Freitag, 11. September 2015

"Die Zukunft wird bunt"

von Judith Mundwiler

Letzte Woche bin ich in unserer Tageszeitung auf den folgenden Artikel gestossen:

"Die Zukunft wird bunt: Wie Experten Trendfarben aufspüren"

Das tolle Foto vom Mittwoch war das Begleitbild zum Artikel und hat sofort mein Interesse geweckt!

Quelle: Lise Nörgeli/Photocase

Die Bildunterschrift hiess:
"Märchenwelt und Poesie im Alltag: Laut den Farbexperten werden wir uns künftig neben einer Vielfalt an Grüntönen mit einer breiten Palette an schillernden Farbnuancen umgeben." 

Jetzt, wo sich draussen der Sommer langsam wegschleicht und die ersten feinen Herbstnebel am Morgen aufziehen, die Bäume sich bereit machen für ihr buntes Blattwerk, welches sie dann leise abstreifen werden, wirkt dieses Bild von den tanzende Feen wie ein Traum vom nächsten Frühling auf mich.

Und tatsächlich beschäftigt sich der Artikel mit dem Thema von der farblichen Zukunft von unserem Alltag. Nicht etwa mit den Trendfarben von der kommenden Saison, sondern von derjenigen in 2 Jahren!!!

Haben Sie sich auch schon gefragt, wer, wann, wie und wo die Farben bestimmt, welche uns im nächsten oder übernächsten Jahr in den Kleidergeschäften, in den Möbelabteilungen in Form von Vorhängen und Bett Textilien, in den Gestellen der Stoffläden, auf den Laufstegen der Modedesigner und in den täglichen Illustrierten Zeitschriften begegnen?......

.....dann lesen Sie diesen spannenden Artikel und besuchen Sie meine Links dazu!


'Kleider schweben wie Elfen durch die Luft. Über der Landschaft liegt ein schillernder Farbstaub. Und plötzlich leuchten im Wald Blätter, Stämme und Pilze auf. Poetisch wirken diese Bilder, auch ein bisschen märchenhaft. Nur ein paar Minuten später wird diese Bildwelt von Überschwemmungen, Zerstörung und Verschmutzung, aber auch von Pipilotti Rists intensiven Farben abgelöst. Diese optische Achterbahnfahrt widerspiegelt die Farbenwelt, die uns mit grosser Wahrscheinlichkeit in zwei Jahren beschäftigen wird. 

15 Farbexperten aus der ganzen Welt sind ihnen auf der Spur und trafen sich deshalb kürzlich in St. Gallen auf Einladung von Swiss Textiles zum Intercolor Encounter. Anhand von Kurzfilmen und Bildern präsentieren sie ihre Moodboards, diskutieren ihre Ideen und definieren die Farbpalette, mit der die Textilindustrie arbeiten wird.

Farben lösen Emotionen aus
Woher wissen sie, mit welchen Farben wir uns bald umgeben werden? «Das ist eine Grundstimmung», erklärt Vittorio Giomo, der an diesem Treffen sein Heimatland Italien vertritt. Bei ihm sind es vor allem Blautöne. «Ich träume nicht davon, dass Blau eine Trendfarbe wird, Blau umgibt mich einfach», sucht er nach einer Erklärung. «Die emotionale Reaktion wird immer wichtiger», ist Joanna Bowring aus London überzeugt. «Wir wollen Poesie ins Leben bringen.» Poesie in vielen bedeckten Farbtönen – grün, gelblich, grau. 


Solche Aussagen wirken auf Aussenstehende etwas nebulös. Ist es aber nicht. «Diese Trendprognosen sind kein Fischen im Trüben, sie sind Resultat einer tiefgreifenden Analyse», betont Niels Holger Wien. Der Deutsche mit den rotgefärbten Haaren ist einer der Farbtrendforscher von Intercolor und vertritt Deutschland und in diesem Jahr auch die Schweiz. «Wir tragen Momentaufnahmen und Artefakte unserer kulturellen Realität zusammen. Damit geben wir nicht wieder, was es schon gibt, sondern setzen Bausteine so zusammen, dass sie etwas Neues ergeben – umgekehrte Archäologie quasi.»

Intercolor ist nicht der einzige Verbund von Farbexperten, die Farbprognosen herausgeben. Eine ganze Reihe von Anbietern wie die Organisatoren der Veranstaltung Première Vision oder Autoren von Farbtrend-Büchern tragen ebenfalls ihre Farbwelten zusammen. 

Die vor 52 Jahren gegründet Intercolor – die Schweiz gehörte mit Frankreich und Japan zu den Gründungsmitgliedern – arbeitet allerdings ohne Profit und dient der Industrie in den beteiligten Ländern sozusagen als Konsultationsmaschine, aber auch als Rückversicherung ihrer eigenen Empfindungen. «Schliesslich befassen sich die Designer, mit denen wir zusammen arbeiten, ebenfalls mit dem Thema, kennen dazu genau ihre Bedürfnisse und haben Erfahrungen mit den Produkten, mit denen sie arbeiten.»

