Freitag, 18. April 2014

3 Ausstellungstipps


von Cécile Trentini

Tipp 1
Gerhard Richter: Streifen und Glas

Gerhard Richter ist nicht nur der weltweit teuerste lebende Künstler, sondern sicher auch einer der variantenreichsten. Seine Werke umfassen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Düster- und Heiterkeit, intuitiv und analytisch Geschaffenes.

Das Kunstmuseum Winterthur zeigt seine neuesten Gemälde aus den letzten zwei Jahren.


Auch hier wieder ein kontrastreiches Programm. Einerseits Arbeiten, für die Richter Glasscheiben auf Lachen aus Lackfarbe drückte




Andererseits die strengen, digital konzipierten und per Inkjet produzierten "Strips", die aussehen wie bunte, horizontale Strichcodes.





Spannend auch die Gegenüberstellung von Bildern und Glasskulpturen:




Zu diesem Teil der Ausstellung findet man einen interessanten Video Bericht auf der Webseite des Museum.

Ebenso interessant ist die zweite Richter Ausstellung, die in einem anderen Trakt des Museums gezeigt wird. Das Kunstmuseum Winterthur besitzt die weltweit umfangreichste Sammlung an Papierarbeiten des Künstlers und zeigt eine spannende Auswahl davon.


Ausschnitt aus: November, 2008 Inkjet auf Papier, 54 Blätter


Eine bearbeitete Postkarte

1.6.1999, 1999 Bleistift auf Papier

31.5.1999, 1999 Bleistift auf Papier


24-teilige Linoldruckserie "Elbe", 1957



Wer mehr von Richter sehen möchte, dem sei die Retrospektive empfohlen, die ab Mitte Mai in der Fondation Beyeler gezeigt wird.

Gerhard Richter Arbeiten auf Papier aus der Sammlung
Bis 27. Juli
Gerhard Richter: Streifen und Glas
Bis 21. April
Kunstmuseum Winterthur 

Informationen im Text aus einem Bericht zur Ausstellung im Tages Anzeiger vom 18. Januar 2014


Tipp 2
Japanische Plakatkünstler
Kirschblüten und Askese

Das Museum für Gestaltung in Zürich zeigt über 300 Arbeiten aus den Jahren 1955 bis heute. Werke der drei Altmeister Shigeo Fukuda, Kazumasa Nagai und Ikko Tanaka, sowie zahlreicher Künstler der jüngeren Generation.

Aus dem Ausstellungsflyer:

"Japan fasziniert mit einer einzigartigen Plakatkultur, die seit den 1970er Jahren weltweit an Festivals und in Ausstellungen enthusiastisch gefeiert wird.



Poetische Sinnlichkeit



und mystische Botschaften




fesseln das westliche Auge ebenso wie freche Provokation



und die Negierung aller vermeintlichen Regeln visueller Kommunikation.





Als hochästhetisches Indoor-Medium, das weniger kommerziellen Zwecken dient, sondern vorwiegend soziale, politische und kulturelle Botschaften vermittelt,




erfüllt das japanische Plakat heute einen ganz anderen Auftrag als in westlichen Gesellschaften. Es möchte dem gehetzten Blick des Passanten einen Moment der Schönheit und visuellen Entspannung bieten und ihn emotional berühren."


Einige Plakate sind eindeutig als Produktwerbung zu erkennen, bieten aber auch hier ein ganz anderes Seherlebnis als die uns gewohnten Werbeplakate



Entdecken Sie die Flasche mit dem Getränk für das hier eigentlich geworben wird?





Die Exponate waren zum Teil schwierig zu fotografieren, da sich die Beleuchtung stark in den unter Glas gerahmten Plakaten gespiegelt hat. Ich hoffe, dass ich trotz der manchmal unbefriedigenden Qualität der Bilder, einen guten Eindruck dieser äusserst spannenden Ausstellung vermitteln konnte. Ich muss mich auch dafür entschuldigen, dass ich es versäumt habe, zu jeder Aufnahme mir die entsprechende Werknummer zu notieren und deshalb die Plakate ohne Quellenangabe zeigen muss.

