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Dienstag, 18. Dezember 2018
Freitag, 14. Dezember 2018
Geta Brătescu - später Ruhm
von Grietje van der Veen
Wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, bin ich Künstlerinnen auf der Spur, die es spät in ihrem Leben zu Ruhm gebracht haben. Diesmal berichte ich von einer rumänischen Konzeptkünstlerin, die 87 Jahre alt werden musste, bevor sie den internationalen Durchbruch schaffte. Ich wurde auf sie aufmerksam, als ich von ihrem Tod in der Presse las. Sie starb im Alter von 92 Jahren, einige Wochen vor der Eröffnung ihrer Ausstellung in Berlin. Ich war neugierig. Also fuhr ich hin, um mehr über sie zu erfahren.
Die Ausstellung findet im n.b.k. (Neuer Berliner Kunstverein) statt. „Der n.b.k. ist ein Ort zeitgenössischer Kunst- und Diskursproduktion (… ) mit dem Ziel (… ), bildende Kunst der Gegenwart einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und zu vermitteln, sowie zur aktiven Teilhabe an kulturellen Prozessen einzuladen.“ (Flyer-Text). Über 4000 Werke des 20. und 21, Jht. können dort von Privatpersonen und Institutionen geliehen werden. Nebst der Artothek gibt es auch ein Videoforum. Weitere Informationen unter www.nbk.org
Ich erhielt die Erlaubnis von der n.b.k, in der Ausstellung zu fotografieren und die Bilder in diesem Blog zu veröffentlichen.
In zwei Ausstellungsräume, werden die Werke von Geta Brătescu bis zum 25.01.2019 ausgestellt. In einem Raum läuft ein faszinierendes Video, in dem die Künstlerin über sich erzählt und zeigt, wie sie arbeitet. Unten einige Standbilder des Videos, die ich ohne Mühe machen konnte, denn das Tempo war sehr gemächlich.
Geta Brătescu studiert von 1945 bis 1949 zuerst Malerei, später auch Philologie an der Universität in Bukarest. Ein Abschluss wird ihr durch das aufkommende stalinistische Regime verweigert, denn die Eltern sind politisch nicht linientreu. Trotzdem kann Geta ziemlich unbehelligt künstlerisch tätig sein. Sie illustriert Kinderbücher und arbeitet als Grafikerin.
1969, also 20 Jahre nach ihrem Ausschluss, darf sie ihre Ausbildung endlich abschliessen. Unter dem kommunistischen Regime, das in de 1970er Jahren immer repressiver wird, arbeitet sie als llustratorin und Grafikerin für das Kulturmagatin Seculul 20 (= 20. Jahrhundert), eine Zeitschrift, die weit über die Grenzen Rumäniens hinaus mit grossem Interesse gelesen wird.
Ihre Arbeiten werden wohl als apolitisch eingeschätzt, denn 1970 wird sie mit dem Preis der rumänischen Kunst-Zeitschrift Arta ausgezeichnet und erhält auch in den 90er Jahren mehrere Preise. Sie wird eine der Pionierinnen der Konzeptkunst in Rumänien. 2008 wird sie mit der Ehrendoktorwürde der Nationalen Universität der Künste in Bukarest ausgezeichnet. Sie darf auch in den Westen reisen, wovon sie gerne Gebrauch macht.
Ab 1960 werden Werke von ihr in Gruppenausstellungen an verschiedenen Biennalen ausgestellt, so in Venedig, Istanbul und San Paolo. Ab 2008 ist sie mit Soloausstellungen in westlichen Galerien und Museen vertreten.
Es gibt kaum ein Medium, das sie nicht ausprobiert: Filme, Installationen, Papier Fotos, Textilien, Collagen, Zeichnungen, oft in Verbindung mit Texten. Ihre grösstes Interesse gilt den Körper und die Verbindung von Kunst und Leben.
Das Atelier spielt in Geta Brătesc's Leben eine zentrale Rolle. Es wird ihr Zufluchtsort und eine Bühne für ihre Installationen, Performances und Film Produktionen.
Ion Grigorescu, ein weiterer bedeutender rumänischer Konzeptkünstler, porträtiert sie 1978 in seinem berühmten Film „Atelierul“ (Das Atelier) wie sie physisch mit dem Atelier um sie herum kommuniziert, wie wenn es etwas Lebendiges wäre.
