Mittwoch, 31. Januar 2018

Wordless Wednesday

von Grietje van der Veen

Quelle: lillykeller.ch

Freitag, 26. Januar 2018

Textile Kunst im Museum of Contemporary Art, Chicago


von Grietje van der Veen

Es ist inzwischen offensichtlich, dass die textile Kunst mehr und mehr Eingang in den Kunstmarkt erhält. So an der Biennale in Venedig, wo im „Pavillon der Schamanen“ und im „Pavillon der Farben“ das Textile überwog.

Sind wir jetzt mit diesem Resultat zufrieden?

Schauen wir uns die KünstlerInnen, die an der Biennale ausgestellt wurden, näher an, bemerken wir, dass einerseits die männlichen Künstler überdurchschnittlich vertreten sind. Abgesehen von Ernesto Neto arbeiten die meisten KünstlerInnen auch mit anderen Materialien, sind also nicht völlig aufs Textile ausgerichtet. Sie nennen sich einfach Künstler und nicht Textilkünstler oder Fiber Artists und so werden sie auch wahrgenommen.

Ich war November 2017 in Chicago und wollte wissen, wieviel Textil im Museum of Contemporary Art (Museum für zeitgenössische Kunst) zu entdecken fiel. Das Museum enthält Werke ab 1945. Künstler wie Marcel Duchamps, Max Ernst, René Magritte, Andy Warhol und Joan Miro sind dort vertreten, wie auch weniger bekannte, aufstrebende lokale Künstler.


Ich war positiv überrascht von der Anzahl textiler Werke, die ich Ihnen hier vorstellen möchte:

Im Folgenden zeige ich neben den Bildern auch die dazugehörenden Infotafeln


Doris Salcedo, Kolumbien, geb. 1958 mit

Disremembered III, 2014 (Vergessen III)
Nähnadeln und Seidenfäden

Doris Salcedo, Disremembered III

Übersetzung: Indem Salcedo alltägliche Gegenstände auf ungewöhnliche Weise verarbeitet, vermittelt sie, wie die Erfahrung eines Traumas das tägliche Leben fremd und unvertraut macht. Ihre Kunst versucht, die persönliche Würde jenen, die in der Gesellschaft marginalisiert werden, zurückzugeben. «Vergessen III» ist ein Umhang, in dem unzählige Nadeln und Seidenfäden verarbeitet sind. Die Nebeneinanderstellung delikater Textilfasern und scharfer Spitzen ist die Antwort auf die Beschäftigung der Künstlerin mit Trauma und Trauer. Indem sie ein Kleidungsstück, das normalerweise Schutz gegen die Elemente bedeutet, in eine mit Widerhaken besetzte gefährliche Skulptur verwandelt, beklagt Salcedo das Fehlen von Empathie im öffentlichen Leben und die Isolation verursacht durch Verletzung und Schmerz.

Weitere Werke sind hier zusehen: https://www.artsy.net/artist/doris-salcedo/works

Yinke Shonibare, (Great Britain, geb. 1962)
Alien Obsessives, Mum, Dad and the Kids“ 1998

Yinke Shonibare, Alien Obsessives, Mum, Dad and the Kids


Die am Wordless Wednesday gepostete Gruppe kreierte ein britisch-nigerianischen Dutch Wax-Stoffen bekannt geworden ist. Shonibare entdeckte diese Stoffe zufällig auf dem Brixton Market in London. Dutch Wax ist ein spezielles Wachsdruckverfahren, mit denen farbenfrohe Baumwollstoffe hergestellt werden. Diese wurden ursprünglich von den Niederländern entdeckt und jetzt auch mehrheitlich in den Niederlanden entworfen und hergestellt. Deswegen das Adjektiv „dutch“. Trotzdem gelten die Muster vielerorts als authentisch afrikanisch. So entstehen Missverständnisse, die aus kommerziellen Gründen nicht ausdrücklich widersprochen werden.