Auf der Webseite des Museums ist ebenfalls eine interessante Video Vorschau auf die Ausstellung zu sehen


Japanische Plakatkünstler

Kirschblüten und Askese

Museum für Gestaltung Zürich
Bis 25.5.2014

Tipp 3
Victor Vasarely - Die Wiederentdeckung des Malers

Einen ganz unerwarteten Einblick in das Werk dieses Künstlers bietet das Museum Haus Konstruktiv in Zürich.
Natürlich sind auch die (all)zu bekannten geometrischen Op-Art Werke vertreten

Stri-Öt, 1979

Basq, 1973

Cheyt-rond-va, 1970


Die eigentliche Entdeckung liegt aber im Frühwerk des Künstlers: Abstrakte Kompositionen, die von durchaus gegenständlichen Motiven inspiriert wurde.

z.B. von Kieselsteinen und Muscheln

tampico, 1953


Sauzon, 1950


oder von Fenster und Stadtsilhouetten im Gegenlicht

Kallion. 1949 - 1951

llava 1948 - 1951


Geometrische Kompositionen, die klar als Vorläufer seiner später entwickelten Formensprache zu erkennen sind

Biadan 1959


Citra, 1957

Encelade 1956 - 1959

ob-bleu 156 - 1963

R-Cassiopée 1956 - 1960

Nach dem Besuch der Ausstellung kann man der Bemerkung auf dem Ausstellungsflyer nur zustimmen: Vasarely, ein zu Unrecht in Vergessenheit geratener Künstler.

Victor Vasarely - Die Wiederentdeckung des Malers

Museum Haus Konstruktiv, Zürich

Bis 18. Mai 2014

Eine weitere "Ausstellung", die zeitgleich im Haus Konstruktiv gezeigt wird, möchte ich Ihnen ebenfalls empfehlen: Delphine Chapuis-Schmitz, eine Künstlerin und promovierte Philosophin, konzipierte für den Zeitraum zwischen Ende Februar und Anfang September 2014 ein künstlerisches Projekt mit Audioguides. Verteilt im gesamten Museum findet der Besucher auf Wände, Böden und Türen Nummern, die er auf dem zur Verfügung gestellten Audioguide anwählen kann, worauf er von der Künstlerin vorgelesene Textpassagen hört. Bei der Auswahl dieser Texte, die teils in deutscher, teils in französischer und englischer Sprache verfasst sind und aus Künstlerschriften, Literatur, Philosphie oder auch aus dem Lexikon stammen, hat sich Delphine Chapuis-Schmitz von der Umgebung, den Räumen des Museums inspirieren lassen. "Die Hör-texte und ihre Lokalisierung bilden zusammen einen dem Ort immanenten Denk-Raum" (Zitat aus dem Ausstellungsflyer).

Auch wenn man nicht die Zeit oder Ausdauer hat sich alle 136 Texte anzuhören, die einem sicherlich auch sehr unterschiedlich ansprechen, so lohnt es sich doch, eine Weile in dieses Projekt einzutauchen und die eine oder andere "Textperle" mitzunehmen. Eine davon, die mich besonders angesprochen hat, möchte ich Ihnen zum Abschluss dieses Beitrags für Ihren nächsten Museumsbesuch mit auf den Weg geben:

"Der Besuch einer Ausstellung ist dem Lesen eines Textes vergleichbar. Und zwar eines Textes, den der Besucher nicht nur liest, sondern auch selbst verfasst. Das eigentliche Spiel einer Ausstellung spielt sich letztlich im Kopf des Besuchers ab."

2 Kommentare:

  1. Christl K., Dresden18. April 2014 um 09:15

    "Gerhard Richter: Streifen und Glas" -Ausstellung wurde ebenfalls im Dresdner Albertinum gezeigt und ich war sehr beeindruckt. Die Farbwahl und Stimmigkeit nehme ich gerne als Anregung für meine eigenen "kleine Werke". Ein Besuch dieser Ausstellung ist sehr zu empfehlen.

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  2. Vielen Dank für diese Tipps, für die Anregungen und das "Augenfutter"!

    Liebe Grüße Luitgard

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