2017 nimmt sie, 87-jährig - an der Biennale in Venedig mit einer Auseinandersetzung („Apparitions“) in Form einer Lebenslaufbefragung im Regime Ceausescu teil und erlangt endlich den internationalen Durchbruch. Im gleichen Jahr stellt sie ihre Arbeiten an der Dokumenta 14 in Kassel und Athen aus.
Der Vogel ist ein Motiv, das sie oft verwendet. Er taucht immer wieder auf wie z.B in dem Gedicht Călătorul (The Traveller) von 2002.
Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung im n.b.k in Berlin. stirbt Geta Brătescu 92-jährig. In den letzten Jahren hat sie ihr Atelier kaum noch verlassen.
Geta Brătescu macht auch ihre Feminität zum Thema mit Hilfe von Stoffen, Theaterkostümen und Spiegeln, Gegenstände, womit die die Fragilität des Körpers und des Lebens im Allgemeinen ausdrücken will. Ihre Installation „No to Violence“ (1974) symbolisiert mit ihrer Masse an Stoff und Bandages einen müden und deformierten Körper.
(Obige Fotos sowie die folgenden Medea -Serie sind der folgenden Website entnommen:)
https://awarewomenartists.com/en/artiste/geta-bratescu/
Auf ihre textilen Arbeiten angesprochen sagt sie: “ Ja,. Ich habe
Tapisserien gemacht, aber ich habe es aufgegeben, weil es zu schwierig
war, zu anpsruchsvoll. Sie verfallen auch zu schnell und sind schwierig
aufzubewahren. Aber ich habe die Medea Serie gemacht. Da sind textile
Arbeiten, die ich selber gemacht habe. Sie haben auch eine verenünftige
Grösse.“ (Aus einem Interview mit Adriana Oprea, publiziert in
"ArtMargins"(online) am 23 December 2013)
«Sie arbeitet in Serien, untersucht, erforscht, variiert und wiederholt ihre Gegenstände. Brătescu wählt starke Symbole. Den Magneten etwa, der anzieht und abstößt – „Magnete erinnern die Menschen an ihren eigenen Willen“, erklärte sie 1974. Den weiblichen Körper, den sie mit geschlossenen Augen zeichnete, allzu Bekanntes, Unbekanntes. Ihre eigenen, schmalen Hände. Das Atelier als Rückzugsort.» ( Aus „WELT", Hamburg, Geta Brătescu , https://www.welt.de/regionales/hamburg/article154846846/Schluesselwerke-aus-mehr-als-sechs-Jahrzehnten.html )
„Geta Brătescu war eine wahre Künstlerin, die auch in den dunkelsten Zeiten ihr Gefühl für das Spielerische und für die Freiheit nie verlor“ sagt der Galerist Iwan Wirth, der sie representiert, in seinem Nachruf. „sie hat den Geist eines jungen Menschens.“
Sie selber sagt: „Das Zeichnen vermittelt mir ein Gefühl der Freiheit. Ich zeichne, als würde ich durch einen leeren Raum gehen oder fliegen.“ (Zitat aus : Alina Șerban: Daybook documenta 14. Pestel Verlag, München, London, New York, 2017)
Und: „Ich habe zu viel gearbeitet, ich arbeite immer noch nonstop. Das Atelier ist voll.“
Wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, bin ich Künstlerinnen auf der Spur, die es spät in ihrem Leben zu Ruhm gebracht haben. Diesmal berichte ich von einer rumänischen Konzeptkünstlerin, die 87 Jahre alt werden musste, bevor sie den internationalen Durchbruch schaffte. Ich wurde auf sie aufmerksam, als ich von ihrem Tod in der Presse las. Sie starb im Alter von 92 Jahren, einige Wochen vor der Eröffnung ihrer Ausstellung in Berlin. Ich war neugierig. Also fuhr ich hin, um mehr über sie zu erfahren.
Die Ausstellung findet im n.b.k. (Neuer Berliner Kunstverein) statt. „Der n.b.k. ist ein Ort zeitgenössischer Kunst- und Diskursproduktion (… ) mit dem Ziel (… ), bildende Kunst der Gegenwart einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und zu vermitteln, sowie zur aktiven Teilhabe an kulturellen Prozessen einzuladen.“ (Flyer-Text). Über 4000 Werke des 20. und 21, Jht. können dort von Privatpersonen und Institutionen geliehen werden. Nebst der Artothek gibt es auch ein Videoforum. Weitere Informationen unter www.nbk.org
Ich erhielt die Erlaubnis von der n.b.k, in der Ausstellung zu fotografieren und die Bilder in diesem Blog zu veröffentlichen.
