Freitag, 3. November 2017

Besuch der offenen Ateliers in der Alten Ziegelei Oberwil



Von Ursula Suter

Nach dem ich in den vergangenen Wochen möglichst viel im Freien war, das herrliche Herbstwetter  genossen habe ist dieser erste, regnerische Sonntag  wie gemacht  für den Besuch der offenen Ateliers in der Ziegelei Oberwil.
Blick aus dem Fenster in ein verregnetes „Naturparadies“ mit Storchenschwarm und Hochlandrindern. 
Die erste offene Türe die ich betrete ist die vom Atelier von  Grietje van der Veen.



Da Grietje seit diesem Jahr keine Kurse mehr gibt, hat sie ihr Atelier auf ihre Bedürfnisse umgestaltet. Gleich nach dem Eingang stehen zwei grosse Tische auf welchen ihre Kunstwerke entstehen.


Im  mittleren Teil mit einem grossen Tisch und der gut eingerichteten Küche, hat es Platz um gemütlich zu sitzen, zu plaudern, zu essen. Hier finden auch unsere TAFch – Sitzungen statt.

Zuhinterst ist der Büroteil. Ihre ganze Computerarbeit erledigt Grietje hier.


Über Ihre Arbeit schreibt Grietje: „ Natur = Kunst Nach kleinen Ausflügen in andere Bereiche komme ich doch immer zur Natur zurück. Stand anfänglich deren Schönheit im Zentrum, so verschiebt sich der Fokus meines Interesses mehr und mehr auf den Einfluss der Menschen auf die Umwelt, sei dieser negativ oder positiv. Wichtige Themen sind Wasserverschmutzung und die Renaturierung der Landschaft nach deren Ausbeutung.
Meine Ausdrucksmittel sind textile Materialien die gefärbt, bemalt, verformt, geschichtet, genäht und bestickt werden, je nach Projekt schlicht, üppig oder grell.“

Und immer wieder staune ich über ein Bild von Grietje das ich noch nicht kenne.

Amazonas Rodungen
Mehr über Grietje van der Veen auf ihrer Webseite www.textileart.ch 

Selina Baumann
Vor dem Eingang in Selina‘s Atelier werden die Besucher von einem grossen Objekt empfangen.
Ein Rohr ohne Anfang und Ende windet sich um sich selbst, weitet sich, stülpt sich aus und wieder ein und findet zurück zu seinem Anfang.



1988                      *in Wattwil
2007 - 2008         Gestalterischer Vorkurs, Zürcher Hochschule für bildende Kunst
2008 - 2011         Bachelorstudium Bildende Kunst, ZhdK
2011 - 2014         Masterstudium Bildhauerei, Hochschule für bildende Künste
2014 -                   Bezug eines Ateliers in der alten Ziegelei

Schon der erste Blick ins Atelier lässt erraten mit welchem Material  sie aktuell Arbeitet.


Im hinteren Atelierteil ist Raum zum Entwerfen und Zeichnen.


Auf die Noten und den Instrumentenkoffer angesprochen erzählt sie, dass sie auch noch in einem Orchester musiziert.

Sie erzählte, dass sie sich aktuell mit dem Thema  „Säulen“ beschäftigt und bedauert, dass sie bei der Grösse ihrer Objekte auf das Volumen ihres Brennofens und auf die Masse ihrer Türe Rücksicht nehmen muss.




Ihre aktuellen Projekte sind Ausstellungen im „Kasko Basel“ und im Haus für Kunst Uri
Hier ist ihre Webadresse. www.selinabaumann.com

Beartrice Portmann’s Atelier ist wunderbar hell und grosszügig.



Auf ihrer Webseite beschreibt Beatrice ihren Lebenslauf  kurz und bündig:
1956                      *in Binningen BL
2007                      Wieder zurück in Binningen.
                               In Stadt und Land bin ich vielen Menschen begegnet. Überall war ich zunächst die
                               Fremde. Diese Erlebnisse haben mich geprägt und bereichert.
                               Nach 30 Jahren kehre ich zurück zu meinen Wurzeln.
Beim weiter nach unten Scrollen erfahre ich das zwischen 56 und 07  nicht einfach das Leben angehalten hat. „Die Jahre dazwischen“  zeigen eine Frau, die engagiert und vielseitig ihr Leben gestaltet hat. Im Gespräch erfahre ich, dass sie durch eine Lebenskrise zum Malen gefunden hat.

