Freitag, 27. Februar 2015

Bilder einer Ausstellung

von:
Gabi Mett

Bilder einer Ausstellung 

Haben Sie sich für dieses Jahr viel vorgenommen? Wollen Sie Ausstellungen in Museen besuchen? Steht Karlsruhe, Birmingham oder St. Marie aux Mines in Ihrem Terminkalender? Sind die Ausstellungen in Heidelberg ( die Quilt-Art-Gruppe aus England und im Herbst die nächste Triennale der Quiltkunst) und in Augsburg ( 22 Künstlerinnen - 22 Positionen) bereits eingetragen? Vielleicht ist ja noch ein Abstecher nach Holland geplant zum Textilfest in Leiden oder nach Berlin zur Textilen Art Berlin? Oder ein Besuch der Kunstmesse in Basel? Es gibt auch in diesem Jahr wieder unglaublich viel zu sehen und zu entdecken. 

Biennale der deutschen Textilkunst 5,1987, Künstlerin nicht bekannt, Foto: Gabi Mett
Wie aber gehen Sie eine solche Großveranstaltung an ? Freuen Sie sich darauf, weit über 1000 Quilts oder interesssante Künstler aus anderen Bereichen wie Malerei und Skulptur zu entdecken ? Oder haben Sie die Befürchtung, in der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht, nicht alles zu sehen? Wo fange ich an, was lasse ich weg und wie kann ich mir einen Überblick verschaffen? Ich habe da mittlerweile mein eigenes System entwickelt. Durch jahrelange Messebesuche geschult, gehe ich im ersten Durchgang jede Reihe durch und halte Ausschau nach interessanten Objekten. 


Biennale der deutschen Textilkunst 5, 1987, Künstlerin nicht bekannt, Foto: Gabi Mett
 

Die Entdeckungen ereignen sich rein intuitiv und sie werden oft ausgelöst durch angewandte Techniken, interessante Materialien oder den Einsatz von Farben. Auch die Entdeckung interessanter Inhalte kann zu einem kleinen Zwischenstop führen. Werke bekannter Künstlerinnen fallen sofort ins Auge. Hier interessiert es mich, ob eine Entwicklung zu erkennen ist und natürlich schaue ich mir auch immer wieder bereits Bekanntes an. 

Biennale der deutschen Textilkunst 5, 1987, Ausschnitt aus einem Werk von Helmut Hahn, Foto:Gabi Mett
Wenn dieser erste Durchgang geschafft ist und ich Favoriten entdeckt habe, geht es an die eingehendere Betrachtung. Ich kehre zu den Bildern oder Quilts zurück und lasse sie auf mich wirken, frage mich, was mich an dieser Arbeit besonders bewegt und nähere mich so, mich auf die eigenen Sinne verlassend, dem Werk an. Ich versuche in einen Dialog zu kommen, mich nicht beeinflussen zu lassen von Namen, Preisen, Auszeichnungen, sondern wirklich nur das Bild im Auge zu behalten. 


Biennale der deutschen Textilkunst 5, 1987, Künstlerin nicht bekannt, Foto: Gabi Mett
Vielleicht kann ich noch durch ein Gespräch mit der Künstlerin Antworten auf die ein oder andere Frage bekommen.



Ich habe es mir abgewöhnt, zu viele Fotos zu machen, es sei denn für unseren Blog. Für mich ist es wichtig, was in meinem Kopf hängen bleibt, gepaart mit dem Bauchgefühl. Und ich finde es gut, wenn sich manche Bilder und Eindrücke auch wieder verlieren und Herz und Verstand die eigene Auswahl treffen.

Biennale der deutschen Textilkunst 5, 1987, Künstlerin nicht bekannt, Foto: Gabi Mett

So kann es natürlich auch passieren, dass nach langer Zeit die Fotos nicht mehr eindeutig zuzuordnen sind. Ich hoffe, Sie sehen mir die Lücken nach. 
Hinzufügen möchte ich jedoch, dass die Arbeit vom Wordless Wednesday ein Detail einer Arbeit von Hiltrud Schäfer zeigt.
 