In zwei Ausstellungsräume, werden die Werke von Geta Brătescu bis zum 25.01.2019 ausgestellt. In einem Raum läuft ein faszinierendes Video, in dem die Künstlerin über sich erzählt und zeigt, wie sie arbeitet. Unten einige Standbilder des Videos, die ich ohne Mühe machen konnte, denn das Tempo war sehr gemächlich.
Geta Brătescu studiert von 1945 bis 1949 zuerst Malerei, später auch Philologie an der Universität in Bukarest. Ein Abschluss wird ihr durch das aufkommende stalinistische Regime verweigert, denn die Eltern sind politisch nicht linientreu. Trotzdem kann Geta ziemlich unbehelligt künstlerisch tätig sein. Sie illustriert Kinderbücher und arbeitet als Grafikerin.
1969, also 20 Jahre nach ihrem Ausschluss, darf sie ihre Ausbildung endlich abschliessen. Unter dem kommunistischen Regime, das in de 1970er Jahren immer repressiver wird, arbeitet sie als llustratorin und Grafikerin für das Kulturmagatin Seculul 20 (= 20. Jahrhundert), eine Zeitschrift, die weit über die Grenzen Rumäniens hinaus mit grossem Interesse gelesen wird.
Ihre Arbeiten werden wohl als apolitisch eingeschätzt, denn 1970 wird sie mit dem Preis der rumänischen Kunst-Zeitschrift Arta ausgezeichnet und erhält auch in den 90er Jahren mehrere Preise. Sie wird eine der Pionierinnen der Konzeptkunst in Rumänien. 2008 wird sie mit der Ehrendoktorwürde der Nationalen Universität der Künste in Bukarest ausgezeichnet. Sie darf auch in den Westen reisen, wovon sie gerne Gebrauch macht.
Ab 1960 werden Werke von ihr in Gruppenausstellungen an verschiedenen Biennalen ausgestellt, so in Venedig, Istanbul und San Paolo. Ab 2008 ist sie mit Soloausstellungen in westlichen Galerien und Museen vertreten.
"Atelier", Silbergelatinedruck,4-teilig, je 40 x 40 cm1979-2018 |
Es gibt kaum ein Medium, das sie nicht ausprobiert: Filme, Installationen, Papier Fotos, Textilien, Collagen, Zeichnungen, oft in Verbindung mit Texten. Ihre grösstes Interesse gilt den Körper und die Verbindung von Kunst und Leben.
Das Atelier spielt in Geta Brătesc's Leben eine zentrale Rolle. Es wird ihr Zufluchtsort und eine Bühne für ihre Installationen, Performances und Film Produktionen.
Ion Grigorescu, ein weiterer bedeutender rumänischer Konzeptkünstler, porträtiert sie 1978 in seinem berühmten Film „Atelierul“ (Das Atelier) wie sie physisch mit dem Atelier um sie herum kommuniziert, wie wenn es etwas Lebendiges wäre.
2017 nimmt sie, 87-jährig - an der Biennale in Venedig mit einer Auseinandersetzung („Apparitions“) in Form einer Lebenslaufbefragung im Regime Ceausescu teil und erlangt endlich den internationalen Durchbruch. Im gleichen Jahr stellt sie ihre Arbeiten an der Dokumenta 14 in Kassel und Athen aus.
Ohne Titel, 2007, Collage und mit geschlossenen Augen angefertigte Zeichnung of Papier, 100 x 70 cm, 102,7 x 72,7 cm |
Der Vogel ist ein Motiv, das sie oft verwendet. Er taucht immer wieder auf wie z.B in dem Gedicht Călătorul (The Traveller) von 2002.
