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Freitag, 19. Juli 2013
Vorsicht, Kunst!
von Gabi Mett
Vorsicht Kunstauseinandersetzung! muss es wohl besser heißen, wenn ich im folgenden ein interessantes Buch vorstellen möchte.
Sich mit den Grundlagen der Gestaltung zu beschäftigen, beinhaltet die Auseinandersetzung mit den Gestaltungselementen Punkt, Linie, Fläche, Raum, Form, Farbe sowie Komposition. Im Bereich Design arbeitet man mit den gleichen Gestaltungselementen wie auf der bildnerische Ebene. Allerdings hat man andere Ziele. Design versteht sich im weitesten Sinne als angewandtes Gestalten. Ein Logo, ein Plakat, ein Broschüre, ein Buchumschlag oder das Layout eines solchen , das alles unterliegt dem Design. Das bildnerische Gestalten hat eine anderen Ansatz. Man möchte mit dem Bild eine persönliche Botschaft, eine Idee ausdrücken und nutzt dazu die elementaren Gestaltungselemente. Wenn man sich deren Wirkung allerdings nicht bewusst ist, kann es sowohl in Designbereich als auch im bildnerischen Ausdruck zu Fehlinterpretationen kommen. Die Botschaft, die man vermitteln möchte, wird durch die Auswahl der Mittel nicht unterstützt.
Darum ist es wichtig, sich immer wieder mit diesen Grundlagen auseinanderzusetzen, um so nach und nach ein Gefühl für die Ausdruckskraft der einzelnen Elemente zu erhalten. Im besten Fall sind diese Elemente und ihre Wirkung so in unserem Gehirn verankert, dass wir bildnerisch arbeiten können, ohne immer wieder über ihren Einsatz reflektieren zu müssen.
Dann kann man auch improvisieren und aus dem Bauch heraus arbeiten, denn das Wissen um diese Zusammenhänge wird in die künstlerische Auseinandersetzung mit einfließen.
Im Bereich der Kunst findet man viele Bücher zur Gestaltung. Sie beziehen sich in der Regel aber nie auf den ganzen Komplex, sondern verhandeln einzelne Aspekte, wie zu Beispiel das Thema Komposition. Das ist selten hilfreich, einfach weil man nicht den Gesamtzusammenhang versteht. Dazu kommt, das diese Veröffentlichungen für den Hobbymarkt herausgegeben werden. Gerade in diesem Bereich fehlt es oft an der Ernsthaftigkeit und am Tiefgang in der Beschreibung, was dann nur zu einem schlechten Halbwissen führt.
In meinen Kursen werde ich immer wieder nach Büchern gefragt, die diese Grundlagen der Gestaltung gut erklären. Ich habe nun endlich ein Buch entdeckt, das sehr ausführlich diese Dinge in Augenschein nimmt.
Es handelt sich um das Buch:
Sprache der Bilder - Kunst verstehen: Form, Farbe, Komposition
Gutschi Meyer
E.A. Seemann-Verlag
ISBN: 978-3-86502-280-6
399 Seiten mit unzähligen Bildern und Grafiken
Was macht es so besonders?
Dieses Buch gibt keine Anweisungen, wie etwas zu arbeiten ist, damit diese oder jene Intention unterstützt wird. Es erfolgt eine Auseinandersetzung über die Bildbetrachtung. Ausführlich werden Malereien oder Zeichnungen analysiert und aus dem Blickwinkel der Gestaltungsgrundlagen erklärt. Man versteht die Wirkung und die Entscheidungen der Maler in Bezug auf die Bildgestaltung und man kann daraus für sich in der eigenen Gestaltung Kriterien erarbeiten und anwenden
Nach einer kurzen, aber äußerst interessanten Einführung zur Bildsprache in der Kunst werden die Gestaltungselemente und ihre Bedeutung vorgestellt. Das beginnt mit den Elementen der Komposition als da wären Bildfläche, Waagerechte, Senkrechte, Kreuz, Diagonale, geometrische Flächengliederung, Gleichgewicht, Proportion, Zahl, Ungleichgewicht, Harmonie.
Im Bereich der Farbe geht es Hell-Dunkel, Farbharmonie, Farbgruppenbeziehungen, Komplementärbeziehungen, kalt-warm und leuchtend-trüb Beziehungen sowie um die Auffassung der Farbe.
Im Bereich Form geht es um Punkt, Linie, Fläche, Raum, Struktur, Ornament, Symbol und Figur-Grund.
Diese genannten Bereiche werden ausführlich anhand von zahllosen Bildbeispielen erklärt und das in einer Sprache, die große Lust macht, sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen.
Dem Wandel der Bildsprache von der christlichen Kunst bis in die Gegenwart wird ein extra Kapitel gewidmet. Es macht Kunstgeschichte erfahrbar. Ein kurzer Ausblick rundet dieses wirklich zu empfehlende Buch wunderbar ab.
In einer sehr stark gekürzten Form habe ich versucht, in meinen Heften Tex-SIGN 1(2010) und TEX-SIGN 2 (2011)die Gestaltungselemente im textilen Bereich näher zu beschreiben und zu erklären. Mehr dazu auf meiner Webseite.
Liebe Gabi,
AntwortenLöschenich habe mir das Buch auf deine Empfehlung hin gekauft, und bin begeistert. Auch fuer eine Hobby-Textilschaffende wie mich verstaendlich und es bringt auch Klarheit in meine unklare Vorstellung von Kunst.
Uebrigens habe ich auch all deine Textour-Hefte. Darin lese ich immer immer wieder, wobei ich jedesmal etwas Neues fuer mich entdecke. Dein Baukastensystem hat mir geholfen, bei einem Wettbewerb den 3. Preis zu erzielen.
Liebe Gruesse
Angelika (Suedtirol)