   Biennale der deutschen Textilkunst 5, 1987, Künstlerin nicht bekannt, Foto: Gabi Mett  


Im Januar diesen Jahres habe ich mir im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund (www.museumdortmund.de/mkk) die Ausstellung Textil.Bild.Kunst - Das textile Wandbild nach 1945 angesehen. 

Diese Ausstellung versucht, die textile Kunst in den Kontext der allgemeine Kunstentwicklung einzubinden und Tendenzen der textilen Bildkunst nach 1945 aufzuzeigen. Aus vorhandenen Beständen des Museums wurde diese Präsentation zusammengestellt, ergänzt durch Leihgaben aus weiteren Museen und Archiven in Deutschland. Sie zeigt Arbeiten von 15 Künstlern und Künstlerinnen, die das Textile für ihre Bildgestaltung zum Hauptthema gemacht haben. Die Abbildungen und Zitate sind dem Katalog entnommen, der zu dieser Ausstellung veröffentlicht wurde. In der Ausstellung selbst durfte nicht fotogtafiert werden. 
Die 50iger bis 70iger Jahre sind für mich in vieler Hinsicht Neuland, was die textile Kunst angeht. So habe ich mit dieser Ausstellung und mit dem Katalog eine Reise in die Jahre meiner Kindheit und Jugend angetreten und in vieler Hinsicht habe ich interessante Dinge entdeckt.

Da sind zum einen die drei wichtigen Voraussetzungen, die die textile Bildkunst im 20. Jahrhundert auf den Weg brachten:

  • für Deutschland die Scherrebecker Webschule, aus der weitere Webschulen hervorgingen. Sie spielte seit Beginn des 20. Jahhunderts eine wichtige Rolle, unter anderem im Jugendstil.
  •  die Gründung des Bauhauses  Hier wurde eine Webwerkstatt eingerichtet, die von Paul Klee, Johannes Itten und Georg Muche entscheidende Anregungen erhielt. Namen wie Gunta Stölz oder Anni Albers verbinden sich mit dieser Institution.
  • die in den 30iger Jahren neu belebte Tapisseriekunst in Frankreich, die eng mit dem Namen Jean Lucart und der Stadt Aubusson verbunden ist. 1959 wurde auf der zweiten Dokumenta in Kassel ein Bildteppich von diesem Künstler im Treppenhaus des Fridericanums gezeigt.

Weitere Aspekte sind ebenfalls interessant und erwähnenswert.


  • Die Veränderung der Ausbildung in Deutschland nach 1945
Es wurden in den sogenannten Kunstgewerbeschulen, in denen das Unikat und nicht die industrielle Fertigung im Mittelpunkt der Ausbildung stand, über den zweiten Weltkrieg hinaus Textilklassen geführt, die nach dem Krieg in den sogenannten Werkkunstschulen weitergeführt wurden. Sie wurden von Frauen geleitet, deren Ausbildung noch stark vom Bauhaus geprägt waren. „ …die meisten Künstlerinnen und Künstler, die sich nach 1945 mit textiler Bildkunst befassten, zeichneten sich durch eine breit gefächerte künstlerische Ausbildung aus. Das Studium am Bauhaus und an den Werkkunstschulen befähigte generell zu einer vielseitigen künstlerischen Betätigung, in der textile Arbeiten einen gleichwertigen Anteil an der Kunstproduktion hatten.“(S. 18-20)

Im Jahr 1971 wurden diese Fachklassen in die Fachhochschulen, die Kunstakademien und Universitäten eingegliedert. Die Ausrichtung erfolgte in Richtung Design, Kunst oder Wissenschaft, der ganzheitliche Bildungsansatz wurde aufgehoben. 


  •  Die Veränderung der textilen Bildkunst in den 70iger Jahren 

„Paralell zur Veränderung der textilkünstlerischen Ausbildung verlor die textile Bildkunst durch ihre seit den 70iger Jahren verstärkten plastischen und räumlichen Tendenzen an Bedeutung.“ (S.20)  Kann das wirklich ein Grund sein, warum die Textilkunst ihren Platz an der Seite der anderen Künste verloren hat, der Weg in den Raum, die Hinwendung zur Skulptur ? Ich lasse diesen Satz einfach einmal im Raum stehen.