So unterschiedlich die Beiträge an diesem Morgen in St. Gallen auch sind, ein wichtiges Thema ist die Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist natürlich und was künstlich? Und: Gibt es denn die Natur, wie wir sie gerne idealisieren, überhaupt noch? Schliesslich haben die Menschen, seit sie sesshaft geworden sind, fast alles auf dieser Erde verformt, beeinflusst oder beeinträchtigt. 

«Ein sehr spannendes und breites Thema, das letztlich auch die Farbenwelt von Produkten und Mode beeinflusst», weiss Trendanalyst Wien. Aber auch das Thema Biolumineszenz (das natürliche Licht bei Tieren, z.B. Glühwürmchen oder Quallen) tauchte immer wieder auf. «Das Nachdenken über die Natur bietet viele Ansatzpunkte mit dem Spiel von Farben der Natur, Natürlichkeit und Künstlichkeit.»

Die Zukunft bringt Farbigkeit
Sieht unsere koloristische Zukunft tatsächlich so bedeckt in Grün- und Grautönen aus, wie es viele Länder präsentieren? «Nein, überhaupt nicht.» Niels Holger Wien beurteilt die Stimmung als optimistisch und positiv. «Die Farbenvielfalt wird deutlich breiter. Es gibt nicht nur die eine bestimmte Trendfarbe. Es geht vielmehr um Atmosphären, Stimmungen, Farbwelten.»
Die Polarität zwischen ruhigen, neutralen Farben und solchen von Intensität, Leuchtkraft und Farbigkeit werden uns künftig noch mehr beschäftigen. «Sie widerspiegelt unser Leben zwischen der analogen und digitalen Welt.» Natürlich werden uns weiterhin viele Grautöne umgeben. Doch die Farbe legt ihre Neutralität ab und bekommt eine poetische, magische Variante, indem sie kupfrige oder violette Nuancen annimmt. 

Interessant ist auch, dass die Farbreihen eine neue Qualität von Zwischentönen beinhalten. «Sie sind spannend in der Kombinatorik, weil es kaum primäre Farben sind, sondern gesättigte Pastelle.»
Die permanente Brillanz der Bilder auf den Bildschirmen zum Beispiel beeinflusst unsere Realität ganz stark. «Wir suchen nach ebendieser überhöhten Farbigkeit. 

Es ist nur logisch, dass solche Themen auch in der Mode auftauchen, auch wenn wir nicht jeden Tag in einem Tulpenfeld von Pipilotti Rist stehen wollen», erklärt der Trendforscher. Leuchtende Farben haben sich bei den Freizeitschuhen und im Sportswear-Bereich bereits durchgesetzt. So auch Metallic-Farben – ein weiterer wichtiger Trend –, wo sich zwei, drei Farben überlagern. Neu an diesen Farben ist, dass sie über Silber, Gold und Kupfer hinausreichen.
Wird damit bald das Ende der Einheitskleidung in Grau und Schwarz eingeläutet? 

«Das wird bestimmt nicht von einem auf den anderen Tag geschehen, so, wie sich auch nicht die Farbenwelt jede Saison schlagartig ändert. Das ist eine langsame Entwicklung», sagt der Farbtrendforscher. Er würde sich ohnehin schon lange mehr Selbstbewusstsein und Freude am Umgang mit Farben wünschen.'

Artikel aus der "bz Nordwestschweiz" vom 4.9.2015
Autorin: Silvia Schaub

Ich habe mich für sie mal auf der Webseite von  "Intercolor" umgesehen. Hier können Sie sehen, welche Frabtrends vorausgesagt wurden und werden.

Über das Treffen der internationalen Farbexperten in St. Gallen

Swiss Textiles hat heute im Textilmuseum St. Gallen den internationalen Kongress der Farb- und Trendexperten von Intercolor eröffnet. Vertreterinnen und Vertreter aus fünfzehn Nationen präsentierten in der Anwesenheit von rund 40 Gästen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie Zeitgeist und Inspirationen aus ihren Ländern. In einem geschlossenen zweitätigen Workshop tauschen sich die Farbexperten über Farb- und Materialtrends für die Saison Frühjahr/Sommer 2017 aus.
Swiss Textiles ist mit Frankreich und Japan Gründungsmitglied der Intercolor und nimmt seit 52 Jahren an den zwei Mal jährlich statt findenden Kongressen teil. Intercolor ist ein Forum des kulturellen Austauschs mit Fokus auf Entwicklungen in Mode und Design. Die Treffen werden abwechselnd von den Mitgliedländern organisiert und durchgeführt. In diesem Jahr sind die Vertreterinnen und Vertreter der Intercolor im Textilmuseum in St. Gallen zu Gast. «Ich freue mich, dass wir unsere Gäste in dieser traditionsreichen Umgebung empfangen dürfen, gleichzeitig aber in die Zukunft blicken, indem wir uns darüber unterhalten, welche Farben und Materialien in zwei Jahren angesagt sein werden», sagt Peter Flückiger, Direktor von Swiss Textiles. Zum Aufenthalt in St. Gallen gehört auch ein Einblick in die hiesige Textilindustrie. Die Intercolor-Mitglieder besuchen unter anderem die Forster Rohner AG, die einerseits mit ihren Stickereien international renommierte Modeschaffende ausstattet, anderseits auch im Bereich der Technischen Textilien Innovationen auf den Markt bringt.