2004 Farbexperimente
Zitat: „ Für mich selbst ist das Atelier ein Ort der Muss und der Inspiration für meine Malprojekte.“

Raum für atemtherapeutische Einzel - und Gruppensitzungen

Gleichzeitig mit mir waren viele Besucher in Beatrices Atelier die sich konzentriert mit der Bilderausstellung befassten.  Eine auffällig lebendige Zone ihres Ateliers war der  Bereich in welchem, so glaube ich, die „ Schreibwerkstatt“ stattfindet. Dort sassen Leute im regen Austausch miteinander.


Wer mehr über die verschiedenen Arbeitsbereiche von Beatrice Portmann wissen möchte, besucht ihre Webseite. www.porta-nuova.ch

Marianne Vogler
Vielleicht erinnern Sie sich an Teximus 2. Marianne Vogler war mit ihren Arbeiten „leichte Quadrate“ und Kleid in der Ausstellung präsent



Marianne arbeitet seit 15 Jahren in der Ziegelei. Ihr Arbeitsmaterial ist mit wenigen Ausnahmen Papier. 



Sie schneidet, bedruckt, bemalt, reisst, klebt, faltet, beschreibt Papier.
Ihr grosses künstlerisches Spektrum lässt sich nicht so rasch, rasch aufzeigen, darum freut es mich, dass sie sich und ihre Arbeiten nächstens einmal in einem Gästeblog vorstellen wird.




Wer aber schon jetzt mehr wissen möchte findet sie unter www.mariannevogler.ch 

Syrill Weber
Beim Betreten von Syrill   Weber‘s  Atelier springt mir als erstes die sorgfältig angeordneten Werkzeuge auf. Unglaublich diese Vielfalt, wofür werden sie wohl alle gebraucht?!





Nach seiner Lehre bei „Meister Silber“ machte Cyrill sich selbständig und arbeitet als Silberschmied seit 2014 in seiner Werkstatt in der Ziegelei.
Sein “Brot“ verdient er mit Auftragsarbeiten und Reparaturen.

Zunft und Taufbecher



  
Die kostbaren Schalen sind freien Objekte. Sie wirken als würden sie für Zeremonien gebraucht.


Der Silberschalenrohling wartet auf seine weitere Verarbeitung nach einem Vorbild aus der Bronzezeit.
Die Webadresse von Cyrill Weber: www.diesilberschmiede.ch


Die wunderschöne Löffelkollektion ist eine Gemeinschaftsarbeit von Cyrill Weber und Jenny Scheidegger die sich seit etwa einem Jahr in Cyrill‘s Werkstatt eingemietet hat. Die Unikate sind aus einem Stück gearbeitet, die gegossenen Knospen sind von Jenny Scheidegger, der geschmiedete Teil ist von Cyrill Weber. 
Nach ihrer Ausbildung an der Schule für Gestaltung machte Jenny Scheidegger eine Lehre als Silberschiedin.
Zurzeit unterrichtet sie an der Berufsschule für Goldschmiede, an der Schule für Gestaltung in der Grundbildung und gibt an diversen Orten Giesskurse (zB. Kurszentrum Ballenberg) 



Im Atelier verfolgt Jenny eigenen Projekte. Diese Arbeiten umschreibt sie Folgendermassen: 
Nach ersten Ideen und Skizzen passiert die definitive Formbildung während der Umsetzung.
Es entsteht ein Dialog zwischen der Idee, dem Material und dem Handwerk.




Ich habe auch einige kleine Probestücke aus feinem Kupfergeflecht gesehen. Wer findet eines davon auf dem letzten Bild? Obschon sie aus Metall sind, sind sie weich und wirken erstaunlich textil. Wer weiss vielleicht sehen wir in einer weiteren Teximus – Ausstellung ein Werk in dieser Art von Jenny Scheidegger!

Irene Spörri malt seit mehr als 20 Jahren. Am Anfang war die Aquarellmalerei im Vordergrund, zurzeit verwendet  sie Acrylfarben. Sie malt, zeichnet, macht Druckgraphiken und Collagen.
Ihre Themen sind  Wasser, Spiegelungen, Luft und die Natur.