Unter anderem führte das nachlassende Interesse an dieser Kunstform dazu, dass die Biennalen von Lausanne oder die der Textilkunst in Deutschland (Dazu die oben ausgewählten Bilder) nicht mehr ausgeschrieben wurden. Gleichzeitig wurden Lehrstühle nicht mehr besetzt oder ganz aufgelöst. Selbst die Studiengänge für den Bereich der Textilgestaltung im Unterricht finden sich nur noch an wenigen Hochschulen.Die Ausbildung zum Weber fällt in Deutschland unter den allgemeinen Begriff Textilgestalter im Handwerk, es ist kein selbständiger Beruf mehr. Das nur am Rande.


„Das Wegbrechen textiler künstlerischer Traditionen gegen Ende des 20. Jahrhunderts hat erstaunlicherwiese heute nicht zum Verschwinden der Wertschätzung textiler Bildkunst geführt." (S.20) Das sehe ich aus eigener Erfahrung anders.


"Vielleicht bedurfte es auch erst eines größeren Abstandes, um sich dem Thema wieder anzunähern. Die Textilkunst des 20. Jahrhunderts hat sich in der Zwischenzeit nicht nur zu einem neuen Gebiet für Sammler entwickelt, sondern sie ist in jüngster Zeit in großen Ausstellungen auch umfassend wiederentdeckt worden., Das Textile hat sich als neue Inspirationsquelle für aktuelle Kunst erwiesen und diese beflügelt." (S.20)Eine gewagte These, finden Sie nicht auch?


"Und auch das gewebte textile Wandbild erlebt eine gewisse Renaissance, wenn auch unter anderen Voraussetzungen. Dies zeigen die jüngsten, ganz unterschiedlichen Arbeiten Gerhard Richters (geb.1932), der amerikanischen Künstlerin Pae White (geb. 1963) und des britischen Künstlers Grayson Perry (ge.1960), die in ihre Entwürfe nach digitalen Vorlagen an Jacquard-Webstühlen in großformatige textile Bilder umsetzen lassen.“ (S.20) Das ist für mich kein überzeugendes Argument, denn es wird den eigenständigen textilen Ausdrucksmöglichkeiten nicht gerecht.


Was ich allerdings an dieser Stelle einfügen möchte, ist die Blindheit auf einem Auge, die Textilkunstinteressierte oder TextilkünstlerInnen oft nicht sehen läßt, dass eine solche Kunst auf den Kunstmessen zu finden ist. Die Künstler kommen aber in den seltensten Fällen aus dem traditionellen“Handarbeitsbereich“, sondern sind Studienabgänger von Kunsthochschulen, die das Textile mit völlig anderen Augen sehen und die Möglichkeiten für ihre Inhalte nutzen. Sie sind ausgebildet, in Projekten zu denken, diese theoretisch in einem Konzept zu durchdenken und zu formulieren und mit den entsprechenden Mitteln umzusetzen. Da alle Künstler, die ich im Folgenden mit einer Arbeit vorstellen möchte, eine akademische Ausbildung haben, stellt sich für mich die Frage, ob der Weg nicht über die Einrichtung neuer Lehrstühle gehen muss, die die Textilkunst, nicht aber das Textildesign in den Mittelpunkt der Lehre stellen. Leider machen sich auch nur wenige TextilkünstlerInnen auf den Weg und versuchen in den Bereichen Zeichnung, Bild, Skulptur, Installation, Performance und anderen Kunstbereichen, sich an Wettbewerben zu beteiligen oder sich um Stipendien in diesem Bereich zu bemühen.


