Freitag, 20. Dezember 2013

Patricia Brunner - Geschichten aus Draht

Ausstellung in der Hirslandenklinik Birshof in Münchenstein

 

von Grietje van der Veen

Heute, als Auftakt zu den Festtagen, geht es spielerisch zu. Ich möchte Ihnen eine Künstlerin vorstellen die ich schon seit vielen Jahren kenne, obwohl unsere Kontakte sich eigentlich beschränken auf gegenseitige Einladungen zu unseren Ausstellungen. Sie besucht meine und ich ihre – meistens oder wenigstens oft.

Ich habe mich nach weiteren KünstlerInnen umgesehen, die ebenfalls mit Draht arbeiten. Es gibt viele, aber keine, deren Werke mich so berühren und zum Schmunzeln bringen, wie die von Patricia Brunner. Ihre poetischen Drahtobjekte erzählen mit hintergründigem Augenzwinkern von Alltagsgegebenheiten. Menschliches – Allzumenschliches wird liebevoll auf die Schippe genommen. In vielen Porträts findet man sich selber wieder und muss unwillkürlich darüber lachen.

Teil der Einladungskarte

Bauarbeiter

Patrizia Brunner wurde in Tansania geboren und verbrachte dort ihre Kindheit. Als Jugendliche kam sie in die Schweiz. In Zürich besuchte sie zuerst den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule, absolvierte mehrere Weiterbildungskurse, gefolgt von einer Ausbildung an der Schule für experimentelle Gestaltung.

Nach einem dreijährigen Intermezzo in Bern, wo sie Acryl- und Seidenwandbilder malte, siedelte sie nach Basel über. Die Drahtbilder entstanden so nach und nach, zuerst als Spielerei neben dem Malen, dann als Hauptbeschäftigung.

Begonnen hat sie mit Hühnerbildern. Die Hühner zeigen typisch menschliche Eigenschaften. Sie musizieren, tratschen, trinken Kaffee, stricken oder treiben Sport. Herrliche kleine Szenen, zu sehen auf Patricia Brunners Website unter „Objekte“ > „Sonstiges“.

Hühnerstall


Hühnerstall Detail
Heute hat sie das Thema Hühner hinter sich gelassen und der Mensch selber rückt in den Mittelpunkt.

Bauarbeiter II

Les chats de monsieur Brekkie
Der Fantasie der Künstlerin sind keine Grenzen gesetzt. Überall findet sie Gegenstände, die sie in ihren Werken integriert. So entdeckte sie auf dem Antikwarenmarkt auf dem Brünigpass eine Serie Sägeblätter, auf denen jetzt Drahtblumen wachsen oder ebensolche Kinder spielen. Pet findet man in vielen Objekten. Bemalt, setzen sie kleine farbige Akzente.
Sägeblatt Sommerwiese.

Beachten Sie hier auch die Holzgriffe, der linke in der Wüste beim Kamelreiten entdeckt, der andere irgendwo als Schwemmholz gefunden.


Auch Schlüssel oder ausgediente Flachpinsel finden in ihren Werken eine andere „überhöhte“ Bedeutung.

"Seiligumpe" - Drei Schlüsselkinder beim Seilspringen

Seiligumpe - Detail

 
Einfaltspinsel


Geschichten
Geschichten - Detail

Im krassen Gegensatz zu diesen Geschichten, die die Menschen in ihrer ganzen Schrulligkeit zeigen, steht das Bild „DramaaufeinerLinie“ für die Tragik des menschlichen Zusammenlebens hinter verschlossenen Türen.

