Freitag, 27. Mai 2016

Laos entdecken durch Textilien


von Ursula Suter

Im Letzten Jahr bin ich immer wieder über das Thema Seide gestolpert. Das Seidenraupenprojekt im Museum Ballenberg, Reiseberichte von Verwandten und Freunden, der hauchzarte Roman von Alessandro Barico „Seide“ und eigene handwerkliche Erfahrungen. In meinen nächsten Blogs wird die Seide immer im Mittelpunkt stehen.
Die Reihe beginnt mit

Laos entdecken durch Textilien

Gästeblog von Rosmarie Hammer

Eigentlich wollten wir nur zwei Tage in Luang Prabang bleiben, doch es fühlte sich so gut an hier zu sein und das Hotel - wie ein Paradiesgarten. Wir waren müde. Die Wochen in Vietnam waren anstrengend gewesen. Und hier schon am ersten Tag begegneten wir wunderschönen Textilien und am Abend gingen wir in ein Gartenrestaurant, um eine ganz besondere Modeschau zu erleben. Junge Laotinnen und Laoten präsentierten ihre traditionellen Kleider.


Mit Stolz und Grazie bewegten sie sich über die Bühne! Was für eine Vielfalt! Was für eine Farbigkeit! Was für zauberhafte Stoffe!

Aus den zwei Tagen wurde eine Woche. Wir entdeckten „Ock Pop Tok“ – eine Fair Trade Organisation mit dem Ziel:
-       laotisches Handwerk und insbesondere das textile Handwerk, das droht in Vergessenheit zu geraten, wieder beleben
-       die Qualität heben
-       die ökonomischen Bedingungen der Handwerkerinnen verbessern
-       die pädagogische und kreative  Zusammenarbeit in Laos und weltweit ermöglichen und fördern



Um das Konzept „ Ost begegnet West“ zu leben, gibt es im Handwerkszentrum, das am majestätisch dahinfliesenden Mekong liegt, die Möglichkeit, durch kürzere oder längere Kurse einen praktischen Einblick in die Arbeit zu bekommen. Wir entschieden uns für`s Färben und Weben, je einen halben Tag.


Färben

Die Seidenproduktion hat in Laos seit über 1000 Jahren Tradition. Das Zentrum braucht verschiedenste Färberpflanzen für seine Farben. Je nach dem welcher Teil der Pflanze verwendet wird (Wurzel, Stängel, Blatt, Blüte, Rinde etc.) und der Art der Vorbehandlung der Seide (Alaun, Eisen, Natron, Aschewasser etc.), ergeben sich unterschiedliche Farbnuancen.

Jede Teilnehmerin durfte drei Farben wählen. Ich entschied mich für: Sappanbaum (Caesalpina sappen linn), Annattostrauch (Bixa Orellano, Annettogewächse) und Turmeric (Gelbwurz).
Vom Sappanbaum verwendeten wir das Holz. So musste ich erst mit Spaltmesser und Beitel das Holz in kleine Scheite spalten. Dieses wurde dann ausgekocht. Die kurz mit Alaun vorbehandelte Seide wurde dann ins Färbbad getaucht. Eine rotgoldbraune Farbe war das Resultat. Durch die Beigabe von Aschewasser kann man diese Farbe zu Pink-purpur weiterentwickeln.

Sappanholz zum Spalten

Der Annattostrauch ist eine wichtige Färberpflanze und stammt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Es war der wichtigste Farbstoff für die Körperbemalung der Indianerstämme und trug ihnen die abschätzige Bezeichnung Rothaut ein.
Ich verwendete die Samen, die ich erst im Mörser zerstampfen musste. Sie wurden eingeweicht, aufgekocht und dann abgesiebt. Die mit Natron vorgebeizte Seide nahm ein leuchtend goldenes Orange an.

Annattofruchtstand mit Samen
Annattosamen im Mörser

Die Turmericwurzel musste ich im Garten erst ausgraben und reinigen. Was für ein zauberhaftes Bild erschien in den fein geschnittenen Scheiben und knallgelb!
 
Turmerikwurzel / Gelbwurz
Aufgeschnittene Wurzel
Die Wurzel schnitt ich in dünne Scheiben und zerstampfte sie im Mörser. Das Mus wurde mit Wasser gekocht und abgesiebt. Die Seide wurde in einem Absud von Tamarindenblättern vorbehandelt. Das Resultat war ein zartes Gelb.

Nun war Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause. Ein buntes, duftendes, laotisches   Essen mit Stickyrice wartete schon auf uns.