Nun aber zu einer kleinen Auswahl an Werken : 


  Woly Werner, Aus sich selbst, 130 x 66 cm, 1956, gewirkt  



Inge und Fritz Vahle, Ohne Titel, 183 x 94 cm, 1959, Applikationsarbeit
Jean Lurcat, Soleil de Paris, 236 x 245 cm, 1962
Elisabeth Kadow, Komposition XV, 240 x 80 cm, 1962
Liselotte Engelhardt, Perlensarbeiten, 1962, 1964

Hedwig Klöckner-Triebe, Bewegung zum Kreis, 28 x 53 cm, 1967/68
Karl Wollermann, Fischvase mit Granatäpfeln, 34 x 34 cm, 1969
 
Hedwig Klöckner-Triebe, Verstreute Wege, 33 x 49,5 cm, 1978


Dieser Ausschnitt soll Ihnen einen kleinen Eindruck von der Vielfalt und Ausdrucksstärke dieser Werke vermitteln.. Es waren ausserdem noch Entwurfszeichnungen und Skizzen zu sehen. Beeindruckend die großen Bildteppiche aus dem Opernhaus in Dortmund, die in den sechziger Jahren von verschiedenen Künstlern entworfen und von der Nürnberger Gobelinmanufaktur umgesetzt worden sind.

Sollten Sie zu ausgestellten Künstlern recherchieren wollen, hier die Namen:

Hubert Berke (1908 - 1979)
Liselotte Engelhardt (1918 - 2002)
Harry Fränkel (1911 - 1970)
Irma Goecke (1895 - 1976)
Irene Goethert-Merz (1924)
Lotte Hofmann (1907 - 1981)
Elisabeth Kadow (1906 - 1979)
Gerhard Kadow (1909 - 1981)
Hedwig Klöckner Triebe, (1908 - 1998)
Jean Lurcat (1892 - 1966)
Alen Müller-Hellwig (1901 - 1993)
Ernst Wilhelm Nay (1902 - 1968)
Fritz Vahle  (1913 - 1991)
Inge Vahle  (1915 - 1989)
Woty Werner (1903 - 1971)  
Fritz Winter (1905 - 1976)
Karl Wollermann (1904 - 1993)


Viel Spass dabei!

Mittwoch, 25. Februar 2015

Freitag, 20. Februar 2015

Filzlust - Experimente mit der Nadelfilzmaschine

von Judith Mundwiler

Ich stelle Ihnen heute die Technik des Trockenfilzens vor. Ich bin immer wieder fasziniert von den vielen tollen Möglichkeiten, die mit etwas Experimentierfreude entdeckt werden können!

Schriftzug: Strickwolle auf Papier aufgenadelt

Vor allem, weil man mit diesen feinen Nadeln mit Widerhaken auch Stoffe so verändern kann, dass sie eine ganz neue Oberflächenstruktur erhalten. Oder es entsteht durch stetes Aufeinandenadeln von Materialien eine dichte Filzige Struktur.

Seit ein paar Jahren sind auf dem Markt so genannte Embellisher oder Punchingmaschinen (Nadelfilzmaschinen) erhältlich. Diese Maschine sieht aus wie eine Nähmaschine, hat aber keine Fadenführung. Sie besteht lediglich aus einem Motor mit Getriebe, einem Nadelkopf mit 5-11 Nadeln (je nach Marke) , einem transparenten Nadelschutz über den gesamten Nadelkopf, einem Handrad, einer Stichplatte mit je einem Loch pro Nadel, einem Fussel- Behälter und Fußpedal mit Stromanschluss.

In der herkömmlichen Filztechnik, wo mit Seife und Wasser gearbeitet wird, verhaken sich die Wollfasern mit ihrer Schuppenstruktur durch Reiben so ineinander, dass ein fester Grundstoff, der FILZ, entsteht.
Mit manchen Wollfasern, die sich gut filzen lassen, können auch dünne Seidenstoffe oder synthetische Gewebe eingefilzt werden. Diese Technik nennt man NUNO-FILZ.
Beim Trockenfilzen wird eine feine, kantige Nadel mit mehreren Widerhaken verwendet. Mit dieser Nadel können Wollfasern (Kardwolle) und Wollfäden auf einem weichen Untergrund (Styropor oder Schaumstoffkissen) mit schnellen Auf- und Ab-Bewegungen von Hand ineinander gezupft, also verfilzt werden.

