Freitag, 30. August 2013

Von Lugano nach Haslach


von Grietje van der Veen

 

Lugano

Oktober 2012 besuchte ich an der TexArtAcademy in Lugano den Kurs „Make Your Mark“ mit der kanadischen Künstlerin Dorothy Caldwell. Ich hatte 2008 ihre Soloausstellung am Festival of Quilts in Birmingham gesehen, die mich sehr beeindruckte. Stundenlang hätte ich da sitzen können und ihre grossen Werke bewundern können. Es ging eine solch grosse Ruhe davon aus.
Dorothy ist eine Expertin in Kanthastickereien. 1997 erhielt sie ein Stipendium, um in Indien Frauenkooperationen zu studieren, die die Kanthastickereien neu belebten. (Gaby Mett hat auf diesem Blog schon über Kanthastickereien berichtet.)

Dorothy beim Auspacken kleiner Geschenke
 Dorothys Workshop in Lugano begann indes nicht mit Textil, sondern mit Papier. Wir pinselten Zeichen auf verschiede Papiersorten, brannten welche in Transparentpapier oder Buchseiten, russten Seiten und kratzten auch hier wieder Zeichen rein.

 
 
Gesamtkunstwerk aller Teilnehmerinnen
 

Zeichen in Russ

Eingebrannte Zeichen

 Nach vielem Experimentieren wandten wir uns dem Textil zu und stickten auch hier Zeichen rein.
Hier zwei schöne Beispiele von Kanthastickereien, die Dorathy mitgebracht hatte.






Irgendwann wurde dann Ordnung in die Zeichen-Sammlung gebracht. Es entstanden Leporellos und einfach geheftete kleine und grosse Bücher.

Ein winziges Büchlein mit einem interessanten Rücken

Eine Sammlung von Leporellos

Haslach

Zur Vertiefung der Papiermaterie belegte ich in Juli dieses Jahres in Haslach den Kurs „Papier, das Buch als Medium“ bei der österreichischen Künstlerin Beatrix Mapalagama. Auch sie hat in verschiedenen Erdteilen wie China (Kalligrafie) und Ägypten (Bildhauerei) studiert, fühlt sich also neben ihrer Papierkunst in vielen anderen Kunstrichtungen zuhause. Bei ihr konnten wir verschiedene Papiere schöpfen und lernten mehrere Möglichkeiten, die Papiere zu einem Buch zu binden.

Beatrix hatte Puple aus alten Jeans mitgebraucht, mit der man tolle Papiere schöpfen konnte. Hier kommt eine Prägung  mit krätiger Spitze rein.



Ein Netz gibt einen unerwarteten Durchblick

Nach dem Pressen werden die Blätter zum Trocknen ans Fenster geklebt.

Die Blätter werden gefaltet und gebunden



Jetzt kommt der Einband


Daniela brannte Löcher in ihren Papierseiten (aus Zeitungspulpe geschöpft) in Erinnerung an den kettenrauchenden Yves Montand und widmete das Buch dem französischen Poeten Jacques Prévert, der das Lied „Les feuilles mortes“ geschrieben hatte.
 





Ihr (fast) fertiges Buch
Einige Kursteilnehmerinnen zersägten  Bücher und wandelten sie zu Kunstwerken um.





Ein  Buchobjekt mit Durchblick
Hier sind die Website-Adressen der Kursleiterinnen , falls Sie mehr über sie erfahren möchten:

http://dorothycaldwell.com
http://www.papierwespe.at/

Mittwoch, 28. August 2013

Herbstkurse

von Grietje van der Veen



Heute möchte ich auf die beiden Herbstkurse "Textile Spielereien" und "Shibori" dieses Jahres in meinem Atelier aufmerksam machen. In beiden sind noch Plätze frei. Jeder Kurs, den ich anbiete, findet nur einmal pro Jahr statt.

1. Shibori – eine jahrhunderte alte Tradition neu entdeckt


Über Shibori habe ich ausführlich in meinem Blog-Beitrag vom 15. März 2013 berichtet. Hier nochmals das Wichtigste:
Shibori ist eine japanische Reservemethode, mit der Sie Muster auf Stoff zaubern können. Sie nähen, falten, umwickeln, schieben, verdrehen oder klemmen Teile des Stoffes ab. Beim Färben bleiben die reservierten Stoffteile von der Farbe unberührt, wodurch spannende Gebilde wie gewellte Linien, Kreise, Blätter, Blumen, Sterne entstehen. Charakteristisch für Shibori sind die unscharfen Kanten der Muster. Sie lernen in diesem workshop die wichtigsten traditionellen Shiborimethoden – Ab- und Einbinden, Nährerservierung, Falten und zwischen Gegenstände klemmen und Arashishibori - sowie den Gebrauch von Reaktivfarben kennen. Die Proben werden zu Hause gespült und gewaschen und am nächsten Kurstag zum Bewundern wieder mitgenommen. In der Folge überarbeiten Sie einige der hergestellten Musterstücke mithilfe von weiteren Reservierungsmethoden, Überfärben oder Entfärben.