Hier sehen Sie eine weitere Skulptur von Shonibare: http://www.yinkashonibarembe.com/articles/present/

Die Gruppe hat den Titel „Alien Obsessives, Mum, Dad and the Kids“ (Ausserirdische (Zwangs)Neurotiker, Mama, Papa und die Kinder). Die Figuren sind aus den Dutch Wax-Stoffen und Plastik hergestellt, gefüllt mit Polyester.
Hier sehen Sie die Gruppe in einer anderen Konstellation:

"Alien Obsessive; Mum Dad and the Kid"s ist eine Installation, bestehend aus zwei Familien mit je zwei Kindern. Das Bild der Ausserirdischen als konventionelle Familien ist ein humorvoller Blick auf das Paradox des Andersseins. Wir projizieren fast immer menschliche Eigenschaften oder Besonderheiten auf Ausserirdische, vielleicht weil mögliche Unterschiede nicht existieren dürfen

Textausschnitte übersetzt von dieser Website: http://new.diaspora-artists.net/display_item.php?id=349&table=exhibitions

Arturo Herrera (Venezuela, geb. 1959)
“Behind the House III", 1999
Arturo Herrera, Behind the House III


Teilweise Übersetzung der Infotafeltext: Eine wunderschöne Filzarbeit gibt es von Arturo Herrera, hier mit zwei Bronzefiguren von David Hammons, (US, geb. 1943).“Behind the House III stellt eine vieldeutige Naturlandschaft dar mit ausgeschnittenen organischen Formen. Es ist, wie wenn die Sonne durch einen Baldachin von Bäumen glüht.

Rodney McMilian (US, 1969)

"Carpet Painting (Bedroom and TV Room)", 2012
Teppich und Tinte


Rodney McMilian: Carpet Painting (Bedroom and TV Room)
 
Übersetzung: Rodney McMilians riss die Teppiche aus zwei Zimmern in seinem Haus aus und hängte sie an die Wand. Indem er die alltäglichen abgenützten Teppiche bemalte, verwandelte er sie in abstrakte Malerei. McMilian verwendet oft Haushaltgegenstände wie Matratzen oder ramponierte Lehnstühle, die er wegen der taktilen Beschaffenheit – Malereien und Skulpturen ähnlich – auswählt.
Hier sehen Sie eine andere Sicht auf die Teppiche: http://maccarone.net/artists/rodney-mcmillian/


Tania Bruguera (Cuba, geb. 1968)
"Poetic Justice",
Teabags on Canvas, 2002 – 03,
Teebeutel auf Leinwand

Tania Bruguera, Poetic Justice
 


Tania Bruguera, Poetic Justice, Ausschnitt
Brugueras übereinander geschichtete Teebeutelreihen, unterbrochen von Miniaturbildern zieht Parallelen zwischen der kolonialen Tee-Geschichte und den Media. Während eines Aufenthalts in India, begann sie sich für Tee zu interessieren als Metapher für die Umänderung von Kultur, wie z.B. die Britische Teekultur, die England von China übernahm und dann im ganzen Britischen Empire verbreitete. Tee wurde aus ganz Süd- und Südostasien importiert und dann in Indien umgepackt und neu verteilt, wo er angepriesen wurde als Getränk englischer Kultur. Bruguera meint: „Wie damals in India, werden unsere Realitäten mehr und mehr usurpiert, umgepackt und zu uns zurückgeschickt mit vorverdauten Meinungen. Sie werden definiert durch die Medien. Wie früher das Britische Empire, beherrschen nun Unternehmen die Nachrichten und somit die Geschichte.

Hier Brugueras Website:
http://www.taniabruguera.com/cms/


Magdalena Abakanowicz (Polen, 1930-2017)

Cage, 1981(Käfig)

Jute, Leim und Holz

Magdalena Abakanowicz, Cage


In den 1960er Jahren entstanden Abakanowiczs wichtigste Arbeiten. Sie begann gigantische, dreidimensionale Textilskulpturen zu schaffen, die sie von ihrem Familiennamen abgeleitet Abakans nannte. Diese sicherten ihr einen Platz in der internationalen Kunstszene und beeinflussten all ihre nachfolgenden Arbeiten. Jeder Abakan ist aus gewebten Material hergestellt, für das Abakanowicz eine völlig neue Webtechnik entwickelte. Oftmals verwendete sie dabei in Häfen aufgesammelte Sisaltaue, die sie in Fäden aufdrehte und einfärbte. Abakans können bis zu vier Meter groß werden und hängen von der Decke bis meist nur wenige Zentimeter über dem Erdboden herab.