Beim maschinellen Trockenfilzen (auch Punchen oder Embellishen genannt) lassen sich Fasern und Stoffe zusammen verbinden, die durch das Nassfilzen nicht oder nur schwer zusammenfilzen würden. Dies eröffnet unzählige Möglichkeiten für die Gestaltung von neuen Grundstoffen.
Auf weiche Materialien wie Filz, Wollstoff, Walkstoff, Lodenstoff, dünne Baumwolle, Seidenstoffe, Tüll, Chiffon, Gaze können Kardwolle, Stoffresten, Strickwolle, Garne, Bänder etc. aufgefilzt werden. Das Produkt ist ein neues Grundmaterial, welches zu Gegenständen oder Objekten weiterverarbeitet werden kann. Oder man gestaltet ein Bild, welches weiterverziert wird mit Stickereien oder Collagen.
Eine weitere faszinierende Möglichkeit ist das Verändern von transparenten Stoffen durch das Punchen (nadeln oder „nöödele“). Die Stoffe ziehen sich durch den Punchingvorgang zusammen und es entstehen wunderschöne geraffte Strukturen. Diese Stoffe lassen sich sehr gut zu Lichtobjekten, Fensterschmuck oder Körperschmuck verarbeiten.

Hintergrund: Filz/Putzlappen, dann ein Stück Seide mit einem missratenen Kopierdruck, farbige Chiffontücher, weisser Seidenchiffon

Hintergrund Filz, farbige Organza, Alufolie von Schokolade, Angelinafasern, Rand: Filz, Transferfolie, farbige Chiffontücher
Détail

Hintergrund: Grauer Wollfilz, Transferfolie. Buchstaben: Wollfilz, kleine Stücke von farbigen Chiffontüchern.

Détail

Hintergrund: Alter gestrickter Pullover. Kreise: Auf der Rückseite Wollfilzkreise aufgelegt und von der Rückseite her nach vorne genadelt.

Hintergrund: Schwarzer Wollfilz, Transferfolie, farbige Wollfilzstücke (orange) vorne aufgelegt und genadelt. Schwarze Kreise von der Rückseite her genadelt. Rosa Dreiecke von Hand gestickt und übernadelt, grüner Wollfaden aufgenadelt


Vorgehen beim Trockenfilzen


Sicherheit:

Anleitung des Herstellers genau lesen. Z.T. gibt es im Internet kleine Filmchen, wo die einzelnen Techniken gezeigt werden.
Kontrollieren, dass der Fingerschutz richtig montiert ist. Bei den meisten Modellen kann er höhenverstellt und so der Dicke des zu filzenden Materials angepasst werden.
Kleine Stoffstücke oder Wollschnipsel dürfen nie mit dem Finger unter den Schutz geschoben werden. Das Material nur vor und hinter der Schutzvorrichtung vorsichtig festhalten, ev. überschüssiges Material wenn zu groß, nach dem Filzen wegschneiden!
Kleine Stoffschnipsel, die man nicht festhalten kann, können auch mit einem Stück Chiffon überdeckt und so festgefilzt werden.

Material:

Das zu filzende Material darf nicht zu dick oder zu hart sein.
Dicke Möbelstoffe, Jeansstoffe, Industriefilz, Stoffe mit Metallfäden oder mit sehr starker Appretur sollten nicht verwendet werden, oder nur mit großer Vorsicht. Hier ist zu empfehlen, die dickeren Filznadeln in die Maschine zu montieren.
Geeignet als Grundmaterial sind Bastelfilze, Wollstoffe, Walkloden, weiche Putzlappen (erhältlich bei J.Mundwiler), KUNIN-Filz (Synthetischer Filz, der sich mit dem Heissluftfön schmelzen lässt) weiche, dickere Filze bis höchstens 4mm Dicke
Geeignet zum Auffilzen ist Bastelfilz, Kardwolle oder Märchenwolle, Garne, Strickwolle, Bänder, Chiffon, Vorhangstoffe, Gaze, Seidenstoffe, Pannesamt (Fasnachtsstoff), Japanpapier, Stoffresten in diversen Materialien, nicht zu dick.