Dramaaufeinerlinie
Das Werk „Treppenhaus“ findet in der Einführungsrede der Kunsthistorikerin Susanne Blaser an der Vernissage besondere Beachtung: „Die Arbeit „Treppenhaus“ erlaubt einen Blick ins schematische Innere eines Mehrfamilienhauses. Die schützende vierte Wand ist ähnlich einem Theater durchbrochen. Offengelegt wird dieser merkwürdige Bereich zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, eine Passage potentieller Begegnungen und freien Ausdrucks, die jedoch ausbleiben. Jeder Akteur bleibt für sich, handelt isoliert von den anderen Hausbewohnern. Das gilt nicht für den zentralen Bereich (…) den Kürbis-Aufzug. (…) Hier befindet sich eine Art unbeobachteter Bereich, in dem Interaktion stattfinden kann. (…) Was die Figuren nicht wissen, ist, dass der Schutz nur ein vermeintlicher ist. Wir beobachten sie. Diese unbemerkte, schonungslose Transparenz hinterlässt (…) gemischte Emotionen, ich fühle mich ein wenig als Voyeurin ertappt.“ Zitat Susanne Blaser.

Treeppenhaus


Treppenhaus - Detail
Es gibt noch sehr viel mehr in dieser Ausstellung zu entdecken. Es lohnt sich hinzugehen.

Die Ausstellung dauert noch bis April 2014. Öffentlich zugänglich von montags bis freitags von 8.00 bis 18.30 Uhr. Samstags und sonntags ist die Ausstellung nicht geöffnet.
Adresse Hirslandenklinik :
Reinacherstrasse 28
4142 Münchenstein
Patrizia Brunners Website: www.patricia-brunner.ch
 

Dies ist der letzte Blogeintrag dieses Jahres. Wir möchten Weihnachten für uns und unsere Familien freihalten.
Wir danken allen BlogleserInnen für ihr Interesse und ihre Treue zu unserem Blog. Die vielen Kommentare freuen uns immer riesig und zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn der Zähler stimmt, hatten wir seit unserem Start im März dieses Jahres über 25.000 Seitenaufrufe. Für den Anfang nicht schlecht!
 

Bleibt uns noch, allen Blogleserinnen ein friedliches, erholsames und fröhliches Weihnachtsfest zu wünschen. Am 8. Januar führt Cécile Trentini uns dann ins neue Jahr 2014.

Bliibet gsund

Das TAF-Team

 

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Freitag, 13. Dezember 2013

Eine Zürcherin in New York


von Cécile Trentini

The City Quilter ist, nach eigener Aussage, ein "Paradies für Quilter" in New York City. Auf ca. 360 Quadrameter Verkaufsfläche bietet der Laden, alles was das Quilter Herz begehrt.

Bildquelle: Twitter

Geführt wird das Geschäft von Cathy Izzo und Dale Riehl. Die Geschäfts- und Ehepartner sind Quereinsteiger (beide arbeiteten ursprünglich beim Fernsehen), die vor 16 Jahren Cathys Hobby zu ihrem Beruf machten.

2011 erfüllten sie sich einen lang gehegten Traum und eröffneten zudem die Galerie "The Art Quilt Gallery", die einzige, wie Dale stolz erwähnt, von über 500 Kunstgalerien in New York, die ausschliesslich Art Quilts zeigt und sich der Förderung dieser textilen Kunst verschrieben hat.


Cathy Izzo und Dale Riehl, 
hier bei einer der ersten Ausstellungen der Art Quilt Gallery 
mit der japanischen Künstlerin Noriko Endo

Der Kontakt zu Cathy und Dale entstand über mein Buch "Daily Beauty", das Judith Mundwiler letzte Woche in ihrem Beitrag auch vorgestellt hat (Danke Judith!). Der Verlag, C&T Publishing, bei dem das Buch erschienen ist, erwartet von seinen Autoren, dass sie auch Promotionsaktivitäten unternehmen, um den Verkauf ihres Titels zu fördern. Und so wandte ich mich, auf Anraten des Verlags, an Dale mit der Frage, ob The City Quilter möglicherweise daran interessiert wäre, bei einem meiner nächsten Besuche im Big Apple, eine Buch-Signierstunde mit mir anzubieten.

