Samstag, 24. Dezember 2016

Heiligabend

von:
TAFch

 
Liebe Leserinnen
 
wir möchten Ihnen auf diesem Weg wunderschöne Festtage und einen guten Rutsch in das neue Jahr wünschen. Wir freuen uns sehr, dass Sie so rege an unserer Arbeit und an unseren Ideen Anteil nehmen und hoffen auf viele weitere interessante textile Begegnungen.
 
mit herzlichen Grüßen
 
Gabi Mett
Judith Mundwiler
Ursula Suter
Grietje van der Veen

Freitag, 23. Dezember 2016

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Dienstag, 20. Dezember 2016

Montag, 19. Dezember 2016

Samstag, 17. Dezember 2016

Freitag, 16. Dezember 2016

Lissy Funk



Von Ursula Suter

Vor einigen Tagen schenkten wir, (Judith, Grietje und ich), uns „einen freien Tag“,  um im  NMB Neues Museum Biel / Nouveau Musée Bienne die Ausstellung  „Lissy Funk, Von Generation zu Generation“, zu besuchen.

Die Ausstellung dauert noch bis zum 01.01.2017 und ist absolut empfehlenswert. Sie zeigt die künstlerische Entwicklung von Lissy Funk auf und stellt ihre Werke den Arbeiten ihres Mannes dem Maler Adolf Funk und der gemeinsamen Tochter Rosina Kuhn gegenüber.
Die informativen Texte sind der Ausstellung entnommen und sind jeweils am Ende des Abschnittes mit 
Text Quelle NMB bezeichnet.
Alle Bilder ohne Namenangaben sind Stickereien von Lissy Funk.

Gleich am Anfang der Ausstellung, bei den ersten zwei Wandteppichen wird bewusst welche „Metamorphosen“  im künstlerischen Bereich, Lissy Funk in ihrem langen leben durchschritten hat.

Die Quelle 1939

Das goldene Tor 2005

Lissy Funk (1909 – 2005) schuf mit Nadel und Faden ein aussergewöhnliches Werk, welches innerhalb der Textilkunst des 20. Jahrhunderts einen besonderen Platz einnimmt. Als Bildstickerin gestaltete sie für diese Gattung ungewöhnlich grossformatige Werke. Miniaturen fanden in ihrem künstlerischen Spätwerk ihren Platz. Von der mehr und mehr in den Raum eingreifenden und skulpturalen Textilkunst ab den 1960er Jahren unterscheidet sich Lissy Funk insofern, dass sie ihre Werke für die Aufhängung an die Wandkonzipierte. Ihre Stickereien sind immer genuine Arbeiten in diesem Metier, da sie nicht einfach Gemälde auf einen textilen Trägerkopierte. Nadeln und Faden waren ihr, was Malerinnen und Malern Pinsel und Farbe bedeuteten. Mit ihnen schuf die ureigene Kreationen, die die technischen Grenzen ausloteten und mit neuen Lösungen die Textilkunst reformierten. Über sechzig Jahre verbrachte Lissy Funk an der Seite ihres Ehemannes, dem Maler Adolf Funk (1903 – 1996). Die beiden standen in einem stetigen intellektuellen und künstlerischen Austausch. Sie inspirierten sich gegenseitig, was sich in einer Annäherung ihrer Formensprache manifestiert. Beide blieben aber stets ihrem eigenen künstlerischen Medium – Lissy Funk der Stickerei und Adolf Funk der Malerei, den Collagen und Mosaiken – treu.
 Text Quelle NMB

 Adolf Funk hat ähnliche Wandlungen wie seine Frau durchschritten. Wie uns die freundliche Frau am Empfang erzählte, stammt das Wandgemälde im Eingang des Museums von Adolf Funk. (Das Datum kenne ich leider nicht) Er wuchs in Nidau auf, einer Nachbargemeinde von Biel.