Stufe: Anfänger
Kursdaten: Sa., 12. und So., 13. Oktober 2013



2. Textile Spielereien: Rollen, Flechten, Wickel
Der Kurs „Textile Spielereien: Rollen, Flechten, Wickeln“, der auf meiner Website für 2 Wochenenden ausgeschrieben ist, wird dieses Jahr zu einem Wochenende zusammengefasst. Er wird definitiv stattfinden.
„Textile Spielereien“ ist ein Kurs für Leute, die gerne frei und spielerisch mit Textilien umgehen und die Lust haben, sich auf Spontanes, Unerwartetes einzulassen. Stoffstreifen werden gewebt (mit Flechtnadel, nicht auf Webrahmen), gewickelt, gerollt, umwickelt, genäht und bestickt oder bedruckt. Es entstehen faszinierende Textilkreationen, seien sie zwei- oder dreidimensional: Wandschmuck, Accessoires, Freihängendes, Körbe, Vasen, Skulpturen. Der Kurs bietet die ideale Möglichkeit, liebgewonnenen, aber nicht mehr gebrauchten Textilien eine neue Bestimmung zu geben.

Stufe: Anfänger
Kursdaten: Sa., 28 und So., 29. September 2013

Hier einige Bilder zu diesem Kurs:


Für dieses Wollgräser wurde Wäscheleine mit Stoffstreifen wumwickelt



Die winterlichen Rebstöcke wurden aus mit Garn umwickelte Gartenschnurgefertigt


Tiefsee-Röhrenwürmer aus Stoffstreifen, mit Fancygarnen umwickelt


In Streifen geschnittene Katalogseiten verwebt



Garn mit Jute verwebt. Schwemmholz hinzugefügt


Tasche aus Batikstoffen gewebt








Freitag, 23. August 2013

Die Grösse Macht's!



Ein Kursbericht von Cécile Trentini

Der Sommer ist offensichtlich die Zeit der Wochenkurse: Judith Mundwyler berichtete vor zwei Wochen von ihrem spannenden Kurs im Burgund; ich hatte die Gelegenheit, ich möchte fast sagen das Privileg, Ende Juli einen einwöchigen Kurs im Potter's Farm Studio in England zu geben.

 
Potter's Farm Studio ist ein fantastisches Atelier, das die Textilkünstlerin Claire Benn (zusammen mit Leslie Morgan bildet sie Committed to Cloth) an ihrem Wohnort in Betchworth, etwas ausserhalb von London, in einer umgebauten Scheune eingerichtet hat.



Drucken und Entwerfen war unser Thema und zwar sowohl im Kleinen, wie auch im Grossen. Es ging darum diese Begriffe zu erforschen, mit ihnen zu spielen, die Wechselwirkung zwischen gross und klein zu erkunden. Kontrast, Spannung, Gleichgewicht waren einige der Themen, die dabei untersucht wurden.

Wir druckten auf kleinen Flächen (30 x 30 cm)...

Wobei zuerst nur eine Farbe und eine Form zur Verfügung standen

und auf grössere Flächen.

Yvonne bei der Arbeit

Ein Stoff von Stephanie

Ein Stoff von Brigitte

Nochmals ein Stoff von Brigitte

Die bedruckten Stoffe wurden zu kleinen Werken (maximal A4) verarbeitet

Miniature von Brigitte Lüthi

Miniature von Lilo Jäger

Miniature von Sylvia Egli

Miniature von Yvonne Berther

Miniaturen von Ingrid Battistini
Miniature von Stephanie Hofer


Oder auch zu ganz Grossen

Dieses Werk würde ein Format von 300 x 150 cm aufweisen!

Ein "Gemeinschaftswerk", das perfekt illustrierte, dass eine Arbeit manchmal einfach eine gewisse Grösse braucht, um zu wirken… und zu spannenden Diskussionen und Überlegungen führte beim Platzieren der einzelnen Blöcke. Es gäbe unzählige Varianten. Hier die zweite, die wir erarbeitet haben:



Die an den ersten zwei Kurstagen bedruckten Stoffe dienten dann als Ausgangslage für einen Quiltentwurf;

Arbeit von Ingrid
 
Lilo's Farbpalette zu ihrem Stoff


Sylvias Auswahl

wobei manche schon sehr weit gediehen


Das fertige Quilttop von Brigitte

Eine spannende, grossformatige Arbeit von Yvonne

Gross und klein / Klein oder gross: die Grösse macht's!
Ein wirklich spannendes Thema, das wir noch lange hätten weiter erforschen können!