Und da ich ja schon am Schreiben war, fragte ich noch, ob ich bei dieser Gelegenheit auch mein Portfolio zeigen dürfte... "Mit einer Signierstunde kannst du keinen New Yorker anlocken, dafür ist das kulturelle Angebot in der Stadt einfach zu riesig" beschied mir Dale, aber ich könne gerne Cathy, der Kuratorin der Galerie, mein Portfolio präsentieren.

Und so kam es dazu, dass ich im November dieses Jahres, meine Arbeiten unter dem Ausstellungstitel "Daily Inspiration" in der Art Quilt Gallery in New York zeigen durfte.

Die Abklärungen, wie meine 13 Werke auf möglichst legalem Weg nach New York gelangen würden, sowie der Reigen an ungenauen, widersprüchlichen und komplizierten Informationen, die ich zu diesem Thema erhielt, würden einen eigenen Blog Beitrag füllen - aber diese langwierige Schilderung erspare ich Ihnen. Kurz und gut, die Arbeiten trafen wohlbehalten und rechtzeitig an der 133 West, 25. Strasse ein, um in der Galerie gehängt zu werden.








Wenn ich zur Vernissage schon nach New York flog, war es naheliegend bei The City Quilter auch einen Kurs anzubieten. Und so hiess es dann "Die Arbeit kommt vor dem Vergnügen" und ich stand am Samstagmorgen, 2 Tage vor der Vernissage mit leicht klopfendem Herzen (immerhin würde ich zum ersten Mal einen Kurs auf Englisch geben) im Kursraum von The City Quilter. Meine Sorgen verflogen aber schnell als ich die sieben Kursteilnehmerinnen kennenlernte; eine davon war eine Deutsche, eine war Dänin, eine weitere war eine Neuseeländerin mit deutschen Wurzeln - ein typischer New Yorker Mix eben; ich war nicht die einzige "non-native speaker" in der Runde und mein Akzent fiel nicht weiter auf.

Thema des Kurses war "How to Design a Quilt Around a Special Fabric", auf Deutsch geht's kürzer: "Vom Stoff zum Quilt". Diesen Kurs entwickelte ich als Anschluss an Druck- oder Siebdruck-Kurse, bei denen ich von den Teilnehmerinnen immer wieder zu hören bekam "dieser Stoff ist so schön, ich werde mich nie trauen hineinzuschneiden". Und dann bleiben diese Schätze jahrelang unbenutzt auf dem Regal, was ja wirklich schade ist.

Der Kurs beginnt mit einer Reihe von grundlegenden Gestaltungsübungen; danach versuche ich die Teilnehmerinnen anzuleiten, einen Quilt-Entwurf für ihren besonderen Stoff zu erarbeiten. Ich war sehr gespannt: wie würden die New Yorkerinnen auf diesen Kursinhalt reagieren, bei dem zwar viel entdeckt und gelernt wird, meist aber kein fertiges, vorzeigbares Werk entsteht. Aber auch hier verflog meine Nervosität sehr schnell, die Teilnehmerinnen waren begeisterungsfähig und offen für Neues und es wurde fleissig gearbeitet





skizziert

Farbpaletten evaluiert

und entworfen
Quelle alle Kursbilder: The City Quilter Facebook Seite

Interessant war die Stoff-Auswahl: Wo die Teilnehmerinnen in der Schweiz und Deutschland mehrheitlich selbstbedruckte Stoffe mitbringen, waren es hier ausschliesslich kommerzielle, meist sehr bunte Stoffe, die den Teilnehmerinnen am Herzen lagen. Zum Schluss des Kurses hatte jede von ihnen eine Vorstellung davon, wie sie ihren besonderen Stoff in einem Quilt integrieren konnte.

Nun war die Arbeit getan und ich konnte mich uneingeschränkt auf die Vernissage am Montagabend freuen. Für New Yorker Verhältnisse (bei, wie bereits erwähnt, über 500 Galerien hat der Kunstliebhaber die Qual der Wahl zwischen täglich mehreren Vernissagen) war die Eröffnung gut besucht.