Obwohl Abakanowicz anfangs vor allem für ihre Arbeit mit Textilien bekannt war, stellte sie nebenbei auch Gemälde und Zeichnungen aus. Ihre späteren Arbeiten, in der Regel aus harten Oberflächen bestehend – wenn auch einige Fasern, Seile oder Textilien enthalten –, sind durch (häufig kopflose) Figurengruppen gekennzeichnet, die dem menschlichen Körper, Tieren oder Bäumen nachempfunden sind.
Aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Magdalena_Abakanowicz


Ernesto Neto (Brasilien, geb. 1964)

"Water Falls From my Breast to the Sky", 2017




Cotton voile crochet, cotton knit fabric, cotton rope, stones, polyamide stockings, lavender, wood, polyurethane foam, and painted bowls
Baumwolle, gehäkelt, Steine, Strümpfe, Lavendel, Holz
Hier finden Sie mehr Bilder:

https://mcachicago.org/Publications/Blog/2017/09/Art-In-Free-Spaces

Die Installation von Ernesto Neto streckt sich im Treppenhaus über alle vier Stockwerke. Unten ist ein duftendes Riesensofa installiert, auf dem man es sich bequem machen kann (bitte vorher die Schuhe ausziehen). Darüber ist eine Art Schlauch. Jede Bewegung auf dem Sofa setzt sich über die Stockwerke fort, so dass die Installation ständig bis oben hin wackelt.

Übrigens wird im Juni/Juli 2018 die Fondation Beyeler eine Installation von Ernesto Neto im Zürcher Hauptbahnhof präsentieren. "Das monumentale Werk GaiaMotherTree, eine aus bunten Baumwollbändern handgeknüpfte, baumartige und farbenfrohe Skulptur wird sich bis hinauf zur 20 Meter hohen Decke der Bahnhofshalle ausbreiten. Das Werk kann betreten werden, es ist ein Ort der Begegnung, der Interaktion und der Meditation. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Erwachsene und Kinder mit Musik, Workshops, Führungen und Vorträgen findet im Inneren statt."

Text aus https://www.fondationbeyeler.ch/ernestoneto/

Ich möchte diesen Bericht abschliessen mit einigen Bildern von Kunst im Öffentlichen Raum in Chcago in und um den Millennium Park. Sie sind zwar nicht aus Textil, sind aber faszinierend zum Anschauen und Begehen:

Zuerst die Fussgängerbrücke, die sich am Parkrand entlang über den Columbus Drive zum Maggie Daley Park schlängelt.

Frank O. Gehry: BP Pedestrian Bridge
Dann der "Cloud Gate", entworfen von Anish Kapoor, eine elliptische Metallinstallation, die äussere Hülle auf Hochglanz poliert. Die Umgebung spiegelt sich in unzähligen Fazetten. Das obere Bild zeigt die bohnenformige Hülle. Für das untere Bild muss man sich schon in den unteren Teil begeben.
  

Jay Pritzker Music Pavillion, eine Open Air-Bühne von Frank O. Gehry, im Nebel.


Mittwoch, 24. Januar 2018

Donnerstag, 18. Januar 2018

Ruth Ingold-Wöhrle und Nancy van Dijk in der Galerie TextilAltro


von Grietje van der Veen

Vom 20. Oktober bis 15. Dezember 2017 stellten zwei Künstlerinnen in der Bibliothek der HSR (Hochschule für Technik Rapperswil) ihre textilen Werke dem Publikum vor.

Textilaltro wurde 2004 auf Initiative von Barbara Steinhauer-Guex und Edith Villinger gegründet. Sie versteht sich vor allem als Plattform für Textilkunst, ist aber auch offen für andere Kunstrichtungen. Die Galerie organisiert jährlich ein bis zwei Ausstellungen. Die Herbstausstellung ist traditionellerweise der Textilkunst gewidmet, im Frühling werden auch andere Stilrichtungen gezeigt. Seit 2008 wird die Galerie von Elisabeth Müller, Leiterin der Bibliothek, geleitet. (Text der Website entnommen).