Aus Bambusblätter gflochtener Behälter für Klebreis
Wir genossen es an einem luftigen, gedeckten Platz. Was für ein Ort! In mitten der Natur, mit Blick auf den Mekong, umgeben von einer Vielfalt von kunstvollen Textilien! Der Ort lädt zum Verweilen ein – einfach sein!


Weben
Viel zu schnell mussten wir wieder an die Arbeit! Jede Teilnehmerin bekam eine Helferin. Das Material hatten wir uns schon vor dem Mittagessen ausgewählt. Es konnte also sofort losgehen.
Der Webstuhl hat zwei Schäfte und zwei Tritte. Hinter den Schäften ist das Muster mit Fäden eingelesen.
 
Kamm, Schäfte, Musterfäden

Wir Anfängerinnen hatten kurze, einfache Muster. Meines war symmetrisch, es spiegelt sich in der Mitte. Erst musste ich in Leinenbindung mit der Grundfarbe, meine war zartrosa mit Lotus gefärbt, 20 cm weben. Dann kamen Streifen in einer andern Farbe, dazwischen immer wieder die Grundfarbe.

Das Hauptmuster
Der unterste Faden der Musterfäden wird oben abgenommen, runter auf die Kettfäden gezogen, ein Fach gebildet, ein Stab reingelegt, der Faden rausgezogen und unter den Kettfäden wieder eingezogen und festgemacht, Muster Schuss in rosa  Farbe. Dann Leinenschuss in Grundfarbe  - nach jedem Musterschuss – ein Schuss in Leinenbindung. Nächster Musterfaden wird oben gelöst, Fach gebildet, Stab reingelegt, Faden rausgezogen, unter den Kettfäden wieder eingezogen und befestigt usw.  

Sind oben keine Musterfäden mehr, ist die Mitte erreicht. Nun folgt das ganze Prozedere von unten nach oben. Der oberste Faden unter den Kettfäden wird gelöst und zu den Kettfäden hochgezogen, Fach gebildet, Stab eingelegt, Faden rausgezogen, über den Kettfäden eingezogen und oben befestigt etc. bis alle Musterfäden wieder oben sind. Dann ist das Muster fertig. Es folgen wieder drei  Streifen wie vor dem Muster. In Leinenbindung zu Ende weben.
 
Mein Kunstwerk
Jede Kursteilnehmerin hatte eine Helferin neben sich und die jeden Schuss aufmerksam begleitete und half wenn nötig. Obwohl wir nicht die gleiche Sprache hatten, war die Verständigung kein Problem.

Neben dem kleinen Kursraum gab es auf dem Areal einen grossen Raum mit vielen Webstühlen an denen Lehrfrauen und auch echte Webkünstlerinnen arbeiteten. Die Töchter lernen von ihren Müttern meist nur ein bis zwei Muster. Hier können sie ihr Repertoire erweitern und Feinheiten dazu lernen.









Wir konnten uns kaum trennen von diesem Ort. So fuhr der Fahrer schon mal ohne uns los, weil wir im Laden zwischen all den wunderbaren Dingen nicht wussten, was wählen und die Zeit ganz vergassen! Etwas später gelangten wir dann doch noch heil zurück in unseren Paradiesgarten.

Spinnrad Werkstatt und Laden
Weberin in einem Dorf


Rosmarie Hammer


Mittwoch, 25. Mai 2016

Freitag, 20. Mai 2016

Tapisseries Nomades

von Judith Mundwiler

Die Ausstellung im "Musee Cantonal des Beaux-Arts de Lausanne" unter dem Titel TAPISSERIES NOMADES - Fondation Toms Pauli-Collection XXe Siecle.

dauert noch bis zum 29.Mail 2016. Wenn Sie die Möglichkeit haben, kurzfristig nach Lausanne zu reisen, kann ich Ihnen einen Besuch bei diesen eindrücklichen Werken nur empfehlen!

Le Corbusier schrieb 1960 folgendes zum Thema "mural nomads" (Wandnomaden):
Das Schicksal unserer heutigen Gobelins/Wandteppichen ist klar:  Wir sind Nomaden, bewohnen gemietete Häuser, wir wechseln unsere Wohnungen mit dem Wachstum unserer Familien. Wir können nicht ein Wandbild an die Wänden unserer Wohnung malen. Aber eine Wandteppich aus Wolle kann heruntergenommen werden, aufgerollt, unter den Arm geklemmt, mitgenommen und woanders wieder aufgehängt werden. Deshalb habe ich meine Wandteppiche "Wand Nomaden" genannt.