Adolf Funk
Adolf Funk ohne Titel 1991 

DAS FRÜHWERK
Das junge Paar 1950
Detail einer Decke 1952

Lissy Funk entdeckte gerade mal mit achtzehn Jahren – nach einer abgebrochenen experimentellen Tanzausbildung – die Bildstickerei, die sie sich autodidaktisch aneignete. Das Frühwerk der Künstlerin gestaltet sich figürlich und lässt Spuren ihrer grossen Vorbildern erkennen – den französischen, flämischen und englischen Bildteppichen aus dem 15. Und 16. Jahrhundert. Fasziniert von d deren reichen Bildwelten, entwarf Lissy Funk ihre eigenen Kompositionen. Es entstehen ebenso Gebrauchstextilien, etwa Tischdecken, die mit Pflanzen- und Tiersujets bestickt sind.
In Zürich traf sie auf Adolf Funk einen Jungen Maler, den sie 1935 heiratete. Adolf Funk studierte, nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Biel und dem Besuch der Gewerbeschule in Basel und Vevey, „dekorative Malerei“ an der Staatsfachhochschule für angewandte Kunst  in München 1931 lässt er sich in Zürich nieder.
Lissy Funk war bestrebt, in ihren Arbeiten auch eine spirituelle Erfahrung auszudrücken. Im figürlichen Frühwerk zeugt eine christliche Ikonographie von ihrem Glauben und einer Verbundenheit mit der Schöpfung. In ihren abstrakten Kompositionen ab den 1960er- Jahren ist das geistige Moment weniger offensichtlich und erschliesst sich häufig erst durch die Werktitel.
Text Quelle NMB


Engel 1948
Detail

DAS ÜBERGANGSWERK


Mädchen mit Spiegel 1957
Detail
Und sie singt doch 1959
Detail
Bereits um das Jahr 1960 beginnt sich die Bildsprache von Lissy Funk zu verändern. Die Kompositionen setzen sich teilweise aus wenigen ausgewählten Farben zusammen, ein Spiel zwischen hellen und dunklen Fäden, die Sujets noch als solche erkennbar, jedoch bereits stark abstrahiert. Hier lassen sich Parallelen zum künstlerischen Werk ihres Mannes finden.
In den 1950er- Jahren wandte sich Adolf Funk vermehrt der Abstraktion zu. Kunst bleibt dabei für ihn jedoch stets eine Darstellung des inneren Erlebens, nun aber nicht mehr  über den Umweg des Gegenständlichen. Anders als bei seiner Frau existieren bei ihm jedoch beide Wege – die figürliche und die abstrakte Bildsprache parallel. Neben gestisch geprägten Arbeiten, schuf Funk viele Werke, die geometrische Formen aufweisen. Im Gegensatz zur konkreten Kunst, die nach mathematischen Prinzipien fandet, interessiert ihn das Zufällige von Raum-, Farb- und Formenkompositionen. Funk betonte die Wichtigkeit des intuitiven Moments im Werkentstehungsprozess. Eine zufällig gesetzte Farbe auf dem Bildträger etwa konnte der Ausgangspunkt für weitere Form- und Farberkundung sein.
Text Quelle NMB

Rosina Kuhn (1940 lebt in Zürich), die gemeinsame Tochter des Künstlerpaares, erschafft mit Malerei, Zeichnungen und Monotypien stimmungsvolle Bilder. Die präsentierte Arbeit grossformatige Arbeit  nimmt ein Thema auf, welches ihren Vater ein Leben lang begleitete – die Darstellung von Bäumen.
Text Quelle NMB


Rosina Kuhn Blutbuche 2005
Adolf Funk Bäume 1987
Lissy Funk Skizze

 „Mit dem Bleistift ging es mir zu geschwind. Nicht die Zeichnung war es, die mir half; es musste etwas Festeres sein, etwas, das man mit den Händen halten konnte. So kam mir die Nadel in die Hand. Mit ihr konnte ich meiner Vorstellung nachfolgen, langsam, Stich für Stich. Auf kleinen Stückchen Stoff fing ich an, mit weissen, mit blauen Fäden. Einmal die se Ausdrucksmöglichkeit gefunden, sozusagen einen Zipfel der Stickerei in den Händen haltend, liess ich sie nicht mehr los, und sie nahm mich ganz in Besitz“
Aus: Lissy Funk, „Lissy Funk über ihre Arbeiten“ in: Lissy Funk, hrsg. Von Fritz Billeter und Rosina Kuhn, Zürich: Scheidegger & Spiess 1999
Text Quelle NMB