Der Herbstausstellung 2017 war den Künstlerinnen Ruth Ingold-Wöhrle und Nancy van Dijk gewidmet. Leider war es mir nicht möglich, noch vor Ende der Ausstellung darüber zu berichten. So kann ich die LeserInnen nicht mehr animieren, auch einen Blick auf die Werke zu werfen.

Ruth Ingold-Wöhrle fühlt sich zwar eher zum Malen hingezogen, hat sich aber für den Beruf einer Werklehrerin entschieden, sozusagen als dritte Generation in der textilen Tradition ihrer Mutter und Grossmutter, die beide ebenfalls textil tätig waren.

Ruth Ingold lässt sich stark von den Stoffen leiten, die bei ihr herumliegen. «Irgendwann kommt dann die zündende Idee, was ich daraus machen könnte. Und gleich noch eine zweite und dritte… So entstehen oft Serien». Hier eine Auswahl ihrer ausgestellten Werke:

Blumenmeer rot, Malerei, Futtersatin, 80 x 40
Herbstwaldboden 1, 2 und 3, Tüll. Tusche, Satin, 40 x 40 cm

Unbeschreiblich weiblich rosa, Seide, Knöpfe, 55 x 55 x 8 cm
Webstrukturen, Tusche, Pergament, 30 x 30 cm
Unbeschreiblich weiblich, Seide, Draht, Perlen, 55 x 55 x 10 cm
Rinde umwickelt weiss, Rinde, Garn, 80 x 20 x 10 cm
Längsstruktur rot, Malerei, Stoff, 50 x 60 cm
Unbeschreiblich weiblich rosa, Seide, Knöpfe, 55 x 55 x 8 cm
Wandteppich "Wachsen" diverse Stoffe, 130 x 172 cm

Flaches Selfie-Bild, Tüll, Bamwolle, Spiegel, 90 x 60 cm, Detail
  Detail
 Hier gehts zur Website von Ruth Ingold-Wöhrle 


Nancy van Dijk ist eine gebürtige Niederländerin und hat sich dort ebenfalls zur Werklehrerin ausbilden lassen. Sie arbeitet jedoch nicht in diesem Beruf, sondern arbeitet in Madetswil als Finanzfachfrau. Die textilen Arbeiten entstehen in ihrer Freizeit. Wie sie das macht, hat mich begeistert. Originell, einfach, ohne Schnörkel. Sie lässt die Stoffe für sich sprechen, das Matrial spielt die Hauptrolle, wird

Sie liebt Changeant-Stoffe und Denim. «Diese beiden Stoffe haben etwas gemein. Kette und Schuss sind von einer unterschiedlichen, oft stark kontrastierenden Farbe. Indem ich Faden herausgezogen habe, änderte sich die Striktur der Stoffe und so sind eigenwillige, freie Bilder der Natur entstanden, welche an Landschaften oder Tiere erinnern.


In extremis durchgeführt sind einige Arbeiten gar frei hängende Skulpturen geworden.


Reifen, Stoffobjekt, 250 x 22 cm , Detail
Rosa Schiff, Stof (gerahmt), 24 x 30 cm
Blaue Landschaft, Stoffapplikation 24 x 30 cm
Blaue Wolken, Stoff, 30 x 40 cm
Wasser blau, Stoff, 30 x 40 cm
Die Stickarbeiten zeigen die Rückseite von Alphabet-Kreuzstichmustern (…) Die Spannung zwischen Rück- und Vorderseite ist oft Thema meiner Arbeiten.»
Stickerei auf Stoff, 70 x 33 cm (Detail)
N (grau), Stickerei auf Stoff, 70 x 33 cm

Ölspur im Wasser, Stoffapplikation auf Keilrahmen 100 x 30 cm


Nacht, Stoff und PET auf Keilrahmen, 80 x 15 cm
Nancy van Dijk hat keine Website.