"Elnoi", 2006," Leporello, mit geschlossenen Augen angefertigte Zeichnung auf Papier, 16-teilig, 12 x 272 cm |
"Die Geschcihte des unbekannten Vogels", 2011, mit geschlossenen Augen angefertigte Zeichnung auf Papier in 5 Teilen. 72,5 x 66 cm |
"Die Geschcihte des unbekannten Vogels", Detail |
"Die Linie", 2009, Zeichnung und Collage auf Papier, 6-teilig, 171 x 37,7 cm (Detail) |
Ohne Titel, 2006, Zeichnuung und Collage auf Papier, 50 x 70,5 cm |
"Verpuppter Fächer", 2002, Fächer, Schnur, 29 x 2,5 x 2 cm |
"Die Linie", 2009, Collage und Zeichnung auf Papier, 65,8 x 43,8 xm |
"Anthropomorphes Objekt", 2007, Collage und Tempera auf Papier, 110 x 20 cm |
"Anthropomorphes Objekt"2Canzone,, Detail |
"Canzone", 1977, Serie von 4 Zeichnungen, Tinte und Wasserfarbe auf Papier, 119 x 47 cm |
"Das Atelier", 1970, Lithografie auf Papier, 6-teilig, Exemplar 1 von 10, 56 x 43 cm |
Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung im n.b.k in Berlin. stirbt Geta Brătescu 92-jährig. In den letzten Jahren hat sie ihr Atelier kaum noch verlassen.
Geta Brătescu macht auch ihre Feminität zum Thema mit Hilfe von Stoffen, Theaterkostümen und Spiegeln, Gegenstände, womit die die Fragilität des Körpers und des Lebens im Allgemeinen ausdrücken will. Ihre Installation „No to Violence“ (1974) symbolisiert mit ihrer Masse an Stoff und Bandages einen müden und deformierten Körper.
Vestigii, 1987, textile Arbeit |
Vestigii 2, 1987, textile Arbeit |
https://awarewomenartists.com/en/artiste/geta-bratescu/
"Hypostasis of Medea, No. 7", 1980 (textile Arbeit) |
"Hypostasis of Medea", 1980 (textile Arbeit) |
"Hypostasis of Medea", 1980 (textile Arbeit) |
«Sie arbeitet in Serien, untersucht, erforscht, variiert und wiederholt ihre Gegenstände. Brătescu wählt starke Symbole. Den Magneten etwa, der anzieht und abstößt – „Magnete erinnern die Menschen an ihren eigenen Willen“, erklärte sie 1974. Den weiblichen Körper, den sie mit geschlossenen Augen zeichnete, allzu Bekanntes, Unbekanntes. Ihre eigenen, schmalen Hände. Das Atelier als Rückzugsort.» ( Aus „WELT", Hamburg, Geta Brătescu , https://www.welt.de/regionales/hamburg/article154846846/Schluesselwerke-aus-mehr-als-sechs-Jahrzehnten.html )
"Magnetii in Oras", 1974, Fotomontage, Foto von Timothy Doyon Entnommen hier: https://artillerymag.com/geta-bratescu/ |
„Geta Brătescu war eine wahre Künstlerin, die auch in den dunkelsten Zeiten ihr Gefühl für das Spielerische und für die Freiheit nie verlor“ sagt der Galerist Iwan Wirth, der sie representiert, in seinem Nachruf. „sie hat den Geist eines jungen Menschens.“
Sie selber sagt: „Das Zeichnen vermittelt mir ein Gefühl der Freiheit. Ich zeichne, als würde ich durch einen leeren Raum gehen oder fliegen.“ (Zitat aus : Alina Șerban: Daybook documenta 14. Pestel Verlag, München, London, New York, 2017)
Und: „Ich habe zu viel gearbeitet, ich arbeite immer noch nonstop. Das Atelier ist voll.“
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Freitag, 7. Dezember 2018
Edith Meusnier
von Bea Bernasconi
Das Werk von Edith Meusnier hat meinen Blick in der Villa Datris sofort gefangen, ich fand diese leichten Tetraeder unwahrscheinlich attraktiv und war wie gefesselt.
Ich habe mir dann auch sofort die Home Page von Edtih Meusnier angesehen und alle erdenklichen Artikel und Notizen über ihre Werke im Internet angeschaut und gelesen.
Ich habe die Künstlerin kontaktiert und sie hat mir freundlicherweise die Erlaubnis erteilt alle ihre Bilder von der Home Page ungehindert zu benutzen.
Edith ist 1950 in Frankreich geboren, nachdem sie in vielzähligen internationalen Kunst und Textilausstellungen teilgenommen hatte, entschied sich 1996 dafür Paris zu verlassen und sich in der Region der Picardie, im Norden Frankreichs, zirka eine Autostunde von Paris entfernt niederzulassen.
