gefertigt wurden. Eine Besonderheit dieser kleinen und feinen Ausstellung liegt darin, dass der Schwerpunkt nicht auf der Präsentation der bedruckten Stoffe oder der Kimonos liegt, sondern die Schablonen selbst in den Mittelpunkt stellt. Man kann sich beim Betrachten der Schablonen gar nicht vorstellen, dass es Menschen möglich ist, in dieser Feinheit zu arbeiten. Hauchdünne Stege, winzige Pünktchen, feinste Blüten und Blätter bis zur Erzielung von räumlichen Tiefe, die Variationen sind unbeschreiblich. Um eine solche exquisite Ausarbeitung zu erzielen, durften die Handwerker keine Pause machen, nicht essen, nicht trinken, nicht zur Toilette gehen und schon gar nicht die Arbeit für eine Nacht unterbrechen. Eine Schablone musste an einem Tag fertiggestellt werden!
Wenn Sie sich nun diese Abbildungen anschauen, fällt zum einen die Farbe der Schablone ins Auge, die durch die Bearbeitung und durch den Räucherprozess entsteht. Was im Bild weiß erscheint, ist eigentlich transparent. Durch diese feinen Flächen und Linien wird die Reservierungspaste oder die Druckfarbe aufgetragen. Die Größen der Schablonen betragen nicht mehr als DINA4 - Größe! Eher sind sie noch kleiner.
Aufsteigender Nebel |
Bambus vor Gitter - dreiteilig |
Hanfblätter |
Irisblüten mit Blättern als Lanzetten |
Seevögel |
Pflaumenblüten auf Wellen |
Frau Prof. Angelika Rösner, Hochschule Niederrhein, die sich seit 20 Jahren mit dem Laserschnitt auseinandersetzt, zeigt drei Laserschnitte aus einem Spinnvlies auf einem silbernen Hintergrund und eine frei hängende Arbeit. Diese Schnitte sind ca 180cm hoch.
Große Textildrucke machen noch einmal sehr überzeugend deutlich, wie man die Musterungen der Katagamie heute im modernen Textildesign einsetzen kann.
Die Schablone - eine eher neuere |
und der Stoffdruck |
Frau Riemann, die Leiterin vom Museum bei der Führung durch die Ausstellung |
Einer spontanen Eingebung folgend entstand bei einem Zusammentreffen mit der Museumsleiterin Frau Riemann die Idee, zu diesem Thema einen Workshop zu initiieren. Let´s go Japan - textile Inspirationen durch die Kunst der Katagami, so die Ausschreibung. 11 Frauen ließen sich auf diese Auseinandersetzung ein. Es wurden an zwei Tagen sieben Aufgaben gelöst. Die Kunst bestand unter anderem darin, nur mit den Farben Schwarz und Weiß zu arbeiten und zu versuchen, sich auf den Minimalismus der japanischen Ausdrucksform einzulassen. Ein geglücktes Experiment, das nicht nur den Teilnehmerinnen und mir als Kursleiterin, sondern auch der Museumsleiterin sichtlich Freude bereitete.
Der andere Blick
Ein altes japanisches Handwerk im zeitgenössischen europäischen Design
10.4.-26.6.16
Öffnungszeiten Di-Fr: 14.00 -18.00Uhr, Sa/So/Feiertage: 11.00 - 18.00Uhr, Montags geschlossen
Museum Zons, Schloßstraße 1, 41541 Dormagen,
www.kreismuseumzons.de
Liebe Gabi,
AntwortenLöschenvielen Dank für dieses interessante Thema und den anderen Blick. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie diese ganz alten Techniken doch noch heute wiederzufinden sind.
Und sich auf die Farben Schwarz und Weiß zu beschränken ist sicher eine Herausforderung, aber hervorragend umgesetzt, wie die Kursbilder zeigen.
Herzliche Grüße
Anette