Der kleine Garten 1962
Detail
Rosina Kuhn ohne Titel 1963
Lebensbaum 1964
Detail
„Angefangen habe ich in der Jugend mit der Wiedergabe dessen, was mich im täglichen Leben beschäftigte: Bäume, Blumen, Tiere und Menschen. Und dann erlebte ich zu meinem Erstaunen, dass diese mir so gewohnte Art sich mir langsam entzog, sich aus meinem Sinn entfernte. Das war schrecklich. Ich dachte das ist das Ende. Das ging so eine ganze Weile. Dann allmählich, kam ich dazu in mich selbst hineinzuschauen.  Ich fand in mir Bewegung, Erlebtes, Gehörtes, Erfahrungen, und ich versuchte, diese ans Licht zu bringen, in meine Nadel zu geben, und so kam ich zu mir selbst. Das gab mir Mut. Und langsam entstand auf diese Weise meine eigene Welt. Das war ungefähr im Jahr 1966. Seitdem bin ich in diesem Schaffen daheim“
Aus: Lissy Funk, „Lissy Funk über ihre Arbeiten“ in: Lissy Funk, hrsg. Von Fritz Billeter und Rosina Kuhn, Zürich: Scheidegger & Spiess 1999
Text Quelle NMB


Im Grien (Auenlandschaft) 1986
Detail

DIE ABSTRAKTION
ohne Titel 1969
Detail
Der fröhliche Ausblick 1971
Ende der 1960er- Jahre findet Lissy Funk ihre ganz eigene Bildsprache. Nachdem die Künstlerin die Abstraktion einmal für sich entdeckt hat, blieb sie dieser Ausdrucksweise treu. Es entstand ein nonfiguratives Werk mit grossformatigen Arbeiten, die in ihrer Dimension, der Form und Farbgebung ganze Räume einzunehmen vermögen. Natürlich steht Lissy Funk mit ihrer Entwicklung hin zu einer abstrakten Kunst nicht alleine da, einzigartig ist jedoch das von ihr gewählte Medium und die damit verbundenen Möglichkeiten der Gestaltung der Oberflächenbeschaffenheit, welche durch den Einsatz verschiedener Materialien und Stiche in ihre Struktur mannigfaltig verändert werden kann.
Der über sechzig Jahre andauernde intellektuelle und künstlerische Austausch des Ehepaares Funk, zusätzlich gefordert durch die räumliche Nähe der beiden –sie teilten sich ein gemeinsames zweigeschossiges Atelier – zeigt sich in einer partiellen Annäherung ihrer Formensprache.
Text    NMB
La canzone della vita 1971/72
Detail
Entwurf Collage 1971
Adolf Funk Rot Weiss 1975
KLEINE FORMATE
Bongiorno 1972
Ab den 1980er- Jahren wendet sich Lissy Funk vermehrt kleineren Formaten zu. Ab den 1990ern entstehen in zunehmendem Mass Miniaturen. Funks technische Virtuosität manifestiert sich sowohl im grossen wie im  kleinen Format. Bei der Anfertigung der grossformatigen Werke war die Künstlerin stets auf die Hilfe von Assistentinnen angewiesen, oft bis zu fünf Personen, die an den Teppichen mit stickten. Für das kleine Format benötigte sie keine Unterstützung und die Künstlerin konnte sich nun vollkommen frei in neue Experimente hineingebe.
Text Quelle NMB

Weisse Komposition 1972
Detail
Adolf  Funk ohne Titel 1975
La Idea 1974
Weisse Miniatur 1983
Detail aus Gleichgewicht 1983
Detail aus das Lied der Glocken 1986
La vita 2005
Annemarie Goldschmied (1930 - 2016) Lissy Funk (1909 - 2005) Paradies 2005
„Zuerst spricht der Teppich zu einem, und dann wenn man Glück hat, fängt er an zu singen. Ein solches Singen erhebt sich, wenn man eine Ausstellung mit alten Teppichen betritt, und ich wünsche mir, dass es bei meinen auch geschehen möge.“
Aus Lissy Funk, „das Sticken ist eine Religion. Wenn ich es nicht mehr könnte, wäre das für mich eine grosse Strafe“, Lissy Funk im Gespräch mit Fritz Billeter, in Lissi Funk, hrsg. Von Fritz Billeter und Rosina Kuhn, Zürich: Scheidegger & Spiess 1999


Dr. Bernadette Walter Direktorin und Kuratorin der Ausstellung schickte mir den Link zum Pressespiegel

Ich danke ihnen für ihre Geduld diesen langen Blog bis zum Schluss zu lesen und anzuschauen. Sicher sind Sie mit mir einverstanden wenn ich ausrufe: " Welch reiches Leben welche Vielfalt an Bildern welches Können!", 

Donnerstag, 15. Dezember 2016