Die Stadt Lausanne hat 1962 die erste Internationale Tapisserie-Biennale ins Leben gerufen. Das Ziel der Veranstaltung, die von CITAM (International Antike und Modem Tapestry Centre) eingerichtet war, die Vitalität und Kreativität der zeitgenössischen Wandteppich  zu zeigen. Initiator von diesem Großprojekt war der Künstler Jean Lurcat ,der die Wiederbelebung der Tapisserie in seinem eigenen Land vorantreiben wollte.
Die Beinnale Lausanne wurde in den Räumen des Kantonalen  Musée des Beaux-Arts regelmässig organisiert bis 1992 . Sie diente als  "Seismograph", der grundlegenden Veränderungen in der internationalen Textilkunst .
Aus der Grundidee wurde etwas mehr als nur einfache Ausstellungen; sie wurde zu einem Schlüsselereignis, das den außergewöhnlichen Verlauf des  Mediums "Wandteppich" aus dem rein dekorativen Hintergrund in den Kunststatus aufzeigte.
In Lausanne entstand das neue "Tapestry Labor"  und die Stadt wurde für dreissig Jahre die Hauptstadt der zeitgenössischen Wandteppichen.

In der aktuellen Ausstellung sind Werke zusammengestellt von verschiedenen Zeitepochen.
Alle diese Arbeiten waren vor Jahren schon mal hier zu sehen während der Biennalen.
Kommen Sie doch mit mir mit auf einen Rundgang!



Der Platz vor dem Museum

Die eindrückliche Eingangshalle

Eingang zur Ausstellung
Magdalena Abakanowicz (PL) Andromeda ll, 1964

Ritzi und Peter Jacobi (Rumänien/Deutschland) Textil-Relief weiss, 1969

Wojciech Sadley (PL) Trio 2 oder der Faun, 1975

Jean Lurçar (F) Erde Luft Wasser Feuer, 1961

Das Werk war an der ersten Biennale in Lausanne 1962 ausgestellt

Blick in den ersten Raum

Jagoda Buic (Kroatien) Flexion ll, 1971

Blick in den zweiten Raum

Jolanta Owidzka (PL) Tapis de prières du XXe siècle, 1978

Aurèlia MuNoz (E) Capa pluvial ll, 1976


Elsi Giauque mit Käthi Wenger (CH) Weisse und graue Feministin, 1976-77
Sheila Hicks (USA) Linen Letter to Malevitch, 1975


Mariette Rousseau-Vermette (CAN) Automme québecois lll, 1978

Marguerite Carau-Ischi (CH) Les Parenthèses, 1967

Détail mit Reissverschluss

Magdalena Abakanowicz (PL) Abakan rouge lll, 1970-71

Rückseite
Olga de Amaral ( Kolumbien) Caligrafia Espacial, 1974-75


lia Cook (USA) Spatial Ikat ll, 1977


Helen Frances Gregor (CAN) Totem no5, 1976


Sherri Smith (USA) Jasper, 1979

Pierre Daquin (F) Der Klang, 1970

Naomi Kobayashi (Japan) Dark of the Valley, 1979


Anne-Marie Matter (CH) Les Azalées, 1979


Jagoda Buic (Kroatien) Triptyque structural, 1965

Moiik Schiele (CH), Black columm, 1972-73


Beatrix Sitter-Liver (CH) Zenith, 189

Carol Shaw-Sutton (USA) Mingling Destinies, 1991-92

Détail 1

Détail 2

Susan Marie Johnson (USA) Floor Cover, 1981

Détail von einem der 25 Teilen


Elsi Giauque (CH) mit Käthi Wenger, Hommage an Meret Oppenheim, 1985


Mariette Rousseau-Vermette (CAN) J'ai vu la mer s'illuminer, 2001

Hideho Tanaka (Japan) Vanishing (an image taken from Lady Chatterley' lover) 1985


Machiko Agano (Japan) Ohne Titel, 1986



Sonia Delaunay (Ukraine/France) La Courbe grise, 1970-72


Jan Hladik (Tschechische Republik) Gobelin bleu, 1969



Lissy Funk (CH) Lebensbaum, 1964

Jean Luçat (F) Mexico, 1954

Pierre Daquin (F) Devenant, 1968


Josep Grau-Garriga (ESP) El record i l' imatge, 1966

Hier finden Sie die weiteren Infos , wie Öffnungszeiten, Anfahrt etc. zur Ausstellung:

Musee Cantonal des Beaux-Arts Lausanne

Fondation Toms Pauli