Nadelbruch:

Nie zu dicke Schichten Filzen, lieber das Material nebeneinander legen
Am Ton des Einstechens der Nadeln hört man, ob das Material zu dick ist...
....oder ob die Nadeln stumpf sind.
Tipp: Pedal ganz nach unten treten= schnelle Nadelbewegung, und Material langsam unter der Maschine führen. Bei zögerlichem Filzen besteht die Gefahr, dass die Nadeln eher brechen.
Die Nadeln brechen, wenn sie stumpf sind oder wenn zu fest und zu ruckartig am Stoff gezogen wird. Ebenfalls heikel sind die Ränder der Arbeit.
Nie mit einer gebrochenen Nadel weiterarbeiten, da würden nur noch mehr Nadeln brechen!!
Beim Auswechseln der Nadel immer Maschine vom Strom nehmen und Bedienungsanleitung beachten.

Filzvorgang:

Filzgut unter die Nadeln legen.
Das Fusspedal betätigen (schnell) und ganz langsam Filzgut verschieben
Die Bewegungen auf und ab, hin und her, kreuz und quer betätigen. Kontrollieren, ob die Stücke richtig liegen, Sie könnten nun ev. nochmals entfernt und neu platziert werden.
Nun mit hoher Motor Geschwindigkeit und bedächtigen, nie ruckartigen Bewegungen das Material bewegen, bis der gewünschte Effekt entsteht.
Bei den Rändern darauf achten, dass immer alle Nadeln auf dem Stoff sind, sie brechen sonst gerne
Ist man fertig mit Filzen: Bei Maschinen mit Nadelstopp oben (Pfaff): geduldig warten,bis der Nadelkopf ganz ruhig ist. Manchmal macht die Maschine noch einen unverhofften letzten Stich. Bei den anderen Maschinen (Merrylock) zuerst den Nadelkopf am Handrad ganz nach oben drehen! Material entfernen.
Das Filzmaterial nie schnell drehen. Es sind 5-11 Nadeln, da kann man nicht wie bei der Nähmaschine mit einer Nadel in eine Ecke nähen und das Nähgut drehen, wenn die Nadel unten ist.....!!!!
Ab und zu den Fusselbehälter leeren.

Bedruckter Putzlappen

Farbige Chiffontücher werden aufgenadelt. Chiffon zieht sich sehr stark zusammen!

Mit Nähmaschine und Goldfaden Blumenmotive sticken.

Mit Blumen, welche auf wasserlöslicher Folie gestickt wurden, ergänzen. Genaue Anleitung dazu finden Sie in unserem Buch: "Siebdruck auf Stoff " von Judith Mundwiler und Gabi Mett.

Bedruckte Rebgaze vor und nach dem Nadeln. Die Fäden ziehen sich sehr zusammen, es entsteht eine völlig neue Oberflächenstruktur.

Bedruckte Pongéseide wird auf Wollfilz genadelt.

Hier sieht man gut, dass der Stoff, welcher aufgenadelt wird, "zerstört" wird.

Noch ein paar weitere Ideen zum Experimentieren: 

Oranges Japanpapier zwischen Rebgaze

Goldene Alufolie zwischen weissem Spinnvlies, Rebgaze und Seidenchiffon

Gesticktes Quadrat aus Afganistan-Stickprojekt auf orangem Wollfilz. Mit lila und rosa Strickwolle gestickt, überfilzt. Zick-Zacklinie: Auf der Rückseite hellblauer Filz in Zackenmuster aufgelegt und von hinten gefilzt. Violette Dreiecke vorne aufgefilzt und von hinten weitergefilzt (oben, deshalb gibt es den orangen Schimmer darüber)

Hintergrund: Schwarzer Wollfilz, Stück von einem alten T-Shirt, diverse Stoffresten aufgenadelt und bestickt von Hand

Détail

Hintergrund: Violetter Wollfilz mit bemaltem Vliesofix beklebt. Farbige Kardwolle aufgenadelt (nur wenig gefilzt). Bestickt mit Nähmaschine und von Hand.

Farbige Kardwolle-Kreise auf Vorhangorganza. Die Organza zieht sich zusammen beim nadeln.