Momentan freut Irene sich auf Bologna, und auf ihre erste Ausstellung im Ausland.
Sie selber bezeichnet sich als strukturiert – spontan.
Auch bei Irene lohnt sich ein Besuch auf ihrer Webseite. www.irenespoerri.com

Eine Drehung um 1800 und schon stehe ich im Arbeitsbereich von Stephan Udry.


Er arbeitet seit seinem Abschluss der Kunstgewebeschule als Lehrer. Seit zwei Jahren teilt er sich ein Atelier mit Irene Spörri.

Einige Beispiele zu seinen Bildthemen

Menschen
viel / wenig, oder wann ist ein Bild ein Bild
  
Er übernimmt Motive von andern Gemälden und übersetzt sie in seine Bildsprache.
Er verwendet verschiedene Malmittel je nachdem was er als passend empfindet.


Bei diesem Bild zB. verwendete er Gouache. Der Vorteil dabei ist, dass die Farbe wasserlöslich ist. Dadurch, dass Stephan Teile der Farben aus der ursprünglichen Farbfläche auflöst und abträgt, entstehen verschiedene Bildebenen.
Oft beginnt Stephan ein Bild und stellt die Leinwand auf die Seite. Zu einem späteren Zeitpunkt malt er weiter, mit neuen Ideen und so entsteht unter Umständen ein Bild mit einem neuen Bildinhalt.
Seine Webseite: www.stephanudry.ch

Tami Komai
In Tami Komai‘s Atelier hängen grosse dünne, zartbemalte Papierbögen von der Decke und bilden eine Art Labyrinth.



Gleich nach dem Fotografieren füllt sich ihr Raum mit Besuchern und Tami hat keine Zeit für ein kurzes Interview.  Sie verweist mich auf ihre Webseite www.tamikomai.ch Ein Besuch dort ist absolut lohnenswert.

Eveline Gmelin
Es ist nicht schwer zu erraten, dass für Evelyne Gmelin die Literatur eine grosse Rolle spielt.




In ihrem Atelier stehen die Bücher aus dem Nachlass ihres Vaters. Gemeinsam mit ihm hat sie ein Buch herausgegeben. Er war verantwortlich für die Geschichten und sie für die Illustrationen. (Leider habe ich mir den Titel nicht aufgeschrieben.)


Evelyne malt seit Kindertagen.  Die neueren Arbeiten haben einen geometrischen Aufbau, die älteren  eher freier abstrakte Formen.




Auf mich wirken ihre Werke nuancenreich, durchdacht und vielschichtig.
Für das  „Regenbogendomino“, ihre jüngste Arbeit sucht, sie nach einem Verlag.


Eveline zeigt auch ihre Tongefässe. Die Formen sind im Gegensatz zu den Bildern rund, bauchig und erinnern an Pflanzen oder Tiere.



Oh was für ein interessanter Tag! Ich bin so vielen interessanten Menschen begegnet. Wenn doch Oberwil nur nicht so weit von meinem Wohnort entfernt wäre……..
Was mir auf diesem Atelier-Rundgang  besonders aufgefallen ist, ist die gegenseitig wertschätzende Atmosphäre. Jede/r kann konzentriert für sich arbeiten und doch sind  „die  Ateliertüren immer offen für einander“. Die Ziegelei ist definitiv ein guter Ort für kreative Menschen.


3 Kommentare:

  1. Liebe Ursula, das ist wirklich eine kreative Stätte. So viele Menschen, die wunderbare Kunst machen, dort muss es ja eine besondere Energie geben. Sicher ein wunderbare Ort für Grietje. Vielen Dank, dass du uns mitgenommen hast. Herzliche Grüße Anette

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    1. Liebe Anette
      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Ich finde es so schön, dass du unseren Blog so treu verfolgst und Rückmeldungen gibst.
      Herzliche Grüsse Ursula

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  2. Liebe Ursula, da ich eine Woche in den USA unterwegs war, habe ich erst jetzt deinen Blogbeitrag gelesen. Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht über unsere Tage der offenen Ateliers und die vielen tollen Fotos. Du hast einiges aus den KünstlerInnen herausgekitzelt von denen ich (noch) nichts wusste. Super.
    Herzliche Grüsse
    Grietje

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