von Grietje van der Veen
Gefällt Ihnen der Kleine vom Wordless Wednesday auch? Mir hat es seine hippe Frisur angetan, obwohl sie mir dem Klima nicht wirklich angepasst erscheint. Da geht doch zu viel Wärme vom Kopf ab. Ich kann aber sehr gut an ihm die traditionelle Kleidung der nomadischen Tibeter demonstrieren. Er trägt eine Chuba (leider weiss ich nicht, ob "Chuba" feminin oder maskulin ist. Ich tippe mal auf feminin), einen Wickelmantel, der fast bis zum Boden reicht. Die Chubas der Männer sind normalerweise kürzer als die der Frauen. Um die Taille wird eine Schärpe gewickelt, die den Mantel in Form hält. Wenn die Chuba mit der Schärpe ein wenig hochgehoben wird, entsteht eine Art Bergungsraum am Oberkörper. Eine ideale Einkaufstasche, die man immer dabeihat und also nie vergessen kann. Alles wird darin verstaut, sowohl vorne als auch hinten, sogar die Kinder haben Platz.
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Auch die Väter tragen die Kinder in der "Tasche" |
Wohl deswegen werden die Chubas asymmetrisch getragen. Nur einer der überlangen Ärmel wird als solcher benutzt. Der andere wird normalerweise hinten in die Schärpe gesteckt oder hängt lässig herab. Eine unsere Reiseteilnehmerinnen konnte von einem solchen gut profitieren. Als sie mühsam versuchte einen Hang hochzuklettern, warf ein junger Mann ihr von oben seinen freien Ärmel zu und zog sie damit hoch.
Es gibt nur einen Unterschied zwischen Männer- und Frauenchubas. Die Frauen tragen den Mantel über die linke Schulter. Die Männer rechts.
Klar muss die freie Schulterpartie zusätzlich vor der Kälte geschützt werden. Die Frauen – aber auch Männer – tragen unter der Chuba gesteppte Brokatjäckchen, neuerdings aber auch modische Nylon Steppjacken, was auch sehr chic aussieht.
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Zwei besonders fröhliche Chubas |
Wie Sie auf dem folgende Bild sehen, werden Chubas aus vielen Materialien hergestellt. Früher wurden sie aus Streifen handgewobener naturbelassener Schafswolle hergestellt. Jetzt geht der Trend nach braun und schwarz gefärbter Wolle. Ganz warm sind sie aus Schafspelz, wobei die Wolle innen getragen wird.
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Diese beiden tragen ihre Chubas ganz unkoventionell |
Was mir aufgefallen ist, dass – seit meiner Reise nach China vor fünf Jahren - das strikte Festhalten an die traditionelle Kleidung allmählich aufgelockert wird. Man übernimmt von anderen Bevölkerungsgruppen hübsche Details, mischt auch mit modernen Accessoires. Was aber bleibt ist die Freude, sich an Festivitäten traditionell zu kleiden.
Wobei wir beim Neujahrsfest wären, der Grund unserer Reise. Für uns Westlichen wird Neujahr am 1. Januar gefeiert. Am Tag darauf beginnt der Alltag wieder. Nicht so für die Tibeter. Dieses Jahr begann das Neujahrsfest am 8. Februar und dauerte 16 Tage. Als ich das erfuhr, wunderte ich mich, warum wir uns erst ein paar Tage nach Neujahrsbeginn Richtung Tibet aufmachten. Da wären doch Mitte Urlaub die Festivitäten längst Geschichte. Des Rätsels Lösung liegt darin, dass die Klöster jeweils den Beginn ihres eigenen Neujahrsfestes selber berechnen und festlegen. Ab dem Moment feiert man genau 16 Tage. So konnten wir von Ort zu Ort reisen und waren immer mittendrin.
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Thangka |
Die Leute strömen zu den Klöstern zum Festen.
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Foto Martin Emmett |
Jedes Kloster begeht das Fest auf seine eigene Art. So durften wir miterleben, wie ein riesiger Thangka auf einem Schräghang entrollt wurde. Ein Thangka ist ein religiöses Rollbild aus Stoff, das bei Festivitäten der Menschenmenge kurz gezeigt wird. Dazu wird gebetet und gesungen.
Danach wird das Bild wieder zusammengerollt und in einer Prozession wieder ins Kloster getragen.
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Nachdem der Thangka mit einem Tuch geschützt wird, rollt man ihn gemeinsam wieder auf. |
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und den Hang wieder runtergetragen. Foto von Martin Emmett |
Wir haben später einen Thangkamaler in seinem Atelier besucht. Dieses Bild oben (ca.90 x 60 cm) hat mir besonders gefallen. Es ist noch nicht ganz fertig. Die Gesichter werden als letztes gestaltet. Dann wird den Figuren erst Leben eingehaucht. Thangkas sind also nicht alle so gross, wie oben gezeigt. Man kann sie auch zuhause aufhängen.
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Foto Martin Emmett |
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Foto Martin Emmett |
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Foto Martin Emmett |
In vielen Klöstern wird mit Musik und Tänzen das Böse bezwungen. Alles Negative, das im vorangegangenen Jahr geschehen ist, wird zerstört, oft verbrannt. So kann man das neue Jahr befreit beginnen.
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Foto Martin Emmett |
Es hat mich ein bisschen an den Ritualen der Basler Fasnacht erinnert. Da ist man auch eher ernst und feierlich als ausgelassen fröhlich.
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Diese hübsche Frisur möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. |
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Nicht nur wir fotografierten die Einheimischen. Wir waren genauso interessant für sie und so ergab sich ein gegenseitiges photoshooting zu aller Freude.
Liebe Grietje,
AntwortenLöschendas war bestimmt eine spannende Reise mit vielen neuen Eindrücken, die vielleicht in deiner Textilkunst wieder auftauchen? Vielen Dank, dass du uns mitgenommen hast. So habe ich wieder viel Neues erfahren.
Herzliche Grüße Anette