Hintergrund: Synthetische Vorhang-Organza. Blumen: Quadrate in der Mitte auffilzen. Sie ziehen sich zusammen zu Blumen.
Hintergrund: Schwarzer Wollfilz. Farbige Organzastücke von vorne auffilzen. Dann von hinten Spiralen filzen. Spiel mit den Fasern vom Hintergrundstoff. Wenn Sie von hinten filzen, werden die schwarzen Fasern nach vorne gebracht und geben so wunderschöne Muster auf der Vorderseite.
Hintergrund: Weisser Wollfilz/Putzlappen. Weisser Futterstoff in Falten legen und jede Falte gut von vorne und von hinten nadeln. Schwarze Kringel: Lange Schafhaare

Wenn Sie Lust bekommen haben an dieser Technik und selbst experimentieren möchten: Sie können bei mir die Merrylock SP1000 bestellen.
Weitere Infos dazu auf meiner Webseite unter "Verkauf".


Viel Spass, seien Sie mutig und probieren Sie verschiedene Materialien aus! Es wird halt je nachdem einige Nadeln kosten......

Mittwoch, 18. Februar 2015

Freitag, 13. Februar 2015

Gast - Blog

von Selma Berger

Angefangen mit Nadel und Faden hat es schon im meiner Kindheit: neben meiner Mutter am Boden sitzend vor einem Korb voller Fäden. Sie am Webstuhl, tschack-bum, tschack-bum, das Schiffchen saust von rechts nach links und von links nach rechts, ihre Füsse hantieren flink mit den Tritten, während sie mit den Armen die Lade kräftig vor und zurück schlägt. Unter meinen Händen entstehen Püppchen, Tiere und fremde Wesen, später dann gestrickte und gehäkelte Kleidchen und Accessoires für meine Puppen. Dazwischen die Katze, die allem Beweglichen nachrennt und sich auf meine Wollknäuel stürzt.
Dann wurde es lange Zeit still in meiner textilen Seele. Ich wurde Werklehrerin und tobte mich in verschiedenen Materialien aus. Bis dass mich der Filz zur Wolle führte und schlussendlich wieder zu den Fäden. 



Hier bin ich nun und führe den Weg konsequent weiter, die Fäden bewegen und überkreuzen sich, werden zur Schrift geformt und bringen meine innersten Gedanken zum Vorschein. 




Ein Spruch, ein Satz, der mich durch den Tag begleitet, sticke ich auf einen „Blätz“ eines ausgedienten Kleidungsstückes, umrande ihn mit Bänder, die ich auf der ganzen Welt gesammelt habe. 




Wie ein Tagebuch reihen sich die Stücke aneinander und lassen meinen inneren (Heilungs-)prozess sichtbar werden.





Durch eine schwere Erkrankung wurde das Leben von Selma Berger, in den Grundfesten erschüttert und in Frage gestellt. Auf dem Weg zurück ins Leben fand sie, zu ihrer Unterstützung, diese Leitsätze. Sie sind zugleich Antworten auf die Frage: „ Was ist wesentlich in meinem Leben?“ 

Ursula Suter










Mittwoch, 11. Februar 2015

Samstag, 7. Februar 2015

Die Ziegelei Oberwil – Arbeitsstätte für ein kunterbuntes Völkchen, Teil 2


von Grietje van der Veen


Bis jetzt habe ich Künstler vorgestellt, deren Ateliers sich im 4. und 5. Stock des Gebäudes H befinden. Jetzt gehen wir in den 3. Stock, wo sich Thomas Woodtli befindet. Er ist ein bekannter Tausendsassa: Malerei, Fotografie, Grafik, Inkjetdruck auf Glas, Kunst am Bau, auch Transferdruck auf Stoff. Immer wenn ich aus dem Lift trete, fällt mein Blick auf dieses Bild, das er im Treppenhaus aufgehängt hat. Ich liebe es.