Auch hier wurde "Daily Beauty" bestaunt


und interessierte Besucherinnen liessen sich erklären, wie ich die Schokoladen Papierchen für "Süsser Alltag" geschmolzen habe.



Dale ist ein Marketing Genie. Im Vorfeld der Ausstellung erhielt ich von ihm immer wieder Emails mit links zu Blogs , Fachzeitschriften (McCalls Quilting), Zeitungen und Webseiten, in denen aufgrund seiner hervorragenden Pressearbeit ein Bericht über die bevorstehende Ausstellung erschien. Und nachdem er sich versichert hatte "are you a real Swiss?" (mein Geburtsort ist Den Haag, Holland, was seine Nachfrage erklärt) sandte er die Informationen über die Ausstellung auch an die Schweizer Botschaft, mitsamt persönlicher Einladung an den Kultur-Attaché! Die Information erschien im Newsletter, den alle interessierten, in New York wohnhaften Schweizer erhalten und tatsächlich beehrte mich Konsul Thomas Schneider, Head of Culture and Education Department, mit einem Besuch der Vernissage! Vor lauter Aufregung vergass ich mich mit ihm fotografieren zu lassen (ganz unamerikanisch von mir!) und so habe ich nur seine Visitenkarte, die er mir in die Hand drückte, als Erinnerung an diesen "hohen Besuch".

Aber, in einigem lasse ich mich gerne anstecken von der amerikanischen Lebensart und so beende ich diesen Bericht über diese aufregenden und ereignissreichen Tage in New York mit einem Bild, wie es auf amerikanischen Blogs immer wieder anzutreffen ist: Nach der Vernissage gingen wir zu viert mit meiner guten Freundin Rayna Gillman, die extra von New Jersey zur Ausstellung gekommen war, zum Abendessen und wir strahlten für den Fotografen um die Wette

Bildquelle: Raynas Blog

PS: die Ausstellung ist noch bis am 28. Dezember zu sehen. Wer also für's Christmas Shopping nach New York geht...

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Montag, 9. Dezember 2013

Wir gratulieren!



Die Ausschreibung zum Wettbewerb TEXIMUS war ein großer Erfolg. Es haben sich 85 Künstlerinnen mit 163 Werken beworben. Diese Zahlen zeigen mehr als deutlich, wie stark diese Sparte der Kunst in der Schweiz vertreten ist und auch, wie groß der Wunsch von Seiten der Künstlerinnen ist, sich in einer qualitativ hochwertigen Ausstellung zu präsentieren.
Ende November haben sich die Jurymitglieder einen Tag Zeit genommen und in einem intensiven Prozess 54 Arbeiten ausgewählt. Nun wurden alleTeilnehmerinnen am Wettbewerb persönlich informiert und so können wir jetzt auch hier bekanntgeben, wer mit einem oder mehreren Werken in der Ausstellung nächstes Jahr (27. - 30. März, in der Altstadthalle in Zug) vertreten sein wird:

Anna Affolter - Maja Andrey - Cäcilia Arnold - Rosmarie Artmann-Graf - Regina Augustini - Beatrice Lanter - Marianne Bender - ŸBea Bernasconi - ŸYvonne Berther - Edith Bieri - Ursula Buser - Meret Bützberger - Maryline Collioud-Robert - Margrit Dällenbach - Edda Frei Marianne Göddemeyer  - Esther Grischott - Jeanine Hug - Deborah Ilg - Marianne Iten Thürig - Beata Keller-Kerchner - Gerda Künzi-Boss - Christine Läubli - Annemie Lieder - Nicole Liersch  - Orfea Mittelholzer - Brigitta Polo - Manuela Rami - Gerda Ritzmann - Martha Roggli  - Verena Schiegg - Laura Stauffer - Maria Stoller - Ursula Suter - Regula Verdet-Fierz - Verena Vogelsanger - Maria Vuilleumier

Wir gratulieren! und freuen uns mit ihnen auf eine vielfältige und spannende Ausstellung.