Sie begann ausschliesslich im Freien zu arbeiten und hat Ihren Garten sozusagen in ihr Labor verwandelt.
Ihre Arbeiten sind dem kollektiven Raum gewidmet. Edith Meusnier biegt und flechtet metallische Fäden, Plastikbänder von Packungsmaterial oder Geschenkbänder mit welchen sie vergängliche, flexible und zum Teil sehr farbige Strukturen kreiert, welche sie dann zwischen Bäumen und Sträuchern, über dem Wasser oder in Kanälen installiert.
Die Installationen sind alles andere als starr, das transparente, leichte und farbige Geflecht reflektieren sich im Licht, kräuselt sich bei einer leichten Brise und schaukelt im Wind. Die Installationen sind nur für eine Saison in den Pärken von Schlössern, in Klöstern oder in Vorgärten von Museen zu sehen.
Edith Meusnier liebte es von Anfang an mit Stoffen, Bändern und Fäden zu arbeiten, sie liebt die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Materials, das manipuliert transformiert und verzerrt werden kann. Nachdem sie die reiche präkolumbianischen Textilien entdeckt hatte studierte sie intensiv die Techniken des Flechtens Webens und Färben. Ausserdem hat sie Textil Design und industrielle Erzeugung studiert nur um die Ungebundenheit und Einfachheit zu fördern und zu verbreiten.
Ohne Werkzeug, nur mit Ihren Händen kreiert sie riesige farbige Strukturen und lässt diese in der Landschaft tanzen.
Das Werk von Edith Meusnier hat meinen Blick in der Villa Datris sofort gefangen, ich fand diese leichten Tetraeder unwahrscheinlich attraktiv und war wie gefesselt.
"en oblique", Villa Datris, 2018, Foto Bea Bernasconi |
Ich habe mir dann auch sofort die Home Page von Edtih Meusnier angesehen und alle erdenklichen Artikel und Notizen über ihre Werke im Internet angeschaut und gelesen.
Ich habe die Künstlerin kontaktiert und sie hat mir freundlicherweise die Erlaubnis erteilt alle ihre Bilder von der Home Page ungehindert zu benutzen.
Edith ist 1950 in Frankreich geboren, nachdem sie in vielzähligen internationalen Kunst und Textilausstellungen teilgenommen hatte, entschied sich 1996 dafür Paris zu verlassen und sich in der Region der Picardie, im Norden Frankreichs, zirka eine Autostunde von Paris entfernt niederzulassen.
Sie begann ausschliesslich im Freien zu arbeiten und hat Ihren Garten sozusagen in ihr Labor verwandelt.
Ihre Arbeiten sind dem kollektiven Raum gewidmet. Edith Meusnier biegt und flechtet metallische Fäden, Plastikbänder von Packungsmaterial oder Geschenkbänder mit welchen sie vergängliche, flexible und zum Teil sehr farbige Strukturen kreiert, welche sie dann zwischen Bäumen und Sträuchern, über dem Wasser oder in Kanälen installiert.
Sortilège, Festival Arten, la Ferté-Bernard, 2010 |
en contrepoint, Aumont 2011 |
Die Installationen sind alles andere als starr, das transparente, leichte und farbige Geflecht reflektieren sich im Licht, kräuselt sich bei einer leichten Brise und schaukelt im Wind. Die Installationen sind nur für eine Saison in den Pärken von Schlössern, in Klöstern oder in Vorgärten von Museen zu sehen.
en contrepoint, fôret d'Halatte, 2012 |
Edith Meusnier beginnt jedes neue Projekt mit dem Besuch der Umgebung wo es dann installiert werden soll, Sie wählt das Material, die Farben und die Form je nach dem Terrain, dem Klima oder dem Licht des Ortes. Wälder, Teiche, Flüsse oder offene Szenen, städtisch oder eher ländliche Umgebung, bewegt oder stationär sind alles Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.
forêt d'Halatte, 2017 |
forêt d'Halatte, 2017 |
ombrage, 2018 |
Edith Meusnier liebte es von Anfang an mit Stoffen, Bändern und Fäden zu arbeiten, sie liebt die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Materials, das manipuliert transformiert und verzerrt werden kann. Nachdem sie die reiche präkolumbianischen Textilien entdeckt hatte studierte sie intensiv die Techniken des Flechtens Webens und Färben. Ausserdem hat sie Textil Design und industrielle Erzeugung studiert nur um die Ungebundenheit und Einfachheit zu fördern und zu verbreiten.