Thomas Woodtli, Bild im Treppenhaus

Thomas Woodtli in seinem Atelier
Ich verstehe nicht, weshalb ich immer denke, in meinem Atelier herrsche Chaos. Aber Thomas behauptet, er könne nicht kreativ sein, wenn er nicht alles um sich hat. Das erhöhe die Spontanietät.
Wenn Sie mehr von ihm wissen möchten, dann klicken Sie HIER
 
In Haus M sind Richard Zihlmann  und Vlasta Martinec zuhause. Richard malt realistische Bilder. Er hat 2 Riesenpanoramas (jedes über 10 m. lang) gemalt, eins von den Alpen und eins von Basel. Beide hängen im KKLB Beromünster. Den Link zum KKLB finden Sie HIER
Richard Zihlmann mit einem seiner letzten lebenechten Bilder
Richard Zihlmanns Website finden Sie  HIER
 
Vlasta Martinec ist freischaffende Architektin und Malerin. Sie weist eine beeindruckende Ausstellungsgeschichte auf. In vielen ihrer Bilder steht der Mensch im Mittelpunkt. Sie bereitet  sich gerade auf eine Ausstellung mit Richard Zihlmann und Philipp Rueff vor.
HIER finden Sie ihre Website.

Vlasta Martinec
 Last but not least hat im Haus T Philipp Rueff sein Atelier, Experte in multimedialer Gestaltung: Design, Soundtracks. Aber auch Acrylbilder und Fotografie. Kurzum: ein Hansdampf in allen Gassen.
Philipp Rueff vor einem seiner Bildschirme
Seine Website finden Sie HIER

Es gäbe noch vieles zu erzählen von dem Völkchen in der Ziegelei. Ich möchte aber nun noch einige Bilder meines Ateliers zeigen, denn schliesslich gehöre ich ja auch dazu.

Mein Privatatelier ist der Ort, wo ich die Arbeiten mache, für die ich keine Nähmaschine brauche.
Eingang zum Privatatelier
Hier mache ich Büroarbeiten und sticke von Hand an meinen Werken. Zurzeit arbeite ich an einer Serie, in der handgefärbte Baumwollstoffe mit Seidenstoffen verbunden werden. Aus meinem Fundus habe ich  ausgediente Seidenstoffe wie alte Blusen, Nachthemden und Foulards rausgesucht, die ich je nach Projekt teilweise ent- und überfärbe.

Ein Tisch voller Seidenreste
 Mehr will ich noch nicht verraten. Da die Arbeiten wegen der Handstickereien sehr langsam vor sich gehen, dauert es natürlich seine Zeit, bis ein grosses Werk fertig ist. Vor allem, wenn noch andere Tätigkeiten anstehen.

Zum Sticken gehören natürlich Garne. Grün als Beispiel für ander Farben
Der Kursraum teilt sich wegen der Querbalken zwingend in drei Abschnitte auf. 
So präsentiert sich der ganze Raum beim Eintreten
Ganz hinten beim Fenster befindet sich meine (halb)private Ecke, wo ich zuschneide, mit der Maschine nähe und bügle. Beidseitig gibt es eine Bibliothek, links mit Büchern über klassische Kunst. Rechts mit textiler Literatur. Bellestristik hat in meiner Wohnung in Muttenz einen Platz gefunden.
Bibliothek links
Bibliothek rechts, Vorne der erhöhte Schneidetisch
Einer der vier Nähmaschinentische
Im ersten Raumteil stehen rechts während der Kurse vier Tische mit Nähmaschinen. Der eine Tisch (auf dem Foto) ist noch bedeckt mit den Materialien für den Transferkurs, der letzte Woche hätte stattfinden sollen, aber wegen der Grippewelle verschoben werden musste. Ich hoffe, wir finden einen baldigen Ausweichtermin.
Links im Vorderteil befindet sich der Färbebereich, den habe ich vergessen zu fotografieren.
 
Im Mittelteil des Raums stehen grosse Tische, wo die Kursteilnehmerinnen arbeitend zusammensitzen und sich auf diese Weise gut mit einander unterhalten können. Zum Zuschneiden, Nähen und Bügeln begibt man sich in die anderen Raumteile. Durch diese Fluktuationen ergeben sich ständig neue Kontaktmöglichkeiten unter den Frauen. 
Mittelteil mit zwei grossen Tischen
Im Mittelteil stehen zwei Designwände.
Die beiden Designwände sind mein Experimentierfeld. Schon lange, bevor ich überhaupt anfange, werden die Materialien auf- und umgehängt, bis ich klarer sehe.

Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht, dass Sie so lange auf meinen Beitrag haben warten müssen. Es ging leider nicht anders.