Massgebliche Impulse für die Textil- und Bekleidungsindustrie
In einem ersten Teil der Tagung präsentieren die Intercolor-Mitglieder im so genannten «Encounter» Zeitgeist-Impulse und Inspirationen aus ihren Ländern. Anschliessend ziehen sie sich zurück und diskutieren über Trends und Tendenzen aus ihren Nationen. Als verbindendes Element gelten die Farben. Im geschlossenen Color Workshop werden die diversen Farbwelten nach gemeinsamen Bezügen und Parallelen untersucht. Schliesslich gelingt es übergreifende Impulse zu filtern und eine gemeinsame Intercolor Farbkarte zu entwickeln, die für alle Mitglieder wiederum Inspiration für länderspezifische Farbkarten und Trendanalysen sind.  

Zu den fünfzehn Mitgliedern von Intercolor gehören: China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Portugal, Schweiz, Spanien, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn und die USA.


Auch die Webseite von "Swiss Textiles" bietet interessante Infos!

Bei der Firma "Christian Fischbacher" werden die Trends für Bettwäsche erforscht, ebenfalls an diesem Intercolour Kongress in St. Gallen.




Quelle: Webseite Ch.Fischbacher

Zum Abschluss möchte ich Sie noch mit ein paar Fotos aus meinem Fotoarchiv auf die bevorstehenden Herbstfarben in der Natur einstimmen.....ob diese Farbkombinationen Trend werden, weiss ich nicht....aber vielleicht sind sie eine Inspirationsquelle für Ihre kreative Arbeit?......











3 Kommentare:

  1. Das ist ja spannend. Ich habe mir, ehrlich gesagt, noch keine Gedanken gemacht, wer das Farbschema wohl zusammenstellt, da ich mich nicht an den Trend halte, sondern das suche, was mir gefällt. Allerdings ärgert es mich manchmal, dass ich z.B. kein dunkelblau bekomme, wenn es mal grad nicht "in" ist. Jetzt weiß ich ja auch warum. Interessant ist dabei ebenfalls, dass ich gerade einen Roman von P.Coelho lese, wo es u.a. auch um Modedesign geht und genau das Thema der Farbauswahl gab es da gestern für mich zu lesen. Seltsame Zufälle, oder?
    Vielen lieben Dank auch für die tollen Fotos, da fallen mir gleich wieder viele Möglichkeiten ein, sie textil umzusetzen. Inspiration pur!!!!! Herrlich!!!!
    Herzliche Grüße Anette

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  2. Liebe Anette
    Ja, für mich sind die Trendfarben auch eher nebensächlich...und dennoch werden wir irgendwie davon beeinflusst. Sei es nur, weil wir eben die passende Farbe je nach Saison für uns nicht finden. Eine Kollegin von mir trägt sehr gerne und fast immer ganz bunte Kleider. Und diese sind ganz typisch für sie und ihren Charakter. Sie sagte mir kürzlich, dass sie je nach dem, wie der Modetrend ist, nur in der Kinderkleiderabteilung fündig wird.....man/frau wird erfinderisch und kreativ! Wir kennen ja in der Welt der Textilkunst den Effekt von Trends auch: plötzlich tauchen an Ausstellungen alles bedruckte Stoffe auf. Oder Alle integrieren Bildtransfer-Bilder in ihre Quilts. Oder plötzlich ist mit Rost färben in.........Auch in der ganzen Kunstszene beeinflussen sich Künstler gegenseitig und es entstehen Trends....bis dann wieder jemand etwas Neues zeigt....

    herzliche Grüsse
    Judith

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  3. Liebe Judith, vielleicht geht es auch gar nicht ohne Trend? Wenn jeder nur seine Lieblingsfarben verkaufen wollte, wäre es wahrscheinlich ein großes Chaos und noch schwieriger, das zu finden, was jede für sich sucht. Wie du schon sagst, Kreativität ist hier gefragt. Und eine Beeinflussung ist es auf alle Fälle, kann ja auch mal zu neuen Wegen führen. Was ich nur nicht gut finde ist, dass die Klamotten leider viel zu schnell wieder entsorgt werden, weil sie eben nicht mehr "in" sind. Da würde ich mir mehr Nachhaltigkeit wünschen. Aber wir Patchworker machen durch den Gebrauch von ganz alten Sachen ja einiges wieder wett. Ein ganz kleiner Trost!!!! Ganz liebe Grüße Anette

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