Ohne Werkzeug, nur mit Ihren Händen kreiert sie riesige farbige Strukturen und lässt diese in der Landschaft tanzen.
en ronde, 2018 |
frondaison, 2018 |
Interlude, 2009 |
Mehr Bilder können sie sich hier anschauen.
Edith Meusnier arbeitet mit der Sprang Technik.
Sprang ist eine textile Handarbeitstechnik zur Herstellung netzartiger Geflechte. Man braucht dazu parallel gespannte Fäden die gekreuzt oder verdreht werden ohne einen Webrahmen oder Schussfaden zu benutzen. Man hat früher damit Haarnetze, Beutel, Gürtel, Spitzen artige Handschuhen oder sogar Strümpfe gearbeitet.
Die ältesten Hinweise auf die Sprangtechnik stammen aus dem Neolithikum (3000-1500 v. C.)
Eines der ältesten erhaltenen Sprang Geflechte hat man 1871 in einem Grabhügel aus der Bronzezeit in Dänemark in der Nähe von Aarhus gefunden, ein fast komplett erhaltenes Haarnetz aus feiner Wolle.
Eine grosse Anzahl an Sprangtextilien, stammen aus koptischen Gräbern. Technisch sind diese Sprangarbeiten sehr weit entwickelt.
Interessierte können hier mehr darüber erfahren oder sich auch dieses Video anschauen. Oder einfach mal Sprang in Google oder eine andere Suchmaschine eingeben.
Es gibt übrigens ein Buch dazu:
Peter Collingwood; The Techniques of Sprang: Plaiting on Streched Thread, es ist allerdings nicht gerade billig!
Edith Meusnier arbeitet mit der Sprang Technik.
Sprang ist eine textile Handarbeitstechnik zur Herstellung netzartiger Geflechte. Man braucht dazu parallel gespannte Fäden die gekreuzt oder verdreht werden ohne einen Webrahmen oder Schussfaden zu benutzen. Man hat früher damit Haarnetze, Beutel, Gürtel, Spitzen artige Handschuhen oder sogar Strümpfe gearbeitet.
Die ältesten Hinweise auf die Sprangtechnik stammen aus dem Neolithikum (3000-1500 v. C.)
Eines der ältesten erhaltenen Sprang Geflechte hat man 1871 in einem Grabhügel aus der Bronzezeit in Dänemark in der Nähe von Aarhus gefunden, ein fast komplett erhaltenes Haarnetz aus feiner Wolle.
Eine grosse Anzahl an Sprangtextilien, stammen aus koptischen Gräbern. Technisch sind diese Sprangarbeiten sehr weit entwickelt.
Interessierte können hier mehr darüber erfahren oder sich auch dieses Video anschauen. Oder einfach mal Sprang in Google oder eine andere Suchmaschine eingeben.
Es gibt übrigens ein Buch dazu:
Peter Collingwood; The Techniques of Sprang: Plaiting on Streched Thread, es ist allerdings nicht gerade billig!
Mittwoch, 5. Dezember 2018
Freitag, 30. November 2018
Etel Adnan - Es ist nie zu spät I
von Grietje van der Veen
Vor ca. zwei Jahren las ich erstmals von einer Künstlerin, die im Alter von 80+ ihr erstes Bild verkaufen konnte. Nicht, dass sie erst vor Kurzem zu malen angefangen hätte. Nein, sie hatte eine normale künstlerische Ausbildung in jungen Jahren genossen, konnte auch in vielen Galerien ausstellen. Nur der internationale Durchbruch liess auf sich warten.
Seither stosse ich immer wieder auf ähnliche Geschichten. Mein Blick ist geschärft. Ich habe mich entschlossen, die Ausstellungen dieser Frauen zu besuchen, wann immer es mir möglich ist, und ihnen einen Blogbeitrag zu widmen.
Ich beginne mit der letzten Entdeckung, deren Werke bis vor kurzem im Zentrum Paul Klee ausgestellt wurden: ETEL ADNAN.
Etel Adnan wird 1925 in Beirut, im Französisch besetzen Libanon geboren. Ihr Vater ist ein muslimischer Syrer, ihre Mutter eine griechische Christin aus der Türkei. Etel wächst somit mehrsprachig auf und spricht seit ihrer Jugend fliessend Griechisch, Türkisch (zuhause) und Französisch (in der Schule). Auf Anregung des Vaters beginnt sie auch Arabisch zu lernen, eine Sprache, die sie tagtäglich auf der Strasse hört. Vor allem die arabische Schrift fasziniert sie.
Wie viele Leute, die bi- oder multilingual aufwachsen, interessiert sie sich sehr für Sprache(n). Schon früh schreibt sie Gedichte. 1949 erhält sie eine Stipendium für ein Philosophie-Studium an der Sorbonne in Paris. Viele Museumsbesuche wecken ihre Faszination für die Malerei.
Sechs Jahre später geht sie nach Berkeley, Kalifornien, und bereitet sich dort auf ihre Doktorarbeit in Ästhetik vor. Sie verliebt sich die englische Sprache. 1958 wird sie Dozentin am Domincan College of San Rafael und lässt sich in Sausalito, nördlich von San Fransisco nieder. Von ihrer Wohnung hat sie einen einen direkten Blick auf den Mount Tamalpais, ein Berg, der sie jahrelang fesselt. In unendlichen Variationen malt sie ihren Lieblingsberg. In einem TV-Interview sagt sie, die Begegnung mit dem Berg sei für sie die wichtigste in ihrem Leben.
In diesem Leporello vereinen sich Etel Adnans Liebe zur Sprache und zur Malerei. Jahrelang kreiert sie unzählige Leporellos, der Beginn einer Symbiose zwischen Schrift und Malerei. 1964 lernt sie das Werk von Paul Klee kennen und verliebt sich unsterblich in dessen Malweise. Sie befasst sich intensiv mit seiner Linienführung und Farbwahl.
1966 bereist Etel Adnan die nordafrikanischen Länder und lernt in Ägypten Ramses Wissa Wassef kennen. In seinem Art Center werden junge Leute aus der Umgebung in die Kunst des Webens unterrichtet. Danach weben sie Tapisserien ohne vorher auch nur eine einzige Zeichnung gemacht zu haben. Gewebt wird nur aus dem Gedächtnis.
Und schon entdeckt Etel Adnan ein weiteres Feld für ihren künstlerischen Werdegang. Sobald sie von ihrer Reise zurückkommt, schickt sie einem tunesischen Weber die Entwürfe für zwei Webstücke, die er auch ausführt. Der Beginn einer neuen Aera. Bald aber wechselt Etel Adnan zu Hal Painter, einem Weber in San Fransisco, der von da an ihre Entwürfe webt.
Etel Adnan hat noch unzählige Tapisserie-Entwürfe in der Schublade, die auf eine Realisierung warten.
Etel Adnan nimmt auch politisch Stellung. 1972 kehrt sie aus gesundheitlichen Gründen nach Beirut zurück, wo drei Jahre später ein grausamer Krieg ausbricht. 1978 schreibt sie einen Roman, der diesen Krieg im Libanon thematisiert. Sie erhält dafür den Amitié Franco-Arabe-Preis, erhält aber viele Todesdrohungen, infolge dessen sie den Libanon für immer verlässt.
In den letzten Jahren stellt Etel Adnan immer öfter ihre Werke aus. Nach ihrer Teilnahme an der 13. dOCUMENTA in Kassel. gilt sie als Shooting Star. Da ist sie 87 Jahre alt!
Für Etel Adnan kommt der Ruhm spät, doch wie sagt sie selbst? «Ich mag mein Alter nicht zum Thema machen. Viele Künstlerinnen wurden erst spät entdeckt.» (Zitat nach der BZ Berner Zeitung vom 15.06.2018.
Bilder mit Zustimmung des Zentrums Paul Klee aufgenommen.
Text-Quelle: "Etel Adnan", Ausstellungskatalog, Mai 2018, ISBN: 978 2 37372 060 0
Vor ca. zwei Jahren las ich erstmals von einer Künstlerin, die im Alter von 80+ ihr erstes Bild verkaufen konnte. Nicht, dass sie erst vor Kurzem zu malen angefangen hätte. Nein, sie hatte eine normale künstlerische Ausbildung in jungen Jahren genossen, konnte auch in vielen Galerien ausstellen. Nur der internationale Durchbruch liess auf sich warten.
Seither stosse ich immer wieder auf ähnliche Geschichten. Mein Blick ist geschärft. Ich habe mich entschlossen, die Ausstellungen dieser Frauen zu besuchen, wann immer es mir möglich ist, und ihnen einen Blogbeitrag zu widmen.
Ich beginne mit der letzten Entdeckung, deren Werke bis vor kurzem im Zentrum Paul Klee ausgestellt wurden: ETEL ADNAN.
Etel Adnan wird 1925 in Beirut, im Französisch besetzen Libanon geboren. Ihr Vater ist ein muslimischer Syrer, ihre Mutter eine griechische Christin aus der Türkei. Etel wächst somit mehrsprachig auf und spricht seit ihrer Jugend fliessend Griechisch, Türkisch (zuhause) und Französisch (in der Schule). Auf Anregung des Vaters beginnt sie auch Arabisch zu lernen, eine Sprache, die sie tagtäglich auf der Strasse hört. Vor allem die arabische Schrift fasziniert sie.
Wie viele Leute, die bi- oder multilingual aufwachsen, interessiert sie sich sehr für Sprache(n). Schon früh schreibt sie Gedichte. 1949 erhält sie eine Stipendium für ein Philosophie-Studium an der Sorbonne in Paris. Viele Museumsbesuche wecken ihre Faszination für die Malerei.
Sechs Jahre später geht sie nach Berkeley, Kalifornien, und bereitet sich dort auf ihre Doktorarbeit in Ästhetik vor. Sie verliebt sich die englische Sprache. 1958 wird sie Dozentin am Domincan College of San Rafael und lässt sich in Sausalito, nördlich von San Fransisco nieder. Von ihrer Wohnung hat sie einen einen direkten Blick auf den Mount Tamalpais, ein Berg, der sie jahrelang fesselt. In unendlichen Variationen malt sie ihren Lieblingsberg. In einem TV-Interview sagt sie, die Begegnung mit dem Berg sei für sie die wichtigste in ihrem Leben.
Rhila ila Jabal Tamalpais (Detail), Leporello. Gedicht von Etel Adnan, übersetzt ins Arabische, 30 x 567 cm |
Eines ihrer Bilder des Mount Tamalpais |
Hier ein farbiges Bild vom gleichen Sujet |
Leporello, New York 1990 |
Leporello, ohne Titel, Bleistift und Wasserfarbe auf Papier |
Ramses Wissa Wassef Art Center: The Gardener, 1960 |
Sunny Swamp, 2017, Tapisserie, Wolle,177 x 220 cm |
Sunny Swamp, 2017, Detail-1 |
|
Traveler, 2016, Tapisserie, 137 x 192 cm |
Untitled, ca. 1980, oil on canvas |
Asian Point, 2015, Tapisserie, 180 x 200 cm |
Duo Ensooleillé, 2016, Tapisserie, 209 x 230 cm |
The Departure (die Abreise), 2013, Tapisserie, 165 x 200 cm |
Foret automnale, 1960s/2015, Tapisserie, keine Grössenangaben |
The Departure (die Abreise), 2013, Detail |
Asian Point, 2015, Detail |
Duo Ensooleillé, 2016, Detail |
Blick in den Ausstellungsraum Zentrum Paul Klee.Tapisserien auf einem Podest und an der Wand |
Etel Adnan nimmt auch politisch Stellung. 1972 kehrt sie aus gesundheitlichen Gründen nach Beirut zurück, wo drei Jahre später ein grausamer Krieg ausbricht. 1978 schreibt sie einen Roman, der diesen Krieg im Libanon thematisiert. Sie erhält dafür den Amitié Franco-Arabe-Preis, erhält aber viele Todesdrohungen, infolge dessen sie den Libanon für immer verlässt.
In den letzten Jahren stellt Etel Adnan immer öfter ihre Werke aus. Nach ihrer Teilnahme an der 13. dOCUMENTA in Kassel. gilt sie als Shooting Star. Da ist sie 87 Jahre alt!
Für Etel Adnan kommt der Ruhm spät, doch wie sagt sie selbst? «Ich mag mein Alter nicht zum Thema machen. Viele Künstlerinnen wurden erst spät entdeckt.» (Zitat nach der BZ Berner Zeitung vom 15.06.2018.
Bilder mit Zustimmung des Zentrums Paul Klee aufgenommen.
Text-Quelle: "Etel Adnan", Ausstellungskatalog, Mai 2018, ISBN: 978 2 37372 060 0